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Wurzeltiefe von Thuja – wie tief wurzeln Lebensbäume?

Thuja

Was muss man alles beachten, wenn man sich Thuja in den Garten pflanzen möchte? Ein oft vernachlässigtes Thema ist da die Wurzeltiefe. Darum hier nun die wichtigsten Informationen zur Wurzeltiefe von Lebensbäumen.

Die Wurzeltiefe der Thuja

Die Thujen (Thuja) oder Lebensbäume sind eine Gattung der Familie Zypressengewächse, die wiederum zur Ordnung der Kiefernartigen gehört. Unsere bekannteste Thuja, Thuja occidentalis, wuchs ursprünglich im Nord-Osten der USA und in Ost-Kanada, dort vor allem rund um die Great Lakes. In einem mit Feuchtigkeit gut versorgten Boden, Thujas wachsen auch noch an seichten Gewässerrändern oder in Sumpfgebieten. Also immer bereit, dicht unter der Erdoberfläche Wasser aufzunehmen, dementsprechend hat sich auch ihre Wurzel entwickelt:

Thujas gehören zu den Flachwurzlern, die im Gegensatz zu Herzwurzeln (herzförmige Wurzel mit mittlerem Tiefenwachstum) und Tiefwurzlern (möhrenförmige Wurzel schiebt sich senkrecht in die Tiefe) ihre Wurzeln direkt unter der Erdoberfläche entwickeln. Dabei entwickelt die Thuja ein dichtes, gleichmäßiges Wurzelgeflecht, dessen einzelne Wurzeltriebe sich tellerförmig in den oberen Bodenschichten ausbreiten und nach außen hin immer feiner werden.

Die Wurzeltiefe ist aber nur eines der Kriterien, das darüber entscheidet, ob Sie mit dem neuen Nadelgehölz in Ihrem Garten „wurzeltechnisch“ glücklich werden oder nicht. Baum- und baubiologisch werden Thuja-Wurzeln folgende Eigenschaften zugesprochen:

  • Ein Eindringen der Wurzeln in Entsorgungsleitungen gilt als ausgeschlossen
  • Voraussetzung ist natürlich, dass die Leitungen in vorschriftsgemäßer Tiefe verlegt wurden
  • Auf Grundstücken mit historischer Bebauung mag diesbezüglich manche Überraschung warten
  • Waagerecht verlegte Weg- oder Sitzplatzpflaster können durch Thuja-Wurzeln angehoben werden
  • Wenn eine Thuja nah genug steht, schafft sie sogar das Aufbrechen von Straßenbelag
  • Der Abstand zum Belag sollte mindestens dem zu erwartenden Durchmesser der Thuja entsprechen
  • Wenn ein Lebensbaum frei wachsen darf, kann sich die Wurzel noch weiter ausbreiten
  • Ein Nachteil der flachen Wurzel ist mäßige Verankerung, Thuja sollten also vor starkem Wind geschützt werden
  • Wenn die Thuja wie bei einer Hecke in Reihe gepflanzt wird, fusionieren die Wurzeln oft, was der Pflanzung mehr Standsicherheit gibt
  • Aber auch frei wachsende Exemplare können sehr standfest werden, wenn sie sich in gutem Boden fest einwurzeln können

Wenn Sie die Thuja so pflanzen, dass zur nächsten waagerecht verlegten Fläche genügend Abstand gewahrt wird, und sie nicht gerade in die Hauptwindrichtung stellen, dürfte es also kaum Probleme geben.

Standortwahl bei Thujas: Möglichst für immer

Thuja occidentalis Mit der Thuja und ihrer Wurzel gibt es allerdings nur solange keine Probleme, wie die Thuja unbeeinträchtigt vor sich hin wachsen darf. Wenn irgendwelche Veränderungen im Garten anstehen, in deren Rahmen Sie „den Thujas an die Wurzeln gehen müssen“, wird es kritisch.

Denn eine Thuja-Wurzel reagiert auf alle möglichen Beeinträchtigungen negativ:

  • Auf mechanische Eingriffe in den Wurzelraum, wie sie bei Bauarbeiten o. ä. vorkommen, mögen Thujas gar nicht
  • Überschüttung mit nachträglich aufgebrachter Erde oder anderem Material ist auch nicht willkommen
  • Besonders die Wurzelanläufe (der verdickte Übergang vom Stamm in die Wurzel) sollten nicht überdeckt werden
  • Umpflanzen nach ein, zwei Jahren Standzeit ist auch fast nicht möglich
  • Denn die Thuja versorgt sich gerade aus den feinen Wurzeln außen am „Wurzelteller“
  • Diese Wurzeln werden beim Umpflanzen auch dann schwer geschädigt, wenn die Thuja mit riesigem Ballen umgesetzt wird

Deshalb sollte der Standort gerade bei Thujas sehr vorausschauend gewählt werden. Natürlich auch so, dass die Thujas gut anwachsen können, also an einem Stellplatz, an dem der Boden ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung stellt. Wenn Thujas in eher trockene Böden gepflanzt werden, sollten diese eher schattig liegen. Außerdem können Sie mit einer dicken Mulchschicht auf dem äußeren Wurzelbereich die Feuchtigkeit etwas länger im Boden halten und die Thujas mit Zusatzbewässerung in Trockenperioden bei Laune halten. Thujas auf Hügeln, von denen und in denen Regenwasser schnell ab- bzw. durchläuft, sollten Sie sich dagegen nicht antun.

Grenzabstände für Lebensbäume

Was „flach wachsend“ in Zentimetern bedeutet, nach unten oder zur Seite, wird Ihnen übrigens niemand genau sagen können. Pflanzen entwickeln sich genauso individuell wie Tiere und Menschen, und auch bei ihnen haben das unmittelbare und weitere Umfeld, Ernährung, Wasserversorgung usw. großen Einfluss auf die Entwicklung.

Thuja occidentalis Möglicherweise können Sie dem regionalen Nachbarschaftsrecht Hinweise auf die in Ihrer Region zu erwartende Tiefe und Ausbreitung der Wurzel entnehmen – je regionaler die Norm, desto wahrscheinlicher hat bei der Erstellung ein Biologe mit guten Kenntnissen der Bedingungen vor Ort mitgewirkt. Die Wurzeltiefe wird eher selten und eher in Ortssatzungen geregelt – wenn Sie Wurzeln in Bauwerke wachsen lassen, ist das erst einmal Ihre Sache; nur die Wurzelausbreitung führt derart oft zu Nachbarschaftsstreitigkeiten, dass der Gesetzgeber vorbeugende Regeln geschaffen hat.

Im Nachbarschaftsrecht sind Mindest-Grenzabstände geregelt, bei deren Einhaltung Störung des Nachbarn inklusive Schäden an grenznahen Nachbarbauwerken eher unwahrscheinlich sind, also eine gute Orientierung. Wenn Ihnen der Platz zur Verfügung steht, sollten Sie zu anderen Bauwerken, befestigten Flächen und dem Nachbargrundstück aber eher einen etwas größeren Abstand einhalten, um mögliche Schäden durch die Wurzeln zu verhindern bzw. zu minimieren. Denn die Abstände im Gesetz sind möglichst zurückhaltend definiert, damit auch beim kleinsten Eigenheim-Grundstück noch eine vernünftige Bepflanzung möglich ist, ohne dass ein „durch alles gestörter“ Nachbar Einwände erheben kann. 2,5 m Abstand wird als allgemeiner Richtwert angegeben, selbstverständlich abseits jeder Verbindlichkeit.

Thuja: Wurzelausbreitung und Konkurrenzen

Die Ausbreitung der Wurzel interessiert aber auch mitten im Garten. Wenn Sie auf einem nicht sehr großen Grundstück Thuja pflanzen möchten, zählt jeder Zentimeter Thuja-Wurzelraum, weil der dem Garten in gewissem Maße verlorengeht:

  • Flachwurzelnde Gehölze nehmen Wasser und Nährstoffe direkt durch das versickernde Oberflächenwasser auf
  • Dabei schlucken sie gerne dieses Oberflächenwasser komplett, sodass für andere Pflanzen im Einzugsbereich (hier ganz wörtlich zunehmen) kaum was übrig bleibt
  • Andere flachwurzelnde Pflanzen halten dieser Konkurrenz im Wurzelraum meist nicht lange stand
  • Pflanzen mit tiefer reichenden Wurzeln überstehen oft die Phase des Einwurzelns nicht
  • Dicht an dicht wurzelnde Bodendecker brauchen Sie unter Thujas gar nicht erst ausprobieren

In der Nähe von Thujas werden sich schattenverträgliche Pflanzen ansiedeln lassen, die gut mit der Wurzelkonkurrenz von Gehölzen zurechtzukommen. Dazu zählen z. B.:

  • Thuja occidentalis Aruncus (Zwerg-Geißbart Aruncus aethusifolius)
  • Astern (Wildastern wie A. ageratoides, A. divaricatus)
  • Bergenia-Hybriden
  • Bodendecker-Clematis (Clematis x jouinana ‚Praecox’)
  • Convallaria majalis (Maiglöckchen)
  • Heuchera (Purpurglöckchen)
  • diverse Sedum-Arten (Fetthenne, v. a. Sedum hybridum ‚Immergrünchen’)

Aber Sie werden diese Pflanzen gesondert/zusätzlich bewässern müssen und ständig darauf achten, wie sehr die Thujas die Erde auslaugen. Wenn die Thuja älter sind und den Boden kräftig durchwurzelt haben, muss für den Bewuchs im Umfeld öfter mal eine Schicht Komposterde aufgetragen werden (siehe aber auch „Überschüttung“, v. a. die Wurzelanläufe dürfen nicht tangiert werden).

Thuja occidentalis: Auf die richtige Zuchtsorte kommt es an

Jetzt kennen Sie die Vorteile und Nachteile der flach wachsenden Wurzel. Wenn es mit Ihren Thujas in irgendeiner Richtung eng werden könnte (Thuja muss recht nah neben den Plattenweg gepflanzt werden, etc.), können Sie mit Wahl der richtigen Sorte noch etwas „an der Feinsteuerung drehen“.

Thuja occidentalis ist leicht zu pflegen, leicht zu schneiden und super frosthart (übermütige Forscher sollen auf TK-Temperaturen vorvergütete Thuja schon mal in flüssigen Stickstoff von -196 °C getaucht haben, ohne negative Auswirkungen zu bemerken); also überall auf der Welt beliebt, wo es im Winter richtig kalt werden kann. Deshalb gibt es von diesem Abendländischen Lebensbaum auch ca. 120 verschiedene Kultivare mit eigenem Namen. Die hierzulande zwar nicht alle im Handel sind, aber rund ein Dutzend Thuja-occidentalis-Zuchtsorten dürfte jedes halbwegs gut sortierte Gartencenter zu bieten haben.

„Offiziell“, also in Lehrbüchern und Anleitungen, wachsen die Wurzeln aller Thujas ähnlich. Aber ein erfahrener Gärtner in einer Gärtnerei in Ihrer Nähe wird Ihnen sagen können, welche wurzelechte Thuja-Sorte in welchem Boden (in Ihrem Gartenboden) eher kompakte Wurzeln entwickelt. Aber Vorsicht: Vermeintlich schwachwüchsige Zwerg-Thujas sind nicht unbedingt rundum schwachwüchsig, sondern werden meist auf normale Thujas als Unterlagen veredelt. Diese „Pärchen“ können im Wurzelbereich sehr aktiv sein, weshalb Sie bei begrenztem Wuchsraum nach einer Sorte auf einer schwachwüchsigen Unterlage tragen sollten.

Der Wurzelraum anderer Thuja-Arten

Thuja occidentalis Die anderen Thuja-Arten sind in Bezug auf die Wurzeltiefe entweder weniger gefährlich als Thuja occidentalis oder ohnehin nur für Grundstücksgrößen geeignet, bei denen die Wurzeltiefe keine Rolle spielt:

  • Insgesamt besteht die Gattung der Thuja aus 5 Arten
  • Außer Thuja occidentalis wird nur der Riesen-Lebensbaum Th. plicata häufiger gepflanzt
  • Aber vor allem als Parkbaum, 50 bis 70 m Endhöhe vertragen nicht viele Privatgrundstücke
  • Selten werden auch der Koreanische Lebensbaum Th. koraiensis und der Japanische Lebensbaum Th. standishii angeboten
  • Der erste bleibt klein, der zweite wird in Mitteleuropa nur ein paar Meter hoch
  • Mehr Wurzelwachstum als bei Th. occidentalis ist deshalb nicht zu erwarten
  • Nr. 5 heißt Sichuan-Lebensbaum Th. sutchuenensis, ein fast ausgestorbener chinesischer Exot

Fazit
Thuja sind Flachwurzler, die nicht in dem Ruf stehen, im Garten größere Schäden an Versorgungsleitungen anzurichten. Aber ebene Beläge in der Nähe heben sie schon mal gerne an, Pflanzennachbarn haben es auch nicht unbedingt leicht, und einmal eingewachsene Thuja-Wurzeln möchten am liebsten in Ruhe gelassen werden. Wie viel Abstand genau zu Platten, Streifenfundamente o. ä. eingehalten werden sollte, wird kein seriöser Gartenfachmann angeben können – die Kenntnisse über Wurzeleigenschaften und Wurzelentwicklung der Gehölze sind noch sehr begrenzt und dann auch noch meist strittig.