Gartenpflanzen Rosen

Kletterrosen richtig zurückschneiden

Kletterrosen schneiden

Sie klettern empor, was das Zeug hält. Ihr Blütenpolster besticht in atemberaubender floraler Dimension. Kletterrosen zählen zweifellos zu den ultimativen Blütenwundern des Gartens. Ohne die regulierende Hand des Hobbygärtners, wäre die Rosenpracht indes schnell dahin. Einzig ein regelmäßiger Schnitt verhindert, dass die Triebe immer länger und schwächer werden. Dabei sind verschiedene Aspekte zu beachten, denn ein voreiliger Einsatz der Rosenschere zieht mitunter fatale Folgen nach sich. Besser ist, erst dann den Schnitt in Angriff zu nehmen, wenn die Techniken geläufig sind. Wer Kletterrosen richtig zurückschneiden will, vertieft sich in die folgenden Zeilen, um anschließend wohl gerüstet zur Tat zu schreiten.

Charakteristika von Kletterrosen

  • Verfügen nicht über Haftwurzeln.
  • Als Kletterorgane fungieren die Dornen.
  • Stabile Rankhilfen müssen in der Regel vorhanden sein.
  • Erklimmen Hauswände und Spaliere 300 bis 500 cm und höher.
  • Der Weg nach oben darf keine Hindernisse aufweisen.
  • Gefüllte, halbgefüllte und einfache Blüten in großer Farbenvielfalt.

In der Rosenzucht wird differenziert nach öfter blühenden Kletterrosen und einmal blühenden Ramblerrosen. Letztere sind in der Lage, dank ihrer stabilen Konstitution mitunter ohne Rankhilfe emporzuklettern.

Der korrekte Zeitpunkt

Kletterrosen Die Wahl des richtigen Zeitpunktes für den Rückschnitt von Kletterrosen nimmt entscheidenden Einfluss auf den Erfolg dieser Pflegemaßnahme. Selbst wenn der Anblick der verwelkten Rosen im Herbst dazu verleitet, sie zu stutzen und in Form zu bringen, raten erfahrene Experten davon ab. Der Grund ist, dass in dieser Phase die Nährstoffe aus den Blättern in die Triebe zurückfließen, um die Widerstandskraft für den Winter zu stärken. Wer jetzt die Rosenschere zur Hand nimmt, beraubt die Kletterkünstler einer dringend benötigten Menge an Energie.

  • Kletterrosen idealerweise im Spätwinter vor dem neuen Austrieb schneiden.
  • Als natürliches Signal für den passenden Termin dient die Forsythienblüte.

Ein weiterer Vorteil dieser Jahreszeit ist die ausgezeichnete Sicht auf die Struktur der Kletterrosen, weil selbst die halbimmergrünen Sorten in dieser Phase ihr Laub abgeworfen haben.

Tipp: An frisch gepflanzten Kletterrosen beginnt die Schnitterziehung, wenn eine Wuchshöhe von 200 cm erreicht ist, was in der Regel im 2. oder 3. Standjahr der Fall ist.

Die vorbildliche Schnittführung

Einen zentralen Aspekt für die richtige Handhabung der Rosenschere stellt die sattelfeste Kenntnis dar hinsichtlich der Relevanz der ‚Augen‘. Als ‚Auge‘ werden die Punkte auf den Zweigen tituliert, denen frische Triebe im Frühjahr entwachsen. Dieser Umstand gilt im Übrigen für sämtliche Rosenarten und lässt bereits erahnen, dass ein sachkundiger Rückschnitt so problematisch nicht sein kann.

Kletterrosen und Ramblerrosen treiben demnach nur an definierten Stellen aus, als Blattknoten (Nodien) bezeichnet. Sie sind mit ein wenig Übung auf den ersten Blick deutlich an den Verdickungen auf den Trieben zu erkennen. Sofern sich im Frühjahr am Auge noch ein Blatt aus dem Vorjahr befindet, schneidet der geübte Hobbygärtner es kurzerhand ab, denn es ist jetzt nicht mehr von Nutzen. Die eigentliche Schnitt-Technik verläuft wie folgt:

  • Rosenschnitt Die Rosenschere schärfen und mit Alkohol desinfizieren.
  • Die Richtung des Schnitts führt schräg zum Blattknoten hin.
  • So können Regen- und Gießwasser besser abfließen.
  • Ein Abstand zum Auge von 3 mm bis 5 mm ist ideal.
  • Die Spitze des geneigten Schnitts befindet sich mittig über dem Knoten.

Wichtig zu beachten ist, dass einzig oberhalb der nach außen gerichteten Augen geschnitten wird. Weist eine Nodie nach innen, entsprießt aus ihr in der Folge verständlicherweise ein Trieb in Richtung Rosenmitte und behindert andere Zweige.

Hinweis: Gegen schmerzhafte Verletzungen durch scharfe Dornen schützen spezielle Handschuhe für den Rosenschnitt mit Stulpen.

Der Erhaltungsschnitt

Im ersten Schritt konzentriert sich der Rosenfreund darauf, die Gesundheit und Vitalität seiner Kletterrosen zu erhalten. Es gilt, die Wachstumsbedingungen zu optimieren und Schäden durch die Strapazen des Winters zu beheben, um jeglicher Gefahr vorzubeugen, die eine Verkahlung bzw. Vergreisung auslösen könnte.

  • Kletterrose Durch Frost und Hagel beschädigte Triebe entfernen.
  • Vertrocknete und kümmerliche Rosenzweige an der Basis abschneiden.
  • Nach innen oder überkreuz wachsende Äste stutzen.
  • Einjährige Rosentriebe nicht schneiden, sondern an der Rankhilfe anbinden.
  • Zwei- und dreijährige Zweige gegebenenfalls bis auf 3 bzw. 5 Augen zurückschneiden.

Im gleichen Zug nehmen erfahrene Hobbygärtner die Kletterrosen genau in Augenschein in punkto Schädlingsbefall oder Pilzinfektionen. Beim kleinsten Anzeichen eines Befalls sollten die Pflanzenteile großzügig geschnitten werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Das Schnittgut darf keinesfalls auf dem Kompost entsorgt werden, sondern wandert in den Hausmüll.

Tipp: Um einen buschigen Habitus von Kletterrosen zu fördern, werden die einjährigen Triebe so häufig wie möglich horizontal oder schräg am Spalier befestigt.

Der Formschnitt

Nach der ‚Pflicht‘ im Rahmen des Erhaltungsschnitts, folgt nun die ‚Kür‘, indem die Kletterrosen in die gewünschte Form gelenkt werden.

  • Störende Seitentriebe bis auf 2 oder 3 Nodien einkürzen.
  • Die festgelegten Haupttriebe dabei möglichst verschonen.
  • Wiederholt zurücktreten und den nächsten Schnitt planen.

An besonders wüchsigen Kletterrosen weicht alljährlich ein 5 Jahre alter Trieb zugunsten eines jungen Exemplars. Auf diese Weise bewahren umsichtige Hobbygärtner ein ausgewogenes Verhältnis zwischen alten und jungen Rosentrieben. An weniger ausgeprägt wachsenden Rosen findet diese Maßnahme zumindest alle 2 bis 3 Jahre statt. Idealerweise kommen bei Kletterrosen auf 4 mehrjährige Zweige 1 diesjähriger Trieb.

Spezialfall Ramblerrosen

Ramblerrose In der Rosenzucht gelten Ramblerrosen als die ultimativen Kletterkünstler. Dank eines Geniestreichs erfahrener Züchter im 19. Jahrhundert, punkten diese Rosensorten mit ungewöhnlich biegsamen Ranken, gepaart mit einer enormen Wuchskraft. Daher ist es keine Seltenheit, dass sie ohne Rankhilfe an Wänden, Zäunen oder hohen Bäumen gen Himmel klettern. Darüber hinaus gelten die meisten Ramblerrosen als ein Mal blühend, im Gegensatz zu den öfter blühenden klassischen Kletterrosen. Gleichwohl erstreckt sich diese einmalige Blüte über einen langen Zeitraum von mehreren Wochen oder gar Monaten, abhängig von der kultivierten Sorte.

  • Ramblerrosen gleich nach der Blüte gründlich auslichten und ausputzen.
  • Einen Schnitt nur bei Bedarf vornehmen, denn sie blühen am mehrjährigen Holz.

Für die Jungtriebe bedeutet dieser Umstand, dass sie frühestens im zweiten Jahr blühen. Daher beschränkt sich der Rückschnitt im Spätwinter auf die Beseitigung von Frostschäden, um nicht aus Versehen gesunde Knospen zu kappen, die kurz vor der ersten Blüte stehen. Gartenfreunde, die sich für die Kultivierung öfter blühender Ramblerrosen entschieden haben, gehen beim Schnitt genauso vor, wie bei traditionellen Kletterrosen.

Sommerschnitt

Nachdem die Kletterrosen im Spätwinter ihren Hauptschnitt erfahren haben, beschränkt sich ein weniger umfangreicher Sommerschnitt auf das Ausputzen. Je konsequenter alle verwelkten Blüten herausgeschnitten werden, desto intensiver werden Kletterrosen dazu animiert, neue Blüten zu bilden. Die Schnittführung unterscheidet sich nicht vom Form- und Erhaltungsschnitt.

  • Verblühte Dolden bis zum ersten fünfzähligen Blatt zurückschneiden.
  • Sind die dekorativen Hagebutten willkommen, wird auf den Sommerschnitt verzichtet.

Ramblerrosen Für den Fall, dass eine Fülle an Jungtrieben das Erscheinungsbild beeinträchtigt, ist es empfehlenswert, sie zwischen den blühenden mehrjährigen Zweigen anzubinden und somit vor dem Auge des Betrachters zu verstecken. Da sie die nächste Generation der Blütentriebe vertreten, wäre ein Rückschnitt eher kontraproduktiv. Insbesondere öfter blühende Sorten präsentieren erfahrungsgemäß später im Jahr bereits ihren ersten Blütenflor. Einzig sparrig gedeihende Zweige, die zugleich eine ungünstige Wuchsrichtung annehmen, fallen der Rosenschere zum Opfer.

Verjüngungsschnitt

Es ist durchaus verständlich, dass insbesondere Anfänger unter den Rosenfreunden sich über jeden lang gestreckten Blütentrieb freuen und keinesfalls in Erwägung ziehen, diese botanische Errungenschaft einzukürzen. Die Folge sind verkahlende und vergreisende Kletterrosen, die höchstens noch an den Spitzen der Zweige blühen. Wurde jahrelang versäumt, Kletterrosen richtig zurückzuschneiden, besteht trotzdem noch Hoffnung auf Rettung in Form eines Verjüngungsschnitts.

  • Im ersten Schritt die Hälfte der mehrjährigen Triebe bis 30 cm über dem Boden kürzen.
  • Im darauf folgenden Jahr werden die restlichen alten Zweige abgeschnitten.
  • Seiten- und Kurztriebe erhalten einen Rückschnitt bis auf 2 Knoten.

Bei dieser Gelegenheit sollten zugleich die Wildtriebe entfernt werden. Hierzu legen erfahrene Gartenfreunde den Wurzelstock frei und reißen die Wasserschosse mit einem Ruck ab.

Die Saftwaage leistet Hilfestellung

Kletterrosen Gartenfreunde, die Kletterrosen richtig zurückschneiden möchten, sehen sich mit einer Vielzahl an Details konfrontiert, die sich naturgemäß erst im Laufe der Zeit durch praktische Anwendung verinnerlichen. Eine effektive Hilfestellung leistet im Übergang die bildliche Vorstellung der Saftwaage, die bei jeglicher gärtnerischer Schnittmaßnahme eine Rolle spielt:

Jedem Leittrieb einer Kletterrose entspringen verzweigte Seitentriebe, die ebenfalls Blüten tragen und Äste austreiben sollten. Wenngleich alle Pflanzenteile einen gleich hohen Versorgungsbedarf aufweisen, transportieren die Wurzeln trotzdem Wasser und Nährstoffe gezielt dorthin, wo die maximale Ausbeute an Sonnenlicht zur Verfügung steht; den Spitzen der Leittriebe. Die Aufgabe eines sachgerechten Rückschnitts besteht darin, eine gleichmäßige Saftwaage unter mehreren oberen Knospen zu erzielen. Im Ergebnis verteilt sich daraufhin der Versorgungsstrom aus den Wurzeln gleichmäßiger in der Kletterrose, sodass die Seitentriebe ebenfalls auf ihrer gesamten Länge austreiben und blühen.

Bevor kümmerliche Rosentriebe zurückgeschnitten werden, ist es demnach einen Versuch wert, den oder die üppig versorgten Leittriebe der Kletterrose etwas tiefer zu schneiden. Auf diese Weise werden nach dem physikalischen Prinzip der Saftwaage gute Voraussetzungen geschaffen, dass sich die Kümmerlinge doch noch in üppige Blütentriebe verwandeln.

Fazit
Damit Kletterrosen ihr gesamtes Potenzial an Wuchskraft entfalten, ist es die Aufgabe der Hobbygärtner, sie alljährlich zu schneiden. Die beste Zeit für diese zentrale Pflegemaßnahme ist im Spätwinter bzw. zeitigen Frühjahr, wenn die Forsythienblüte erscheint. Mittels eines gezielten Erhaltungs- und Formschnitts bereitet man die spektakulären Kletterkünstler auf eine atemberaubende Blüte vor. Der Sommerschnitt ist in der Folge zuständig, die Blühfreudigkeit zu stärken, denn wer möchte schon vorzeitig Abschied nehmen vom Zauber der Rosenblüte? Bis sich das richtige Augenmaß für den adäquaten Rückschnitt von Kletterrosen bei Hobbygärtnern manifestiert hat, orientieren sie sich an der Saftwaage als praxisnahe Hilfestellung.