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Kastanienbaum, Kastanie – Pflanzen, Schneiden und Krankheiten

Kastanie

Bei der Kastanie unterscheiden wir zwei klassische Arten, die Rosskastanie und die Edelkastanie. Am häufigsten in unseren Breiten ist die Rosskastanie zu finden. Das ist die, deren Früchte die Kinder so gerne sammeln und mit denen dann fleißig gebastelt wird. Die Früchte der Edelkastanie sind essbar. Sie heißen Maronen und sind daher auch zu schade zum Basteln. Sie werden als Spezialität, meist heiß, zum Sofortverzehr angeboten. Dabei werden sie meist geröstet und das ist nicht einfach. Deshalb sind die Früchte auch so teuer. Die Früchte der Rosskastanie sind nicht für den Verzehr geeignet. Man kann Durchfall und schlimmeres davon bekommen.

Unterschied beider Arten

Der Unterschied zwischen den beiden Kastanien zeigt sich schon im Aussehen des Baumes. Es sind imposante Gehölze, auf den ersten Blick recht ähnlich. Die Blütenstände gleichen sich, aber an den Blättern kann man gut unterscheiden. Die Rosskastanie hat die typischen Blätter, die wie eine Hand angeordnet sind, groß und fingerförmig. Meist sind es fünf, es können aber auch bis zu 11 „Finger“ sein. Die Blätter der Edelkastanie sind eher länglich, ohne Einkerbungen und an den Rändern leicht gezackt. Die Früchte ähneln sich. Sie stecken beide in stacheligen Umhüllungen. Die Maronen sind aber meist etwas größer und länglicher. Außerdem steckt bei der Rosskastanie immer nur eine Kastanie in der Hülle, bei der Edelkastanie sind es meist drei.

Von den Edelkastanien gibt es mehrere Hundert, eher an die 1.000 Sorten. Sie sind häufig an das lokale Klima angepasst. So ein Baum kann bis 500 Jahre alt werden.

Rosskastanie Auch bei den Rosskastanien gibt es verschiedene Sorten, z.B. die Fleischrote oder die Gelbe Rosskastanie, die Gewöhnliche oder die Indische Rosskastanie, die Ohio- oder die Strauch-Rosskastanie.

Pflege der Kastanienbäume

Man muss sich klar sein, dass beide Arten sehr groß werden können. 20 bis 25 Meter Höhe sind normal, es können auch 35 Meter werden. Für den kleinen Hausgarten sind sie deshalb nicht geeignet. Aber es gibt ja auch große Grundstücke. Sie brauchen jedenfalls Platz. Außerdem sind die Pflanzabstände zu den Nachbarn einzuhalten, ansonsten kann es Ärger geben.

Einmal angewachsene Bäume sind recht pflegeleicht. Man muss selten gießen und wenig düngen. Wenn man von Anfang an ein schönes Baumgerüst heranzieht, muss auch nicht viel geschnitten werden. Man kann den Baum auch weitestgehend ohne Schnitt wachsen lassen, wie in der Natur halt. Allerdings gibt es einige Krankheiten und auch Schädlinge, welche die Bäume bedrohen.

Standort

Beide Kastanien mögen keine Konkurrenz von anderen Bäumen. Vor allem Bäume, die über ihre Krone hinauswachsen, stören. Auch Kletterpflanzen wie Efeu, die in die Krone hineinwachsen sind ungünstig. Beide Bäume brauchen Licht, viel Licht. Deshalb stehen sie am besten als Solitär, allein auf weiter Flur. Dann sind auch die Krankheiten besser in den Griff zu bekommen. Bei Alleenbäumen, wozu die Rosskastanie gern genutzt wird, breiten sich eine Krankheit oder ein Schädling von Baum zu Baum aus.

Edelkastanie

  • Kastanienbaum Mag Waldränder, aber ohne die Konkurrenz von anderen Bäumen.
  • Der Baum benötigt einen warmen Standort, mindestens sechs Monate über 10° C. Für Gebirgslagen scheidet er deshalb aus.

Rosskastanie

  • Braucht einen sonnigen Standort
  • Zu wenig Sonne hemmt das Wachstum und die Blütenbildung

Pflanzsubstrat

Beide Bäume mögen ein durchlässiges Substrat. Zu dünn darf der Boden aber nicht sein, sonst sind die benötigten Nährstoffe immer schnell ausgespült. Beide sind empfindlich gegen Staunässe.

Edelkastanie

  • Braucht einen durchlässigen Boden, der aber auch Wasser speichern kann.
  • Ideal ist frischer, lockerer und tiefgründiger Boden, der einen hohen Kalium- und Phosphorgehalt hat.
  • Sommertrockenheit mag der Baum ebenso wenig wie staunassen Boden.
  • Wichtig ist ein kalkfreies Substrat. Leicht sauer darf es gerne sein.

Rosskastanie

  • Feuchte und gut durchlässige Erde, mit oder ohne Kalk, aber nicht sauer
  • Viel Lehm und Sand, gut gemischt
  • Wichtig ist ein nährstoffreiches und tiefgründiges Substrat
  • Keinesfalls Bodenverdichtung

Pflanzen

Castanea Beim Pflanzen ist wichtig, dass die Bäume das richtige Substrat bekommen. Die Rosskastanie ist völlig unproblematisch. Man kann eine Kastanienfrucht über Winter an einer passenden Stelle im Garten liegen lassen. Bis Frühjahr sollte sie ausgetrieben haben und wurzelt dann in die Erde. Man muss gar nicht groß einpflanzen. Auch ein im Blumentopf gezogenes Exemplar lässt sich indes ganz leicht einpflanzen. Man muss nichts weiter beachten, nur den Abstand zu anderen Gewächsen. Mit der Edelkastanie kann das genauso funktionieren.

Wer aber einen veredelten Baum hat oder schon ein größeres Exemplar einpflanzen möchte, muss auch nicht viel beachten. Man gräbt ein ausreichend großes Loch, stellt den Baum rein, schüttet wieder Erde drauf und formt dann einen Gießrand. Die Wurzeln müssen vollständig eingeschlemmt werden. Dadurch werden auch alle Hohlräume und Luftlöcher beseitigt.

Gießen und Düngen

Ältere Exemplare beider Arten versorgen sich allein mit Wasser. Sie haben ein ausgeprägtes Wurzelsystem. Junge oder frisch gepflanzte Bäume brauchen bis zum Anwachsen regelmäßiger Wasser.

Edelkastanie

  • Mag keinen völlig ausgetrockneten Boden. Bei langanhaltender Trockenheit ist es empfehlenswert, zwischendurch einmal durchdringend zu gießen.
  • Gedüngt werden muss nicht. Ab und an etwas organischer Dünger schadet aber nicht.

Rosskastanie

  • Junge bzw. frisch gepflanzte Bäume gießen
  • Düngen ist empfehlenswert.
  • Stickstoff wichtig für Blattgesundheit und Wachstum, Phosphor für die Blütenbildung und Kalium als Schutz vor diversen Krankheiten sowie Schädlingen.

Schnitt

Castanea Beim Schnitt streiten die Gelehrten mal wieder. Einige sagen, die Kastanie kann gut und reichlich geschnitten werden, andere warnen, dass die Wunde schlecht heilt und sehr anfällig für Krankheiten und Bakterien ist, die durch sie eindringen.

Wichtig sind die Stabilisierung und Gesunderhaltung des Hauptstammes. Entscheidend ist aber auch, dass es ringsum nicht zu viel Konkurrenz an Bäumen gibt. Wenn man von Anfang an schneidet, immer nur kleinen Äste, die keinen größeren Durchmesser als 5 cm haben, ist das deutlich besser, als wenn man später schneidet, dickere Äste.

Also, den Baum von Anfang an erziehen. Dann muss man nur auslichten. Das ist für beide Arten besser. Wer aber schneiden will, hier die Anleitung:

Kronenschnitt – Stabilisierung und Revitalisierung von Altbäumen – die ersten 10 bis 20 Jahre notwendig, bis ein starkes Gerüst entstanden ist

  • Säuberungsschnitt – periodische Pflege der Stammbasis
  • Instabile, stark überhöhte Stammachsen müssen durch starke Einkürzung stabilisiert werden.
  • Dies trifft auch auf weit ausladende Seitenäste zu.
  • Durchtreibende Wasserreiser sind zu entfernen
  • Vertikale Austriebe wegschneiden
  • Einkürzen von wenig vitalen Kronenteilen und Seitenästen
  • Es bleibt ein starkes Gerüst stehen, alles was überflüssig ist, wird weggeschnitten
  • Totäste und beschädigte Äste selbstverständlich bis auf das gesunde Holz wegschneiden

Säuberungsschnitt – periodische Pflege der Stammbasis

  • Ist Bestandteil des Kronenschnittes
  • Wird alle zwei bis drei Jahre durchgeführt.
  • Am wichtigsten ist die Pflege der Stammbasis.
  • Stockausschläge und Wasserreiser sind zu entfernen
  • Unbedingt durchgetriebene Ausschläge aus der Unterlage entfernen.
Hinweis: Der gefürchtete Kastanienkrebs breitet sich am besten auf der Rinde von noch lebendem, aber geschwächtem Holz aus. Gut und sauber ausgeführte Schnitte sind wenig problematisch. Also, keine Angst vor einem Schnitt.

Überwinterung

Rosskastanien sind sehr winterhart. Sie kommen prima mit unserem mitteleuropäischen Klima zurecht, auch wenn der Winter man besonders kalt ausfällt. Für Gebirgslagen sind sie aber eher nicht geeignet. Die Edelkastanie steht in dem Ruf, viel Wärme zu benötigen. Bei meiner Recherche habe ich aber häufig von Standorten gelesen, die dem widersprechen. Zwar ist auch die Esskastanie nicht für Höhenlagen geeignet, aber sie ist auch nicht so empfindlich, wie oft dargestellt wird. Ich selbst habe schon Esskastanien stehen sehen, wo ich sie nie vermutet hätte, in Gegenden mit recht kalten Wintern. Also, einfach ausprobieren. Junge Bäume würde ich etwas einpacken. Schaden kann es nicht.

Hinweis: Beide Kastanien mögen keine Salzstreuung im Winter. Vergilbte Blätter zeigen das ganz deutlich.

Vermehrung

Zur Vermehrung benötigen die meisten Edelkastanien einen zweiten Baum. Der Pflanzabstand sollte mindestens 10 Meter betragen.

Edelkastanie

  • Vegetativ durch aufpfropfen auf Unterlage oder durch Pflanzen einer Frucht
  • Veredelte Bäume sind meist Selbstbefruchter und bringen frühere Erträge.
  • Junge Bäumchen im Winter etwas schützen.

Rosskastanie

  • Aussaat, Kastanie in Wasser legen oder Kastanie einpflanzen
  • Aussaat im Herbst oder Winter – Kaltkeimer
  • Einfacher das Einpflanzen einer Kastanie
  • Boden muss gleichmäßig leicht feucht gehalten werden
  • Kastanie in Wasser gelegt treibt schon nach wenigen Tagen Wurzeln und kann direkt an ihren Bestimmungsort gepflanzt werden

Krankheiten

Bei der Bedrohung durch Krankheiten gibt es bei beiden Kastanien kaum Unterschiede. Der Kastanienrindenkrebs, die Bedrohung durch Phytophthora-Arten, einige Pilzinfektionen und Rindenkrankheiten sind bekannt und treten immer mal wieder auf.

Kastanienrindenkrebs Kastanienrindenkrebs (KRK-Befall) aus Amerika eingeschleppt, Pilzerkrankung, bedroht besonders die Edelkastanie

  • Sporen gelangen durch Wunden in die Bäume (Rindenrisse, Astbruch, Veredlungsstelle)
  • Zu erkennen an gelblichem Mycel auf der Rinde. Einsinken oder Anschwellen des Gewebes
  • Risse in der Rinde und später Welken von Pflanzenteilen oberhalb der Befallsstelle
  • Großzügiger Rückschnitt bis in das gesunde Holz
  • Rückschnitt von geschwächten Ästen

Tintenkrankheit, ausgelöst durch Phytophthora-Arten, befällt meist Bäume auf feuchten Standorten. Mycel dringt in die Wurzel ein, führt zu Blattwelke, fehlender Fruchtbildung bis zum Absterben der Krone. An der Stammbasis sind häufig schwarze Exudate zu finden, welche der Krankheit übrigens ihren Namen gegeben haben.

  • Unbedingt Wurzelbeschädigungen vermeiden, damit Pilz nicht eindringen kann.
  • Keine Bodenverdichtung
  • Hühnermist kann den Pilz zumindest teilweise abtöten
  • Kastanienmosaikvirus – soll von Blattläusen übertragen werden. Tritt bei veredelten Bäumen oft über die Veredlungsstelle ein.

Schädlinge

Bei den Schädlingen ist es die Rosskastanienminiermotte, die zu trauriger Bekanntheit gelangt ist. Überall sieht man kranke Bäume. Zu erkennen sind die braunen Blätter, welche bereits im Juli/August abfallen. Die Bäume werden erheblich geschwächt. Stark geschwächte Exemplare blühen im August und September noch einmal. Das raubt ihnen dann noch mehr Kraft.

Rosskastanienminiermotte Kastanie Die Motte trat erstmals 1989 in Österreich auf. Sie breitet sich von dort aus in Europa aus, jedes Jahr etwa 100 km weiter. Die Bekämpfung im Hausgarten ist schwierig, denn obwohl es zahlreiche wirksame Mittel gibt, kann man sie nicht nutzen. Sie sind nicht zugelassen. Was bleibt ist, die heruntergefallenen Blätter aufzusammeln und zu vernichten. Am sichersten ist, das Laub zu verbrennen. Außerdem sollte der Vogelbestand im Garten gefördert werden. Freilaufende Hühner sind ideale Mottenvertilger, außerdem Schwalben, Mauersegler und Blaumeisen. Wer eine neue Kastanie pflanzen möchte, sollte eine Scharlach-Rosskastanie (Aesculus x carnea ‚Briotii‘) auswählen. Diese Sorte ist gegen die Miniermotte weitestgehend resistent und hat interessante rote Blüten.

Bei der Edelkastanie sind es hauptsächlich Esskastanienbohrer und Frühe und Späte Kastanienwickler, welche den Baum und seine Früchte bedrohen.

  • Esskastanienbohrer – Rüsselkäfer, Weibchen legt ab Mitte August jeweils ein Ei auf eine Frucht, insgesamt etwa 40. Larven fressen sich nach innen. Fällt die Frucht ab, fressen sie sich wieder nach außen und kriechen in den Boden, wo sie schließlich überwintern. Können starke Fruchtschäden hervorrufen. Hier hilft nur das rasche Aufsammeln der Früchte nach dem Abfallen. Vernichtung der befallenen Früchte.
  • Früher Kastanienwickler – Schmetterling, der abends erscheint, zu Sommerbeginn. Weibchen legen etwa 180 Eier auf die Blätter. Raupen fressen sich in die Fruchthüllen hinein, fressen die Frucht und suchen sich anschließend eine neue. Gelangen über seidige Fäden von Frucht zu Frucht. Verpuppt sich unter der Borke. Große Schäden an den Beständen. Bekämpfung durch Licht-, Fruchtsaft- und Pheromonfallen. Chemische Mittel meist nicht zugelassen.
  • Später Kastanienwickler – ähnlich wie Früher Kastanienwickler. Raupen überwintern aber im Boden. Befall schwer zu erkennen. In trockenen Sommern und auf armen, steinigen Böden ist er meist höher. Befallene Fruchthüllen schnell entsorgen. Bekämpfung mit Insektiziden, wenn zugelassen.

Fazit
Sowohl die Rosskastanie als auch die Edelkastanie sind mächtige Bäume. Sie in den kleinen Hausgarten zu pflanzen, macht wenig Sinn und auch wenig Freude, zumindest nach einigen Jahren. Wer aber Platz hat, für den sind es schöne Gehölze. Sie sind pflegeleicht und auch nicht arbeitsintensiv, wenn man mal vom Laubfall absieht. Allerdings sind beide Arten von einigen Krankheiten und Schädlingen bedroht. Man sollte sie also immer im Auge behalten und aufpassen, wenn sich Veränderungen zeigen. Wenn man beizeiten etwas dagegen tut, lassen sich meist größere Schäden vermeiden.