Milben sind Ektoparasiten, die sich vom Blut der lebenden Hühner ernähren. Dabei verursacht ein Milbenbefall neben Hautirritationen und Entzündungen weitere schwere Krankheiten. Für Menschen sind Milben bei Hühnern hingegen nicht gefährlich.
Sind Hühnermilben gefährlich für Menschen?
Vogelmilben befallen grundsätzlich nur Hühner und andere Vögel. Menschen gehören hingegen nicht zu ihren Wirten und werden daher auch nicht heimgesucht – mit einer Ausnahme. Findet die Rote Vogelmilbe nicht ausreichend Nahrung, etwa, weil das Vogelnest verlassen oder die Milbenpopulation zu groß geworden ist, so sucht sie sich Alternativwirte. Das können auch Menschen sein, die von der Blut saugenden Tätigkeit des Spinnentieres diese Symptome davontragen:
- stark gerötete Einstichstelle
- schwillt an
- juckt sehr stark
- häufig in Ellenbeuge oder Kniekehle
- auch Bauchnabelbereich oft betroffen
Diese juckenden Quaddeln bezeichnet man als Vogelhalter-Dermatitis oder auch Vogelhalter-Krätze. Sie sind unangenehm, verheilen aber nach wenigen Tagen und sind nicht gefährlich. Möglicherweise entzünden sich diese Stellen, was vor allem nach kräftigem Kratzen passiert. In diesem Fall sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der Ihnen ein entzündungshemmendes Mittel verschreibt. Kratzen Sie daher die Stiche nicht auf! Bestreichen Sie sie lieber mit einer Juckreiz lindernden Salbe aus der Apotheke, beispielsweise Fenistil. Außerdem sollten Sie die Milbenplage unbedingt nachhaltig bekämpfen.
4 häufige Hühner-Milben
Es gibt unzählige Milbenarten, die sich an Ihren Hühnern laben. Am bekanntesten (und auch gefährlichsten) ist wahrscheinlich die Rote Vogelmilbe. Die winzigen Tierchen zählen zu den Spinnentieren, leicht lassen sie sich mit einer Zecke verwechseln. Wie diese ernähren sie sich vom Blut ihres Wirtstieres, welches die meisten Arten jedoch nur nachts aufsuchen. Tagsüber verstecken sich die Parasiten in den kleinsten Nischen und Ritzen, vor allem in der Nähe der Nester sowie an den Sitzstangen. Die folgenden vier Milbenarten treten im Hühnerstall besonders häufig auf.
Federmilben
Federmilben leben ausschließlich im Federkleid der befallenen Vögel. Dabei gibt es nicht nur eine bestimmte, auf Hühnervögel spezialisierte Art, sondern sehr viele verschiedene – der Wissenschaft sind etwa 2000 unterschiedliche Federmilbenarten bekannt. Doch welche sich nun genau auf Ihrem Huhn niedergelassen hat, ist für die weitere Behandlung irrelevant. Wichtig ist nur, dass Sie einen Befall erkennen und gegebenenfalls behandeln:
- leben ständig auf dem Huhn
- verlassen das Wirtstier nicht
- sind bei näherer Betrachtung des Gefieders schnell zu erkennen
- stark befallene Tiere kratzen sich auffällig oft
- leichter Befall bleibt hingegen oft ohne Symptome
Im Gegensatz zu anderen Milbenarten ernähren sich Federmilben nicht vom Blut ihres Wirtstieres, sondern von Federteilen und Hautschuppen. Eine Unterkategorie der Federmilben sind die Federbalgmilben, die ausschließlich im Federbalg leben und so zum (teilweisen) Verlust des Gefieders führen können. Ein Befall mit Federmilben ist für die betroffenen Tiere unangenehm, aber nicht weiter gefährlich. Behandeln Sie alle Tiere akut mit einem Milbenspray, welches Sie auch vorbeugend einsetzen können.
Kalkbeinmilben (Knemidokoptes)
Kalkbeinmilben sind winzige, weniger als einen Millimeter große Spinnentiere, die in der Haut ihrer Wirtstiere leben und dort die für einen Befall typischen Symptome auslösen:
- schuppige, kalkartig benetzte Haut vornehmlich an den Beinen
- gelbliche Wucherungen an Beinen und Füßen
- Schuppen stehen sichtbar ab
- befallene Tiere sind unruhig und versuchen, sich immerzu zu kratzen
Die beschriebene Symptomatik wird auch als „Kalkbeine“ bezeichnet. Diese entstehen, weil die Kalkbeinmilben Gänge in den Schuppenschichten der Beine und Füße anlegen und dort ihre Eier ablegen.
Sofern Sie derartige Veränderungen an den Beinen Ihrer Tiere bemerken, sollten Sie
- befallene Tiere sofort von gesunden isolieren
- Hühnerstall, Gehege, Auslauf und Legenester gründlich reinigen und desinfizieren
Kalkbeinmilben bekämpfen
- Hühnerbeine in warmer Seifenlauge aus Kernseife baden
- aufgeweichte Borke vorsichtig ablösen
- anschließend die Beine mit einer geeigneten Salbe behandeln
- empfehlenswert sind eine Sulfonamid-Lebertran-Fettsalbe oder so genannte Kriechöle
Die Behandlung sollte über einen Zeitraum von mehreren Wochen erfolgen. Sie ist wichtig, weil die Tiere unter einem Befall aufgrund des starken Juckreizes sehr leiden. Ebenfalls zu den Bekämpfungsmaßnahmen gehört die gründliche Desinfektion der Sitzstangen, beispielsweise mit Diesel. Ein Ausstäuben des gesamten Stalles mit Kieselgur tötet nicht nur eventuelle Kalkbeinmilben ab, sondern auch andere Milbenarten.
Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum)
Die Nordische Vogelmilbe ist nahe verwandt mit der Roten Vogelmilbe, allerdings gibt es zwischen beiden Arten einige Unterschiede. So fühlen sich diese Milben vor allem bei kühler Witterung wohl, während die Rote Vogelmilbe warme Temperaturen bevorzugt. Des Weiteren verbleibt die Nordische Vogelmilbe während ihres gesamten Lebenszyklus auf dem Wirtstier und verlässt dieses nur im Ausnahmefall, etwa, um sich auf die Suche nach einem neuen Wirt zu machen. Aus diesem Grund sind in einer Hühnerschar oft nur einige, aber nicht alle Tiere mit der Nordischen Vogelmilbe befallen.
Diese Milbenart verbleibt jedoch nicht nur auf der Hautoberfläche, sondern gräbt sich am Federkiel regelrecht in die Haut hinein. Ein Befall mit diesem Parasiten ist für Hühner aufgrund des Juckreizes sehr unangenehm, zudem können die Spinnentiere Krankheitserreger übertragen. Einen Befall erkennen Sie an diesen Symptomen:
- kleine, schwarze Punkte an den Federkielen
- verkrustete Haut an den Federkielen
- unruhige Hühner, die intensiv mit Gefiederpflege beschäftigt sind
- Gefieder wirkt zerzaust bzw. zerrupft
- Federn brechen ab oder werden durch das Huhn selbst ausgerupft
- befallene Hühner verlieren an Gewicht und legen weniger Eier
Die Nordische Vogelmilbe ist schwer zu bekämpfen, da viele der handelsüblichen Milbenmittel nur oberflächlich wirken. Das bereits erwähnte Ivomec wirkt sehr gut gegen diesen Parasiten, eine gute Stallhygiene und das gelegentliche Ausstäuben desselben mit Kieselgur tut ebenfalls seine Wirkung. Überhaupt ist Hygiene in der Hühnerhaltung das oberste Gebot.
- regelmäßiges wie gründliches Ausmisten
- Abdichten kleinster Ritzen und Nischen
- Desinfizieren des Stallbodens, der Wände, der Legenester und sämtlicher Einrichtungsgegenstände mit Kieselgur
So lässt sich ein Milbenbefall wirkungsvoll bekämpfen als auch vorbeugen.
Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae)
Die Rote Vogelmilbe ist wahrscheinlich die gefährlichste Milbenart. Etliche, scheinbar unerklärliche Todesfälle unter Hühnern gehen auf das Konto dieses Parasiten, denn diese nachtaktiven Milben saugen das Federvieh regelrecht aus. Die befallenen Tiere werden immer schwächer und verlieren ihre Vitalität bis sie eines Tages scheinbar grundlos tot umfallen. Die Rote Vogelmilbe lebt – im Gegensatz zu anderen Milbenarten – nicht dauerhaft auf dem Huhn, sondern sucht dieses nur zur Nahrungsaufnahme auf. Tagsüber verstecken sich die Spinnentiere in kleinsten Ritzen und anderen unzugänglichen Verstecken.
Demzufolge werden Sie zum Beweis eines Befallverdachts auch kaum Exemplare dieser Tiere im Stall finden. Sie können jedoch die Sitzstangen mit doppelseitigem Klebeband umwickeln und der Vogelmilbe so eine Falle stellen: Bleiben am Klebstoff einige winzige Milben kleben, so haben Sie definitiv ein Problem und müssen dieses umgehend bekämpfen. Dazu gehört vor allem:
- gründliche Reinigung und Desinfektion des Hühnerstalles
- sämtliche Einrichtungsgegenstände behandeln
- Wände und Boden unbedingt abdichten, um Ritzen etc. zu verschließen
- anschließend Ausstäuben des Stalles mit Kieselgur
- Einstreichen der Sitzstangen mit Öl (z. B. Teebaum- oder Neemöl)
- Behandlung der befallenen Hühner mit einem Antiparasitikum
Besonders gefährdet durch die Rote Vogelmilbe sind übrigens Glucken und ihre Küken. Brütende Hennen entwickeln eine hohe Körpertemperatur, bei der sich die Parasiten optimal vermehren können. Die Anzahl der Milben explodiert förmlich und die Glucke wird regelrecht leer gesaugt. Die Küken infizieren sich wiederum schon beim Schlupf, wenn die Vogelmilben durch die Körperöffnungen in das Innere der Jungtiere gelangen. Diese werden nach einer Infektion oft nur wenige Tage alt.