Schwarzwurzeln werden auch Winterspargel genannt. Doch dieser Vergleich hinkt ein wenig. Das ist fast so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen und führt zwangsläufig zu falschen Vorstellungen – und Enttäuschung – unter den Spargelliebhabern. Die länglichen Wurzeln mit der rauen schwarzen Schale bieten einen eher bodenständigen Genuss. Doch es lohnt sich wegen des zarten Mandelaromas, das fast vergessene Wurzelgemüse wieder neu auf dem Speiseplan zu entdecken, zudem es sich über den ganzen Winter hinweg ernten lässt. Das können nicht viele Gemüsesorten von sich behaupten.
Steckbrief
- botanischer Name: Scorzonera hispanica
- gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae)
- andere Namen: Winterspargel, Scorzonerwurzel, Spanische Schwarzwurzel, Echte Schwarzwurzel, Skorzenerwurzel
- Wuchshöhe: bis 120 Zentimeter
- ausdauernde krautige Pflanze
- aus einem Punkt herausragende, lanzettförmige Blätter
- Wurzelgemüse: schwarzschalige, essbare Wurzel (2-3 cm breit, bis 30 cm lang)
- ein- oder zweijährige Kultur
Arten und Herkunft
Schon vor über 300 Jahren haben die Schwarzwurzeln als beliebtes Wintergemüse die bis dahin verwendeten Haferwurzeln von den Feldern verdrängt. Die Schwarzwurzel gehört zur Familie der Korbblütler und ist ursprünglich in Spanien heimisch. In der Natur sind vorwiegend im europäischen und asiatischen Raum etwa 100 verschiedene Arten bekannt, von denen die Garten-Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica) als Gemüsepflanze jedoch die bekannteste sein dürfte. Eigentlich ist die Schwarzwurzel eine zweijährige, krautige Pflanze, die aber in der Regel einjährig kultiviert wird.
Andere Kulturpflanzen sind im Handel in unzähligen Variationen und Züchtungen als Saatgut erhältlich. Bei Schwarzwurzeln ist das nicht der Fall. Zwar sind einige Sorten der Scorzonera hispanica bekannt, die meisten Händler haben jedoch nur eine Sorte Saatgut im Angebot.
- Hoffmanns Schwarze Pfahl: häufigste Sorte, hat sich gut bewährt
- Meres: Neuzüchtung, unempfindlich gegen Mehltau
- Russische Riesen: alte Sorte mit großen Wurzeln
- Nichtschießende Riesen: verbesserte Variante der Russischen Riesen, weniger empfindlich gegenüber Frösten, können schon etwas früher gesät werden
- Schwarzer Peter: alte Sorte, eignet sich auch für schwere Böden
- Duplex: sehr stark wachsende Sorte (etwas mehr Pflanzabstand notwendig)
Standort
Schwarzwurzeln wachsen am besten in tiefgründigem, humosem Boden, der möglichst keine Steine oder alte Wurzeln enthält. Sehr leichter Sandboden ist ebenso wenig geeignet wie schwerer Lehm. Scorzonera-Arten wachsen nur sehr langsam, daher ist es ungünstig, sie in Gebieten mit kurzer Vegetationsperiode (später Frühling und früher Herbst) anzubauen. Für die Bildung langer, gerader Wurzeln, die keine Verästelung aufweisen, ist ein lockerer, tiefgründiger Boden von entscheidender Bedeutung. Schwarzwurzeln können bis zu 35 Zentimeter in die Tiefe wachsen. Dies ist allerdings nur dann möglich, wenn sie kein Hindernis wie Steine, andere Wurzeln oder ein zu festes Erdreich vorfinden.
- Lichtbedarf: sonnig
- tiefgründiger, humoser Boden
Fruchtfolge/Vorkultur
Wie bei allen Gemüsesorten spielt es auch bei der Schwarzwurzel eine Rolle, welche Kultur im Vorjahr auf dem Beet gestanden hat. Die meisten Gemüsepflanzen entziehen nicht nur einseitig die Nährstoffe aus dem Boden, sondern geben auch verschiedenste Stoffe an den Boden ab. Dies kann für eine Folgekultur von Vorteil oder auch nachteilig sein. Die ideale Vorkultur für Schwarzwurzeln sind Kartoffeln. Auch tief gründende Gründüngungen (wie Lupinen) bereiten den Boden gut für den Anbau vor. Vorsicht ist bei einer Nutzung im Vorjahr mit Kohl oder Zuckermais geboten. Zwar wachsen die Wurzeln der Schwarzwurzeln noch gut, bilden aber viele Seitenausläufer, sodass die Verarbeitung (das Putzen) erschwert wird.
Nicht anpflanzen nach:
- Zwiebeln
- Sellerie
- Karotten
- Kohl
- Zuckermais
Zwischen den einzelnen Reihen, falls sie etwas großzügiger angelegt werden (35 Zentimeter), können Radieschen, Rote Rüben oder auch Pflücksalat angebaut werden.
Vorbereitung des Bodens
Vor der Aussaat von Schwarzwurzeln sollte die Erde etwa zwei Spatenstiche tief umgegraben und aufgelockert werden. Das Wurzelgemüse kann auch wie Spargel auf Wällen ausgesät werden, in diesem Fall ist jedoch regelmäßiges Wässern wichtig.
- Beetvorbereitung: bereits im Herbst
- Boden 40 Zentimeter tief umgraben
- krümeligen, reifen Kompost einarbeiten
- bei nassen oder verdichteten Böden: Hügelbeet
- Boden vor der Aussaat noch einmal auflockern
Aussaat
Schwarzwurzeln werden direkt ins Freiland ausgesät. Die Samen können zwischen Februar und Mai in die Erde gebracht werden. Richtig lange und kräftige Wurzeln erhält man nur bei sehr früher Aussaat. Eine Freilandaussaat ist immer etwas heikel, denn wird zu früh gesät, können die Jungpflanzen noch Frost abbekommen. In diesen Fällen beginnt die Pflanze zu schossen. Das ist sehr ungünstig für die Ernte, da die Schwarzwurzel dann Blütentriebe bildet und keine Energie mehr in die Wurzel steckt. Sät man allerdings zu spät, bleiben die Wurzeln zu dünn.
- Zeitpunkt der Aussaat: frostfreier Tag im Februar bis April
- Pflanzreihenabstand: 25-40 Zentimeter
- Pflanztiefe: 2 Zentimeter
- Samenabstand in der Reihe: 3 Zentimeter
- Vorsicht: die stäbchenförmigen Samen dürfen nicht zerbrechen
- Keimdauer: 10-12 Tage
Sobald die Pflänzchen mehrere kleine Blätter entwickelt haben, werden sie vorsichtig in den Reihen nach rechts und links verschoben, sodass sich ein Pflanzabstand der einzelnen Schwarzwurzeln in einer Reihe von etwa 10 Zentimetern ergibt. Neben regelmäßigem Gießen ist auch Unkraut jäten wichtig. Das Unkraut zwischen den Pflanzen wächst deutlich schneller als die Schwarzwurzeln und nimmt ihnen dann nicht nur das Licht weg, sondern auch den Platz.
Zweijährige Kultur
Die ältere Anbaumethode sieht die Aussaat des Gemüses im August bis September vor. Die Schwarzwurzel blüht dann üppiger und ist auch nicht so zart wie beim einjährigen Anbau. Allerdings entfällt die Problematik mit dem Zeitpunkt der Aussaat. Die Ernte erfolgt im Herbst des Folgejahres.
Gießen und Düngen
In den folgenden Monaten ist kontinuierliches Hacken von Unkraut und Gießen an trockenen Tagen notwendig, damit die Schwarzwurzeln sich gut entwickeln können. Bekommt das Gemüse zu wenig Wasser, gerät die Wurzelbildung ins Stocken. Beim Gießen gilt: Lieber nur einmal pro Woche richtig viel wässern, sodass der Boden bis in tiefe Schichten gut durchfeuchtet ist.
Gedüngt werden die Pflanzen während der Kultur nicht. Dies würde zu unerwünschten Verzweigungen der Wurzel führen. Auch beim Aussäen sollte kein Dünger oder frischer Kompost unter die Erde gearbeitet werden. Wer plant, Schwarzwurzeln im Garten anzubauen, fügt am besten schon im Herbst des Vorjahres Kompost oder anderen organischen Dünger zur Gartenerde, damit dieser über den Winter verrotten kann. Nur wenn der Gartenboden sehr mager oder sandig ausfällt, ist Humus oder eine leichte Düngung willkommen. Hier eignet sich Kompost oder organischer Fertigdünger wie Hornspäne. Frischen Stallmist vertragen die Pflanzen nur schlecht. Zu hohe Stickstoffgehalte lassen die Wurzeln schwammig werden.
Ernte
Ab Oktober beginnt die Schwarzwurzelernte, sobald das Laub beginnt, sich einzuziehen. Jetzt sind die Wurzeln dick genug, um sie zu verarbeiten. Solange der Boden frostfrei ist, kann über den ganzen Winter geerntet werden. Selbst im Frühjahr, wenn die Schwarzwurzel zu blühen beginnt, ist die Wurzel weiterhin essbar. Allerdings lassen die Qualität und der Geschmack dann deutlich nach. Auch strenge Januarfröste machen der robusten Schwarzwurzel nichts aus. Lediglich das Ernten fällt bei gefrorenem Boden schwer. Deshalb verhindert eine dicke Schicht aus Stroh oder Blättern auf dem Beet, dass der Nachschub abreißt. Wer ein Frühbeet in seinem Garten hat, kann die Wurzeln auch dorthin umsetzen.
Wie auch beim Spargel muss man bei der Ernte der Schwarzwurzel sehr vorsichtig ans Werk gehen, denn die Wurzeln brechen schnell. Sie einfach am Schopf herauszuziehen (wie Karotten), führt nur zum Abreißen. Bei lehmigen Böden muss man sie mit den Spaten seitlich freilegen, um sie aus dem Boden zu holen. Dazu hebt man neben der Reihe einen tiefen Graben aus (v-förmig) und drückt die Schwarzwurzeln in diese Richtung heraus. Bei sandigen Böden vor dem Herausziehen den Boden mit der Grabgabel lockern oder eine spezielle Stechgabel verwenden.
Lagerung
Schwarzwurzeln können bei frostfreier Witterung bis in den Winter völlig problemlos im Freiland verbleiben. Sind jedoch Wühlmäuse unterwegs oder eine Abdeckung nicht möglich, ist es besser, sie zu ernten. Am besten können sie in einer Holzkiste im kühlen Keller oder der Garage mit feuchtem Sand bedeckt gelagert werden. In feuchtes Zeitungspapier eingelegt halten sich Schwarzwurzeln im Kühlschrank einige Tage. Ohne feuchte Ummantelung trocknen Schwarzwurzeln sehr schnell aus.
Vermehren
Am Ende der Erntezeit sollten zur Samengewinnung immer ein paar Wurzeln im Erdreich stehen bleiben. Besonders üppig blühen diejenigen Pflanzen, die zweijährig kultiviert werden, also schon im Spätsommer des Vorjahres ausgesät werden. Im folgenden Jahr erscheinen an der Pflanze im Juni/Juli sonnengelbe Blüten, die herrlich nach Vanille duften und auf langen Blütenstängeln sitzen. In den kommenden Wochen entwickeln sich dann die langen, schirmchenförmigen Samen. Vom Erscheinungsbild ähneln die Blüten dem Löwenzahn. Wartet man zu lange, machen sich die Samen mit dem Wind auf die Reise. Die Samen bleiben nicht lange keimfähig, daher sollten sie spätestens im nächsten Frühjahr ausgesät werden.
Überwintern
Schwarzwurzeln sind winterhart und überstehen auch strenge Fröste, ohne an Qualität zu verlieren. Damit aber der Boden zur Ernte frostfrei (und damit gut zugänglich) bleibt, sollte er mit einer dicken Schicht Stroh, Reisig oder Laub bedeckt werden.
Krankheiten und Schädlinge
Die Schwarzwurzel gehört zu den robusten Gemüsearten und ist deshalb nicht sehr empfindlich gegenüber Krankheiten. Die häufigsten Krankheiten, die auftreten, werden durch Pilze verursacht:
Echter Mehltau: Der Pilz richtet in unseren Gärten große Schäden an. Man erkennt ihn am weißen Belag auf der Oberseite (manchmal Unterseite) des Blattes, auf Knospen oder jungen Trieben. Das Pflanzengewebe verfärbt sich bräunlich und stirbt ab. Falls in der Vergangenheit im Garten schon häufiger Mehltau aufgetreten ist, kann man zur Vorbeugung den Boden stets leicht feucht halten und auf Sorten ausweichen, die unempfindlicher gegenüber Mehltau sind. Gegossen werden sollte immer nur in den Morgenstunden, damit die Pflanzen vor Einbruch der Dunkelheit gut abtrocknen können.
Weißer Rost (Falscher Mehltaupilz): Gelbliche Flecken mit weißen Pusteln auf den Blättern deuten auf einen Befall durch den Pilz Phoma hin. Das Resultat sind stumpfe, kurze Wurzeln mit dicker Rinde.
Im Winter können Wühlmäuse den gesamten Bestand vernichten. Dagegen hilft nur ein Schutz gegen Wühlmäuse oder die frühzeitige Ernte und Lagerung an einem geschützten Ort.
Fazit
Schwarzwurzeln gehören zu den wenigen Gemüsearten, die völlig frosthart sind und dadurch über den gesamten Winter aus dem Freiland geerntet werden können. Dabei sind sie sehr einfach zu kultivieren und benötigen während der Vegetationsphase lediglich in trockenen Perioden gleichmäßige Bodenfeuchte. Ein Problem stellt lediglich der Zeitpunkt der Aussaat dar. Da die Schwarzwurzel recht langsam wächst, sollte sie so früh wie möglich nach den letzten Frösten ins Freiland gesät werden. Allerdings neigen die Jungpflanzen bei Spätfrösten dazu zu schossen. Sie bilden dann Blüten statt langer Wurzeln.