Der Vorgarten – vor unseren Eigenheimen oft eine vertane Chance: Obwohl er einen beträchtlichen Teil des uns zur Verfügung stehenden Gartenlandes einnimmt, sieht mancher Vorgarten aus wie eine Wüste mit ein paar Andeutungen von Grün. Dabei kann der Vorgarten mit der richtigen Vorgartengestaltung durchaus zu einem Lebensumfeld werden, das gerne und gut genutzt werden kann. Lesen Sie nachfolgend einige Anregungen in diese Richtung.
Vorgartengestaltung „mit Sinn“ macht Sinn
Der klassische Vorgarten wird in Deutschland vor allem als repräsentative Fläche begriffen, die jedem Besucher schon einen ersten Eindruck vermitteln soll, auf welche Art Menschen er im jeweiligen Eigenheim treffen wird. Er soll auf jeden Fall ein Bild von Ordnung und Sauberkeit vermitteln. Häufig soll/muss auf der hier zur Verfügung stehenden Fläche auch noch der PKW-Stellplatz und ein sichtgeschützter Standort für die Mülltonnen untergebracht werden. Gut aussehen soll er auch noch.
Ist bei diesem funktionsüberlasteten Aushängeschild des gesamten Haushalts wirklich Raum für Gestaltung? Ja, auf jeden Fall! Denn auch der klassische Vorgarten wird mit Pflanzen gestaltet. Dieser Vorgartengestaltung tut es sehr gut, wenn Sie eine einheitliche Linie verfolgen bzw. ein Motto zugrunde legen, an denen sich die Ausformung dann orientiert. So wird auch ein klassischer Vorgarten zu einem sehr individuellen Stück Lebensumgebung. Dabei muss es natürlich nicht bleiben. Sie können Ihren Vorgarten auch so gestalten, dass ganz andere Zwecke bzw. Funktionen in den Vordergrund treten. Hier einige Ideen und Beispiele für die Vorgartengestaltung, von traditionell bis außergewöhnlich.
Pflegeleichter Vorgarten im traditionellen Gewand
Wenn Sie am liebsten „einen ganz normalen“ Vorgarten vor Ihrem Haus sehen möchten, wird dieser am gepflegtesten wirken, wenn Sie a) Harmonie schaffen und b) dafür sorgen, dass dieser Vorgarten so pflegeleicht ist, dass die Harmonie möglichst wenig durch ungeplantes und ausuferndes Wachstum gestört wird. Harmonie schaffen Sie, indem Sie die Gesamtfläche in einer ausgewogenen Linienführung einteilen, die gerne ein paar geschwungene Formen aufweisen darf. Das ist Vorarbeit, die auf dem Papier auf einem Plan vorgenommen werden sollte.
Die Wege und Parkflächen werden nun mit einem pflegeleichten und natürlich wirkenden Belag ausgelegt. Sehr harmonisch wirkt es, wenn Sie ein Pflaster wählen, das ein Material aufnimmt, welches auch bei Ihrem Haus verbaut wurde. Nun wird die verbleibende Fläche mit den passenden Pflanzen belegt. Eine Hecke aus langsam wachsenden Heckenpflanzen bildet Strukturen. Auf den Flächen dazwischen wachsen Rasen oder Mini-Stauden, die mit oder ohne Blüten gut aussehen und wenig Pflege brauchen. Zur Straße hin darf dieser Vorgarten ein wenig „protzen“. Hier wird eine Hecke gepflanzt, die aus vielen einheimischen Heckenpflanzen besteht und sich von der Wuchsform her frei als Vogelschutzhecke entwickeln darf. Der Vorteil für Sie: Kein dauernder Heckenschnitt, sondern Sie kommen mit einer großen Astschere aus, mit der Sie (außerhalb der Brutzeiten) einfach alle Äste wegnehmen, die stören.
Beispiel: Vor dem schlichten Betonbau werden Wege und Stellflächen mit einem Betonpflaster in genau gleicher Farbe belegt. Kleine Buchsbaumhecken grenzen die Beetflächen ab, in denen Erika, verschiedene Fetthennen und Purpurglöckchen wachsen. Die Hecke zur Straße wurde von einer Fachgärtnerei aus recht langsam wachsenden Vogelschutz-Pflanzen zusammengestellt. Der Clou wächst auf den Rasenflächen. Hier wurde eine duftende Kräuter-Rasensamenmischung ausgesät, die langsam in schönem dunklen Grün wächst und herrlich duftet.
Der Vorgarten, „wie aus dem Ei gepellt“
Dieser Vorgarten wird fast nur mit immergrünen Pflanzen bestückt, die ihn das ganze Jahr lebendig wirken lassen. Wenn Sie möchten, können Sie natürlich einige schöne, zur Fassade passende Kübel in das Ensemble einbeziehen. Im Sommer können Sie diese mit blühenden Pflanzen besetzen und im Winter mit kleinen Gestecke aus Tannengrün. Empfehlenswert ist hier die Bepflanzung mit einheimischen Immergrünen, die sich bei uns wohler fühlen als fremde Exoten. Sie sehen dementsprechend auch ohne übermäßigen Pflegeaufwand einfach besser aus. Ein schöner Vorgarten für ein Stadthaus, in dem auch geschäftlicher Besuch erwartet wird.
Bei den Materialien für den Wegbelag sollten Sie wieder die Baustoffe des Hauses verwenden. Wenn Ihre Fassade mehrere Materialien vereint, können Sie diese sehr gut auch alle wieder im Vorgarten einsetzen. Das bringt doppelten Nutzen. Die hier eingebrachten Beeteinfassungen, Pflaster-Ornamente oder Pflanzkübel sorgen dafür, dass das ganze Ensemble auch ohne viel Arbeit sehr gepflegt wirkt. Sie helfen außerdem, dass Haus und Vorgarten zu einer Einheit zu verschmelzen.
Beispiel: Um den Vorgarten läuft eine Hecke aus immergrünen, einheimischen Gehölzen, Buchsbaum und Feuerdorn, Eiben, Mahonien und Wacholder. Innen tauchen einige dieser Gehölze in Grüppchen auf, mit davor gepflanzten kleineren Immergrünen, wie verschiedene Sorten von Stechpalmen, ausdrucksstark kontrastiert durch Bambus aus der winterharten Gattung Fargesia. Die zwischen den Wegen verbleibenden Erdflächen werden mit schlichtem, schönem Efeu bepflanzt, der auch auf dem Boden gerne eine immergrüne und sehr dekorative Decke ausbildet.
Für die ganze Familie
Ein Vorgarten für die ganze Familie bietet auch jedem Mitglied der Familie etwas: Den Eltern eine gefällige Grundstruktur, den Kindern Anregung und am besten etwas zu Ernten … Das kann unmöglich kombiniert werden? Doch, es kann, wenn Sie einen möglichst schlichten Aufbau mit strapazierfähigen Pflanzen mit etwas Handwerkskunst vereinen: Außen herum werden Gehölze gesetzt, die Früchte tragen, innen wird der Vorgarten ganz einfach, aber ideenreich gestaltet. Der Weg zum Haus sollte ziemlich direkt dorthin führen, aber am besten nicht schnurgerade (eine leichte Kurve werden Sie auch ertragen, wenn Sie mit Einkäufen bepackt sind) – bei einer solchen Weggestaltung können Sie gut ein paar Nebenwege einplanen, die die ansonsten robust mit Rasen bepflanzte Fläche auflockern. In den Biegungen dieser Wege werden Sandkisten platziert, und zwar selbst gebaute Sandkisten, die verschiedene Formen einer übergeordneten Themenwelt ausdrücken.
Beispiel: Die Wege werden mit Holzschnitzeln oder Gummigranulatmatten belegt, ein ungefährlicher Belag auch für kleine Kinder. Die Sandkisten stellen verschiedene Tierumrisse dar, oder bei Kindern, die nicht mehr allzu lange buddeln werden, die Umrisse verschiedener Blumen. Denn solche Sandkisten könnten Sie später mit nahrhafter Erde befüllen und bepflanzen, bzw. von den Kindern bepflanzen lassen, so sammeln diese dann gleich an ihren „eigenen Beeten“ die ersten gärtnerischen Erfahrungen. Um den Vorgarten herum werden Obststräucher angepflanzt, von denen Sie unter rund einem Dutzend die Auswahl haben. Die schönsten „Kindersträucher“ sind bestimmt Himbeeren und rote Johannisbeeren, vielleicht noch Stachelbeeren und Haselnuss.
Blühwunder das ganze Jahr über
Dieser Vorgarten erfreut Sie mit Blüten, und zwar das ganze Jahr über. Im Winter recken einige Winterblüher ihre Köpfe notfalls sogar durch den Schnee. Im Vorfrühling zeigen eine ganze Reihe von Sträuchern nach und nach ihre Blüten. Zum Frühsommer folgen weitere, und über den Sommer bis in den Herbst wetteifern die verschiedensten Blütenstauden um Ihre Aufmerksamkeit. Ein solch lebendiger Vorgarten darf ansonsten eine recht karge Grundstruktur bekommen. Die sollte am besten sehr natürlich wirken. Große, einfache Natursteinplatten könnten den Weg bilden, ergänzt durch schlichte Pflanzkübel aus Naturstein, die an allen möglichen Stellen im Vorgarten „Ihre“ Blütenwunder zur Geltung bringen. Was nicht mit blühenden Gehölzen oder Stauden bepflanzt ist und auch kein Weg ist, wird einfach mit Rasen bedeckt.
Beispiel: Winterblüher sind z. B. Christrosen und Schneeglöckchen, Nieswurz und der Winter-Jasmin sowie der Duftschneeball und die Zaubernuss. Ihnen folgen Krokusse und Seidelbast und Veilchen, Feld-Ahorn und Steinkraut und Berberitze, Maiglöckchen und Felsenbirne. So geht es weiter, mit Sommerblüten von Stockrosen, Ringelblumen und Glockenblumen, Kornblume und Heidekraut. Bis es mit Disteln und Herbstzeitlosen wieder in den Winter hineingeht. Damit die Blüten sich wirklich über den Vorgarten verteilt abwechseln, ist natürlich eine Menge Planung erforderlich. Hier hilft Ihnen der „Trick“ mit den Pflanzkübeln. Wenn Sie finden, dass bestimmte Blüten besser woanders wirken würden, können Sie diese Pflanzkübel einfach dorthin stellen.
Der Vorgarten, der reichliche Ernte bringt
Sie können Ihren Vorgarten auch in eine Art „natürliche Wundertüte“ verwandeln, in dem Sie viele schöne Dinge ernten können. Damit ein solcher Vorgarten wirklich wie ein Vorgarten wirkt, müssen Sie einfach nur umdenken. Sie legen keine ordentlichen Kräuterbeete an, sondern verteilen die nutzbaren Pflanzen ebenso dekorativ in Ihrem Vorgarten wie Sie es mit jeder Zierpflanze auch tun würden. Das ist mehr als ungewohnt, aber keinesfalls verboten.
Beispiel: Sie planen Ihren Vorgarten so, wie Sie ihn von der Aufteilung her haben möchten. Z. B. mit einer Hecke drumherum, einigen größeren Gewächsen, die sich über die Fläche verteilen und einem geschwungenen Weg von der Tür bis zum Haus. Dazu gehören auch kleine Flächen, die grün wie Rasen werden sollen. In diese Planung fügen Sie nun die Pflanzen ein von denen Sie etwas ernten können. Die Hecke besteht aus Felsenbirne, Haselnuss und Holunder. Davor finden sich schwarze Johannisbeere, Sanddorn und Schlehe. An einem dekorativ aufgestellten Rosenbogen rankt eine Brombeere empor. Die sommerblühenden Stauden sind hier Kamille, Lavendel und Melisse sowie Minze, Rosmarin, Ringelblume und Salbei. Beim „köstlichen Vorgarten für Fortgeschrittene“ ist die Hauswand mit einem Spalier bestückt. Hier rankt ein Spalierapfel oder -pfirsich oder eine Weinrebe empor. Die sonst mit Rasen bedeckten Flächen sind von duftenden Bodendeckern wie Thymian, Laufkamille, Waldmeister und Kalmus bedeckt, die auch begehbar sind.
Der repräsentative Vorgarten
Wenn Ihnen der „Ernte-Vorgarten“ als gestresster Städter einen Schauer über den Rücken laufen lässt, ist vielleicht der beruhigende Vorgarten „fast im Zen-Stil“ etwas für Sie. Dieser Vorgarten wird wie ein kleiner Park mit klaren Flächen und in streng geometrischer Anlage gestaltet. Er bekommt Wege, die mit weißem Kies oder Sand bedeckt werden, und wird mit einer sehr gerade geschnittenen Hecke eingefasst. Im Innenteil passiert nicht viel, aber das wenige wird sehr sorgfältig und überlegt angeordnet, ob es sich um dicke Tuffs von Gräsern handelt oder puristische Kübel mit Rosenbüschen darin oder einzelne Kirschlorbeer-Sträucher.
Beispiel: Hier spielt die geometrische Einteilung die größte Rolle, Sie können je nach Schnitt des Vorgartens verschiedene, aber immer klare Flächen wählen. Auch bei der Auswahl der Pflanzen ist hier vor allem Zurückhaltung angesagt, und der gesamte Farbausdruck in diesem Vorgarten beschränkt sich auf Grün mit hellen Akzenten, eine Kombination verschiedener Grüntöne oder möglichst gleichförmiges Grün, aufgelockert durch einige kräftigere Farben. Eine solche Farbe könnte in diesem Vorgarten-Arrangement z. B. durch einen kleinen Teich beigesteuert werden, entweder als streng formales Teichbecken mit strahlend blauem Wasser (strahlend blauen Wänden) oder als bepflanztes Becken, in dem alle Grüntöne dieser Welt schimmern. Eine kleine Sitzgruppe hat vielleicht auch noch Platz…
Vorbereitungen
Wie Sie gerade gesehen haben, kann ein Vorgarten verschiedenste Bedürfnisse erfüllen, und bei Ihnen muss nicht unbedingt eines dieser Bedürfnisse klar erkennbar im Vordergrund stehen. Deshalb sollten Sie vorher (mit Zettel und Stift) folgende Fragen durchgehen, die meist ein wenig mehr Klarheit bringen:
- Sind Sie bereit, etwas Pflege in Ihren Vorgarten zu investieren, bei der Anlage und auch danach?
- Oder soll der Vorgarten am besten ganz von alleine „vor sich hin wachsen“?
- Wie repräsentativ soll (muss) der Vorgarten wirken?
- Möchten Sie Ihren Vorgarten umfassend nutzen, zur Entspannung oder Ernährung?
- Oder möchten Sie sich in Ihrem Vorgarten wirklich gärtnerisch betätigen können?
Während der Überlegungen können natürlich noch weitere oder ganz andere Bedürfnisse auftauchen. Haben Sie all diese Zwecke eines Vorgartens nach Wichtigkeit für Sie und Ihre Familie geordnet haben, wissen Sie schon viel besser, wohin die Vorgartengestaltung gehen soll.
Fazit
Ein Vorgarten muss nicht unbedingt das „grüne Fleckchen vor der Haustür“ bleiben, sondern kann zu einem Stück bewusst gestalteter Natur werden, das Sie wirklich nutzen können. Wie viel Aufwand Sie dabei betreiben, bleibt ganz Ihnen überlassen. Auch ein sich fast selbstverwaltender Vorgarten kann Ihnen Anregung oder Entspannung bieten.