Zimmerpflanzen Orchideen

Lycaste-Orchidee – Sorten und Pflege

Lycaste-Orchidee

Die Gattung Lycaste-Orchideen umschließt mehr als 40 bezaubernde Arten, die allesamt in Südamerika beheimatet sind. Dort besiedeln sie als Epiphyten hohe Bäume und karge Felsen, wo sie sich mit ihren Wurzeln festklammern. Ihr Markenzeichen sind die großen, dreistrahligen Blüten in wunderschönen Farben. Sie verströmen einen betörenden Duft, der an Nelken oder Zimt erinnert. Für den Hobbygärtner interessant sind insbesondere Sorten, die sich als kühle Schönheiten hervortun. Sie punkten mit anspruchsloser Pflege, hoher Flexibilität gegenüber schwankenden Temperaturen und verzeihen gutmütig so manchen Anfängerfehler. Im Folgenden wird das Geheimnis um die qualifiziertesten Sorten für Freizeitgärtner gelüftet, einschließlich einer praktikablen Pflege-Anleitung.

Steckbrief

  • Orchideen-Gattung: Lycaste
  • Beheimatet von Mexiko bis Peru sowie den Westindischen Inseln
  • Die Mehrheit der Arten gedeiht als Aufsitzerpflanze (Epiphyt)
  • Dreistrahlige Blüten mit je drei Blütenblättern und Kelchblättern
  • Hauptblütezeit der meisten Arten ist im Herbst und Winter
  • Vegetationsphase erstreckt sich vom Frühling bis zum Sommer
  • Längliche, spitz zulaufende Blätter am Ende jeder Pseudobulbe
  • Je nach Sorte laubabwerfend oder immergrün
  • Wuchshöhe 30 cm bis 80 cm
  • Einige Arten sind bedornt, andere unbewehrt

Der Überblick zur Lycaste-Orchideen-Gattung deckt auf, wie vielseitig die Arten und Sorten beschaffen sind. Die folgende Aufstellung ist darum bemüht, soweit ins Detail zu gehen, dass Sie eine fundierte Entscheidung bezüglich Ihrer favorisierten Sorte treffen können.

Anspruchslose Arten und Sorten

Lycaste aromatica
Ihre leuchtend gelben Blüten mit roter Lippe fallen besonders ins Auge. Dicht an dicht recken sie sich am Ende ihrer Blütenschäfte dem Licht entgegen. Von März bis Mai erstreckt sich die Blütezeit. Mit einer Wuchshöhe von 30 cm bis 50 cm zählen sie eher zu den kleineren Arten.

  • Im Sommer Wärme bis 35 Grad am Tag und des nachts um die 15 Grad
  • Winterliche Ruhepause von November bis März zwingend erforderlich
  • Laubabwerfend – die Art und ihre Sorten allesamt bedornt

Lycaste skinneri
Lycaste-Orchidee Große rosafarbene Blüten erscheinen von November bis März an 40 cm langen Stängeln über lanzettlichen Blättern, die 75 cm lang werden. Diese Art ist somit ein typisches Beispiel für die botanische Opulenz tropischer Pflanzen. Der weiß blühende Hybride ‚Alba‘ ist das Nationalsymbol Guatemalas.

  • Temperaturen von 14 bis 20 Grad am Tag und 10 Grad Celsius in der Nacht
  • Sommerliches Temperaturmaximum liegt bei 28 Grad Celsius
  • Winterruhe nicht erforderlich

Lycaste cochleata
Als kleinwüchsige Lycaste-Orchidee gedeiht Cochleata mit tiefgelben Blüten, die im Januar erscheinen. Mehr als 5 cm Durchmesser erreichen sie nicht. Ideal für das kleine Blumenfenster. Die Art und alle Sorten sind bedornt.

  • Temperaturen von 20 bis 25 Grad und 15 Grad in der Nacht
  • Hitze von mehr als 30 Grad verträgt diese Orchidee nicht
  • Ab November tritt die Blume in die Winterruhe ein

Lycaste deppei
Diese bei Hobbygärtnern beliebte Art besticht mit kleinen weißen Blütenblättern, die in auffälligem Kontrast stehen zu den gelben Lippen, verziert mit kleinen, braunen Flecken. Deppei kommt hauptsächlich im Gebirge vor und verfügt über eine entsprechend robuste Konstitution.

  • Versteht es, sich auch mit größeren Temperaturschwankungen zu arrangieren
  • Gedeiht vorzugsweise bei kühleren 18 bis 20 Grad im Sommer
  • Die winterliche Pause ist nicht zwingend erforderlich, wird jedoch empfohlen

Lycaste ‚Strawberry Kiss‘
Lycaste Orchidee in der Natur Wunderschöne neue Sorte mit rosa gesprenkelten Blüten auf weißem Grund. Gezüchtet wurde sie in Japan, sodass sie besser angepasst ist raue klimatischen Verhältnisse.

  • Sommerliche Temperaturen von 22 Grad und höher sind ideal
  • Blütezeit erstreckt sich vom Frühjahr bis in den Frühsommer
  • Winterpause ist nicht erforderlich

Lycaste ‚Liberty Ruby Star‘
Leuchtend rote Blüten ziehen alle Blicke auf sich. Diese Sorte entstammt – ebenso, wie ‚Strawberry Kiss‘ – einer japanischen Nachzucht und stellt ähnliche Ansprüche an die Pflege.

Lycaste lassioglossa ‚Dark Geysers Gold‘
Rotbraune Kelchblätter umhüllen gelbe Blütenblätter, was ein besonders harmonisches Erscheinungsbild schafft. Mit einer Wuchshöhe bis zu 50 cm, zählt diese Orchidee zu den mittelgroßen Sorten.

  • Diese Sorte möchte warm-temperiert stehen um die 25 Grad Celsius
  • Erweist sich als ausgesprochen lichthungrig während der dunklen Jahreszeit
  • Die Kulturansprüche ändern sich während des Winters nur minimal

Die vorgestellten Arten und Sorten gelten unter Orchideen-Gärtnern als bestens geeignet für Anfänger. Trotzdem erfordern sie hinsichtlich der Pflege ein Umdenken gegenüber einer klassischen Zimmerpflanzen-Kultur, wie die folgende Anleitung aufzeigt.

Substrat

Für Epiphyten, wie die Lycaste-Orchidee, kommt handelsübliche Blumenerde als Substrat nicht infrage. Sie kann zwar ohne weiteres im Topf gepflanzt werden; ihre Wurzeln benötigen dort ein physisch stabiles und zugleich luftiges Material, an dem sie sich festklammern können. Diese Anforderungen erfüllt verständlicherweise einzig ein Spezialsubstrat für Orchideen aus dem Fachgeschäft oder direkt vom Züchter. Alternativ mischen Sie einfach selbst:

  • Organische Materialien, wie Holzstücke, Holzkohle oder Pinienrinde
  • Anorganische Stoffe, wie Styroporkügelchen und Schaumstoff
  • Sphagnum, das Torfmoos aus der Familie der Moose

Für Epiphyten, wie die Lycaste-Orchidee, kommt ein Mix infrage aus 2 Teilen Rinde, 1 Teil Sphagnum, eine Handvoll Styroporflocken sowie ein wenig Hornmehl für die Nährstoffversorgung. Grobe Rinde von Pinien, Obstbäumen oder Kiefern muss häufig nicht einmal gekauft werden. Die Komponenten sollten gut getrocknet sein, um jeglicher Gefahr durch Fäulnis aus dem Weg zu gehen. Orchideen auf Holz anzusiedeln, ist kein ebenfalls denkbar. Für diese Variante sollten Sie sich indes nur entscheiden, wenn die herabbaumelnden Luftwurzeln Sie nicht stören.

Standort im Sommer

Im Gegensatz zu den meisten Orchideen-Gattungen, sind Lycaste-Orchideen vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Das gilt für den Fensterplatz im Zimmer ebenso, wie für den Aufenthalt auf dem sommerlichen Balkon.

  • Helle, halbschattige Lage ohne pralle Mittagssonne
  • Milde Morgen- und Abendsonne am Ost- oder Westfenster ist ideal
  • Je nach Sorte, variieren die Temperaturerwartungen zwischen 18 und 25 Grad Celsius
  • Luftfeuchtigkeit erforderlich von 70 % und höher

Für sämtliche Arten und Sorten empfehlen Experten den Aufenthalt im Freien während des Sommers. Die günstigen Einflüsse durch frische Luft und sanfte Sonnenstrahlen sind hinter Glas nicht annähernd zu erzielen. Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, die für empfindliche Orchideen-Gattungen das Ende bedeuten, sind der Widerstandskraft einer Lycaste-Orchidee sehr zuträglich.

Standort im Winter

Während die Anforderungen an den sommerlichen Standort sich auf einem weitgehend einheitlichen Niveau bewegen, gelten bezüglich der winterlichen Platzierung sortenabhängige Prämissen.

Lycaste Arten und Sorten ohne Winterruhe

  • Heller Fensterplatz bei 15 bis 18 Grad Celsius
  • Luftfeuchtigkeit um 60 % und höher beibehalten
  • Vor direkter Sonneneinstrahlung schützen

Lycaste Arten und Sorten mit Winterruhe

  • Halbschattige Lage bei kühlen 12 bis 15 Grad Celsius
  • Nach dem herbstlichen Laubabwurf darf die Luftfeuchtigkeit sinken
  • Auch ohne Laubabwurf ist ab Januar eine trockene Luft für die Blüteninduktion erforderlich

Lycaste Orchidee Pflanze Die Wahl des Standortes während der kalten Jahreszeit erfordert folglich einen genauen Blick auf die sortenspezifischen Wünsche Ihrer Lycaste-Orchidee. Während eine kühle Umgebung allen Sorten gut tut, differieren die Intentionen an die Luftfeuchtigkeit erheblich, was einen unmittelbaren Einfluss auf die Blüte nimmt.

Luftfeuchtigkeit

Die Lycaste-Orchidee bildet eine Vielzahl an Luftwurzeln aus, um der Luft das benötigte Wasser zu entnehmen. Eine Luftfeuchtigkeit von 40 %, wie sie in deutschen Wohnzimmern vorherrscht, reicht bei weitem nicht aus für eine effiziente Wasserversorgung. Es sollten zumindest annähernd tropische Bedingungen geschaffen werden mit 60 % bis 80 %, damit die Pflanze nicht vertrocknet.

  • Die Orchidee während des Sommers täglich mit kalkfreiem Wasser besprühen
  • Mit Wasser gefüllte Schalen in unmittelbarer Nähre der Pflanzen aufstellen
  • Die Blumen in einem offenen Aquarium aufstellen mit feuchtem Blähton auf dem Boden
  • Elektronische Luftbefeuchter im Raum platzieren

Für einen großflächigen Kulturraum, wie einen Wintergarten, eignen sich leistungsstarke Nebelanlagen, weil handelsübliche Luftbefeuchter aus dem Baumarkt hier schnell an ihre Grenzen stoßen.

Gießen

Da die zentrale Versorgung mit Wasser über die Luftwurzeln erfolgt, hält sich die Gabe von Gießwasser in Grenzen.

  • Während der Vegetationsphase in Frühling und Sommer mäßig gießen
  • Zwischen den Wassergaben sollte das Substrat antrocknen
  • Ausschließlich gesammeltes Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser verwenden

Arten und Sorten, die eine winterliche Pause einlegen, erhalten ab dem Herbst schrittweise weniger Wasser. Sie werden nur so soweit gewässert, dass sie nicht austrocknen. Die Pseudobulben (Verdickung an der Sprossachse) dürfen zu keiner Zeit schrumpfen. Lycaste-Orchideen, die während des Winters blühen, erhalten ein wenig mehr Wasser.

Tipp: Die beste Zeit zum Wässern ist der frühe Morgen. Gießen am Abend zieht die Gefahr von Fäulnisbildung nach sich.

Düngen

Als Epiphyt hat die Lycaste-Orchidee gelernt, mit den wenigen Nährstoffen auszukommen, die sich im Wasser befinden. Danach richtet der Orchideen-Gärtner die Gabe von Dünger aus.

  • Während der Vegetationsphase jedes vierte Gießen mit Dünger ergänzen
  • Geeignet ist spezieller Flüssigdünger für Orchideen

Organischen Dünger, wie Kompost oder Pferdedung, kann die Orchidee aufgrund ihrer botanischen Beschaffenheit nicht verarbeiten. Klassischer Blumendünger in flüssiger Form ist in der Regel zu hoch dosiert für die bescheidenen Ansprüche von Lycaste-Orchideen. Der Wurzelbereich würde innerhalb kurzer Zeit versalzen. Aus diesem Grund ist die Verwendung von Spezialpräparaten dringend angeraten.

Umtopfen

Am Ende der Winterruhe bzw. nach der Blüte nimmt der Hobbygärtner seine Lycaste-Orchidee in Augenschein. Wird es der Blume offensichtlich zu eng im Topf, ist das Substrat verkalkt und durchsetzt von Algen, steht ein Umtopfen nun auf dem Pflegeprogramm. Der neue Topf sollte nur unwesentlich größer sein.

  • Die Orchidee herauslösen und das ausgezehrte Substrat abschütteln
  • Verfaulte Wurzeln herausschneiden, verdorrte Blätter und Blüten abschneiden
  • Die Lycaste mit eingedrehten Wurzeln in das neue Gefäß schieben
  • Das frische Substrat einfüllen, gut schütteln und andrücken

Erfahrene Freizeitgärtner tauchen den Wurzelbereich noch kurz in zimmerwarmes Regenwasser, damit das Substrat sich vollsaugen kann. Das hat den Vorteil, dass die Orchidee nun vorerst versorgt ist und sich nach dem Umzugsstress regenerieren kann.

Tipp: Eine Drainage aus zerstoßenen Tonscherben am Topfboden verbessert die Vorbeugung gegen Staunässe.

Vermehren

Die Prozedur des Umtopfens sollte zugleich genutzt werden für die Vermehrung durch Teilung. Die ausgetopfte Lycaste-Orchidee wird mit einem scharfen, desinfizierten Messer zerschnitten. Jedes Segment verfügt über mindestens 2 Pseudobulben, jenen kleinen Verdickungen an der Sprossachse. Mit ein wenig Holzkohleasche werden die Schnittwunden behandelt, bevor jedes Teilstück in einen eigenen Topf eingesetzt wird. Einen Durchmesser von 8 bis 10 cm sollte das neue Pflanzgefäß maximal aufweisen. Gedüngt wird erst wieder, wenn sich ein frischer Austrieb zeigt.

Krankheiten und Schädlinge

Zu den zahlreichen Aspekten, die eine Lycaste-Orchidee als pflegeleicht qualifizieren, zählt ihre Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Gelingen Wachstum und Blüte nicht wie erhofft, ist dieser Umstand in der Regel auf Versäumnisse in der Pflege zurückzuführen. Ein hartnäckiger Schädling macht der Blütenschönheit indes immer wieder einmal zu schaffen:

Spinnmilbe
Ein Befall durch die 0,5 bis 1 mm kleinen Milben zeigt sich in Form weißer Gespinste, wenn die Orchidee eingesprüht wird. Spinnmilben fühlen sich in einer trocknen, warmen Umgebung besonders wohl, wie sie im beheizten Wohnzimmer vorherrscht.

  • Die Lycaste-Orchidee noch häufiger einsprühen, als zuvor
  • Kräftige Blumen lauwarm abduschen
  • Anschließend für 3 bis 4 Tage in eine Plastiktüte packen

Sofern der Befall bereits weit fortgeschritten ist, dürfte die Anwendung systemischer Präparate unumgänglich sein. Statt eines Sprays, empfehlen sich in Wohnräumen kleine Stäbchen, die in das Substrat gesteckt werden. Sie setzen in den Leitungsbahnen ihre Wirkstoffe frei und vertreiben die Spinnmilben.

Fazit
Die Lycaste-Orchidee präsentiert sich als facettenreiche Gattung mit der Mission, Anfängern den Einstieg in die Orchideen-Kultur zu erleichtern. Als Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Pflege gilt die Kenntnis, um welche Art oder Sorte es sich handelt. Daraus resultieren sämtliche spezifischen Ansprüche, deren Bewältigung keinen grünen Daumen erfordern. Ins Auge fällt insbesondere die flexible Haltung gegenüber schwankenden Temperaturen, die eine Lycaste-Orchidee ohnehin lieber auf einem niedrigen Niveau um die 18 Grad Celsius erlebt. Somit bietet die kühle Schönheit sich an für eine sommerliche Performance auf Balkon und Terrasse.