Gartengestaltung Gemüsegarten & Gemüse

Wirsing anbauen – Sorten, Pflanzen und Pflege von Wirsingkohl

Wirsing

Erst seit dem 18. Jahrhundert wird Wirsing in heimischen Bauern- und Nutzgärten kultiviert. Das zarte Gemüse ist robuster als andere Kohlarten, benötigt aber dennoch den richtigen Standort und die richtige Pflege. Eine große Auswahl an schnell- und langsam wachsenden Wirsing-Sorten macht eine ganzjährige Ernte möglich. Dabei macht die Kohlpflanze mit den großen Blättern nicht nur auf Hoch- und Hügelbeeten eine gute Figur, sondern ist allgemein ein imposanter Blickfang im eigenen Garten. Fehlt die geeignete Grünfläche, so lässt sich Wirsing auch in ausreichend großen Pflanzgefäßen auf der Terrasse oder dem Balkon anbauen.

Standort und Bodenbedingungen

Der Anbau des Wirsingkohls erfolgt an sonnigen Standorten. Ob sich das Beet in der direkten Vollsonne oder im hellen Halbschatten befindet, spielt für das Gemüse jedoch keine Rolle. Der vielseitige Kohl benötigt ein humusreiches und durchlässiges Substrat, das durchaus einen hohen Kalkgehalt aufweisen darf. Mit einem pH-Wert des Bodens zwischen 6,5 und 7,5 fördern Sie das Wachstum der Pflanze und erhalten somit eine ertragreiche Ernte. Werten Sie mageres Erdreich vor der Pflanzung mit Humus und größeren Mengen Kalk auf.

Düngen und Gießen

Wirsing Durch die großen Blattmassen und der Zugehörigkeit zu den stark zehrenden Pflanzen ist eine richtige und ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung für den Kohl enorm wichtig. Gedüngt wird mit Kompost, Hornspänen oder Pferdeäpfeln. Mulchen Sie dabei den Boden und arbeiten Sie die organischen Materialien in das Substrat ein. Durch den hohen Nährstoffbedarf kann der Wirsing bereits im ersten Jahr auf frisch angelegten Hügelbeeten angepflanzt werden. Die Düngung erfolgt von April bis Oktober etwa zwei Mal im Monat. Sofern kein organischer Dünger zur Hand ist, können Sie auch auf Flüssig- oder Langzeitdünger aus dem Fachhandel zurückgreifen. Achten Sie darauf, dass der verwendete Dünger über einen hohen Kalkgehalt verfügt.

Auch wenn die Blätter des Kohls auf eine robuste Pflanze schließen lassen, so sollten Sie sich dennoch nicht davon täuschen lassen. Wirsing reagiert überaus empfindlich auf ein zu trockenes oder zu nasses Substrat. Nicht nur das Wachstum der Kohlpflanze leidet darunter, auch die Widerstandsfähigkeit des Gewächses sinkt dadurch erheblich. Ein ideales Ziel für Kohlfliegen und Co., welche sich auf stark geschwächten Pflanzen überaus wohl fühlen. Halten Sie das Erdreich mäßig feucht und gießen Sie bei Bedarf nach. Vermeiden Sie dabei Staunässe, damit die Wurzeln des Kohls keine Wurzelfäule erleiden.

Hinweis: Wintersorten des Wirsings sollten auch an frostfreien Tagen gegossen werden.

Anbau

Der genaue Zeitpunkt für die Aussaat der aus dem Mittelmeerraum stammenden Pflanze hängt von der gewählten Sorte und der gewünschten Erntezeit ab. Die Blätter des vielseitig verwendbaren Kohls können jedoch bereits dann geerntet werden, wenn der Wirsing selbst noch keinen festen Kopf aufweist.

Frühe und mittlere Sorten

Abhängig von der bevorzugten Größe benötigen diese Pflanzen eine Wuchszeit zwischen 13 – 26 Wochen, zwischen Juni und Oktober kann die Ernte der Blätter erfolgen. Die Aussaat beim Früh- und Sommerwirsing erfolgt ab Februar auf der Fensterbank und etwa ab Mitte April bis Anfang Mai direkt im Freiland. Beim Vorziehen auf dem heimischen Fensterbrett sollten Sie direkte Sonneneinstrahlung und die Nähe zu aktiven Heizkörpern meiden. Gehen Sie dabei folgendermaßen vor:

  • Wirsing Die Samen etwa 1 Zentimeter tief in humusreiches Substrat drücken.
  • Einen Mindestabstand von 5 Zentimetern einhalten:
  • Das Erdreich gleichmäßig feucht halten.
  • Eine perforierte Folie um das Pflanzgefäß spannen.

Wurde zu dicht gesät, sollten Sie die frisch gekeimten Wirsingsorten pikieren, sobald die Keimlinge eine Größe von etwa 10 Zentimetern erreicht haben. Der optimale Pflanzabstand bei frühen Sorten beträgt etwa 35 Zentimeter.

Spätsorten

Die Anzucht für die Winterernte erfolgt Ende Juli bis Anfang August. Sobald die jungen Wirsingpflanzen mindestens zwei Blattpaare besitzen, werden sie an ihren endgültigen Standort umgesetzt. Die späten Wirsingsorten sind winterhart und können einer Temperatur von -10°C problemlos standhalten. Zwischen 25 bis 40 Wochen benötigen Sorten wie „Advent“ und „Winterfürst 2“, ehe die Ernte erfolgen kann. Spätsorten können auch im Beet überwintern und erst im Februar geerntet werden.

Gießen Sie auch hier an frostfreien Tagen und reichern Sie den Boden im Spätherbst noch ausreichend mit Kompost an. Bei der Reihenpflanzung sollten Sie einen Mindestabstand von ungefähr 50 Zentimeter zwischen den einzelnen Kohlpflanzen berücksichtigen.

Wirsing darf erst im dritten Jahr wieder am selben Standort gepflanzt werden. In der Zwischenzeit können Sie das Beet beispielsweise für Kartoffel, Bohnen, Erbsen oder Karotten nutzen. Damit beugen Sie Krankheiten vor und das Substrat kann sich von den stark zehrenden Pflanzen erholen.

Tipp: Schützen Sie die jungen Kohlpflanzen mit einem Gemüsenetz vor Schneckenfraß.

Vermehren

Die erfolgreiche Vermehrung des Wirsingkohls erfolgt durch die Aussaat von Samen. Wenn Sie nicht auf Samen aus dem Fachhandel zurückgreifen möchten, sollten Sie eine Wirsingpflanze nur mäßig beernten. Direkt nach der Blüte entwickeln sich die Samen, welche nach der Reife behutsam abgeschnitten werden. Wählen Sie einen trockenen und kühlen Ort zur Aufbewahrung aus, wo die Samen ohne Bildung von Schimmel trocknen können. Der Zeitpunkt für die neue Aussaat ist abhängig von der jeweiligen Wirsing-Sorte.

Schneiden

Ein Rückschnitt muss beim einjährigen Kohl nicht erfolgen, jedoch können Sie mit der richtigen Schnitttechnik die Erntedauer des Wirsings verlängern: Trennen Sie die benötigte Menge Kohlblätter von außen nach innen mit einem scharfen Messer ab. Wird die Mitte des Kohls nicht beschädigt, das sogenannte „Pflanzenherz“, so bilden sich daraus neue Blätter. Diese können mehrmals hintereinander erneut für die heimische Küche geerntet werden.

Sorten

Brassica oleracea Um ganzjährig nicht auf die vitaminreichen Blätter des Wirsings verzichten zu müssen, können Sie verschiedene Wirsing-Sorten im eigenen Garten kultivieren. Auch bei Frost kann die Ernte bei den winterharten Kohlarten erfolgen. Decken Sie in winterharten Regionen die Kohlpflanzen mit einer schützenden Schicht Mulch und einer durchsichtigen Plane ab. Abhängig vom Samen-Großhändler, variieren jedoch die namentlichen Bezeichnungen der unterschiedlichen Wirsing-Arten. Empfehlenswerte und ertragreiche Sorten sind beispielsweise:

  • Savoy Serve – Früh erntereife Sorte.
  • Midvoy – Ab Juli sind die Blätter nutzbar.
  • Spitzwirsing Samantha – Üppig wachsende Sorte, die Ernte erfolgt zwischen Juli und Oktober.
  • Marner Grüfewi – Wintersorte, die Erntezeit liegt zwischen September und Februar.
  • Providence F1 – Weitverbreiteter und sich spät entwickelnder Wirsingkohl.

Schnell wachsende Sorten gewährleisten eine zeitige Ernte, welche spätestens im Oktober abgeschlossen ist. Mit langsam wachsenden Wirsing-Arten hingegen können Sie sich regelmäßig bis zum Frühjahr des Folgejahres mit den vitaminreichen Kohlblättern eindecken.

Tipp: Späte Wirsing-Sorten eignen sich auch für die Einlagerung im dunklen Keller.

Krankheiten und Schädlinge

Nicht nur Schnecken können den Kohlpflanzen gefährlich werden. Falsche Pflege und ein zu geringer Mindestabstand zwischen den einzelnen Gewächsen fördern einen Befall mit anderen schadhaften Insekten und Pilzerregern.

Kohlhernie

Zu den vermutlich gefährlichsten Krankheiten gehört die „Kohlhernie“. Dieser Schleimpilz fühlt sich auf verschiedenen Kohl-Sorten heimisch und ist dabei äußerst hartnäckig. Über den Boden dringt der Pilzerreger in die Wurzeln der Pflanze ein und provoziert darin eine unkontrollierte Zellteilung. Beim Fortschreiten des Befalls wird dadurch die Wasser- und Nährstoffaufnahme des Kohls nachhaltig beeinträchtigt, was oft zum Tod der kompletten Pflanze führt. Die Erreger des Schleimpilzes können bis zu zehn Jahre im Boden überdauern und von dort aus neue Kohlpflanzen befallen.

Kohlhernie

Eine Bekämpfung der Kohlhernie ist äußerst schwierig, allerdings können Sie mit den richtigen Maßnahmen einen etwaigen Befall vorbeugen. So sollten Sie beispielsweise auf die richtige Fruchtfolge achten und Kreuzblütler, zu denen auch Kohl-Sorten gehören, frühestens wieder ab dem 3. Jahr am selben Standort pflanzen. Meiden Sie auch eine Kultivierung von Erdbeeren, welche den Erreger weiterverbreiten können. Mulchen Sie den Boden regelmäßig und säen Sie pilzresistente Kohl-Arten. Vom Pilz befallene Pflanzen umgehend entsorgen und den Boden komplett austauschen.

Kohlweißling

Kahl gefressene Kohlköpfe deuten auf einen Befall mit den Raupen des Kohlweißlings hin. Der gefräßige Nachwuchs beginnt sein zerstörerisches Werk zwischen Juli und September und verursacht dabei massive Schäden auf dem Wirsing im eigenen Garten. Kontrollieren Sie die Unterseite der Wirsingblätter regelmäßig und entfernen Sie die Kohlweißling-Raupen sofort. Auch der Schutz mit engmaschigen Schutznetzen hat sich vor einem Befall bewährt. Sofern Sie eine Plage mit herkömmlichen Maßnahmen nicht eindämmen können, sollten Sie auf Mittel aus dem Fachhandel zurückgreifen.

Erdflöhe

Die nur wenige Millimeter großen Insekten verursachen selten nennenswerten Schaden auf den befallenen Pflanzen. Um einen Befall dennoch vorzubeugen, sollten Sie den Boden regelmäßig mulchen und störendes Unkraut dabei entfernen. Klebefallen haben sich ebenfalls als wirksame Bekämpfungsmaßnahme bei Erdflöhen bewährt.

Kohlmottenschildlaus

Kohlmottenschildlaus Eingerollte Blätter und Verfärbungen sind ein sichtbarer Hinweis auf saugende Insekten. Bei Kohlpflanzen tritt häufig die „Weiße Fliege“ auf, welche mithilfe ihres Mundwerkzeuges der Pflanze den wichtigen Zellsaft entnimmt. Mottenschildläuse kommen selten allein, denn ihre klebrigen Ausscheidungen dienen Ameisen und auch dem Rußtau als nahrhafte Grundlage. Die Bekämpfung der schadhaften Insekten ist äußerst schwierig und langwierig. Auch hier hat sich jedoch vorbeugend ein spezielles Netz für Gemüsepflanzen bewährt. Wenn Sie bei der regelmäßigen Überprüfung der Blätter Raupen entdecken sollten, haben sich folgende Tipps bewährt:

  • Seifenlauge oder Tabakbrühe direkt über die Tiere sprühen.
  • Natürliche Fressfeinde einsetzen wie Marienkäfer und Co.
  • Klebefallen aufstellen.
  • Befallene Blätter entsorgen.
  • Insektizide verwenden.
Hinweis: Chemische Insektizide sollten bei Nutzpflanzen nur als letzte Bekämpfungsmaßnahme zum Einsatz kommen.

Pflanz- und Pflegetipps für eine ertragreiche Ernte

Nützliche Nachbarpflanzen: Zur Vorbeugung gegen Schädlinge können Sie auch auf die Hilfe von anderen Gewächsen setzen. Pflanzen Sie beispielsweise in die direkte Nähe des Wirsings Knoblauch und Zwiebel, denn damit halten Sie Erdflöhe fern. Tomaten zwischen die Wirsingpflanzen gesetzt, halten hingegen Raupen auf Abstand. Auch Ringelblumen und Tagetes vertreiben mit ihren intensiven Geruch Schädlinge.

Wirsing Kalk: Reichern Sie nicht nur den Boden mit Kalk an, sondern verwenden Sie zum Gießen kalkhaltiges Wasser. Das regt das Wachstum des Wirsings an und fördert seine Widerstandsfähigkeit. Mischen Sie zusätzlich zum Kompost zerstoßene Eierschalen unter das Erdreich.

Kultivierung im Kübel: Sofern Sie über ein ausreichend großes Pflanzgefäß verfügen, können Sie einzelne Wirsing-Pflanzen auch dort anbauen und beernten. Der Standort sollte auch hier hell und sonnig sein, düngen Sie regelmäßig mit kalkhaltigem Dünger. Sofern Sie das Substrat komplett wechseln, können Sie jederzeit Wirsing auf dem Balkon oder der Terrasse aussäen. Gießen Sie regelmäßig und schützen Sie das Substrat im Winter vor einem kompletten Durchfrieren.