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Grasmilben, Herbstgrasmilben richtig bekämpfen

Wiese Rasen Gras

Immer mehr Menschen haben mit einer merkwürdigen Art von Mückenstichen zu kämpfen, die meist etwas unangenehmer sind als der gewöhnliche Mückenstich und an Stellen auftauchen, die für Mückenstiche eher untypisch sind. Diese Stiche stammen gewöhnlich von der Herbstgrasmilbe, die sich in letzter Zeit (vermutlich im Zuge des Klimawandels) ziemlich vermehrt. Hier erfahren Sie, was Sie gegen die Grasmilben und ihre Stiche tun können.

Wie die Herbstgrasmilbe auf den Menschen trifft

Herbstgrasmilben gehören zur Familie der Laufmilben, der Trombiculiden, das sind mit den Zecken verwandte Spinnentiere. Die Larven dieser Grasmilben leben parasitisch, wie die Larven vieler anderer Laufmilben auch.

Sie tauchen zu bestimmten Zeiten und unter bestimmten Bedingungen vermehrt auf, hier in Europa nimmt ihre Population jedes Jahr in den späten Sommermonaten von Juli bis Oktober die stärksten Ausmaße an. Die Herbstgrasmilben sind dann in ihren typischen Lebensräumen recht zahlreich anzutreffen, in Gärten, Wiesen, Äckern und am Waldrand. Sie sitzen vor allem auf Blättern und auf Gräsern in Bodennähe und auf dem Boden, denn die Grasmilben lieben (brauchen?) eine hohe Luftfeuchtigkeit von mindestens 80 %, die eher in Bodennähe zu finden ist. Deshalb sind Herbstmilben in aller Regel nicht höher als 20 bis 30 cm über dem Boden anzutreffen, aber leider bestätigen Ausnahmen auch hier die Regel.

Denn die Herbstmilben haben eine Strategie, wie sie an ihre Wirte kommen: Das Milbenweibchen legt zunächst einmal drei- bis vierhundert Eier, in einem feuchten Boden. Aus denen schlüpfen die Larven, und die wollen möglichst „hoch hinaus“. Sie arbeiten sich erst einmal bis zur Erdoberfläche hinauf und versuchen dann, die Wirtssuche vom höchsten für sie erreichbaren Punkt aus zu starten. An diesen erhöhten Punkten, auf den Spitzen von Gräsern und anderen erklimmbaren, kleineren Pflanzen oder auf Erdhügelchen, sammeln sich die Larven und warten in meist dichtgepackten Anhäufungen, bis ein Wirt vorbeikommt und sie abstreift. Eigentlich ist der passende Wirt ein kleiner Nager oder Vogel, die Herbstmilbenlarven achten aber nicht sehr genau darauf, wer sie da abstreift, und so landen sie ziemlich häufig auch auf Menschen.

Wenn die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist, werden die Grasmilben bereits aktiv, sobald die Temperaturen über 10 Grad steigen, so richtig munter werden sie aber bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad, deshalb sind bei uns der August und September „ihre“ Monate.

Dabei ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass Sie in Ihrem Garten Herbstmilben abbekommen und ihr Nachbar ein Grundstück weiter vollkommen seine Ruhe hat. Denn die Milbenpopulationen passen sich sehr schnell an das Vorhandensein eines bestimmten Wirts an, wenn also bei Ihnen ein bestimmter Kleinsäuger lebt, bildet sich bei Ihnen im Garten eine Art „Insel von Herbstgrasmilben“, während das Nachbargrundstück herbstmilbenfrei bleibt. Was aber jetzt kein Grund sein soll, alles Leben in Ihrem Garten abzutöten, das vermehrte Aufkommen der Laufmilben unterliegt darüber hinaus einem nicht erforschten zeitlichen Wechsel und verändert sich mit den makro- und mikroklimatischen Gegebenheiten, und ein Massenauftreten in einem bestimmten Gebiet dauert fast nie länger als zwei Monate.

Die im Volksmund verbreiteten Namen der Herbstgrasmilben sagen uns ziemlich klar, was die Milbe dem Menschen antut: Die Herbstgrasmilben ist auch als Erntemilbe, Heumilbe, Herbstlaus, Graslaus, Erdlaus oder Pfirsichlaus bekannt, und dass deshalb, weil sie beim Menschen die sogenannte Erntekrätze hervorrufen. Was genau das ist, können Sie weiter unten nachlesen, auf jeden Fall juckt es heftig.

Herbstgrasmilben aufspüren

Rasen Ob sich in Ihrem Garten viele Herbstmilben angesiedelt haben, ist nicht so ganz leicht festzustellen. Die Milbenweibchen, die unterirdisch ihre Eier ablegen, werden Sie bestimmt nicht bemerken, die Larven, die dann nach oben an die Erdoberfläche kommen, wahrscheinlich auch nicht: Sie sind winzig klein, 0,2 bis 0,3 mm, das ist kleiner als manche Nadelspitze. Sie sind sogar so klein, dass Sie sie in aller Regel noch nicht einmal dann bemerken, wenn sie gerade auf Ihrem Körper umherwandern, sondern erst, wenn Sie die ersten Hautreaktionen bemerken, und zu dieser Zeit sind die Larven schon lange weitergezogen …

Wenn Sie merkwürdige Mückenstiche haben und den Verdacht, dass sich an einer bestimmten Stelle eine fette Kolonie Herbstgrasmilben entwickelt hat, brauchen Sie trotzdem nicht mit dem Mikroskop auf die Jagd gehen, sondern könnten folgenden Trick ausprobieren: Legen sie dort einfach ein weißes Stück Papier auf den Boden und warten Sie eine Weile, das Papier soll die Tiere anlocken, und da diese mit leeren Magen ziemlich kräftig orangerot sind, sehen Sie dann zumindest einen orangen Schimmer.

Herbstgrasmilben bekämpfen

Wenn Sie diese Detektivarbeit jedoch mit dem Vorsatz leisten, um nun in einer konzertierten Aktion gegen die Herbstgrasmilben vorzugehen, können Sie sich das eher sparen: Die Grasmilben können nicht sinnvoll bekämpft werden – chemische Bekämpfungsmittel, die nur die Herbstmilben und nicht auch noch alle möglichen Nützlinge und/oder Pflanzen im Umfeld töten, gibt es nicht. Eine Anwendung der weit streuenden, ökologisch unverträglichen chemischen Mittel würde aber auch nichts nutzen, mit ihnen konnte noch nie eine erfolgreiche Milbenbekämpfung durchgeführt werden (wenn Ihr Schädlingsbekämpfer das Gegenteil behauptet, sollten Sie von ihm einen nachvollziehbaren Nachweis verlangen).

Damit ist der Einsatz von Insektiziden übrigens nach dem neuen Pflanzenschutzgesetz auch verboten, denn was nicht gezielt hilft, darf heute nicht mehr einfach so in der Umwelt verteilt werden. Was finanziell Ihr Glück ist: Auch wenn die Herbstgrasmilben sich inselartig angesiedelt haben, sind gewöhnlich Flächen betroffen, bei denen ein Chemie-Einsatz richtig ins Geld gehen würde.

Bevor Sie also aus Ihrem Garten eine Sondermülldeponie machen, nur um ein paar Grasmilben zu killen, sollten Sie sich besser klügerer Strategien bedienen, um scheußlich juckende Stellen zu vermeiden. Hier ein paar Vorschläge:

Herbstgrasmilben richtig bekämpfen heißt vorbeugen

Rasen Herbstgrasmilben richtig bekämpfen bedeutet deshalb die Anwendung der richtigen Vorbeugungsstrategien, und davon gibt es einige: Wenn Sie die Stiche nicht aus dem Garten, sondern vom Spaziergang mitgebracht haben, sollten Sie bis zum Winter einfach andere Routen wählen und das Befallsgebiet meiden.

Folgende Schutzmaßnahmen können die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass die Milben „bei Ihnen landen können“:

  • Milben sind Langschläfer, wer gerne am frühen Morgen im Garten werkelt, wird weniger häufig befallen
  • Bei Gartenarbeit und Spaziergang dichtes Schuhwerk und lange Hosen anziehen, die Strümpfe unten über die Hosen ziehen
  • Arme und Beine können Sie mit einem der üblichen Repellentien wie Autan (Wirkstoff Icaridin) einsprühen
  • Auch die Kleidung könnten Sie bis in Kniehöhe mit einem Repellent einsprühen, das soll rund fünf Stunden helfen
  • Diese Kleidungsrepellentien enthalten meist Benzylbenzoat, Dimethylphthalat oder Diethyltoluamid)
  • Auch Insektenspray mit natürlichem oder synthetischem Pyrethrumextrakt sollen helfen, die Milben fernzuhalten
  • All diese Mittel sind jedoch nicht unbedenklich, keinesfalls für häufige Anwendungen geeignet und potenziell gefährlich für Allergiker
  • Eine gute Idee ist sicher, die Beine des Liegestuhls mit dem Abwehrmittel einzuschmieren (wenn Sie es auf der Liege nicht einatmen)
  • Auch eher unschädlich ist der Tipp, nach einem Aufenthalt in potenziellem Milbengebiet gründlich zu duschen
  • Einnahme eines Vitamin-B-Komplexes soll einen Körpergeruch erzeugen, den Milbenlarven nicht mögen
  • Sprechen Sie aber bitte vorher mit einem Arzt, der Ihnen sagt, ob und wann B-Vitamine überdosiert werden können

Nicht ganz klar ist, ob eine allgemeine Stärkung des Immunsystems dabei hilft, auf einem Stich der Grasmilbe weniger stark zu reagieren. Forscher beobachten, dass manche Menschen bevorzugt gestochen werden, während andere selbst bei starkem Aufkommen der Herbstgrasmilben keinen Stich abbekommen. Dafür sollen möglicherweise Desensibilisierungsprozesse verantwortlich sein, bei denen das Immunsystem Abwehrstoffe entwickelt. Andererseits werden auch Sensibilisierungsprozesse mit verstärkten Reaktionen bei Wiederbefall beobachtet … Hier wurde angeregt zu prüfen, ob die Menschen, die verstärkt sensibel reagieren, zu der zunehmenden Masse von Menschen gehören, deren Immunsystem durch übertriebene Hygiene unter Dauereinsatz kritischer Chemikalien bereits ernsthaft geschädigt ist.

Das hieße also für Sie: Wenn Sie in Ihrer Kindheit noch genügend Kontakt mit potenziellen Krankheitserregern „genießen“ durften, um ein stabiles Immunsystem auszubilden, können Sie einem Stich der Herbstgrasmilbe vermutlich gelassen entgegensehen. Wenn das nicht so ist, und Ihr Immunsystem bereits dabei ist, auf viele Umweltfaktoren mit einer unangemessenen Immunantwort (= Allergie) zu reagieren, sollten Sie sich den folgenden Abschnitt aufmerksam durchlesen:

Wie die Herbstmilben die Menschen beschädigen

So geht es im Detail vor sich, wenn die Milbe auf den Menschen trifft (für alle Hobby-Filmer, die noch eine fantasievolle Vorlage für ihren nächsten Horrorfilm suchen): Die Larve ist von ihrem „Feldherrenhügel“ auf dem Menschen gelandet und läuft erst einmal eine Weile (unbemerkt) auf ihm herum.

Denn sie sucht eine schöne Stelle zum Zustechen, vermutlich hat sie es auf hohe Luftfeuchtigkeit abgesehen, solche Regionen findet sie beim Menschen überall dort, wo er schwitzt oder wo die Kleidung eng anliegt (vielleicht geht sie aber auch einfach danach, wo die Haut so dünn ist, dass sie durchkommt). Wie auch immer, wenn sie einen genehmen Ort gefunden hat, beißt sie sich durch die Oberhaut, spritzt uns ein wenig gewebeauflösenden und gerinnungshemmenden Speichel und saugt sich mit dem so gemixten Cocktail voll.

Da sie so winzig ist, merken wir auch das nicht, an einem günstigen Ort hat sie nicht selten so lange ihre Ruhe, dass sie ihren Stichkanal mit einer weiteren Speichelkomponente zu einer Art Brunnen vertieft und aushärtet. Den benutzt die Herbstmilbe nun wie eine Art verlängerten Saugrüssel, um noch ein bisschen mehr aus uns herauszuholen, diesmal aus tieferen Hautschichten. Diese „Saugtiefe“ ist sicher neben der persönlichen Empfindlichkeit eine weitere Erklärung dafür, warum die Menschen ganz unterschiedlich auf die Stiche reagieren.

Und das tun sie, von Mensch zu Mensch und von Körperstelle zu Körperstelle sind andere Hautreaktionen möglich. Manche Menschen entwickeln an den Beinen Krusten und in der Taillenregion Pusteln, andere Blasen oder Schorf, es gibt auch Ekzeme oder sich ausbreitende Geschwüre – oder einfach nur einen tierischen Juckreiz, der nach einiger Zeit von selbst wieder verschwindet. Wenn man sich an den volkstümlichen Namen orientiert, scheint der schlichte Juckreiz das meistverbreitete Symptom zu sein, sonst würde man diese Reaktion sicher nicht so harmlos als Stachelbeerkrankheit, Erntekrätze oder Herbstbeiß betiteln. Die meisten Symptome dieser von Medizinern Trombidiosen oder Trombikulosen benannten Dermatosen sollen sich spätestens 24 Stunden nach dem Abfallen der Larven zeigen. Sie sollen überwiegend nach weniger als zwei Wochen verschwunden sein, spontan und ohne medizinische Einwirkung.

Behandlung der Herbstgrasmilbe – eigene und ärztliche

Wenn Sie Reaktionen ausbilden, die nicht einfach ignoriert werden können, gibt es zunächst einige Tipps für die Eigenbehandlung:

  • Bettwärme in den ersten Stunden soll die Schadwirkung verstärken
  • Sie besorgen sich mindestens 70-prozentigen Alkohol und reiben die Stiche damit ein, dann soll der Juckreiz für ein paar Stunden verschwinden
  • Auch Eichenrindenextrakt und Zinkschüttelmixtur (Apotheke) sollen den Juckreiz lindern

Wenn die Hautreaktionen so stark ausfallen, dass Sie sich lieber in die Hände eines Arztes begeben, könnte der Ihnen ein Antipruritusmittel verschreiben (stillt den Juckreiz), oder eine leicht sedierende Salbe oder ein Antihistaminikum. Bei besonders starkem Juckreiz wird vielleicht eine cortisonhaltige Emulsion verordnet, bei über den eigentlichen Stich hinausgehenden Infektionen eventuell auch eine antibiotische Salbe.

Wenn Sie öfter Herbstgrasmilbe ausgesetzt sind und sich gerne vorher einsprühen möchten, sollte diese Vorbeugung mit Repellentien auch mit Ihrem Arzt abgesprochen und zu den möglichen Nebenwirkungen dieser Mittel ins Verhältnis gesetzt werden. Denn alle Repellentien sind im Grunde Gifte, auch die natürlich aus Chrysanthemen gewonnenen Pyrethrumextrakte, und wer auf der Seite der Stiftung Warentest zu Insektenabwehrmitteln gelesen hat, wie schnell einige dieser Mittel Nervenschädigungen bis hin zu Hirnschädigungen und Krampfanfällen auslösen können, wird sicher nicht mehr ganz unbedarft zu Sprühdose oder Creme greifen.

Fazit

Stiche der Herbstgrasmilbe sind ärgerlich, mitunter sogar sehr ärgerlich, aber auf keinen Fall ein Grund zur Panik: Sie können bekämpft werden, im Gegensatz zu den Grasmilben selbst. Durch Vorbeuge und durch Eigenbehandlung, nur wenige Menschen sind so stark betroffen, dass sie besser einen Arzt aufsuchen sollten.