
Die Süßkartoffel zählt zwar gleich hinter Reis zu den wichtigsten Nahrungsmitteln weltweit, zieht in den hiesigen Regionen jedoch erst seit kurzer Zeit die Aufmerksamkeit der Hobbygärtner auf sich. Obwohl ihre Bezeichnung es vermuten lässt, sind Süßkartoffeln botanisch nicht mit den bekannten Kartoffeln verwandt, sondern gehören zur Familie der Windengewächse. Zudem sind sie überaus kletterfreudig und verschönern mithilfe von Rankhilfen trostlose Hauswände und hölzerne Sichtschutzwände.
Süßkartoffeln im Beet anbauen
Ihre südamerikanische Herkunft verrät dem erfahrenen Hobbygärtner, dass ein Anbau der Süßkartoffeln im Gartenbeet nur dann erfolgversprechend ist, wenn es sich in einer milden, sonnigen bis halbschattigen Lage befindet. Bei einer durchschnittlichen Temperatur von 24° Celsius gedeihen die Wurzeln besonders gut. Die Bodenqualität sollte leicht sandig und nährstoffreich sein. Fällt die Temperatur unter 10° Celsius, schränkt die Pflanze das weitere Wachstum entweder ein oder stoppt es gänzlich. Frost ist für sie tödlich. Da die Süßkartoffel nur ab und zu ein oder zwei Samen hervorbringt, erfolgt der Anbau mithilfe von Saatknollen, die im Handel erhältlich sind. Erfahrene Gartenfreunde erwerben sie erst kurz vor ihrem Einsatz, weil sie in der Verpackung schnell schimmeln. Die Saatkartoffeln werden in der zweiten Aprilhälfte in einer Kiste mit gutem Gartenkompost oder Blumenerde eingegraben, wo sie bis Mitte Mai in einem warmen Zimmer ihre Triebe bilden. Sobald sich die Eisheiligen verabschiedet haben, können die vorgezogenen Süßkartoffeln ins Freiland. Im vorgesehenen Beet wird die Erde mit einer Grabegabel gelockert, wobei gleichzeitig etwas Kompost und einige Handvoll Hornspäne eingearbeitet werden. Die Knollen werden mit einem scharfen Messer dergestalt zerschnitten, dass jedes Stück über einen langen, kräftigen Trieb verfügt. Bei dieser Arbeit lässt der erfahrene Hobbygärtner größte Vorsicht walten, denn die Triebe können mit 10 cm bis 15 cm recht lang sein und brechen schnell. Im Beet kommen die Saatknollen nun etwa 5 cm tief in die Erde in einem Abstand von 30 cm bis 40 cm, wobei die Triebspitzen hervorschauen. Der Reihenabstand beträgt idealerweise 90 cm bis 120 cm. Die Zwischenräume werden mit Mulch bedeckt, wie beispielsweise Laub, Rasenschnitt oder Kompost.
Anbau im Kasten oder der Ampel
Anbau im Kartoffelturm
Da sämtliche Sorten der Süßkartoffel ausgesprochen wärmebedürftig sind, plädieren erfahrene Gartenfreunde für ihren Anbau im Kartoffelturm. Dabei handelt es sich um eine Variante des Hochbeetes, das proportional zum Wachstum der Kartoffeln schichtweise in die Höhe wächst. Ein Kartoffelturm kann mit folgenden Materialien eingefasst werden:
- Naturstein
- unbehandeltes Holz
- LKW- oder PKW-Reifen
- Blech
- Bambusmatten
- Kunststoff
Pflege
Ob als Nutzpflanze oder zur Dekoration, die Süßkartoffelpflanze gedeiht umso prächtiger, je besser sie gepflegt wird:
- Vor direkter Sonneneinstrahlung schützen.
- Erde gleichmäßig feucht halten, ohne dass Staunässe entsteht.
- Bei Trockenheit reichlich gießen.
- Mulchen schützt vor zu schneller Verdunstung.
- Von März bis September mit Volldünger oder Hornspänen düngen.
- Im Kasten oder Kübel alle 3 Wochen Flüssigdünger verabreichen.
- Zu lange Ranken können abgeschnitten werden.
Da die Süßkartoffel keinerlei Frost verträgt und schon bei Temperaturen unter 10° Celsius Schaden nimmt, wird sie in der Regel als einjährige Pflanze kultiviert, denn eine Überwinterung der oberirdischen Pflanzenteile ist schwierig, sehr aufwendig und gelingt nur selten.
Ernte
Empfehlenswerte Sorten
Da die Süßkartoffel als Art aus der Gattung der Prunkwinden sich sowohl als Nutzpflanze, wie auch zur dekorativen Bepflanzung von Balkonkästen und Kübeln eignet, werden im Folgenden einige bewährte Sorten vorgestellt. Diese wurden von der Landwirtschaftskammer auf Herz und Nieren getestet und konnten den strengen Kriterien der Experten standhalten.
Blacky
- Blattfarbe: dunkel
- Blattform: gelappt
- Knollenbildung: gut
- Pflanzenhöhe im Kasten: bis 30 cm
- gedeiht am sonnigen und halbschattigen Standort
- Trieblänge durchschnittlich 40 cm
Autumn
- Blattform: gelappt
- zartlila Blüten
- Knollenbildung: kaum
- gut geeignet für schattigen Kasten
- Trieblänge am schattigen Standort: 46 cm
- Trieblänge am sonnigen Standort: 26 cm
Sweet Caroline Bronce
- Blattfarbe: bronzefarben
- Blattform: gelappt
- Knollenbildung: kaum
- ideal für halbschattigen und schattigen Platz
- Trieblänge im Halbschatten: 98 cm
- Trieblänge in der Sonne: 66 cm
Marguerite
- Blattfarbe: hellgrün
- Blattform: herzförmig, spitz zulaufend
- Knollenbildung: gut
- liebt den sonnigen Standort
- Trieblänge in der Sonne: 40 cm
- Trieblänge im Schatten: 24 cm
Sweet Caroline Purple
- Blattfarbe: dunkel
- Blattform: gelappt
- Knollenbildung: kaum
- sonniger und halbschattiger Standort möglich
- Trieblänge im Halbschatten: 32 cm
- Trieblänge am sonnigen Platz: 28 cm
Sweet Heart Light Green
- Blattfarbe: hellgrün
- Blattform: spitz und herzförmig
- Knollenbildung: gut
- hat es lieber etwas schattig
- Trieblänge im Halbschatten: 64 cm
- Trieblänge am sonnigen Ort: 38 cm
Black Tone
- Blattfarbe: dunkel, schwarz-rot
- Blattform: herzförmig
- Knollenbildung: gut
- Trieblänge unter der Sonne: 70 cm
- Trieblänge im Halbschatten: 33 cm
Sorten mit besonders schöner Blütenbildung
Ipomoea purpurea
- kalkliebende Sorte
- bei zu nährstoffhaltigem Substrat entstehen keine Blüten
Blaue Kaiserwinde
- herrliche, trichterförmige, blaue Blüten
- einjährig kultivierbar
- klettert an Rankhilfen und Wänden bis 4 m hoch
Indica
- schöne blau-schattierte Blüten
- ideale Kübelpflanze
- nicht winterhart, kann aber im Haus überwintern
- im Kübel zurückschneiden und kühl stellen
Purga
- ungewöhnliche große, purpurne Blüten
- sehr wüchsige Sorte
- blüht vom Sommer bis in den Spätherbst
Die vorwiegend dekorativen Prunkwinden entwickeln nur sehr kleine Knollen, wenn überhaupt. Dafür eignen sie sich dank ihrer Kletterfreudigkeit hervorragend für bewachsene Sichtschutzwände und Hauswände. Nicht zu vergessen die ausgezeichnete Eignung dieser Sorten als bunte, teppichartige Bodendecker auch an halbschattigen und schattigen Ecken des Gartens.
Fazit
Die Süßkartoffel entwickelt sich zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz zur Kartoffel. Obwohl sie botanisch nicht miteinander verwandt sind, ähneln sie sich doch sehr hinsichtlich des Anbaus, der Pflege, der Ernte und der Zubereitung. Die Süßkartoffel punktet jedoch mit einem weiteren Vorteil, dem die Kartoffel nichts entgegensetzen kann: Die oberirdischen Pflanzteile bieten sich mit ihren ungewöhnlichen Blattformen und Farben sowie ihren aparten Blüten als dekorative Zierpflanze an in Blumenkästen, in Kübeln, als malerischer Bodendecker und geschmackvolle Kletterpflanze. Wer sie ihrer schmackhaften Knollen wegen im Beet anbaut, hat nur einige wenige Pflegehinweise zu berücksichtigen, damit die Ernte reichhaltig ausfällt. Insbesondere der Kartoffelturm kommt den Ansprüchen der wärmeliebenden Süßkartoffeln sehr entgegen. Man darf gespannt sein, wie sich der Siegeszug der Süßkartoffel in den hiesigen Regionen unter den Hobbygärtnern in Zukunft fortsetzen wird.