Gartenpflanzen Hibiskus

Hibiskus vermehren – Anzucht aus Samen und Stecklingen

Hibiskus

In der Vermehrung gibt sich der Hibiskus ebenso unkompliziert, wie in seiner Pflege. Das angestrebte Ziel definiert dabei die angewandte Methode. Zielen Sie ab auf die Züchtung neuer Sorten, gelingt das Vorhaben ausgezeichnet mithilfe der Samen. Kultivieren Sie bereits einen perfekten Roseneibisch, der einfach nur nachgezüchtet wird, kommt die Vermehrung durch Stecklinge infrage. Sofern Sie Ihren allerersten Hibiskus im Garten oder Zimmer ansiedeln möchten, bieten sich gleich beide Varianten an. Erfahren Sie im Folgenden alles über die richtige Anzucht aus Samen und Stecklingen.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Malvengewächse (Malvaceae)
  • Gattung Hibiskus (Hibiscus)
  • Ein- oder mehrjährige Bäume, Sträucher oder Halbsträucher
  • Wuchshöhe in Kultur 100 bis 200 Zentimeter
  • Immergrün oder laubabwerfend
  • Winterharter Gartenhibiskus mit Blütezeit von Juni/Juli bis September
  • Tropischer Rosenhibiskus blüht von März bis Oktober/November
  • Auffällige Blüten mit Durchmesser bis zu 25 Zentimeter
  • Kapselfrüchte mit fünf Fächern im Herbst
  • Trivialname: Eibisch

Anzucht aus Samen

Hibiskus Streben Sie die Anzucht einer expliziten Hibiskus-Sorte an, bietet der Fachhandel qualitativ hochwertiges Saatgut an. In diesem Fall können Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich exakt die Eibisch-Attribute entfalten, die Ihre favorisierte Sorte charakterisieren. Ist es von eher nachrangiger Bedeutung, in welcher Farbe die Blüten erscheinen oder wie sich der Habitus entwickelt, verwenden Sie die Samen aus den Kapselfrüchten einer Hibiskuspflanze im eigenen Garten oder aus der Hand eines befreundeten Hobbygärtners.

Die Ursache für diese unterschiedliche Betrachtungsweise ist darin begründet, dass es sich bei allen Eibisch-Sträuchern und Bäumen um Hybriden handelt. In den Samen versammelt sich somit das Erbgut aus den Elternpflanzen, die ihrerseits bereits einer Kreuzung entstammen. Folglich kann niemand vorhersagen, welche Eigenschaften sich letztendlich durchsetzen werden. In der Regel ist es sogar so, dass aus den Samen einer einzigen Kapselfrucht verschiedene Hibiskus-Hybriden entstehen. Erwerben Sie das Saatgut im Fachgeschäft, hat der Züchter durch langwierige Versuche die Samen herausgefiltert, die dem gewünschten Sortenbild entsprechen.

Vorbehandlung

Aus welcher Quelle auch immer das Saatgut entstammt, es bedarf einer Vorbehandlung, weil die hartschaligen Samen nur schwer keimen. Mit einer sehr ruhigen Hand ist es möglich, die Hülle anzuschneiden. Dabei wird mit einem Cuttermesser ein kleines Stück von 0,5 mm abgeschnitten, woraufhin das Innere des Samens sichtbar wird. Sofern es sich in einer hellgelben Farbe zeigt, ist der Samen gesund und für die Aussaat geeignet. Offenbart sich der Kern in einer braunen oder schwarzen Färbung, lohnt sich kein weiterer Aufwand. Da für dieses Prozedere eine ruhige Hand auf Chirurgen-Niveau erforderlich ist, haben findige Hobbygärtner eine gangbare Alternative entwickelt.

  • Den Samen zwischen zwei Finger fassen und mit Schmirgelpapier oder einer Feile aufrauen
  • Anschließend für 24-48 Stunden einweichen in lauwarmem Wasser
  • In einer Thermoskanne wird die gewünschte Temperatur bestens aufrechterhalten
  • Wahlweise für 24 Stunden in 0,2-prozentigem Kaliumnitrat bei Zimmertemperatur quellen lassen

Hibiskus im Garten Im Anschluss an die Vorbereitung münden die weiteren Arbeiten nahtlos in die eigentliche Aussaat. Keinesfalls dürfen die Samen in dieser Phase eintrocknen.

Tipp: Die Kaliumnitrat-Lösung eignet sich ausgezeichnet für die Wässerung des Anzuchtsubstrats.

Aussaat

Da Hibiskus-Sämlinge über sehr brüchige, zarte Wurzeln verfügen werden, empfiehlt sich die Verwendung von Torfquell- oder Kokos-Töpfen für die Aussaat. Dabei handelt sich um kleine organische Töpfe, die bereits mit geeigneter Aussaaterde gefüllt sind. Ein feines Netz hält das Ganze zusammen. Nach der Zugabe von ein wenig Wasser quellen die Töpfchen auf und sind sogleich einsatzbereit. Sofern Sie eine Eigenmischung als Anzuchtsubstrat bevorzugen, stehen die umweltfreundlichen Gefäße auch ungefüllt zur Verfügung.

  • Die Samen einzeln in die Saaterde stecken, sodass sie dünn mit Erde bedeckt sind
  • Mit Wasser aus der Sprühflasche befeuchten und mit Klarsichtfolie bedecken
  • Idealerweise in ein beheizbares Zimmergewächshaus stellen
  • Darin den Boden auslegen mit Perlite, Blähton oder Seramis
  • Das Material permanent feucht halten, um so die Sämlinge von unten zu gießen

Um die erforderliche Keimtemperatur von 26 bis 30 Grad Celsius zu erzielen, dürfte in den hiesigen Breiten die Fensterbank nicht genügen. Darüber hinaus ist eine Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 Prozent eine Grundvoraussetzung, damit die Samen überhaupt in Keimlaune versetzt werden. Die Investition in ein Mini-Treibhaus mit Temperaturregelung ist aus dieser Sicht empfehlenswert. Da hier Lüftungsklappen integriert sind, wird einer Schimmelbildung effektiv vorgebeugt.

Keimung und Umtopfen

Unter  feucht-warmen Idealbedingungen setzt die Keimung innerhalb von 4 bis 10 Tagen ein. Die Keimblätter schieben dabei einen Rest der Samenhülle in die Höhe. Dieser kann mithilfe einer Pinzette abgepflückt werden. Die Sämlinge wachsen nun so rasant, dass sie mitsamt des Torf- oder Kokosgefäßes in 8-cm-Töpfe mit Spezialerde für Hibiskus eingesetzt werden. Die hohen Temperaturen in Verbindung mit 90 Prozent Luftfeuchtigkeit sind in diesem Umfang nun nicht mehr erforderlich. Warm und nicht allzu trocken sollten die Klimabedingungen trotzdem weiterhin beschaffen sein. Eine eventuelle Abdeckung wird abgenommen, damit die Pflänzchen abhärten und eine ausgeprägt Widerstandskraft entwickeln.

violette Hibiskusblüte In den kommenden Monaten halten Sie das Substrat konstant leicht feucht. Sobald ein Anzuchtgefäß durchwurzelt ist, topfen Sie die Jungpflanze um in einen größeren Kübel. Ab dem zweiten Monat beginnt die Nährstoffversorgung mit Flüssigdünger. Sie wird schrittweise aufgebaut, proportional zum Wachstum. Applizieren Sie zunächst den Dünger in verdünnter Dosierung, um einer Versalzung der Erde vorzubeugen. Abhängig von der Sorte, kann es bis zu 24 Monate andauern, bis ein Eibisch nach der Aussaat soweit ausgereift ist, dass er ins Freiland gepflanzt werden kann.

Stecklingsvermehrung

Im Gegensatz zur Aussaat, steht bei der Vermehrung durch Stecklinge das Ergebnis fest. Jeder Ableger beinhaltet exakt die Eigenschaften der Mutterpflanze. Aus diesem Grund wird die Variante auch als Klonen bezeichnet. Der Frühling ist die beste Jahreszeit, um die Stecklingsvermehrung in Angriff zu nehmen. Im Rahmen des alljährlichen Rückschnitts fällt in der Regel reichlich Material ab, das sich zum Ableger eignet. Der optimale Steckling ist halb verholzt, entstammt somit einem ein- oder zweijährigen Trieb. Mit einem schräg angesetzten Schnitt, knapp unterhalb eines Auges, wird der Steckling  von der Mutterpflanze getrennt. Eine Länge von 15 cm gilt als ideal. Daran anschließend entlauben Sie den Trieb und schneiden die Knospen heraus, ohne die Augen zu beschädigen. Aus den Vegetationsknoten wird der Steckling neu austreiben. Zuletzt wird noch die Triebspitze gekappt. Mit den präparierten Stecklingen verfahren Sie so:

  • Kleine Kunststoff-Töpfe mit nährstoffarmem Substrat füllen, wie Torf-Sand, Perlite oder Kokosfasern
  • Darin je einen Steckling zu zwei Drittel einsetzen und die Erde anfeuchten
  • Aufstellen in einem beheizbaren Mini-Gewächshaus am halbschattigen Fensterplatz
  • Erforderlich ist eine konstante Temperatur um 25 Grad Celsius, bei hoher Luftfeuchtigkeit
  • Alternativ eine Plastikhaube überstülpen, die mit kleinen Holzstäbchen gestützt wird

Die Bewurzelung eines Hibiskus-Stecklings wird zusätzlich animiert, indem Sie die untere Schnittstelle vor dem Einsetzen in Bewurzelungspulver tauchen. Algenextrakte, wie Neudofix von Neudorff, haben sich in dieser Hinsicht bestens bewährt.  Der erfolgreiche Ablauf der Stecklingsvermehrung hängt entscheidend davon ab, dass die Triebe keinen extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden und nicht zu trocken stehen. In einem Zimmer-Gewächshaus sind diese Prämissen bestens zu erfüllen. Sollte es über keine Heizung verfügen, legen Sie kurzerhand eine Heizmatte darunter. Damit die Jungpflanzen nicht gleich an die Decke stoßen, vergrößern Sie die Höhe mithilfe von Glasplatten.

Tipp: Verwenden Sie vorzugsweise gesammeltes Regenwasser für die Bewässerung, beugt diese Maßnahme einer Verkalkung des Substrats vor.

Pflege nach der Bewurzelung

seltene Blüte Hibiskus-Stecklinge nehmen sich zwischen drei Wochen und drei Monaten Zeit für die Bewurzelung. Im Verlauf dieser Zeit ist darauf zu achten, dass das Substrat konstant feucht ist. Im feucht-warmen Mikroklima bildet sich selbst bei regelmäßiger Lüftung ab und zu Schimmel. Bei den ersten Anzeichen ist er zu entfernen, damit sich der Schimmel nicht ausbreitet. Nehmen Sie die Stecklingsvermehrung während der Vegetationsperiode vor, kann es vorkommen, dass ein Trieb Blätter austreibt, ohne dass sich Wurzeln bilden. Schauen Sie daher genau nach, bevor Sie in die nächste Phase des Vermehrungsprozesses eintreten. Idealerweise wachsen einige Wurzeln bereits aus der Bodenöffnung heraus und signalisieren so einen erfolgreichen Verlauf der Bewurzelung.

  • Töpfe der nächsten Größenkategorie mit Hibiskus-Substrat füllen
  • Eine Drainage über der Bodenöffnung verhindert die Bildung von Staunässe
  • Jeden Steckling vorsichtig austopfen, das alte Substrat abklopfen und einpflanzen
  • Einen kleinen Gießrand von 1-2 cm freilassen und angießen mit kalkarmem Regenwasser

Für das weitere Wachstum ist zunächst noch ein Verdunstungsschutz empfehlenswert. Sehr gut geeignet sind aufgeschnittene PET-Flaschen, die man über den Ableger stülpt. Sobald die Blätter des Hibiskus an die Seitenwände stoßen, wird die Flasche entfernt. Alternativ erfüllen Plastiktüten diese Aufgabe ebenfalls, sofern sie mit kleinen Holzstäben gestützt werden.

Tipp: Sterilisieren Sie Aussaat- und Anzuchterde ganz einfach, indem Sie das Substrat in einer feuerfesten Schale für 30 Minuten bei 150 Grad in den Backofen stellen.

Absenker

Wer die Vermehrung eines Garten-Hibiskus plant, hat besonders gute Karten. Der robuste, winterharte Blütenstrauch offeriert eine bemerkenswert unproblematische Spielart in der Nachzucht. Die Rede ist von Ablegern, die während der Bewurzelung mit einer Mutterpflanze verbunden bleiben. Dieser Umstand erhöht die Erfolgsaussichten dramatisch, da die Wasser- und Nährstoffversorgung sichergestellt ist.

Wenn im Frühsommer das Wachstum auf vollen Touren läuft, ist die ideale Zeit gekommen. Ein mustergültiger Absenker ist halb verholzt und biegsam. Ziehen Sie den erwählten Trieb zu Boden und markieren die Stelle. Wo der Absenker das Erdreich berührt, ritzen Sie die Rinde ganz leicht mit einer Rasierklinge an. Aus dem Wundgewebe heraus wird die Bewurzelung zügiger vonstattengehen. Im Erdreich legen Sie eine 10 cm tiefe Furche an. Dort hinein kommt der Absenker und wird soweit eingegraben, dass die Triebspitze noch hervorschaut. Diese binden Sie an einem kleinen Holzstab fest, denn dort wird später der Austrieb anzeigen, ob die unterirdische Wurzelbildung erfolgreich verläuft. Sollte der Absenker aus der Erde hervorschnellen, fixieren Sie ihn mit einem Zelthering oder einer Krampe. An Pflegeaufwand ist während der folgenden Wochen und Monate nicht viel erforderlich.

Hibiskus im Topf Wenn Sie die Mutterpflanze versorgen, erhält der Ableger ebenfalls Wasser und eine Dosis Flüssigdünger. Stellen Sie durch leichtes Ziehen einen spürbaren Widerstand fest, während an der Triebspitze neue Blätter gedeihen, ist die Bewurzelung abgeschlossen. Nun wird der junge Hibiskus mit einem scharfen Schnitt von der Mutterpflanze getrennt. Wahlweise pflanzen Sie ihn unmittelbar im Beet ein. Empfehlenswert ist, den Nachwuchs den Winter hindurch im Topf zu pflegen, um ihn im nächsten Frühjahr auszupflanzen.

Übrigens ist die Absenker-Methode am Zimmer-Eibisch ebenfalls zu realisieren. In diesem Fall platzieren Sie neben dem Kübel mit der Mutterpflanze einfach einen weiteren Topf mit Anzuchterde. Dorthin ziehen Sie den Absenker und gehen in der Folge nach dem gleichen Schema vor, wie bei einem Garten-Hibiskus.

Fazit
Hibiskus ist ein ausgezeichneter Kandidat für die Vermehrung im Hausgarten. Hobbygärtner haben die Wahl unter verschiedenen Methoden, die durchweg gut zu bewältigen sind. Die Anzucht aus Samen erfordert ein wenig mehr Aufwand, als die Vermehrung durch Stecklinge. Eine Aussaat eröffnet gleichwohl die Möglichkeit, eigene Zuchtexperimente durchzuführen und eine individuelle Hibiskus-Sorte zu kreieren. Ein Garten-Eibisch bietet die wohl unkomplizierteste Variante der Nachzucht, indem kurzerhand ein Absenker zu Boden gezogen wird. Während sich die Mutterpflanze um die Wasser- und Nährstoffversorgung kümmert, findet am Nachwuchs die Bewurzelung statt. Für welche Vorgehensweise auch immer die Entscheidung fällt, mit einer fundierten Anleitung und dem einen oder anderen gärtnerischen Kniff gelingt das Vorhaben innerhalb kurzer Zeit und mündet in einen neuen, verschwenderisch blühenden Hibiskus für die Garten- und Zimmerkultur.