
Nach einem furiosen Finale am Ende der Saison, verblasst im Herbst die Schönheit unserer Rosen zusehends. Angesichts verwelkter Rosenblüten herrscht alljährlich unter Gärtnern Uneinigkeit über einen Rückschnitt vor der Winterzeit. Befürworter sehen überzeugende Vorteile für die Gesundheit und Vitalität ihrer königlichen Blütensträucher. Gegner betrachten den Rückschnitt als längst überholt. Dieser Ratgeber räumt alle Zweifel aus dem Weg, wie Sie mit Ihren Rosen nach der Blütezeit fachmännisch verfahren. So geht es richtig.
Herbstlicher Rosenschnitt ist Prophylaxe
Inhalt
Im naturnahen Garten haben sich Hobbygärtner einen strikten Verzicht auf Pestizide auferlegt. Folglich stehen für die Bekämpfung und Vorbeugung hartnäckiger Rosenkrankheiten andere Strategien im Fokus. Der Rosenschnitt im Herbst zählt dazu. Unabhängig davon, ob ein Rosenbusch bereits mit pathogenen Erregern zu kämpfen hat oder nicht. Mit einem gezielten Einsatz der Rosenschere werden akute Infektionen eingedämmt und drohenden Krankheiten vorgebeugt. Hauptmotiv für diese Vorgehensweise sind die absterbenden Blüten, Blätter und Triebe, die bei nass-kalter Witterung eine willkommene Angriffsfläche bieten für Fäulnis, Pilze und Schädlinge.
Zeitpunkt
In den meisten Regionen blühen Rosen bis weit in den Dezember hinein. Solange die Blüten sich in ihrer ganzen Pracht präsentieren, besteht keine Veranlassung für einen Schnitt. Erst wenn alle Blüten verwelkt sind, wird die Rosenschere gezückt. Idealerweise wählen Sie einen Termin mit frostfreier, trockener Witterung. Bei Temperaturen unter – 2 Grad Celsius richtet ein Rückschnitt mehr Schaden als Nutzen an.
Vorbereitungsarbeiten
Rosen sind nicht giftig. Die teils messerscharfen, kräftigen Dornen dürfen freilich nicht unterschätzt werden. Selbst kleinste Ritze auf der Haut können sich schmerzhaft infizieren. Legen Sie daher auch für den moderaten Herbstschnitt dornenfeste Handschuhe mit langen Stulpen an. Haben Sie es mit mannshohen Rosenbüschen zu tun, empfehlen wir zudem eine Schutzbrille.
Kaum eine Rose wird von typischen Krankheiten verschont, wie Sternrußtau oder Rosenrost. Um die Krankheitserreger nicht unabsichtlich von einer Rose zur nächsten zu übertragen, desinfizieren Sie die Schere bitte zu Beginn und am Ende des Schnitts an jeder einzelnen Pflanze. Achten Sie zudem darauf, dass die Klingen frisch geschärft sind. Die Rinde sollte möglichst glatt geschnitten und nicht gequetscht werden.
Anleitung für die Schnittführung
- Alle Rosenzweige um ein Drittel abschneiden
- Den Schnitt in kurzer Distanz zu einem Rosenauge ansetzen
- Die Schere leicht schräg halten, weggeneigt vom Blattknoten
Rosen zählen zu den Pflanzen, die uns wenig Probleme bereiten, um ihre Augen zu erkennen. Werfen Sie einen Blick auf die Rinde, sehen Sie dort kleine Erhebungen. Darunter befinden sich die Anlagen für einen frischen Trieb. Wichtig zu beachten ist, dass Sie den Schnitt in einer Distanz von 0,5 bis maximal 2,0 cm zum Rosenauge ansetzen. Erfolgt der Schnitt in zu großer Entfernung, bildet sich unerwünschtes Totholz, das zurücktrocknet bis zum richtigen Schnittansatz. Diese kurzen Totholz-Segmente sind ein Nistkasten für pathogene Erreger aller Art.
Saftwaage beachten
Ein ungleichmäßiger Schnitt hinterlässt einen dominierenden Haupttrieb, der überreich von den Wurzeln bedacht wird. Alle anderen Zweige müssen sich mit dem Rest begnügen, kümmern vor sich hin und tragen nur spärliche Blüten. Befinden sich hingegen alle Rosenzweige auf nahezu gleicher Höhe, ist die Saftwaage hergestellt. Als Resultat daraus kommen Nährstoffe und Wasser allen Pflanzenteilen zugute für ein harmonisches Wachstum.
Auslichten rundet den Herbstschnitt ab
Die letzte Etappe im Herbstschnitt Ihrer Rosen nimmt Totholz und andere unerwünschte Triebe ins Visier. So gehen Sie richtig vor:
- Abgestorbene Rosentriebe bodennah abschneiden
- Ins Strauchinnere gerichtete Zweige auslichten
- Von zu eng stehenden Ästen den schwächeren entfernen
Haben Sie Bedenken, ob ein Rosenzweig tatsächlich als Totholz zu betrachten ist? Dann unterziehen Sie den Trieb einem Vitalitätstest. Kratzen Sie ein kleines Stück der Rinde ab. Kommt darunter braunes, fauliges oder vertrocknetes Gewebe zum Vorschein, kann der Zweig weichen. Grünes, pralles Gewebe signalisiert, dass hier noch der Lebenssaft fließt. Zumindest bis zum Hauptschnitt im Frühjahr sollte dem Ast die Gelegenheit zur Regeneration gewährt werden.
Tipp: Lichten Sie einen betagten Rosenbusch im Herbst aus, können Schnittwunden mit dem Durchmesser einer 2-Euro-Münze entstehen. Über den Winter können derartige Holzverletzungen nicht ausheilen. Bestreichen Sie daher die Wundränder dünn mit einer Wundpaste, um das empfindliche Kambiumholz unter der Rinde vor Frostschäden zu schützen.
Hagebutten nicht abschneiden
Wildtriebe abreißen
Wenn im Herbst Ihre Rosen das Wachstum einstellen, pulsiert in den Wildunterlagen noch das Leben. Kontrollieren Sie daher nach dem Herbstschnitt weiterhin Ihre Rosenbüsche auf Wildtriebe. Diese treiben senkrecht aus der Unterlage hervor mit deutlich kleineren Blättern. Da diese Zweige dem Edelteil Saft und Kraft rauben, werden sie konsequent entfernt. Packen Sie dieses florale Übel am besten bei der Wurzel. Zu diesem Zweck reißen Sie jeden Wildtrieb mit einem beherzten Ruck von der Unterlage ab. Ein Schnitt mit der Schere hinterlässt kleine Gewebestücke, aus denen die hartnäckigen Zweige munter wieder austreiben.
Fazit
Im naturnahen Rosengarten wird der Hauptschnitt des Frühjahrs ergänzt um einem weiteren Rückschnitt im Herbst. Verblühte Rosen schneiden Sie um ein Drittel zurück, um Krankheiten vorzubeugen und grassierenden Infektionen entgegenzuwirken. Im gleichen Zug werden abgestorbene Zweige ausgelichtet und Wildtriebe mit einem Ruck abgerissen. Einzig die dekorativen und wertvollen Hagebutten werden im Herbst von der Rosenschere verschont.