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Effektive Hausmittel gegen Mückenstiche – Erste-Hilfe-Tipps

Mücke sticht

Mückenstiche sind ein beliebtes Thema für vermeintliche Horrormeldungen – aber nur in Medien, die gerne mit „Uns-allen-fällt-der-Himmel-auf-den-Kopf“-Themen abkassieren. Wenn man genau hinsieht, ist nichts Belegbares dahinter, obwohl surrende Mücken alle außer abgeklärten Zen-Meistern wahnsinnig machen können. Es gibt böse entzündete Mückenstiche – aber die wurden vorher aufgekratzt. Es gibt Menschen, die durch Mückenstiche Krankheiten übertragen bekommen haben – aber nicht bei uns. Ein wenig Information kann helfen, aus der Mücke keinen Elefanten zu machen, außerdem gibt es jede Menge Tipps, wie Sie unangenehme Stich-Folgen vermindern können.

Was passiert bei einem Mückenstich?

Vor dem Blich auf die  Hausmittel folgt ein Blick darauf, was eigentlich geschieht, wenn „eine Mücke auf einen Menschen losgeht“ – hilft sehr bei Einordnung der Mittel. In der Regel passieren zwei Dinge:

Die Mücke saugt Blut

Die (weibliche) Mücke sticht uns an – der mit feinen Zacken besetzte Stechrüssel ritzt die Haut an wenigen Stellen, wenn da keine Nervenzelle liegt, bemerken wir den Stich nicht. Mücke injiziert ein wenig von ihrem Speichel, der erweitert die Gefäße, hemmt die Gerinnung und stillt Schmerzen, sie kann uns nun ganz in Ruhe „das Blut aussaugen“. Nicht wirklich, auch wenn sie uns im Schlaf erwischt, schafft sie nicht mehr als ca. ihr doppeltes Körpergewicht, weniger als ein Tausendstel unseres Blutes.

Immerhin verhelfen Sie mit der Blutspende Frau Mücke zu Mutterfreuden, sie braucht nach der Befruchtung eine Proteinmahlzeit, sonst wird es nichts mit den kleinen Mücken. Eigentlich frisst sie Nektar wie die männlichen Mücken. Für die Blutmahlzeit zahlt die gebährwillige Mücke einen hohen Preis: Wir erhöhen ihre Körpertemperatur auf einen Schlag von 22 auf 32 °C, statt Schwangerschaftsfreuden durchlebt die Mücke einen heftigen Fieberanfall, bis sie ihre Eier ablegt.

Es juckt und juckt …

Mückenstich … aber nur, wenn Sie kratzen: Der lästige Juckreiz ist eine Reaktion der Haut – das von der Mücke injizierte Speichelsekret ist eine körperfremde Substanz, die Abwehrreaktionen hervorruft.  Histamine werden freigesetzt, die führen zu höherer Durchblutung, um den Fremdstoff abzutransportieren, das gibt Juckreiz und manchmal Schwellungen.

Wie viel Juckreiz und wie viele Schwellungen, soll auch von Ihnen selbst abhängen: Wenn Sie zu den „Helden der Selbstbeherrschung“ gehören und es schaffen, nicht am Mückenstich zu kratzen, soll der wesentlich weniger und kürzer jucken. Wenn Sie kratzen, verursacht der mechanische Reiz nämlich mehr Abwehrreaktionen, weitere Histaminausschüttung, stärkere Durchblutung. Mit dem Kratzen verteilen Sie die Histamine schön großflächig unter der Haut: Kratzen verursacht mehr Kratzen.

Weiter hängt das Jucken davon ab, wie viele Fremdstoffe abgebaut werden müssen, was auch wieder von Ihnen abhängen soll. Wer die Mücke nach dem Einstich bemerkt, soll sie saugen lassen, bis sie satt ist – dann soll sie das Sekret selbst wieder herausziehen, die Hautreaktion soll kaum zu merken sein. Interessierte Naturwissenschaftler mit einem hohen Maß an Selbstkontrolle werden das sicher ausprobieren, allerdings reagiert jeder Körper unterschiedlich empfindlich auf das unbekannte Sekret.

Sofort-Hilfe

Wenn Sie die Mücke beim Einstich erwischt haben, können Sie versuchen, das Sekret sofort aus der Wunde zu ziehen:

  • Durch Osmose, Zucker oder Salz auf dem Stich sollen das Sekret herausziehen
  • Aussaugen und Ausspucken bewirkt das gleiche, anschließende Luftkühlung bringt Pusten

Erste Hilfe beim Mückenstich

Zwiebeln bei Mücken? Wenn die Mücke länger saugte, helfen folgende zeitnah ausgeführte Maßnahmen:

  • Kühlen, sofort, um sich selbst vom Kratzen abzuhalten
    • Theoretisch per Eiswürfel
    • Praktisch erfolgreicher ist der Griff in Kühlschrank oder Tiefkühltruhe
    • Kaltes Getränk, tiefgekühlte Suppe
  • Kälte verhindert, dass Sie die Nervenreaktion (Juckreiz) wahrnehmen
    • Blutgefäße verengen sich, das verringert die Histamin-Ausschüttung
  • Auch eine Zwiebel soll den Juckreiz lindern und entzündungshemmend wirken, wie Heilerde, Menthol-Gel, Aloe-Vera-Gel
  • Außerdem gibt es viele Salben und Gels, die kühlen und Antihistaminika enthalten
  • Im Büro ohne Teeküche/Hausapotheke kann ein schlichter Kugelschreiber Notdienste leisten
  • Miene einfahren, Spitze mehrfach im und rund ums Zentrum des Stichs auf die Haut drücken
  • So wird das Sekret in die Tiefe gedrückt, wo die Haut besser durchblutet ist, es wird schneller abgebaut und abtransportiert

Wenn Sie sich gerade auf dem Paddelboot mitten im „Mückensee“ befinden und nichts von all diesen Mitteln greifbar ist, ersetzt ein kreuzweise aufgedrückter Fingernagel den Kugelschreiber und ein kräftiger „Schuss Spucke“ den Eiswürfel – am besten die eigene, mit den ganz persönlichen Schmerzstillern und Keimtötern, am besten mit Pusten, das kühlt dann gleich noch.

Ursachenbekämpfung

Die oben genannten Erste-Hilfe-Maßnahmen richten sich gegen den Juckreiz (Störung der Übermittlung der Nervensignale) und gegen Entzündung, oder sie heben die Wirkung auf, die die Histamine im Körper entfalten.

Alles fein, aber letztlich Behandlung der Symptome, und auf dem Weg zur Arbeit tiefgekühlte Suppe in der Tasche ist auch nicht so gut. Deshalb folgen jetzt ein paar Ideen, die sich mit Bekämpfung der Ursache beschäftigen. Womit nicht die Mücke gemeint ist, die ist erschlagen oder weg, sondern die Stoffe, die ihr Stich bei allen, die Mücken nicht ruhig bei der Arbeit zusehen können, im Körper hinterlässt:

Mücke Das Mückensekret besteht aus Eiweißproteinen, die können denaturiert werden. Denaturieren bedeutet, dass die Proteine ihre biologischen Aufgaben nicht mehr erfüllen können, genau das wollen wir. Funktioniert mit Hitze, nach allgemeinen Gesetzen über Proteine von Organismen Hitze über 39 °C (Aktivitätsmaximum in unbeschädigtem Zustand).

Mit folgenden Methoden können die Fremdproteine denaturiert werden:

  • Hitze, ab ca. 42 °C wird’s kritisch, wie wir vom menschlichen Fieber wissen
  • So wird empfohlen, eine Münze auf 50 °C zu erhitzen und auf den Stich zu drücken
  • Fehlt nur noch jemand, der einem verrät, wie man eine Münze auf exakt 50 °C erhitzt …
  • Besser handhabbar ist heißes Wasser aus dem Hahn, so heiß, wie Sie es gerade noch aushalten
  • Präziser arbeiten elektrische Stichheiler, die mit 49°C bis 53°C auf die Proteine einwirken
  • Die Zeit lässt sich auch nach Empfindlichkeit des Nutzers einstellen
  • Proteine können auch geschädigt werden, wenn der pH-Wert der Umgebung verändert wird
  • Durch Säure z. B., wie bei (roh eingelegten) Bismarckheringen und Rollmöpsen
  • Also Essig, Zitronensaft, Cola (ungefähr gleichen pH-Wert wie vorgenannte)
  • Oder – in die andere Richtung, basisch – Soda, Natron, Backpulver (allem wo Soda drin ist)
  • Einfach auf den Stich tupfen und warten, bei neuem Jucken erneut, dann „lebt da noch was im Mücken-Protein“

Für den Körper sind auch denaturierte Fremdstoffe Fremdstoffe, die abtransportiert werden müssen – das ist aber vermutlich leichter, wenn diese nicht mehr (so) aktiv sind. Die nun nicht mehr notwendige weitere Histamin-Ausschüttung wird durch die Hitze mit unterbunden.

Wenn die Mücke zum Elefanten wird

Auch im Bereich Mückenstich merkt man die neueste Panik der Deutschen, die Angst vor der Allergie. Es gibt eine Insektengiftallergie, betroffen sind 1,2 und 3,5 % der Bevölkerung, gegen alle möglichen Hymenopteren, Bienen und Wespen und ganz selten sogar gegen Ameisen. Aber die gehören eben auch zu den Hymenopteren = Hautflüglern; die Mücken nicht, die gehören zu den Zweiflüglern, die sich auf dem Feld der „Allergie beim Menschen auslösen“ ziemlich zurückhalten – allergische Reaktionen auf Mückenstiche sind extrem selten.

In verkaufswilligen Medien sind sie nicht selten, da wird ein böse und völlig allergieunabhängig aufgekratzter Mückenstich gerne einmal zum Stich der Asiatischen Tigermücke, mit schrecklichen Folgen. Es gibt Asiatische Tigermücken in Deutschland, seit dem Jahr 2007 wurden 14 einzelne Mücken auf Lasterraststätten an Autobahnen sichergestellt, dass die in Deutschland überwintert haben, konnte allerdings nicht festgestellt werden. Auch Asiatische Buschmoskitos wurden gesichtet, da Übertragung von Krankheiten bisher nicht nachgewiesen wurde, wird deren gesundheitliche Bedeutung aktuell vom Bundesinstitut für Risikobewertung als eher gering eingeschätzt. Dass die Behörde Exotenmücken dennoch im Blick hat, können Sie im Skript einer Fortbildungsveranstaltung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst 2014 unter www.bfr.bund.de/cm/343/exotische-stechmuecken-in-deutschland.pdf nachlesen, dass Exotenmücken in Deutschland auf dem Vormarsch wären, ist angesichts der dort veröffentlichten Zahlen sicher übertriebene Panikmache.

mueckenstich Wenn ein Mückenstich dick und rot und komisch aussieht, ist der Gang zum Arzt angebracht, aber in der Regel ist nicht eine Allergie daran schuld, sondern heftiges Kratzen mit ungewaschenen oder mit Haushaltschemie desinfizierten Fingern – in beiden Fällen gelangen weitere unerwünschte Fremdstoffe in den Körper. Wenn dann Salben mit Kortison oder Antibiotika verschrieben werden, hat die Mücke den Aufstieg zum Elefanten geschafft.

Die Gefahr, Menschen unerwünschten Fremdstoffen auszusetzen, lauert in der Beziehung Mensch – Mücke noch ganz woanders: Wenn Repellentien (Vertreibungs- bzw. Abwehrsprays) oder Insektizide gegen die Mücken eingesetzt werden, verteilt der Mensch selbst die unerwünschten Fremdstoffe in der Umwelt. Bei den aktuell verkauften Sprays sind Sprays mit chemischen Wirkstoffen dabei, bei denen man laut Gefahrstoffkennzeichnung eine „Freisetzung in die Umwelt vermeiden“ soll, und die Mückenabwehrmittel mit ätherischen Ölen werden als „hautreizend, toxikologisch nicht unbedenklich, mit Allergisierungspotential“ beschrieben. Das führt dann wieder zu (Medien-) Gerüchten, dass Mückenstiche aggressiver würden, weil Mücken gefährliche Stoffe aus der Umwelt aufnehmen (wissenschaftliche Bestätigung gibt es nicht dafür, es erscheint auch eher unlogisch, dass eine Mücke menschenschädliche Stoffmengen speichern können) …

Mückenmärchen

1. Das süße Blut
Weder Diabetiker noch Extrem-Naschkatzen werden öfter von Mücken gestochen, streng wissenschaftlich gibt es kein „süßes Blut“. Blut ist ein munterer Cocktail aus 90 % Wasser mit Proteinen, Hormonen, zu den Zellen transportierten Nährstoffen und zu den Ausscheidungsorten transportierten Abfallprodukten. Dieser Cocktail ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, und ist schon etwas dran daran, dass Mücken auf bestimmtes Blut stehen. Allerdings ist es das besonders fette und nicht das besonders süße Blut. Menschen mit hohem Cholesterinspiegel sollen tatsächlich öfter gestochen werden. Auch wenn man noch nicht weiß, wie die Mücken den hohen Cholesterinspiegel erkennen.

2. Der verlockende Duft
Vielleicht über die Signalquelle, nach der sich Mücken üblicherweise orientieren, dem Duft. Mücken können kilometerweit riechen, manche Düfte riechen sie besonders gern, z. B. bestimme Atemdüfte und manche Schweißdüfte, wie so richtig schön „qualmende Socken“ (Fußschweiß) beispielsweise. In jedem bisher veranstalteten Dufttest flogen Stechmücken mehr auf Männer – und stachen dann die Frauen, weil Männer dickere Haut und mehr Haare haben.

3. „Immer werde ich gestochen, nie die anderen“

Diese häufig von Frauen hörbare Klage ist damit nicht aus der Welt. Nicht nur Männer mit Stinkmauken ziehen Mücken an, sondern Frauen in allen möglichen „Zuständen“. Zwischen dem 13. und 18. Zyklustag und in der Schwangerschaft mögen Mücken den Duft der Hormone, immer bestimmte Kosmetika und Parfums und viele Frauen und Kinder, weil deren Haut wärmer ist.

Weiter kommen dunkle Farben und füllige Körper gut an; bei ungeschminkten, unparfümierten, frierenden und nichtschwangeren Dünnen, die frischgewaschen in weißen T-Shirts herumlaufen, entscheidet dann schließlich die Genetik. Mücken mögen einen Körpergeruch lieber als den anderen.

4. „Man kann sich wirksam schützen vor Mückenstichen“

Mücke Es gibt viele schöne Ratschläge, wie man ohne Mückenstich durchs Leben kommt, beim Leben genießen helfen die meist nicht:

  • Kalt duschen, um die Körpertemperatur herabzusetzen: Wenn’s mehr als 60 Sek. hilft, folgt eine Erkältung
  • Tomatenpflanzen, Knoblauch, Essig, Zitronensaft, Bier auf dem Tisch: Letzteres gerne …
  • Ätherische Öle verschiedenster Provenienz: Hoch allergene Stoffe mit wenig Wirkung
  • Hochfrequente Mückenpiepser: Nerven höchstens unterbewusst die Menschen in der Nähe, Mücken nicht
  • Mückenarmbänder: Schützen den Hautstreifen, den sie verdecken, die restlichen 99,9 % Hautoberfläche nicht
  • In Mückengebieten nur langärmlige Kleidung tragen: Bringt im Zweifel einen Hitzeschock, fraglich, ob der gesünder ist als der Mückenstich
  • Fliegengitter oder Moskitonetze in jedem Raum: Wer die Muße hat, die anzubringen …
  • Nur Kleidung aus hellem Stoff: Besonders praktisch für den Grillabend und die Kinderparty
  • Kalte Luft aus der Klimaanlage hassen Mücken: Kluge Mücken, in Büros mit Klimaanlage ist der Krankenstand 40 % höher
  • Mückenkerzen: Warum nicht, es soll Nasen geben, die die aushalten
  • Reisen in mückenreiche Regionen/Länder meiden: Und immer zu Hause bleiben, ein Autounfall ist schlimmer als die meisten Mückenstiche
  • Keine Spaziergänge an stehenden Gewässern: Lieber an der Autobahn entlang?
  • Keine Parfüms und duftende Kosmetika: Und Single bleiben, wenn der Partner zu gepflegten Menschen abgewandert ist

Sinn machen einige dieser Tipps auf Reisen in bestimmte tropische Länder, für die sie vor Verbreitung im Netz veröffentlicht wurden. Für die meisten Gegenden in gemäßigten und nördlichen Zonen gilt aber: Lassen Sie sich nicht verrückt machen, wenn Sie ganzkörperverhüllt am Strand Spazierengehen, kann die Mücke Sie nur noch auf die Nase stechen …

Fazit
Hausmittel gegen Mücken gibt es viele, mehr als genannt wurden, und Sie können sie alle ausprobieren, jedes der Mittel arbeitet mit einem der oben angesprochenen Mechanismen. Panik vor Mückenstichen gibt es auch, die ist aber fast nie angebracht – um unangenehme Mückenstich-Folgen zu vermeiden, müssen Sie sich vor allem beim Kratzen beherrschen.