Zimmerpflanzen Orchideen

Orchideen schneiden – Anleitung zum Rückschnitt

Orchideen schneiden

Orchideen gehören zu den beliebtesten Zimmerpflanzen und werden häufig verschenkt. So schön sie aber auch während der Blüte sind, so groß ist die Ratlosigkeit nach dem Abblühen. Schneiden oder nicht – ist dann die Frage, die nicht für jede Orchidee gleich zu beantworten ist. Eine Anleitung zum Rückschnitt ist daher in jedem Fall an die individuellen Gegebenheiten anzupassen. Das mag schwierig klingen, ist im Grunde aber ganz einfach und auch für vollkommen Unerfahrene in der Pflanzenpflege und ohne grünen Daumen problemlos möglich.

Grundregeln

Um welche Orchidee und um welche Art des Verschnitts es sich auch handelt, einige Regeln gelten in jedem Fall.

  • Ausschließlich keimfreies, frisch gesäubertes Schneidewerkzeug verwenden
  • Nicht in lebende Triebe schneiden
  • Vor dem Schneiden der Orchidee möglichst die genaue Art in Erfahrung bringen
  • Bei Krankheitsanzeichen die Schneidewerkzeuge zwischen jedem Trieb desinfizieren auch wenn nur eine Pflanze verschnitten wird
  • Das Schneiden der Orchidee auf ein Minimum begrenzen

Besonders das Desinfizieren von Schere oder Messer ist wichtig, und sollte durch Abkochen, Alkohol oder Desinfektionsmittel erfolgen.

Mehrtriebige Arten

Orchideenwurzeln Orchideen werden grundsätzlich in mehr- und eintriebige Arten unterschieden. Diese Unterscheidung ist nicht nur bei der allgemeinen Pflege, sondern auch beim Schneiden der Orchideen wichtig.
Zu den mehtriebigen Arten gehören unter anderem:

  • Phalaenopsis
  • Oncidium papilio
  • Oncidium kramerianum
  • Cypripedium
  • Miltoniopsis

Die Bezeichnung mehrtriebig ist allerdings etwas irreführend, da damit nicht allein das aktuelle Vorhandensein von mehreren Trieben gemeint ist. Stattdessen sind diese Arten in der Lage, mehrmals aus demselben Trieb auszutreiben. Das vereinfacht das Verschneiden dieser Orchideen deutlich. Tatsächlich so sehr, dass zum Rückschnitt noch nicht einmal eine Anleitung notwendig ist.

Eintriebige Arten

Bei den eintriebigen Orchideenarten handelt es sich nicht zwingend um Pflanzen mit nur einem Trieb. Stattdessen treiben aus alten Blütenständen schlicht keine neuen Blüten aus. Bei diesen Arten bildet sich hingegen ein völlig neuer Trieb aus dem unteren Bereich des Gewächses aus. Zu ihnen gehören unter anderem:

  • Orchidaceae cambria Cambria
  • Paphiopedilen
  • Cymbidium
  • Cattleya
  • Dendrobium

Hier ist ein Rückschnitt nach dem Verwelken und Abfallen der Blüten also problemlos möglich. Notwendig ist er jedoch auch bei diesen Arten nicht. Stattdessen kann man ebenfalls warten, bis der Stängel verfärbt oder vollständig vertrocknet ist. Danach muss ebenfalls nicht zur Schere gegriffen werden. Ein Herauszupfen der Pflanzenteile ist meist einfacher und deutlich gründlicher, als das Schneiden der Orchidee, da dabei keine Reste zurückbleiben.

Blütenstände

Orchideen werden meist blühend verkauft oder verschenkt. Fallen die Blüten ab, wollen viele schnell zur Schere greifen und den kahlen Stängel entfernen. Bei den mehrtriebigen Orchideen wäre das allerdings zum Nachteil der Schönheit. Selbst nach dem Abblühen der Triebe wird nicht direkt ein Rückschnitt durchgeführt, das würde die Chance auf folgende Blüten oder neue Seitentriebe aus dem abgeblühten Stängel zunichtemachen. Verschnitten werden diese erst, wenn sie sich vollkommen gelb oder braun gefärbt haben oder vertrocknet sind.

In manchen Fällen kann auch lediglich ein Stück oder gar nur die Spitze eintrocknen, auch dann wird nur diese Partie entfernt und zwar so, dass nicht in das lebende Gewebe geschnitten wird. Das sieht zeitweise vielleicht nicht gerade dekorativ aus, kann aber mehrere neue Seitentriebe oder eine erneute Blüte ermöglichen. Dazu müssen dann natürlich auch die sonstigen Bedingungen stimmen.

Blätter

Ob ein- oder mehrtriebig – bei allen Orchideen verfärben oder vertrocknen gelegentlich einige Blätter. Manche Arten lassen nach der Blüte sogar alle Blätter fallen und sind während der Ruhephase vollkommen kahl. Das ist normal, kann je nach Art jedoch auch Anzeichen einer Krankheit oder eines Schädlingsbefalls sein.

Ratsam ist es, möglichst viele Informationen zu der kultivierten Art zu recherchieren und regelmäßige Kontrollen durchzuführen.
Der Rückschnitt der Blätter ist beim Verwelken möglich aber nicht nötig. Auch hier kann und sollte darauf gewartet werden, dass sie vollständig vertrocknet oder verfärbt sind. Sind sie verwelkt oder vertrocknet, reicht meist ein kräftiger Ruck am jeweiligen Blatt, um es restlos und ohne Schaden für die Pflanze zu entfernen. Zaghaft darf hierbei nicht vorgegangen werden, anderenfalls bleiben doch Reste zurück. Wer sich das nicht zutraut, sollte lieber zu einer kleinen, spitzen Schere greifen. Mit einer solchen kann sehr nah an den lebenden Pflanzenteilen gearbeitet werden.

Bulben

Orchidee Bulben Bei der Kultur von Orchideen kommt die Sprache sehr häufig auf Bulben. Dabei wissen Anfänger in der Pflanzenpflege meist nicht, worum es sich dabei handelt.
Der Begriff Bulben bezieht sich auf die Speicherorgane, die meist an den unteren Blattenden sitzen und deutlich verdickt sind. Da sich die Orchidee in diesen einen Vorrat anlegt, sollten sie natürlich nicht entfernt werden.

Trotzdem kann diese Maßnahme notwendig sein, beispielweise wenn das Gewächs umgetopft oder kompakt gehalten werden soll. Auch optisch ist es in einigen Fällen von Vorteil, vor allem, wenn die Bulben keine Blätter mehr Tragen und so das Erscheinungsbild stören.
Beachtet werden sollte dabei, dass:

  • Ein desinfiziertes, scharfes Messer eingesetzt wird
  • Die Orchidee nach dem Rückschnitt noch über mindestens fünf Bulben verfügt
  • Die feuchten Schnittstellen desinfiziert und versorgt werden

Wurzeln

Nicht nur beim Umtopfen kann auffallen, dass Teile der Wurzeln vertrocknet, welk oder schmierig sind. Derlei Abschnitte müssen natürlich entfernt werden.

Bei vertrockneten Enden führt man den Rückschnitt so durch, dass man nicht in den lebenden Bereich schneidet. Bei welken oder schmierigen Wurzeln lässt sich dies natürlich nicht vermeiden, weswegen man die feuchten Schnittstellen im Anschluss entsprechend versorgen muss.

Luftwurzeln

Auf Dauer bilden sich bei vielen Orchideen sogenannte Luftwurzeln, die dann über Substrat und Topf hinausragen. Sie können optisch störend wirken, erfüllen aber gleich mehrere Funktionen. Sie stabilisieren den oberirdischen Teil der Pflanze, nehmen Wasser, Sauerstoff und sogar Nährstoffe auf und sind daher wichtig für die Versorgung der Orchidee. Dementsprechend wichtig sind die Luftwurzeln, weswegen sie keinesfalls abgeschnitten werden dürfen. Das würde dem Gewächs großen Schaden zufügen und könnte sogar zum Eingehen führen.

Orchidee schneiden Wer sich mit dem Anblick nicht anfreunden kann, kann zumindest die Bildung neuer Luftwurzeln verhindern. Ein Umtopfen der Pflanze ist dann angeraten. Ebenso wie das Besprühen mit Wasser, die Erhöhung der gesamten Luftfeuchtigkeit und eine bessere Nährstoffversorgung. Neben dem Düngen reicht oft schon ein Substratwechsel aus. Eine starke Bildung von sehr vielen Luftwurzeln ist also immer ein Anzeichen dafür, dass ein Mangel besteht. Fehlen können:

  • Wasser
  • Sauerstoff
  • Nährstoffe

Verdichtetes Substrat, eine Unterversorgung mit Nährstoffen oder trockene Luft sind die häufigsten Gründe. Das Gewächs versucht über die Luftwurzeln also, eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Werden diese Mängel anderweitig ausgeglichen, stellt die Orchidee die Bildung neuer Luftwurzeln ein. Bereits Vorhandene trocknen zudem häufig ab und können dann ganz einfach abgezupft werden. Als Warnsignal sollten sie aber dennoch nicht unterschätzt werden.

Korrekturen bei Krankheiten

Bei Schäden durch Parasiten und Krankheiten kann es notwendig werden, Teile der Orchidee zu entfernen. Sind diese nicht bereits vertrocknet oder verwelkt, müssen die Schnittstellen auch hier nach der Maßnahme gereinigt und geschützt werden. Anderenfalls kann es zu weiteren Schäden sowie Fäulnis kommen.

Risiken

Ein Rückschnitt der Orchidee kann notwendig sein, hat aber nicht nur Vorteile zu bieten. Wird nicht richtig vorgegangen, ist das Verschneiden mit Risiken verbunden. Darunter:

  • Erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten
  • Erleichtertes Eindringen von Schädlingen in die offenen Schnittstellen
  • Befall mit Fäulnis oder Schimmel
  • Reduzierung der gespeicherten Nährstoffe und in der Folge ein Eingehen der Orchidee
  • Dauerhaftes Ausbleiben der Blüte

Orchidaceae phalaenopsis Diese potenziellen, nachteiligen Folgen lassen sich allerdings vermeiden, wenn die beschriebenen Anleitungen eingehalten werden. Zudem ist unbedingt auf die Sauberkeit von Scheren und Messern zu achten. Diese muss man direkt vor dem Rückschnitt gründlich säubern, damit sie keine Keime oder Schädlinge in die Schnittstellen eintragen. Zudem muss man immer dann auf entsprechenden Schutz achten, wenn man in noch lebende Bereiche schneidet. Derartige Öffnungen machen das Gewächs besonders anfällig und benötigen daher eine entsprechende Behandlung, die im Folgenden beschrieben wird.

Schutz

Feuchte Schnittstellen sind wie erwähnt besonders anfällig gegenüber Keimen und Schädlingen. Bis sie abgetrocknet sind und sich geschlossen haben, ist daher etwas Schutz notwendig.

Dieser kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden:

  • Schnittstellen desinfizieren, beispielsweise durch spezielle Produkte aus dem Fachhandel, Handdesinfektionsmittel oder Alkohol
  • Mit einer Auflage aus sauberem Gewebe, beispielsweise aus Verbandsmull oder Binde abdecken
  • Wundverschluss für Pflanzen einsetzen
  • Mit Kohlepulver, Zimt oder Schwefel abreiben
  • Auf ausreichend Belüftung achten
  • Eventuell befallene Pflanzen aus der Umgebung entfernen

Zudem sollte natürlich im Anschluss regelmäßig kontrolliert werden, ob die Schnittstellen krankhafte Veränderungen aufweisen. Nur so kann möglichst schnell eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.

Ist ein Verschnitt überhaupt notwendig?

Orchidee Blätter Anders als viele andere Gewächse wird eine Orchidee durch einen Verschnitt nicht üppiger oder dichter im Wachstum, zudem entledigt sie sich durch das Vertrocknen gewissermaßen selbst unnötiger Teile. Ein Verschnitt ist daher nur dann wirklich notwendig, wenn von Krankheiten oder Schädlinge befallene Blätter und Triebe entfernt werden müssen.

Alle anderen Maßnahmen dienen im Grunde nur der Optik der Pflanze oder dem Kleinhalten des Gewächses. Auch dazu ist es aber wie erwähnt nicht absolut erforderlich, einen Rückschnitt durchzuführen. Das Abzupfen reicht ebenfalls aus und ist besonders bei dünnen Stängeln oder flachen Blättern oft schneller, einfacher und sicherer für die Orchidee als das Schneiden der jeweiligen Teile.

Vegetative Vermehrung

Die vegetative Vermehrung von Orchideenarten mit Bulben ist ebenfalls durch das Schneiden möglich und überraschend einfach. Notwendig ist wahlweise ein scharfes Messer oder Gartenschere. Worauf die Wahl beim Schneidewerkzeug auch fällt, es muss wiederum absolut sauber und keimfrei sein.
Zudem sollte die Orchidee insgesamt über mindestens acht Bulben verfügen.

Zur Vermehrung wird dann wie folgt vorgegangen:

  1. Die Orchidee wird vom Topf und dem gesamten Substrat befreit, die Wurzeln werden gründlich abgespült.
  2. Große und ältere Orchideen, die sich bereits selbst auf die Teilung vorbereitet haben, fallen oft an dieser Stelle schon auseinander. Auf den Einsatz des Messers oder der Schere kann dann natürlich verzichtet werden.
  3. Hat sich das Gewächs nicht bereits selbst geteilt, kann es mit dem Schneidewerkzeug mittig im Bereich der Wurzeln geteilt werden. Hierbei sollte auf gerade, glatte Schnittflächen geachtet werden, um das Risiko für die Pflanze so klein wie möglich zu halten. Zudem sollte jede Hälfte der Orchidee mindestens vier Bulben aufweisen.
  4. Im Anschluss sollten die so entstandenen Pflanzenhälften für einige Stunden ohne Substrat im Trockenen liegen, damit die Schnittstellen abtrocknen können. Erst dann werden sie wieder in Substrat verbracht. Das Befeuchten oder gar gießen sollte einige Tage warten, um keine Fäulnis an den noch offenen Wurzelenden zu riskieren.

Dieser Schnitt dient übrigens nicht nur der Vermehrung der Orchidee, sondern hat auch einen verjüngenden und anregenden Effekt auf das Gewächs. Da wieder neue Wurzeln, Speicherorgane und Blätter gebildet werden, wird die Pflanze aktiver und blüht wieder vermehrt. Selbst wenn es gar nicht darum geht, aus einer Orchidee zwei entstehen zu lassen, kann die Teilung also sinnvoll sein und hilft gegen den Verlust der Blühkraft.

Tipp: Um die Belastung für das Gewächs so gering wie möglich zu halten, sollte die vegetative Vermehrung direkt beim Umtopfen im Frühjahr durchgeführt werden.