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Vertragen Kartoffeln etwas Frost? | 9 Facts

Kartoffeln Frost

Kaum eine Nutzpflanze übersteht den Winter, wenn der Boden vollständig durchfriert. Oder etwa doch? Welchen Einfluss haben Minusgrade, wenn die Temperaturen nur knapp unter 0°C fallen auf den Gemüse- insbesondere Kartoffelanbau? Dieser Ratgeber erläutert in 9 Fakten, wie viel Frost Kartoffeln vertragen.

Kartoffeln vertragen Frost nur geringfügig

Kartoffeln lieben eine warme Umgebung. An einem sonnigen Standort fühlen sie sich am wohlsten. Optimal sind Bodentemperaturen von 8°C bis 10°C. Auf Frost reagieren sie hingegen sehr empfindlich. Dennoch sind die Knollen robuster als andere Gemüsesorten, denn geringfügige Minusgrade können sie für einen kurzen Zeitraum verkraften. Wichtig dabei ist, dass es nicht friert, solange die Blüte erscheint. Dann nämlich sind die Knollen nicht mehr zu retten. Bodenfröste nach der Blüte verursachen hingegen kaum Schäden.

Hinweis: Auch bei ungünstiger Witterung ist ein vollständiger Ernteausfall im Kartoffelbau unwahrscheinlich, da verschiedene Sorten zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr gepflanzt werden.

Warme Frühjahre sorgen für Ernteausfälle

Einerseits sorgt eine frühe Blütenbildung aufgrund warmer Temperaturen bei Kartoffelbauern für Freude. Andererseits geht damit die Sorge einher, dass der Frost zurückkommt und die Ernte vernichtet. Bis zu den Eisheiligen Mitte Mai kann das Thermometer nachts unter den Gefrierpunkt fallen. Bis dahin müssen Landwirte bangen, dass ihre Knollen „verbrennen“, wie es im Fachjargon heißt. Grundsätzlich sind frostige Nächte im April keine Seltenheit. Zudem geht von ihnen auch nur ein geringes Risiko aus. Kritisch wird es erst, wenn der März ungewöhnlich warme Temperaturen hervorbringt. Dann nämlich beginnen die Knollen verfrüht zu keimen und sind mit ihren Blüten besonders anfällig für eisige Minusgrade.

Frühkartoffeln sind besonders begehrt

Frühkartoffel 'Early Rose'
Frühkartoffel ‚Early Rose‘

Normalerweise wird eine Kartoffel nicht vor April ins Freiland gepflanzt, da die zarten Knollen keine Nachtfröste vertragen. Immer mehr Bauern sehen aber über diese Regel hinweg. Es sind die begehrten Frühkartoffeln, die die frühe Aussaat so lukrativ machen.

Sorten, die aufgrund ihrer Frühreife gefährdet sind

  • Altesse
  • Annabelle
  • Anuschka
  • Belle de Fontenay
  • Casablanca
  • Duke of York Erstling
  • Early Rose
  • Finka
  • Freislander
  • Glorietta
  • La Ratte
  • Leyla
  • Maris Peer
  • Orla
  • Rosara
  • Solist

Vorzucht kurbelt den Verdienst an

Um die Knollen bereits im Frühjahr ernten zu können, setzen viele Landwirte auf bereits vorgezogene Pflanzen. Deren Feldfrüchte sind rund zwei Wochen früher reif, bedürfen dafür aber eine besonders sorgfältige Pflege. Da sie sehr druckempfindlich sind, erfolgt die Ernte zum Teil sogar manuell.

Kartoffel vorziehen

In erster Linie geht es dabei um kommerzielle Zwecke. Je früher die Händler ihr Gemüse anbieten können, umso weniger Konkurrenz besteht beim Verkauf. Zudem seien Frühkartoffeln aufgrund ihres zarten Aromas besonders beliebt bei den Kunden.

Tipp: Wer vorgekeimte Kartoffeln in das heimische Gemüsebeet pflanzen möchte, kann die Knollen ca. 6 Wochen vor der eigentlichen Aussaat an einem hellen Ort bei 10°C bis 15°C vorziehen.

Die richtigen Bodenverhältnisse

Die Bodenansprüche der Kartoffel sprechen für sich. Die Knolle gedeiht am besten auf leichtem bis mittelschweren Grund. Lehmige Erde hindert dagegen das Wachstum. Umgekehrt verhält es sich bei Frösten. Schwere Böden neigen dazu, Wasser zu stauen und frieren dadurch schneller zu. Wer die schmackhaften Knollen also im eigenen Garten anbaut, sollte auf gut durchlässige Erde achten, um Frostschäden aufgrund von Staunässe zu vermeiden.

Kartoffel

Beregnung als Frostschutz

Eine weitere Methode, um Kartoffeln zu schützen, ist die Beregnung. Feldarbeiter müssen dafür eine Nachtschicht einlegen. Kurz vor Einsetzen des Frosts bewässern sie die Pflanzen. Die feinen Wassertröpfchen gefrieren auf den Blättern, Blüten und Knollen und bilden einen Eispanzer. Dieser schützt vor den kalten Temperaturen.

Hinweis: Winzer wenden die gleiche Methode zum Schutz ihrer Reben an.

Folienanbau als Frostschutz

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das Gemüse vor Frösten zu schützen. Zum einen decken Landwirte die Pflanzen mit Folien ab. Unter dem Material lässt sich die Temperatur regulieren, da ein Treibhaus entsteht. Wichtig ist allerdings, dass die Abdeckung, die gleichzeitig vor Niederschlägen wie Hagel schützt, atmungsaktiv ist. Andernfalls droht Schimmelgefahr.

Folientunnel
Hinweis: im eigenen Garten ist es eher ungewöhnlich, Kartoffeln in so hohem Maße anzubauen, dass sich eine Folienabdeckung lohnt. Ist bisher nur wenig Grün an der Erdoberfläche zu sehen, sind das lediglich Anhäufeln oder das Auftragen einer Mulchschicht zeit- und materialsparende Alternativen.

Kartoffeln niemals bei Frost ernten

Sowohl für den kommerziellen Anbau als auch für den Hobbygärtner gilt: Gemüse darf niemals bei Minusgraden geerntet werden. Die Pflanzen können sich bei den kalten Temperaturen nicht von dem Verlust erholen, da sie ihre ganze Kraft für die Abwehr der Kälte aufbringen müssen.

Häufig gestellte Fragen

Bedeutet Frost den automatischen Tod der Pflanze?

Geringfügige Frostschäden lassen die Pflanze mit etwas Glück nicht vollends absterben, erhöhen aber die Krankheitsanfälligkeit und mindern den Ernteertrag.

Kann Frost auch nützlich sein?

Abgesehen von der Kartoffel gibt es viele Pflanzen, die frostige Temperaturen nicht nur vertragen, sondern sogar darauf angewiesen sind. Ein Beispiel ist die Narzisse, deren Austrieb erst nach einer Stratifizierung stattfindet. Bodenfrost hindert die Blume daran, zu früh zu sprießen und dient ihr als Orientierung für die Jahreszeiten.