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Rettich (Schwarzer & Weißer) – Anbau und Pflege

Rettich

Rettich im Garten bringt Ihnen viel Nutzen – bei der wohl simpelsten Pflege, die für eine essbare Pflanze vorstellbar ist. Hauptsache er wird nicht zu früh ausgesät, denn dann kann er schießen. Details dazu später im Text. Gesund und lecker ist er auch noch – wenn Sie noch keinen Rettich im Garten haben, wird es also wirklich Zeit. So einfach funktioniert der Anbau von Schwarzem oder Weißem Rettich, und so unterscheiden sich diese Rettiche.

Unterschiede: weißer und schwarzer Rettich

Weißen Rettich kennen sehr viele Menschen, strahlend glänzende Ringel, die auf dem Biergartentisch schön mit Salz bestreut neben dem überschäumenden Bierkrug warten. Was aber ist Schwarzer Rettich? Nun ja, schwarzer Rettich ist genau der Rettich, der da sich da so schön auf dem Biergartentisch ringelt. Hier werden Sie zwar sehr oft eine bestimmte Sorte schwarzen Rettich finden, die schon sehr passend „Münchner Bier“ heißt, und diese bildet eine weiße Rübenhaut, obwohl sie zu den Schwarzen Rettichen gehört.

Endgültig alles unklar? Dann ist es wohl an der Zeit für eine kleine Rettich-Kunde:

Rettich – Einordnung, Herkunft und Sorten

Die Rettiche heißen botanisch Raphanus, was vom lateinischen radix = Wurzel kommt. Die Raphanus gehören zur Familie der Kreuzblütengewächse, aus der sehr viele wichtige Kulturpflanzen kommen – alle Kohlarten, der Öllieferant Raps, Steckrüben, Senf, Meerrettich und Kresse sind z. B. Kreuzblütler. Die Rettiche bilden innerhalb dieser Familie eine eigene Gattung, die von der Mehrzahl der Biologen in drei Arten unterschieden wird:

  • Wilder Rettich Ackerrettich: Auch bekannt als Hederich oder Wilder Rettich, ist als solcher aber nicht zu gebrauchen, weil es keine verdickte Wurzel bildet. Der Ackerrettich kann aber hervorragend als Zeigerpflanze und als Gründüngung eingesetzt werden. Aus den Samen soll man Senf und Öl herstellen können. Vor ein paar Jahren haben Forscher festgestellt, dass seine Blätter des Acker-Rettichs wahrscheinlich anti-diabetisch und ziemlich sicher stimmungsaufhellend wirken. Vermutlich sind die Blätter deshalb unverzichtbarer Teil der traditionellen lokalen Ernährung in verschiedensten Mittelmeerländern. Hier hat der Acker-Hederich seine natürliche Heimat hat.
  • Die nächste Art ist der Raphanus confusus, der „verworrene Rettich„. Der ist schon deshalb spannend, weil über ihn nicht viel zu erfahren ist. Außer das zwei Schweizer Botaniker ihm diesen rätselhaften Namen gegeben haben.
  • Die dritte Art ist unser Garten-Rettich, der Raphanus sativus. Er wird wiederum in drei Unterarten und vier Gruppen unterschieden, die allesamt essbar sind
    • Rattenschwanz-Rettich, Raphanus sativus var. mougri oder „Rat-Tailed Radish“-Gruppe: Kommt aus Asien, auch als Schlangenrettich oder Mougri bekannt, man isst die Schoten und die Blätter.
    • Ölrettich, Raphanus sativus var. oleiformis: Wurde schon im alten Ägypten zur Ölgewinnung angebaut, dazu und zur Bodenpflege (Auflockerung, Nematoden-Fänger) taugt er auch heute noch.
    • Die dritte Unterart ist die der (Speise) Rettiche, Raphanus sativus var. sativus, oder „Radish-Group“ (Rettich-Gruppe), und das ist die Gruppe, zu der Weiße und der Schwarze Rettich gehören.

Rettich-Gruppe

Innerhalb dieser dritten Unterart, der Rettich-Gruppe, hatten Züchter in der Vergangenheit viel Spaß. So viel Spaß, dass sie Sommerrettiche und Winterrettiche und innerhalb dieser in etwa 100 verschiedene Sorten gezüchtet haben.

Deshalb unterscheidet man die Rettich-Gruppe noch weiter, eben in die Sommer-Rettiche bzw. die „Small Radish Group“, die man botanisch manchmal „Raphanus sativus subsp. sativus“ und manchmal „Raphanus sativus convar. sativus“ nennt. Zu diesen Sommer-Rettichen gehören die Eiszapfen-Rettiche, verschiedenste Knollen-Rettiche, die im Frühjahr gesät und im Sommer geerntet werden können, die Radieschen und noch ganz viele andere Züchtungen.

Rettich Die zweite Gruppe in der „Radish Group“ sind die „eigentlichen Rettiche“. Man grenzt sie botanisch manchmal durch die Bezeichnung „Raphanus sativus subsp. niger“ ab. Manchmal werden sie aber auch genau wie die Sommerrettiche als „Raphanus sativus convar. sativus“ ausgezeichnet. Zu dieser Gruppe gehören nach pflanzenkundlicher Auffassung nur die Winter-Rettiche, sozusagen die „Radish Group“ im engeren Sinne. Zum Beispiel unser Schwarzer Rettich, aber auch der Weiße Bier-Rettich und der asiatische Daikon.

Das Beste daran: Die internationalen Handelsbezeichnungen und die Übersetzungen dazu gehen bunt durcheinander. Als „Weißer Rettich“ könnte Ihnen z. B. genauso gut ein Eiszapfen-Rettich wie ein Schwarzer Winter-Rettich verkauft werden. Und die genauen botanischen Bezeichnungen bekommen Sie wahrscheinlich bestenfalls in einer auf Rettiche spezialisierten Fachgärtnerei zu sehen. Deshalb sollten Sie am besten einfach nach praktischen Gesichtspunkten gehen bei der Auswahl Ihres Rettichs.

Sommerrettiche oder Winterrettich?

Welchen „Beinamen“ Ihr Rettich ganz genau trägt, kann Ihnen nämlich im Grunde egal sein. Für Sie wichtig ist der grundsätzliche Unterschied zwischen Sommer- und Winterrettich. Der ist es, der sich auf den Anbau und den Geschmack auswirkt.

Sommerrettich ist saftiger, kann eine kugelförmige oder spindelförmige Wurzel ausbilden, wird mit weißer und getönter (roter) ziemlich dünner Haut oder Schale angeboten und hat einen mehr oder weniger brennend-würzigen Geschmack, je nach Gehalt an ätherischen Senfölen.

Schwarzer Rettich oder Winterrettich hat eine richtig dicke Schale. Sie muss vor dem Verzehr gründlich entfernt werden. Und sehr festes Fleisch, was ihn gut lagerfähig macht. Auch er enthält meist eine gute Portion Senföle, die ihn mehr oder weniger scharf machen. Eine Ausnahme unter den Winterrettichen bildet in dieser Beziehung der asiatische Rettich, unter denen bei uns vor allem der Daikon-Rettich bekannt ist. Dieser Riesenrettich ist wesentlich milder als unseren westlichen Retticharten. Vom Daikon können Sie auch Saatgut für die Aufzucht von Sprossen erwerben, die zu Salaten und Sushi gegessen werden.

Rettich Die ursprünglichen Rettich-Arten waren meist im Mittelmeerraum, manchmal auch im nördlichen Afrika, Europa und Vorderasien bis nach Pakistan beheimat, aber eigentlich alle Arten des Ackerrettichs und des Gartenrettich zieht man heute fast weltweit. Mit verschiedensten Wurzelformen von dünn bis fleischig und mit verschiedensten Größen und Farben der Rübe, von klein und rund bis groß und langgestreckt, von rot über rosa, weiß, lila oder schwarz. Diese Sorten können einjährig oder zweijährig wachsen und besser roh oder besser gegart zu genießen sein.

So finden Sie Ihren Rettich

Weil es so unheimlich viele Sorten gibt, empfiehlt sich der Einkauf bei einem Händler, der ganz genau Bescheid weiß oder Ihnen im Internet sehr viele Auswahlmöglichkeiten anbietet. Wie z. B. das Samenhaus Müller aus 75210 Keltern, wo Sie durch Ankreuzen Ihr Saatgut auswählen können: Aussaat (zwischen Februar und November), Lebenszyklus (hier nur einjährig), Erntezeit (zwischen Januar und Dezember), Standort (Sonne bis Schatten, Gewächshaus) und Farbe (viele).

Aussaat und Anbau des Rettichs

Wenn Sie herausbekommen haben, welchen Rettich Sie denn nun eigentlich anbauen möchten, haben Sie den komplizierten Teil der Sache eigentlich hinter sich.

Je nach Sorte wird der Rettich zu der Zeit ausgesät, die auf der Samentüte empfohlen wird. In einen lockeren Boden, in die Sonne oder in Halbschatten. Ideal wäre eine Mischung aus sandiger Erde und Kompost. In einem solchen Boden können sich die Wurzeln am besten entwickeln, Rettich wächst aber eigentlich in jedem Boden. Sie geben die Samen in einer schmalen Furche im Abstand von rund 20 cm in die Erde. Sorten mit langen Wurzeln zwei Zentimeter tief in den Boden, runde Sorten wie Radischen o. ä. können Sie an der Oberfläche verstreuen und mit etwas Erde bestreuen. Anschließend sollten Sie die Saat reichlich wässern. Am besten mit einer Gießkanne mit großer Tülle, damit Sie die Samen nicht wegschwemmen.

Radieschen Dann müssen Sie eigentlich nichts anderes mehr tun, als Ihren Rettich regelmäßig und ziemlich kräftig zu gießen. Nach drei bis vier Tagen können Sie die ersten Keimlinge sehen. Sind diese ein paar Zentimeter hoch, können Sie sie ausdünnen. Bei den rundlichen Sorten sollte ca. alle 4 cm eine Pflanze stehen bleiben. Weißer Winter-Rettich braucht 15 cm pro Pflanze, Schwarzer Winter-Rettich besser 20 cm. Wenn der Boden vor der Aussaat etwas Kompost bekommen hat, ist kein Dünger mehr nötig. Da der Rettich unheimlich schnell wächst, müssen Sie auch auf die Bewässerung nicht mehr sehr lange achten. Sie können bereits etwa vier Wochen nach dem Aussäen ernten.

Weil es eigentlich unmöglich ist, dass Rettich und Radieschen nicht gedeihen, sind das die Traumpflanzen für unerfahrene Gärtner und für ungeduldige Kinder, die am liebsten schnelle Erfolge sehen.

Wenn Sie möchten, können Sie sich ein wenig mehr Arbeit machen und sehr frühen Rettich anbauen, der dann unter einem Folientunnel gezogen wird. Dieser Frührettich wird im Februar gesät und kann ab März geerntet werden. Ebenso funktioniert es ganz spät im Jahr. Im Oktober säen, mit Folie abdecken, ab November ernten.

Die Ernte

Wann Sie ernten können, sagt Ihnen ebenfalls die Samentüte, falls diese verloren ging, Ihr Auge und Ihr Mund. Der klassische Sommerrettich wird ab Ende Mai geerntet. Der klassische Schwarze Rettich ab Oktober geerntet. Man kann ihn den ganzen Winter über gut lagern. Dann sollten Sie den Rettich in Zeitungspapier eingewickelt in luftdurchlässige Kisten geben und in einen kühlen Raum stellen. Wenn der Rettich erntereif ist, sollte man ihn übrigens so schnell wie möglich aus der Erde holen. Die einzelnen Wurzeln werden in der Erde irgendwann sonst hohl.

Schädlinge und Krankheiten

Schnecke Auch in dieser Hinsicht ist der Rettich pflegeleicht. Da er so schnell wächst, können sich weder Schädlinge und Krankheiten festsetzen. Nur ein paar Schnecken werden sich gelegentlich an Ihrem Rettich vergreifen. Denen sollten Sie am besten einfach Guten Appetit wünschen und anderso neuen Rettich aussäen – bis Sie mit irgendeiner Schädlingsbekämpfung irgendetwas bewirkt haben, ist der Rettich im nächsten Beet bereits erntereif.

Inhaltsstoffe des Rettichs

Rettich ist gesund, er enthält Vitamin C und Mineralstoffe und einige interessante sekundäre Pflanzenstoffe, weswegen Rettichsaft auch als Geheimtipp bei Leber- und Gallenbeschwerden und bei Husten gilt. Bekannt ist auch, dass die enthaltenen Senföle die Verdauung anregen und gegen Infektionen helfen. Außerdem ist Rettich sehr kalorienarm, er bringt gerade einmal stolze 16 Kalorien auf die Waage.

Wie isst man den Rettich?

Sommer-Rettich und viele Winterrettich-Arten werden am liebsten roh gegessen, damit seine durch die Senföle eingebrachte Schärfe so richtig schön zur Geltung kommt. Wenn Sie Ihren Rettich ein wenig sparsam gegossen haben und er daraufhin wirklich brennend scharf geworden ist, geben Sie einfach ein wenig Salz auf die Scheiben und lassen ihn „weinen“, dann wird er milder. Sie können den Rettich einfach auf ein Butterbrot geben, fein raspeln und als Salat anmachen, oder ihn schlichtweg in Scheiben schneiden, salzen und naschen.

Beide Rettiche können Sie aber auch sehr gut wie ein Gurkengemüse dünsten, oder in eine Suppe gegeben, und der schwarze Rettich soll eine hausgemachte Remouladensauce herrlich pikant machen.