Gartenpflanzen Kakteen & Sukkulenten

Echinocactus grusonii, Schwiegermutterstuhl – Pflege des Kugelkaktus

Schwiegermutterstuhl

Ein Kaktus ebnete so manche steile Gärtnerkarriere im Hobby- und Profibereich. Die stacheligen Sukkulenten ermöglichen einen einfachen Einstieg und motivieren zaudernde Anfänger mit einem mächtigen oder bizarren Habitus zum Durchhalten. Der harmonisch geformte Kugelkaktus symbolisiert all diese Vorzüge dank seiner bescheidenen Ansprüche an die Pflege. Ganz ohne gärtnerische Aufmerksamkeit entwickelt sich das augenfällige Erscheinungsbild mit dem goldschimmernden Stachelkleid indes nicht. Ein gewisses Minimum an Zuwendung darf bei einem Echinocactus grusonii nicht vernachlässigt werden. Die folgende Anleitung führt alle Aspekte einer gelungenen Kultivierung detailliert auf.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Kakteengewächse (Cactaceae)
  • Wissenschaftliche Bezeichnung der Art: Echinocactus grusonii
  • Beheimatet an lokalen Standorten in Mexiko
  • Nicht winterhart
  • Hellgrüne, kugelförmige Gestalt
  • Wuchshöhe von 20 cm bis 130 cm
  • Gelbe Blüten erst im fortgeschrittenen Alter
  • Wollig bedeckte, längliche Früchte bis 2 cm lang
  • Adulte Exemplare verfügen über 30 prägnante Rippen
  • Gesamte Oberfläche dicht besetzt mit 5 cm langen, goldgelben Dornen
  • Trivialnamen: Schwiegermutterstuhl, Schwiegermuttersitz, Goldkugelkaktus

Da Kakteen sich in Deutschland einer großen Anhängerschaft erfreuen, wird der Kugelkaktus sicher nicht aussterben, auch wenn er auf der Roten Liste gefährdeter Arten aufgeführt ist. Demonstrativ kürten in 2008 gleich zwei große Kakteen-Gesellschaften in Deutschland und der Schweiz den Echinocactus grusonii zum ‚Kaktus des Jahres‘.

Substrat

Schwiegermutterstuhl Auf dem kleinen Areal seiner mexikanischen Heimat gedeiht der Kugelkaktus an steilen Hängen in Erde, die Durchlässigkeit und Wasserspeicherung miteinander vereint. Je näher sich das Kübelsubstrat dieser Qualität annähert, desto aussichtsreicher gestaltet sich die Pflege. Einsteiger schauen sich im Handel um. Profis mischen ihr Substrat vorzugsweise selbst, vor allem, wenn sie einen größeren Bestand an Kakteen kultivieren.

  • Als Substrat eignet sich hochwerte Kakteenerde aus dem Fachhandel
  • Alternativ ein Gemenge aus 4 Teilen Humus, 1 Teil Lehm, 1 Teil Füllstoffen und 1 Teil Sand
  • Geeignete Füllstoffe: Kokosfasern, Perlite, Blähton, Holzfasern, Torf

Geben Sie sich mit der Pflanzerde erst dann zufrieden, wenn diese durchlässig, arm an Nährstoffen und humos beschaffen ist, mit einem pH-Wert zwischen 5 und 6,5.

Standort

Der Schwiegermutterstuhl entfaltet unter direktem Sonnenlicht seine Schönheit am besten. Folglich siedelt der kratzbürstige Kamerad für die warme Jahreszeit um auf Balkon und Terrasse. Da der Schutz durch das Fensterglas entfällt, verbringt der Echinocactus grusonii zunächst einige Tage im lichten Halbschatten, um langsam an direkte Sonneneinstrahlung gewöhnt zu werden. Längere Zeit sollte die Pflanze indes nicht im Halbschatten verbringen, da unter derartigen Bedingungen die wunderschöne Goldfärbung der Stacheln ausbleibt. Zudem streckt sich ein Kugelkaktus dann dem Licht entgegen, woraufhin sich der runde Habitus in eine säulenförmige Gestalt verwandelt.

  • Sonnige, warme Lage bei 19 bis 24 Grad Celsius
  • Im Freiern idealerweise geschützt vor Regen
  • Im Zimmer nicht weiter als 1 Meter vom Fenster entfernt
  • Hinter Glas mit Beschattung bei Mittagssonne

Sobald die Quecksilbersäule im Frühjahr auch des Nachts nicht unter 5 bis 10 Grad Celsius fällt, fördert der Aufenthalt unter freiem Himmel die Vitalität und Ausdruckskraft eines Goldkugelkaktus. Der eine oder andere Regenschauer beeinträchtigt die Pflanze nicht, solange er nicht lang andauernd und prasselnd niedergeht. Um der Bildung von Staunässe entgegenzuwirken, steht der Kübel nicht in einem Untersetzer.

Gießen

Echinocactus grusonii Die Wasserversorgung eines Kaktus gestaltet sich zweigeteilt. Während der Vegetationsphase, insbesondere der Blütezeit, erweist sich der Bedarf an Feuchtigkeit nicht wesentlich geringer, als bei jeder anderen Zimmer- und Balkonpflanze. Aufgrund des pflanzeneigenen Wasserspeichers, gießen Sie den Kugelkaktus so lange, bis das Substrat keine Feuchtigkeit mehr aufnimmt. Erkennbar ist das am Wasser, das sich im Untersetzer sammelt. Der Speicher ist nun aufgefüllt. Daher stört es den Schwiegermuttersitz wenig, wenn Sie das Wässern einmal versäumen. Spätestens wenn die Daumenprobe zeigt, dass die Erde austrocknet, sollte der Speicher wieder aufgefüllt werden. Ein Untersetzer wird nach 20 Minuten entleert, damit das überschüssige Gießwasser aufgrund der Kapillarwirkung der Wurzeln nicht wieder aufsteigt und Wurzelfäule verursacht.

Sofern Sie den Echinocactus grusonii ganzjährig im Zimmer kultivieren, erhält er während der dunklen Jahreszeit nur noch schlückchenweise Gießwasser.

Düngen

Um die Nährstoffversorgung machen erfahrene Kaktus-Gärtner noch weniger Aufhebens, als um das Gießen. Von März bis September fügen sie dem Wasser alle 14 Tage eine Dosis flüssigen Dünger für Kakteen hinzu, womit dieser Pflegeaspekt erfüllt ist.

Sofern Sie sich für ein Substrat auf Kompostbasis entschlossen haben, vergrößert sich der zeitliche Abstand zwischen den Düngergaben auf 4 Wochen.

Überwintern

Wenngleich eine durchgängige Zimmerkultur ohne weiteres möglich ist, wird diese Behandlung der natürlichen Lebensweise eines Kugelkaktus nicht gerecht. Das Klima Mexikos kennt zwar keinen Frost und Schnee; immerhin legt dort die Natur ebenfalls eine Pause ein, freilich unter gemäßigteren Bedingungen. Möchten Sie sich die Freude an Ihrem Goldkugelkaktus über viele Jahre erhalten, gewähren sie ihm von November bis Februar ein wenig Ruhe.

  • Schwiegermutterstuhl hell und kühl überwintern bei 5-10 Grad Celsius
  • Ein Platz im unbeheizten Wintergarten oder hellen Treppenhaus ist ideal
  • Nur so viel gießen, dass der Kaktus nicht austrocknet
  • Keinen Dünger verabreichen

Erfährt Ihr Echinocactus grusonii jedes Jahr eine Winterpause, stehen die Chancen gut, dass er im höheren Alter während dieser Zeit seine Blüten präsentiert. Im warmen Wohnzimmer bleibt nicht nur diese Blüte aus, sondern es entwickelt sich ein säulenförmiger Habitus.
Ab Ende Februar erhöhen Sie die Menge des Gießwassers schrittweise und platzieren den Kaktus in einer wärmeren Umgebung. Mit der prallen Märzsonne sollten Sie den borstigen Gefährten nicht ohne eine Gewöhnungszeit im lichten Halbschatten konfrontieren.

Umtopfen

Echinocactus grusonii Es ist empfehlenswert, den Echinocactus grusonii alljährlich im Frühjahr auszutopfen, um den Wurzelbereich in Augenschein zu nehmen. Füllen die Wurzeln den Topf vollkommen aus, wird umgetopft.

  • Der neue Kübel ist maximal 10 cm im Durchmesser größer, als der bisherige Topf
  • Die Öffnung im Boden bedecken mit einer Drainage aus Perlite, Kies oder Blähton
  • Das verbrauchte Substrat von den Wurzeln abschütteln und den Kugelkaktus einpflanzen
  • Mit der Faust die Erde wiederholt andrücken, damit sich keine Hohlräume bilden

Sinnvoll ist ein Gießrand von ca. 5 cm, damit später nichts überschwappt. Im Anschluss gießen Sie den Kugelkaktus solange, bis sein Wasserspeicher gefüllt ist. Sofern Sie ein Umtopfen für nicht erforderlich erachten, beschränken sich die Arbeiten auf eine gründliche Reinigung des Kübels, das Einsetzen in frisches Substrat und das Angießen.

Tipp: Damit bei der Arbeit mit dem Kugelkaktus kein Blut fließt, sind robuste Arbeitshandschuhe unverzichtbar. Findige Hobbygärtner packen den dornigen Pflanzenbereich zusätzlich mit Zeitungspapier ein.

Vermehren durch Aussaat

Da in unseren Regionen die Blüte eines Echinocactus grusonii ein seltenes Ereignis ist, bestehen demzufolge nur geringe Chancen auf eine Ernte von Samen. Im gut sortierten Fachhandel werden Sie auf der Suche nach frischem Saatgut schnell fündig. Die Zeitspanne bis zum Pikieren der Keimlinge ist die einzige Phase im Leben eines Kugelkaktus, während der er ein feucht-warmes Mikroklima erfahren sollte.

  • Eine flache Saatschale mit Aussaaterde, Kokossubstrat oder Torf-Sand-Gemisch füllen
  • Das Substrat anfeuchten, die Samen ausstreuen und mit einem Holzbrett leicht andrücken
  • Die Lichtkeimer dürfen keinesfalls mit Erde bedeckt werden

Idealerweise verfügen Sie über ein beheizbares Zimmergewächshaus. Darin stellen Sie die Saatschale auf und verschließen den Kunststoffdeckel. Am hellen, nicht vollsonnigen Platz, bei einer konstanten Temperatur von 25 Grad Celsius, setzt die Keimung innerhalb weniger Tage ein. Steht kein Mini-Treibhaus zur Verfügung, ziehen Sie kurzerhand eine Klarsichtfolie über das Saatgefäß und stellen es auf die West- oder Ostfensterbank. Nehmen Sie die Aussaat während des Sommers vor, ist ein halbschattiger Platz auf dem warmen Balkon natürlich ebenfalls gut geeignet für die Prozedur. Sollte sich die Zeit bis zur Keimung länger hinziehen, besprühen Sie die Aussaat alle paar Tage ein wenig, damit sie nicht austrocknet. Darüber hinaus sollte die Abdeckung täglich für 10 Minuten gelüftet werden, damit sich kein Schimmel bildet.

Pikieren

einzelner Kugelkaktus Je näher die klimatischen Bedingungen während der Aussaat an das Optimum heranreichen, desto rascher setzt die Keimung ein. Es schieben sich zwei Keimblätter aus dem Samen hervor, in deren Mitte sich eine kleine Kaktuskugel entwickelt. Sobald sich die Keimlinge zu nahe kommen, werden sie vereinzelt. Hierzu nehmen Sie einen Pikierstab zur Hand und heben die kräftigste Pflanze aus dem Substrat. Einfach daran zu ziehen, zerstört einen Großteil des flachen Wurzelsystems und vernichtet jede Hoffnung auf einen schönen Goldkugelkaktus. Jeder pikierte Kaktus erhält nun einen eigenen Kübel, der gefüllt ist mit normalem Substrat für adulte Kakteen.

Krankheiten und Schädlinge

Kränkelt ein Echinocactus grusonii vor sich hin, sind die Probleme zumeist auf Versäumnisse in der Pflege zurückzuführen. Folgende Schadbilder deuten eher auf Pflegefehler hin, denn auf eine Infektion oder einen Schädlingsbefall:

  • Ein weicher, gelblich verfärbter Kaktus: Fäulnis infolge einer Überwässerung
  • Walzenförmige Veränderung des Habitus: Lichtmangel
  • Mastiges, aufgedunsenes Erscheinungsbild: Überdüngung
  • Rötliche Verfärbung der oberen Gewebeschicht: Sonnenbrand

Gelingt Ihnen eine frühzeitige Diagnose, sorgt die sofortige Anpassung der Pflege mit etwas Glück für Abhilfe. Sollte der gesamte Kugelkaktus betroffen sein, lohnt sich der Aufwand einer Gegensteuerung meist nicht mehr. Nutzen Sie die gewonnen Erkenntnisse für eine erfolgreiche Kultivierung des nächsten Schwiegermutterstuhls.

Trotz der robusten Konstitution eines Kugelkaktus, ist er dennoch nicht immun gegen einige weit verbreitete Schädlinge und Krankheiten.

Wollläuse

Treten kleine, weiße Gespinste auf einem Goldkugelkaktus in Erscheinung, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Wollläuse dafür verantwortlich. Die weiblichen Läuse legen unzählige Eier auf dem Echinocactus grusonii ab. Die nach einer Woche geschlüpften Nymphen saugen daraufhin der Pflanze den Lebenssaft aus. Wird ihrem schändlichen Treiben kein Einhalt geboten, verfärbt sich der Schwiegermuttersitz braun und stirbt ab. So wehren Sie Wollläuse ab:

  • Den betroffenen Kugelkaktus isolieren, damit die Wollläuse sich nicht ausbreiten
  • Systemisches Insektizid in Stäbchenform nach Dosierungsanleitung anwenden
  • Als biologisches Bekämpfungsmittel den Australischen Marienkäfer einsetzen

Die Verwendung natürlicher Freßfeinde in der biologischen Schädlingsbekämpfung setzt sich zunehmend durch. Die Nützlinge werden punktgenau auf dem heimgesuchten Kaktus ausgebracht, wo sie sich über die Wollläuse hermachen. Nach getaner Arbeit wandern die Marienkäfer ab.

Spinnmilben

In konzentrierter Form treten Spinnmilben während der Heizperiode an Zimmerpflanzen auf. Ein Kugelkaktus, der sich nicht im kühlen Winterquartier befindet, zählt häufig zu den Opfern der Schädlinge. Da sie kleiner sind als 1 mm, erkennt das bloße Auge sie erst spät. Hält sich der Befall noch in Grenzen, gehen Sie in diesem Fall ebenso vor, wie gegen Wollläuse.

Mehltau

Im Gegensatz zu den winzigen Schädlingen, ist die Pilzinfektion durch Mehltau relativ früh zu erkennen. Auf der Kaktuskugel breitet sich ein weißer, mehliger Belag aus. Die aus der biologischen Infektionsbekämpfung bekannte Spritzung mit einer Milch-Wasser-Lösung kommt bei einem Kugelkaktus nicht infrage. Als hilfreich hat sich die wiederholte Einstäubung der Pflanze mit Gesteinsmehl erwiesen. Darüber hinaus veröffentlicht die Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit aktuell zugelassene Fungizide.

Nicht immer ist eine Überversorgung mit Wasser verantwortlich für Fäulnis an einem Goldkugelkaktus. Sofern Sie Pflegefehler ausschließen können, werden Sie wahrscheinlich konfrontiert mit  Fusarium-Welke,  Phytophthora -Fäule oder der Umfallkrankheit. Statt Ihren gesamten Pflanzenbestand der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen, ist es ratsam, die erkrankte Pflanze im Hausmüll zu entsorgen.

Fazit
Ein Kugelkaktus besticht mit einer imposanten Erscheinung, verstärkt durch ein goldfarben glänzendes Dornenkleid. Damit der mexikanische Einwanderer in dieser Form auch in unseren Regionen gedeiht, bedarf er nur ein wenig artgerechter Pflege. Sofern sich der Standort sowie die Wasser- und Nährstoffversorgung nach den Bedürfnissen eines Echinocactus grusonii ausrichten, bestehen beste Aussichten auf einen Habitus, der die augenzwinkernde Bezeichnung als Schwiegermutterstuhl unterstreicht.