Gartengestaltung Kräutergarten

Melisse, Melissa officinalis – Pflanzen und Pflege

Zitronenmelisse

Melisse kennen wir als Zitronenmelisse, wenn auch vielen Menschen nicht bewusst ist, dass es sich um ein und dieselbe Pflanze handelt. Melisse klingt ein wenig altmodischer als Zitronenmelisse, und Melissa officinalis vielleicht auch ein wenig nach medizinischem Tee, aber die Melisse ist viel spannender als ihr Ruf. Gesund, gut für manche interessante Limonadenmischung, außerdem eine echte Ökopflanze, ihr Name bedeutet so viel wie „Pflanze, die den Bienen Honig spendet“. Dazu wächst sie eigentlich von selbst, im Garten und im Zimmer – Melisse ist ein Gewinn für Gärten und für Gärtner.

So kommen Sie zu Ihrer Melisse

Sie haben mehrere Möglichkeiten, an Ihre Wunsch-Melisse (dazu unten) auf dem Fensterbrett oder im Garten zu kommen:

Melisse kaufen
Inzwischen bieten viele Supermärkte mehrere Sorten Kräuter im Topf an. Zitronenmelisse ist häufig das ganze Jahr über dabei. Im Winter kommt sie aus dem Treibhaus, im Frühjahr und Sommer (auch) vom Freiland. Sie können sich Ihre Melisse also durchaus vom nächsten Lebensmitteleinkauf mitbringen.

Im Frühjahr finden Sie Jungpflanzen in vielen Gärtnereien, in einigen Gartencentern und heute auch wieder auf Wochenmärkten.

Melisse selbst anziehen
Sie können sich Ihre Melisse aber auch selbst aus Samen heranziehen. Wenn Sie eine der unten aufgeführten Sorten ausprobieren möchten, bleibt Ihnen meist nichts anderes übrig, wenn Sie nicht gerade eine Spezial-Kräuter-Gärtnerei in Ihrer Nähe haben.

Sie können die Melisse-Samen ab Anfang März in Anzuchttöpfe aussäen. Dann haben Sie im Mai kräftige Jungpflanzen zum Auspflanzen. Sie können auch direkt ins Beet aussäen, dann aber auch erst im Mai. Melissen brauchen zur Keimung warmen Boden und Temperaturen um 20 °C.

Standort, Erde, Substrat

Melissa im Garten Die ausdauernde kleine Staude hat ihre ursprüngliche Heimat in wärmeren Regionen rund um das Mittelmeer, vor allem warm möchte sie es also haben. Der Rest findet sich bei der anspruchslosen Melissen meist von alleine.

Melisse im Garten

Beim Standort ist zu beachten, dass Zitronenmelisse Rhizome bildet, von denen kurze unterirdische Ausläufer abgehen. Geben Sie Ihr also etwas Platz rundherum, den sie nach und nach einnehmen kann. Für lange Zeit – eine Melisse kann bis zu 30 Jahre alt werden. Der Standort muss natürlich an die Wuchshöhe der jeweiligen Sorte angepasst sein, und an die Wärmebedürftigkeit der Melisse. Am besten gedeiht sie an einem geschützten Plätzchen, an dem sie mehrere Stunden am Tag helles Licht bekommen.

Der Boden sollte gut durchlässig sein. Die Melisse möchte weder vollkommen im Trockenen stehen noch ständig nasse Füße (Wurzeln) haben. Im Gegensatz zu vielen typischen Mittelmeer-Kräutern, die gerade auf mageren Böden am besten wachsen, entwickelt Melisse aber reichlich grüne Blattmasse, mit großen Blättern. Sie möchte deshalb durchaus eine nährstoffreiche Erde unter sich haben, eine normale, humose Gartenerde wird auch akzeptiert. Die brauchen Sie vorher nicht durch Untermischen von Sand entreichern wie es andere Kräuter fordern.

Wenn es genug Sonne gibt, wächst die Zitronenmelisse sogar gerne in einer feuchteren Zone, die jedoch meist so nährstoffreichen Boden bietet, dass die Pflanze zwar prächtig wächst, aber etwas weniger Aroma entwickelt.

Das bedeutet also, dass Melisse nicht auf das Kräuterbeet beschränkt bleiben muss. Die durchaus attraktive Staude kann auch gerne eine kleine Wiese am Rand des Vorgartens bilden, oder ihren Platz am Wegesrand finden. Sie duftet nämlich von ganz alleine, ohne dass Sie Blätter abreissen und zerreiben müssten. Je mehr Sonne die Melisse bekommt, desto besser und vor allem kräftiger duftet sie, und mehr Aroma im Tee oder Salat liefert sie dann auch. Nur an Standorten, neben denen sich zarte und vielleicht in unserem Klima ohnehin gefährdete Pflänzchen entwickeln sollen, hat eine Melisse nichts zu suchen. Sie kann schon wirklich energisch wachsen und könnte „Schwächlinge“ einfach überwuchern.

Melisse im Zimmer

Sie können die Zitronenmelisse auch gerne als Zimmerpflanze (oder Küchenpflanze) halten, wenn sie viel Licht bekommt, sogar ziemlich lange.

Melissa Pflanzen Wenn die Melisse fürs Zimmer aus dem Supermarkt kommt, muss sie als Allererstes umgetopft werden. Was ihr in diesen Winz-Töpfchen geboten wird, ist ihr wirklich zu wenig. Sie sollten dann nur selbst gemischte Gartenerde-Mischungen verwenden. Im käuflichen Substrat können alle möglichen Inhaltsstoffe enthalten sein, die Sie nicht wirklich über den „Umweg Zitronenmelisse“ zu sich nehmen möchten.

Nach dem Umtopfen in einen größeren Topf braucht die Staude Ruhe, wenn Sie sie nicht einfach nur abernten, sondern dauerhaft beernten möchten. Dann muss sie richtig anwachsen und danach so viel Blattmasse bilden, dass laufende Ernte (Beschnitt) ihr nicht schadet – das kann bis zu drei Monaten dauern. Sie sehen es Ihrer Melisse an, wenn Sie sich so prächtig entwickelt hat, dass sie Blätter abgeben kann.

Gießen und Düngen

Melisse bekommt viele und im Vergleich zu anderen Südkräutern wie Thymian sehr große Blätter. Ihr Wasserbedarf ist also schon nicht ganz klein. Aber Staunässe kennt sie nicht und will sie nicht, und eine eiskalte Dusche erst recht nicht.

Sie sollte also möglichst mit dem ersten Wasser bewässert werden, das sich im Schlauch schon akklimatisiert hat, oder mit Regenwasser aus einer Tonne. Jeweils nur so viel, dass keine tiefen Pfützen stehen bleiben. Wenn das schnell passiert bzw. das Wasser „auf der Erde“ zu laufen scheint, muss der Boden aufgelockert werden. Wenn er sehr verdichtet erscheint, am besten durch Gründüngung mit Pflanzen, die ihre Wurzeln tiefer und entschiedener in den Boden stecken als die zarte Melisse.

Sie können Melisse düngen, wenn Sie viel Blattwachstum wünschen, aber zunächst einmal nur mit organischem, natürlichen Dünger und dann auch noch mit organischem Dünger, der das Aroma nicht verdirbt. Was Sie auf die Pflanze kippen, schmecken Sie später im Tee. Düngen mit Gülle ist also keine ganz so gute Idee.

Wenn Sie Melisse zum Trocknen ziehen, sollten Sie sie eher knapp halten. Bei sparsamer Versorgung entwickelt sie mehr Aroma. Klingt unlogisch? Ist es nicht, sie wächst auch langsamer und die Blätter bleiben kleiner. Die Melisse konzentriert sich einfach auf die wirklich wichtigen Dinge, Aroma = Qualität anstatt Wachstum.

Ernte

Blätter von Melissa Wenn die Zitronenmelisse zu einem kräftigen Busch herangewachsen ist, so etwa ab Mitte/Ende Mai, können Sie beginnen zu ernten. Frische Blätter, immer wenn Sie sie brauchen, das bringt bei den meisten Melissen den höchsten Genuss. Achten Sie darauf, zu Beginn der Saison entstehende Blütenstände kurz vor der Blüte wegzuschneiden, dann schiebt die Melisse laufend neue Triebe nach. Wenn Sie darauf verzichten können bzw. nicht wollen, dass die Melisse sich aussät, können Sie das fortsetzen, bis die Melisse in Winterruhe geht.

Wenn Sie Melisse für den winterlichen Tee-Vorrat ernten möchten, ist der August ihr Erntemonat. In diesem Monat wird sie am kräftigsten von der Sonne beschienen, ist schon gut reif und damit in einem Wachstumsstadium, in dem sie sich kräftig ins Zeug legt, Aroma zu bilden.

Warten Sie am besten einen sonnigen und trockenen Tag ab. Duschen Sie die Melisse morgens ganz vorsichtig mit einem feinen Sprühstrahl ab (auch Blattunterseiten, wo Tierchen sitzen können) und lassen Sie sie bis Mittag am Strauch trocknen. Mittags können Sie dann ernten, dann enthält die Zitronenmelisse den Tages-Maximalwert an ätherischen Ölen.

Je nach Häufigkeit der Ernte vorher können Blüten an der Staude sein, die mit geerntet werden können. Die Zweige werden gut ausgeschüttelt (Insekten) kopfüber zum Trocknen aufgehängt, an einem dunklen, trockenen und luftigen Ort, verlieren dabei aber ziemlich viel Aroma. Unten werden Sie Melissen-Sorten kennen lernen, die das Aroma besser halten sollen. Wenn Sie „nur“ ganz normale Zitronenmelisse trocknen, ist ein wenig Aroma-Verlust auch nicht so schlimm, wenn Sie genug Melisse im Garten stehen haben – Sie können ja dann einfach ein wenig mehr in den Tee tun. Die Alternative ist Einfrieren, aber nicht in sehr großen Mengen, irgendwann verliert die Melisse auch in der Tiefkühltruhe an Aroma.

Vermehrung

Eine Vermehrung durch Stecklinge ist möglich.

Bei einer großen und gut eingewachsenen Melissen können Sie auch die ganze Staude teilen. Einfach mit dem Spaten ein „Stück Melisse“ abstechen.

Verwendung

Melisse ernten Melissen-Tee kennt man aus der Apotheke, dort wird er gegen Schlaflosigkeit und bei Magenbeschwerden empfohlen, aber Zitronenmelisse kann wirklich mehr, auch im Bereich „purer Genuss ohne Heilungsabsichten“ (der Gesundheit tut sie natürlich trotzdem gut): Sie können Zitronenmelisse mit allen möglichen anderen Teekräutern mischen, mit Kamille und Pfefferminze, Fenchel und Ringelblumen, Verbene und Hagebutte, mit Orange und Salbei, so entstehen die verschiedensten, oft überraschenden Aromen. Durch Ausprobieren können Sie sich so eine sehr schmackhafte Alternative zu übersüßen Colas und Limos herstellen, die den täglichen Flüssigkeitsbedarf geschmackvoller, gesünder und kalorienärmer decken. Wenn sehr viel Melisse dabei ist, wird es immer ein recht entspannender Tee, der durchaus alltäglich getrunken werden kann, nur vielleicht nicht, wenn Sie besondere Leistungen vor sich haben.

Eine Melisse, viele Geschmäcker

Die Melisse gehört zur Familie der Lippenblütler und zur Tribus Mentheae, in deren 66 Gattungen mit rund 2.300 Arten sich viele weitere hübsche und interessante Blüten- und Kräuterpflanzen finden: Braunellen (Prunella), Steinquendel (Acinos), 130 Arten Bergminzen (Clinopodium) und 30 Arten Minzen (Mentha). Oreganum (Origanum, Majorana), Bohnenkräuter (Satureja), Thymiane (Thymus), Rosmarin (Rosmarinus) und Salbei (Salvia). Duftnesseln (Agastache), Drachenköpfe (Dracocephalum), Gundelrebe (Glechoma), Ysop (Hyssopus officinalis) und Katzenminzen (Nepeta).

Aber erst einmal zu den „Melissen im engeren Sinne“, die eine winzige Gattung von vier Arten Melissa bildet. Die drei anderen Arten sind höchstens einmal in botanischen Gärten zu bestaunen. Kultiviert wird nur die Melissa officinalis, in mehreren, häufig sehr alten Zuchtsorten:

  • Melisse, Zitronenmelisse, Melissa officinalis, die Wildart: Äußerst winterfest, starkes, aber leicht flüchtiges Zitronenaroma, grüne Blätter, kleine weiße Blüten.
  • Limonenmelisse, Kreta-Melisse, Melissa officinalis ssp. altissima: Trotz der Herkunft bei uns vollkommen winterhart, Aroma zwischen Limette und Mandarine.
  • M. officinalis
    • ‚Aurea‘: Erst kaum von der grünen Zitronenmelisse zu unterscheiden, ab Anfang Juni goldfarbenes Laub.
    • ‚Citronella‘: Am meisten duftende Zuchtsorte, bis zu 4 % Anteil an ätherischem Öl, kompakter Wuchs, um 30 cm hoch, äußerst winterhart.
    • ‚Compacta‘: Zwerg-Zitronenmelisse, wird nur um 25 cm hoch.
    • ‚Gigantea‘: Die größte Zitronenmelisse, wird bis zu 80 cm hoch.
    • ‚Lemonella‘: Eine verbesserte und noch aromatischere ‘Citronella’, wird manchmal (falsch) Lemona genannt.
    • ‚Lime‘: Etwas größere Blätter als die normale Melisse, Geruch mehr nach Limette, bei uns winterhart.
    • ‚Quedlinburger‘: Wird bis zu 60 cm hoch, wurde zum gewerblichen Anbau als Teekraut gezogen.
    • ‘Quedlinburger Niederliegende’: Siehe oben, verbesserte Variante mit mehr Öl, höherem Ertrag und besserer Winterhärte.
    • ‘Variegata’: Gelbbunte Zitronenmelisse mit interessanter Panaschierung, die bis 60 cm hoch wird.

Noch mehr Melissen

Melissa officinalis Das war längst nicht alles auf dem Gebiet der Melissen, die Schwesterngattungen haben auch Melissen zu bieten (streng botanisch zwar nicht, aber mit Blick auf das Aroma). Diese könnten für Gärtner aus verschiedenen Gründen interessanter als die Melissa officinalis sein:

Weiße Melisse, Nepeta cataria ssp. citriodora
Unterart der Katzenminze und damit echte einheimische Melisse, die früher in vielen Bauerngärten zu finden war und von Imkern auf ganzen Feldern als Bienenfutterpflanze angebaut wurde. Sie hat ein mildes Aroma mit etwas Zitrone und einem Hauch Rose und einem großen Vorteil. Das Aroma hält sich auch nach dem Trocknen sehr gut, während die echte Melisse hier häufig zu wünschen übrig lässt. Der Tee soll vor allem frisch besser als Zitronenmelissen-Tee schmecken und nicht beruhigend, sondern nur leicht entspannend wirken. Das beste Aroma soll N. cataria ssp. citriodora auf Lehmböden entwickeln.

Drachenkopf, Moldavische Melisse, Dracocephalum moldavicum
Einjährige Melisse aus Tschechien und der Slowakei, deren mildes Aroma allen Menschen gefallen wird, denen die ätherischen Öle sonst zu stark sind (Allergiker, leberempfindliche Menschen). Außerdem eine echte Blütenschönheit mit hübschen blauen Lippenblüten, die sehr schnell wächst und sich selbst aussät, wenn Sie sie lassen. Auch gut als Melisse für den Balkonkasten.

Drachenkopf, Moldavische Melisse, weiß, Dracocephalum moldavicum ‚Snow Dragon‘
Wie die normale moldavische Melisse verwendbar, aber schneeweiße Blüten.