Gartengestaltung Gemüsegarten & Gemüse

Meerrettich – Anbau der Pflanzen, Pflege und Ernte

Meerrettich

Im Nutzgarten fällt der imposante Habitus des Meerrettich sogleich ins Auge. Im typischen Bauerngarten zählt sie zum unverzichtbaren Standardsortiment. Es sind jedoch nicht ihre bis zu 60 cm großen, sattgrünen Blätter oder ihre herrlich duftenden, schneeweißen Blüten von Mai bis Juli, die Meerrettich so beliebt machen, sondern ihre dicken Pfahlwurzeln. Diese sind im Inneren weiß und geben als geriebene Zutat zahlreichen Speisen einen würzig-scharfen letzten Schliff. In den südlichen Regionen Deutschlands und in Österreich wird Meerrettich auch als Kren bezeichnet.

Anbau der Pflanzen

Die essbare Pfahlwurzel der Meerrettich-Pflanze entwickelt mehrere Seitenwurzeln, Fechser genannt. Diese etwa 30 cm langen und 6 mm bis 8 mm dicken Fechser werden im März oder April schräg in die Erde gepflanzt. Das obere Ende befindet sich dabei ca. 5 cm unter der Gartenerde und das untere Ende ca. 10 cm. Der Pflanzabstand beträgt 40 cm bis 50 cm. Der Reihenabstand liegt bei 60 cm bis 80 cm Diese scheinbar großen Abstände sind erforderlich, weil eine Meerrettich-Pflanze viel Platz um sich herum benötigt. Da sie zum Wuchern neigt, ist es ratsam, die Fechser in einem Eimer mit kleinen Luftlöchern zu pflanzen oder mit einer Wurzelsperre aus Geotextil zu umgeben, damit die Pflanze nicht andere Gartenpflanzen verdrängt und letztendlich zur Plage mutiert. Die folgenden Tipps zum Anbau sollten ebenfalls berücksichtigt werden:

  • Nur einjährige, gesunde und biegsame Fechser pflanzen.
  • Nährstoffreiche, humose, leicht sandige Gartenerde.
  • Je saurer und magerer der Boden, desto schärfer der Meerrettich.
  • Der ideale pH-Wert bewegt sich zwischen 6 und 7.
  • Die Erde muss locker und gut durchwurzelbar sein.
  • 4 bis 6 Wochen vorher den Boden mit Stallmist oder Kompost anreichern.
  • Nach dem Pflanzen gut angießen.

Der Winkel, in dem die Fechser in die Erde gepflanzt werden, erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl. Ist er zu flach, wird die Pfahlwurzel nicht kräftig genug. Ist er zu steil, schießt die Pflanze eher ins Kraut, als dass sich die leckere Wurzel bildet. Hobbygärtner, die zum ersten Mal Meerrettich in ihrem Garten anbauen, werden den Krenstecher zu schätzen wissen, ein spezielles Pflanzholz, das den richtigen Pflanzwinkel nicht dem Zufall überlässt.

Pflege

Werden die wichtigsten Prämissen für den Anbau von Meerrettich beachtet, erfordert die weitere Pflege der Pflanze nicht viel Aufwand:

  • Regelmäßig gießen.
  • Vor allem in Trockenperioden täglich wässern.
  • Mai/Juni und Juli/August mit reifem Kompost düngen.
  • Regelmäßig Unkraut jäten.
  • Im Juni an der oberen Hälfte der Fechser die Seitentriebe entfernen.
  • Diesen Teil mit einem Tuch abreiben, um die Haarwurzeln zu entfernen.
  • Maßnahme unter prallem Sonnenschein durchführen.
  • Bei Bedarf nach 6-8 Wochen wiederholen.
  • Anschließend wieder mit Erde bedecken.
  • Das Ergebnis sind gleichmäßige, glatte Stangen.

Meerrettich Das Entfernen der Seitentriebe dient dazu, das Wachstum der Pfahlwurzel zu fördern und den Ernteertrag zu erhöhen. Völlig ohne Bedenken gehen erfahrene Hobbygärtner jedoch nicht an die Arbeit, denn es entstehen Schnittwunden, die Wurzelkrankheiten Tür und Tor öffnen. Werden die Seitentriebe nicht entfernt, ist die Wurzel im ersten Jahr eventuell noch etwas dünn und schwächlich. In diesem Fall bleibt sie einfach bis zum nächsten Jahr im Boden, um dann als gesunde, kräftige Meerrettich-Stange geerntet zu werden.

Ernte

Sobald die Blätter der Kren-Pflanze verwelken, ist dies das Signal, dass die Wurzel ihr Wachstum beendet hat. Ab September oder Oktober kann die Ernte beginnen und in allen folgenden Monaten, die ein ‚r‘ enthalten, fortgesetzt werden. Sollte im Winter der Boden also nicht zufrieren, steht einer Ernte frischer Meerrettich-Stangen selbst in der kalten Jahreszeit nichts im Wege. Da Meerrettich selbst aus den kleinsten Wurzelresten wieder austreibt, ist es wichtig, bei der Ernte die gesamte Pflanze aus dem Boden zu heben. Das gelingt mithilfe eines Spatens, der etwa 40 cm tief unter die Wurzel geschoben wird, um sie dann vorsichtig anzuheben, damit eventuell vorhandene Fechser nicht abbrechen. Nicht gewaschene Meerrettich-Stangen können in feuchter Erde oder Sand an einem kühlen Ort lange Zeit aufbewahrt werden. Werden sie nach der Ernte allerdings gewaschen, reduziert sich die Lagerzeit auf maximal 4 Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks, wenn die Stange in Alufolie eingewickelt wird.

Vermehren

Wer seine Meerrettich-Pflanze vermehren möchte, kann dies völlig unkompliziert mithilfe der Fechser. Gleich nach der Ernte werden sie schräg von der Meerrettichstange abgeschnitten, damit Ober- und Unterseite nicht verwechselt werden. Seitentriebe, die krumm sind oder Höcker aufweisen, sind für die Vermehrung ungeeignet, weil sie nur minderwertige Kren-Wurzeln hervorbringen werden. Den Winter über werden sie in Erde oder Sand gesteckt und mit Zeitungspapier umhüllt an einem kühlen, trockenen Ort aufbewahrt. Die Fechser dürfen keinesfalls vorher gewaschen werden, weil sie dann von Fäulnis bedroht sind und den Winter nicht überdauern werden. Im nächsten Frühjahr werden sie dann im Garten an ihrem neuen Standort eingepflanzt, nachdem die Pflanzerde einige Wochen vorher mit Stallmist oder Kompost angereichert wurde. Eine Vermehrung durch Samen oder Stecklinge ist aufgrund der botanischen Systematik der Meerrettich-Pflanze kaum möglich und wird daher selbst im gewerblichen Anbau nicht praktiziert.

Meerrettich in Mischkultur

Meerrettich Hobbygärtner betreiben in ihrem Gemüsegarten in der Regel Mischkultur. Das bedeutet, dass sie verschiedene Gemüse- und Kräutersorten in ihrem Garten kultivieren. Damit diese Tätigkeit von Erfolg gekrönt ist, werden nur solche Pflanzen in Nachbarschaft zueinander gesellt, die sich auch vertragen. Das Kreuzblütlergewächs Meerrettich kommt überhaupt nicht damit zurecht, wenn anderen Kreuzblütler in unmittelbarer Nähe wachsen, wie Rettich, Kohlrabi, Kresse und sämtliche Kohlarten. Bestes Einvernehmen herrscht dagegen mit folgenden Gartenpflanzen:

  • Kartoffeln
  • alle Obstgehölze
  • Salat
  • Tomaten
  • Möhren
  • Petersilie
  • Fenchel
  • Dill

An allen vier Ecken des Kartoffel-Beetes gepflanzt, hält Meerrettich beispielsweise die Nacktschnecken von ihnen ab. Die großen Blätter locken die Plagegeister als Versteck für den Tag, wo sie dann ganz einfach eingesammelt werden können. Unter Kirschbäumen gepflanzt, beugt Meerrettich der Monilia-Spitzendürre vor. Darüber hinaus bietet sich Meerrettich an als ausgezeichnete Nachkultur von Gurken, Bohnen und Erbsen. Mit sich selbst dagegen ist Kren vollkommen unverträglich. Das bedeutet, dass der Anbau jedes Jahr an einem anderen Standort erfolgen sollte, wobei eine Fruchtfolge von mindestens drei Jahren einzuhalten ist.

Krankheiten und Schädlinge

Obgleich Meerrettich-Sud in der biologischen Schädlingsbekämpfung eine Rolle spielt, ist die Pflanze selbst nicht gefeit gegen Infektionen und Befall. So hat sich unter den Erdflöhen eine Art auf den Befall von Meerrettich spezialisiert, die Meerrettich-Erdflöhe. Deren Larven graben sich im Boden zu den Wurzeln vor und fressen diese an. Da diese Schädlinge eine trockene und warme Erde bevorzugen, ist es ratsam, regelmäßig zu wässern und frischen, feuchten Mulch zu verteilen. Hilfreich ist darüber hinaus, mit dem Besen immer wieder einmal durch Überkehren für Unruhe zu sorgen. Die erschrockenen Flöhe springen weg und finden den Weg zum Meerrettich meist nicht mehr zurück.

Meerrettich Einen ernsthafteren Schaden richtet die Meerrettich-Schwärze an, die durch einen Pilz (Verticillium albo-atrum) ausgelöst wird. Zunächst welken die Blätter und vertrocknen. Im Anschluss zeigen sich Fäulnisstellen an den Wurzeln, die gleichzeitig glasig und spröde werden. Wirksame Bekämpfungsmittel wurden bislang nicht entwickelt. Daher müssen befallenen Kren-Pflanzen restlos beseitigt werden und dürfen keinesfalls auf dem Kompost entsorgt werden. Vorbeugend sollte nur wenig Dünger zum Einsatz kommen und die empfohlene Fruchtfolge streng beachtet werden. Jeder Fechser, der im Anbau verwendet wird, ist gründlich auf seine Gesundheit zu untersuchen.

Der wohl wichtigste Schädling, der sich an der Meerrettich-Pflanze zu schaffen machen kann, ist der Kohlweißling. Der Falter ist 50 mm lang, weiß und hat einen schwarzen Kopf. Während die erste Generation von April bis Juni ihr Unwesen an Wildpflanzen treibt, ist es die zweite Generation, die im Juli und August auch dem Meerrettich gefährlich wird. Die Blätter werden von den Larven restlos kahl gefressen, was dazu führt, dass die Wurzeln verkümmern und faulen. Folgende Bekämpfungsmethoden stehen zur Verfügung:

  • Pflanzen mit Netzen oder Farnwedeln abdecken.
  • Mulch aus Rainfarn oder Pfefferminze vertreibt die Falter.
  • Niemhaltige Spritzmittel vorbeugend ausbringen.
  • Thymian zwischen Meerrettich pflanzen.
  • Raupen täglich absammeln.

Natürliche Feinde des Kohlweißlings und der Larven sind neben den Vögeln vor allem Schlupfwespen. Diese können in Gartencentern erworben werden und stürzen sich sogleich auf die gefräßigen Larven. Übrigens ist der Befall durch den Kohlweißling einer der wenigen Fälle, in denen als biologisches Bekämpfungsmittel der Brennnessel-Jauche nicht hilft. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, denn der Schädling wird als Folge der Anwendung angelockt.

Japanischer Meerrettich – die scharfe Rarität für den Kübel

japanischer Meerrettich Wasabi Neben dem heimischen Meerrettich (Armoracia rusticana), wartet die Familie der Kreuzblütlergewächse noch mit einem weiteren Mitglied auf, das im asiatischen Raum beheimatet ist. Japanischer Meerrettich (Eutrema japonicum), auch Wasabi genannt, ist nicht nur deutlich kleiner, sondern auch wesentlich schärfer, als die klassische Version. Eine Wuchshöhe bis maximal 60 cm und die kleinen, essbaren Rhizome mit einem Durchmesser von 3 cm, machen den Japanischen Meerrettich zum idealen Kandidaten für die Kultivierung im Kübel. Die frühe Blüte von März bis Mai ziert Balkon und Terrasse. Da Wasabi gerne im Schatten steht, können damit auch schwierige Stellen im Garten besetzt werden. Für ein gesundes Wachstum benötigt die Pflanze ein nährstoffreiches, humoses, durchlässiges Substrat, das reichlich gegossen wird. Japanischer Meerrettich ist zwar ein mehrjähriges Gewächs, verträgt allerdings keine frostigen Temperaturen. Daher ist eine Überwinterung im Haus erforderlich. Übrigens können vom Japanischen Meerrettich, neben den Wurzeln, auch die Blätter und Stängel in der Küche verwendet werden. Zusammen mit Weinessig und Salz entsteht daraus im Mixer die berühmte Wasabi-Paste, die als Fertigprodukt nur in speziellen Feinkostgeschäften zum teuren Preis erhältlich ist.

Fazit
Die Geschichte des Meerrettichs geht zurück bis in die Antike, denn schon früh wussten die Menschen die aromatische Würzkraft mit der prickelnden Schärfe zu schätzen. Bis heute ist Kren, wie Meerrettich in vielen Teilen Deutschlands genannt wird, fester Bestandteil zahlreicher Speisen. Anbau, Pflege und Ernte sind zwar recht unkompliziert, erfordern jedoch einen gewissen Zeitaufwand. Nicht umsonst besagt eine alte Bauernweisheit ‚Ein Acker mit Kren will seinen Herrn jeden Tag sehn‘. Bereits der Anbau ist ungewöhnlich, denn jeder einzelne Fechser muss schräg, aber nicht zu schräg in den Boden. Dort lässt der Gartenfreund ihn aber nicht in Ruhe, denn mindestens zwei Mal pro Saison, wird die Wurzel teilweise ausgegraben und von Seitentrieben befreit. Bei der Ernte gilt es dann, wirklich alle Teile der Pflanze zu entfernen, sonst wuchert sie fröhlich weiter. Am Ende erwartet den fleißigen Hobbygärtner freilich ein frischer, aromatischer Genuss, wie ihn fertig gekaufter Meerrettich in Glas oder Tube nicht bieten kann.