Wer sich regelmäßig über den Besuch von Eichhörnchen im eigenen Garten freuen darf, hat vielleicht auch das Glück, dass die Tiere die Anzucht neuer Walnussbäume für einen in Angriff nehmen. Es kommt gar nicht so selten vor, dass die kleinen Flitzer Walnüsse aus der Umgebung in der Erde vergraben, die in der Folge keimen. Das zeigt schon, dass es letztlich gar nicht so schwierig ist, einen Walnussbaum aus einer Walnuss zu ziehen. Allerdings dauert das Vorhaben einige Zeit. Wie man dabei vorgeht, beschreibt dieser Ratgeber.
Grundlegende Bemerkungen
Zunächst einmal ist zu beachten, dass man für einen Walnussbaum eine Menge Platz im Garten braucht. Die Pflanze wird gemeinhin 15 bis 25 Meter hoch und die Krone kann übrigens einen Durchmesser von bis zu 15 Metern erreichen. Auch wenn es Jahrzehnte dauert, bis der Baum ausgewachsen ist, sollte man diese Fakten schon zu Beginn in seine Überlegungen einbeziehen.
Hinzu kommt, dass die Walnuss zu den Tiefwurzlern (Gegenteil sind Flachwurzler) zählt und damit eine sogenannte Pfahlwurzel ausbildet. Es handelt sich dabei um eine lange kräftige Wurzel, die senkrecht ganz tief ins Erdreich dringt. Somit muss auch sie genügend Platz vorfinden, um sich optimal entwickeln und das Wachstum des Baums fördern zu können.
Apropos Wachstum fördern: Wie andere Nussbäume ist auch die Walnuss sehr lichtbedürftig. Spätestens im Alter von zehn Jahren muss sie frei stehen, ansonsten geht sie wieder ein. Halbschatten erträgt die Walnuss lediglich in den ersten Jahren. An den Boden stellt sie keine besonders großen Ansprüche. Er sollte nur nicht extrem trocken und arm sein, dann ist alles im grünen Bereich.
Weiterhin verlangt das Ziehen eines Walnussbaums einen geduldigen Hobbygärtner. Zwar zeichnet sich relativ rasch ab, ob die verwendeten Walnüsse imstande sind zu keimen, doch bis sich daraus ein richtiger Baum entwickelt, vergeht eine Menge Zeit. Wer nicht jahrelang auf deutliche Schübe warten möchte, kauft sich besser eine veredelte Walnuss in einer Baumschule oder beim Online-Fachhändler.
Nicht jede Walnuss ist für die Zucht geeignet. So macht es beispielsweise in der Regel keinen Sinn, eine Packung Walnüsse im Supermarkt zu kaufen und diese als Basis zu verwenden. Normalerweise sind diese Nüsse nämlich nicht mehr keimfähig. Aber: Von manchen Hobbygärtnern liest man, dass es tatsächlich auch mit Walnüssen aus dem Laden funktionieren kann.
Prinzipiell ist die Zucht mit frischen Walnüssen eines nahegelegenen Walnussbaums jedoch zu bevorzugen. Experten empfehlen, „Anzuchtnüsse“ von einem Baum zu nehmen, der sich in derselben Gegend befindet, in der die neuen Bäumchen gedeihen sollen. Sie argumentieren, dass die Nachkommen mit den Umständen beziehungsweise Bedingungen in dem Raum am besten fertig werden.
Zusammengefasst noch einmal vier entscheidende Punkte für die Anzucht einer Walnuss im Überblick:
- genügend Platz im Garten (nach unten, nach oben und in die Breite)
- freier, heller Standort mit einem nicht zu trockenen/armen Boden
- eine Menge Geduld seitens des Hobbygärtners erforderlich
- Walnüsse eines nahegelegenen Baums als erste Wahl
Wichtig: Man darf nicht erwarten, dass nach der Keimung und dem Wachsen des neuen Walnussbaums dasselbe Ergebnis herauskommt, das einem vielleicht vom Ursprungsbaum bekannt ist. Oft unterscheidet sich die Nachzucht optisch und auch hinsichtlich der Nüsse – vor allem, wenn keine Veredlung erfolgt. Und die ist nur für erfahrene Hobbygärtner zu empfehlen.
Anzucht: Kübel oder gleich im Garten?
Grundsätzlich kommen beide Varianten infrage. Wichtig ist nur, dass die junge Walnuss spätestens nach anderthalb Jahren den Platz erhält, an dem sie dann verbleiben soll.
Wer die Herausforderung annehmen und seine Walnuss selber veredeln möchte, ist grundsätzlich auch frei in der Entscheidung, ob er die Kübel- oder Gartenzucht bevorzugt. Es empfiehlt sich hier jedoch aus praktischen Gründen, im Zweifelsfall die Anzucht im Kübel zu wählen.
Anleitung zur Anzucht im Kübel
Vorbemerkung: Am besten im Herbst mit der Anzucht beginnen. Frische Nüsse (keine alten) nehmen.
1. Schritt: Großen Blumentopf mit einem Sand-Torf-Gemisch vorbereiten.
2. Schritt: Grüne Schale vorsichtig von den auserwählten Früchten entfernen.
3. Schritt: Mehrere Nüsse in den Topf geben und circa fünf bis zehn Zentimeter tief eingraben.
4. Schritt: Den Blumentopf mit den Nüssen an einen hellen und geschützten (dauerhaft frostfreien!) Standort stellen.
5. Schritt: Den Topf bis zum nächsten Frühjahr stehen lassen. Dabei die Erde konstant feucht (aber nicht zu nass) halten.
6. Schritt: Warten, bis die Triebe ungefähr 15 Zentimeter lang sind.
7. Schritt: Die einzelnen Pflanzen teilen – also jede in einen eigenen (großen) Topf setzen.
8. Schritt: Töpfe über die Sommermonate in den Garten stellen. Ein sonniger Standort ist wichtig, aber die Erde darf niemals austrocknen.
9. Schritt: Zum Winter hin die jungen Bäume an einen frostsicheren Ort stellen. Zu diesem Zeitpunkt sind sie noch nicht winterhart.
10. Schritt: Im darauffolgenden Frühjahr die Jungbäume fest im Garten einpflanzen.
Anleitung zur Anzucht im Garten
1. Schritt: Walnüsse sammeln oder kaufen und gegebenenfalls behutsam von ihrer Schale befreien.
2. Schritt: Freien und lichtreichen Standort im Garten wählen.
3. Schritt: Nüsse fünf bis zehn Zentimeter tief in den Boden setzen.
4. Schritt: Kompost hinzugeben, um das Wachstum zu fördern.
5. Schritt: Standort konstant feucht (nicht nass) halten.
Nach der Anzucht im Herbst bilden sich im Frühling weißer Wurzel- und grüner Blatttrieb. Im ersten Jahr wächst das Bäumchen maximal 30 Zentimeter. In der Folge die gängigen Pflegemaßnahmen für die Walnuss durchführen (eine Zusammenfassung dazu gibt es ganz am Ende dieses Beitrags) und geduldig auf die langsamen Veränderungen warten.
Walnuss selber veredeln – so funktioniert es
Die sogenannte WalWal-Stubenveredlung, entwickelt vom Schweizer Hans-Sepp Walker, ist eine recht einfache Möglichkeit, die Walnuss selber zu veredeln. Dennoch sollte man etwas Erfahrung im Gärtnern mitbringen, um die Aufgabe im Detail zu verstehen und erfolgreich meistern zu können.
Hier eine kurze Übersicht zu den Vorteilen einer Veredlung:
- Baum wird robuster
- wächst schneller
- trägt früher Früchte, mehr Früchte und größere Früchte
All das spricht natürlich dafür, die eigene Walnuss zu veredeln. So geht man Schritt für Schritt vor:
Vorbemerkung: Am besten im Dezember beginnen (bei außen wachsenden Sämlingen nur, wenn der Boden nicht gefroren ist).
1. Schritt: Ein- oder zweijährige Sämlinge als Unterlage verwenden. Diese sollten an der Veredlungsstelle zwischen einem und drei Zentimetern dick sein.
2. Schritt: Die Sämlinge in Töpfe mit Anzuchterde geben (zwei bis zehn Sämlinge pro Topf, je nachdem, wie groß die Sämlinge und Töpfe sind).
3. Schritt: Töpfe mit Sämlingen an einen dauerhaft circa 20 Grad warmen und hellen Ort stellen.
4. Schritt: Jeweils einen Plastiksack über die Töpfe stülpen.
5. Schritt: Etwa drei Wochen so stehen lassen – bis die Knospen zu treiben beginnen (und der Baumsaft anfängt, zu steigen). Dann sind die Sämlinge bereit für die Veredlung.
6. Schritt: Mehrere Edelreiser unmittelbar vor der Veredlung von einem schönen Walnussbaum schneiden.
7. Schritt: Den eigentlichen Veredlungsschnitt mit Kopulation vornehmen. Im Detail:
- 7a) Unterlage, Edelreis, scharfes Gartenmesser, Bast, Schere, flüssiges Baumwachs und Pinsel bereitlegen.
- 7b) Schrägen, circa sechs Zentimeter langen Schnitt bei der Unterlage vornehmen – mit einem möglichst scharfen Gartenmesser.
- 7c) Denselben schrägen, circa sechs Zentimeter langen Schnitt nun auch beim Edelreis umsetzen.
9. Schritt: Die Veredlungsstelle und das Ende des Edelreisers mit flüssigem Baumwachs bestreichen (nicht zu sparsam vorgehen).
10. Schritt: Die Prozederen mit mehreren Sämlingen und Reisern wiederholen.
11. Schritt: Die veredelten Sämlinge wieder in Töpfe mit Anzuchterde stecken und Indoor bei 20 Grad Celsius halten.
- Nach etwa zehn Tagen treiben Knospen aus der Unterlage aus.
- Nach ungefähr drei Wochen bildet sich der Kallus und die Knospen des Reisers beginnen auszutreiben. Dann empfiehlt es sich, die Plastiksäcke ganz zu entfernen.
- Schon nach acht Wochen sind die Triebe zwischen 30 und 50 Zentimetern hoch. Das zeigt, wie viel rascher veredelte Walnussbäume wachsen (unveredelte Bäume brauchen meist mindestens ein Jahr, um 30 Zentimeter zu erreichen).
- Im Frühjahr, wenn es keine Fröste mehr gibt, pflanzt man die Jungbäume im Garten an den für sie vorgesehenen Standorten ein.
- Mit etwas Glück kann man schon fünf Jahre später die ersten guten Nüsse ernten (ansonsten, also ohne Veredlung, dauert es fünf bis zehn Jahre länger).
Pflege der jungen Walnussbäume
Zum Abschluss noch einige Tipps zur Pflege der heranwachsenden Walnussbäume nach der Anzucht und (eventuell) der Veredlung:
a) Die Bäume nach dem Pflanzen mindestens über einen Zeitraum von zwei Jahren regelmäßig mit Wasser versorgen. Aber: Staunässe gilt es unbedingt zu vermeiden. Man gießt also immer erst, wenn der Boden fast trocken ist.
b) Moos und Unkraut um die Bäume herum stets entfernen sowie größer gewachsene und holzige Pflanzen mulchen.
c) Bäume jeweils mit einem Holzpfahl fixieren. Dazu einfach ein Seil um den Walnussbaum und den Pfahl schlingen. Dies sorgt für die nötige Stabilität.
d) Jungpflanzen noch nicht düngen. Erst ab einer Größe von anderthalb Metern mit der Gabe von Dünger beginnen.
e) Laufend ein Auge auf die heranwachsenden Bäume haben und genauestens auf Schädlinge und/oder Krankheiten achten. Wenn erforderlich, sofort Gegenmaßnahmen einleiten.
f) Die unteren Äste (die, die nicht zum Grundgerüst zählen) regelmäßig einkürzen. So unterstützt man einen geraden Wuchs.
g) Junge Bäume dürfen theoretisch noch umgepflanzt werden, auch wenn eher davon abzuraten ist. Sobald die Pflanzen über drei Jahre alt sind, müssen sie zwingend an Ort und Stelle bleiben.