Ein Prachtexemplar bietet die Amaryllis mit ihren Blüten zur Weihnachtszeit. Bei der hochstieligen Pflanze besteht allerdings die Gefahr, dass die Blätter umknicken. Überwiegend sind Pflegefehler an umgeknickten Blättern verantwortlich. Der Pflanzenexperte gibt Ideen, was in dem Fall zu tun ist und wie zukünftig das Umknicken verhindert werden kann.
Handlungsbedarf
Wenn ein Blatt der Amaryllis umknickt, ist dies vor allem zwischen der Wachstumsperiode im Sommer bis in die Blütezeit hinein vielfach ein ernstzunehmendes Problem. Dies beruht neben dem optischen Aspekt auf dem Fakt, dass durch das Abknicken die Versorgungswege gestört werden. Nährstoffe und Feuchtigkeit gelangen nicht mehr in benötigtem Umfang bis in die Blattspitzen.
Insbesondere während der Knospenbildung, die in den Sommermonaten bereits ihren Anfang hat, kann durch eine mangelhafte Versorgung meist keine Blüte angelegt werden. Weil die Amaryllis nicht zu den üppig blühenden Pflanzen zählt und vielfach nur ein oder zwei Blüten bildet, müssen Hobbygärtner und Blumenliebhaber auf diese verzichten. Zudem stirbt mit der Zeit das betroffene Blatt ab. Hier gilt es zügig zu agieren, sobald Sie ein umgeknicktes Blatt entdecken, damit nicht weitere Folgen.
Häufigste Ursache
Knicken die Blätter um, liegt es in der Regel daran, dass sie zu lang gewachsen sind. Vor allem wenn ein rasanter Wuchs vorliegt, kann die Hippeastrum vittatum so schnell nicht mit der Bildung einer ausreichend stabilen Faserstruktur nachkommen. Das bedeutet: je länger und in der Folge auch schwerer ein Amaryllis-Blatt wird, desto höher die Chance, dass es umknickt. Meist geschieht dies im unteren Drittel. Der obere Teil ist flexibel strukturiert und es lastet weniger Gewicht darauf, sodass hier keine Gefahr des „eigenständigen“ Umknickens besteht. Dass eine Amaryllis ein zu schnelles und/oder langes Blattwerk bildet, ist oftmals auf einen Fehler in der Pflege und/oder der Standortwahl zurückzuführen.
Standort
Wachsen die Amaryllisblätter unnatürlich schnell und/oder lang in der zweiten Jahreshälfte, kann dies an dem Standort liegen, wenn die Pflanze dort zu wenig Licht erhält. Die Knospen- beziehungsweise Blütenbildung kann sie ohne ausreichendes Licht nicht fortführen. In der Folge sendet sie ihre Versorgungsstoffe, die sie eigentlich vermehrt für Knospen und Blüten verwendet, in die Blätter. Zudem ist das unnatürliche Wachstum damit verbunden, dass die Pflanze versucht, über ihr Blattwerk mehr Licht zu erhaschen. Deshalb wachsen dementsprechend schnell und/oder lang. Um den Fortlauf zu stoppen und zukünftig diese Situation zu vermeiden, ist Folgendes zu tun:
- Während Wachstumsphase zwischen Frühjahr und Sommer: sonnig und warm bei Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad Celsius
- Ideal Ost- oder Westfenster während der Wachstumsphase
- Während Ruhezeit zwischen September und Anfang Dezember: halbschattig und kühl bei Temperaturen zwischen fünf und neun Grad Celsius
- Während Blütezeit: umstellen an hellen, nicht vollsonnigen Standort bei Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad Celsius
Düngung
Besonders lange Blätter und ein schnelles Wachstum können durch eine zu gut gemeinte oder falsche Düngung hervorgerufen werden. Viele Blumenfreunde meinen, mit einem Stickstoffdünger während der Wachstumsphase die Blütenbildung zu fördern. Dies ist falsch, denn Stickstoff wirkt ausschließlich auf das Wachstum grüner Pflanzenteile. Das Blattwerk schießt dementsprechend in die Höhe/Länge und neigt ab einem bestimmten Punkt zum Umknicken.
Knicken die Blätter um, weil sie unnatürlich lang sind, kann dies auch an einer zu hohen Dosierung oder einem zu häufigen Düngerhythmus liegen. Erhält die Amaryllis zu viele Nährstoffe von außen zugefügt, nimmt diese die Pflanze in ihren Transport auf. Es kommt zu einer Überversorgung, die oftmals ein rasantes Wachstum mit Längensteigerung des Blattwerks zur Folge hat. Kommt diese Ursache in Betracht, ist folgendermaßen zu handeln:
- Pflanze auspflanzen
- Wurzel von Erde befreien
- Frisches Substrat in Pflanzgefäß füllen
- Pflanze wieder einpflanzen
- Leicht angießen
- Frühestens nach sechs Wochen düngen (außerhalb der Ruhephase)
So wird richtig gedüngt:
- Von April/Mai bis einschließlich Juli alle zwei Wochen düngen (im Freien im wöchentlichen Rhythmus)
- Ab August Düngen einstellen
- Düngepause bis nach der Blütenwelke
- Danach bis einschließlich März/April alle drei bis vier Wochen düngen
- In Gießwasser vermengten Flüssigdünger verwenden (verteilt sich besser und benötigt keine Zeit, um sich aufzulösen)
- Auf stickstoffarmen Dünger von April bis Juli achten
- Stets an die Dosierungsempfehlung des Produktherstellers halten
Gießen
Einer der typischsten Pflegefehler ist ein falsches Gießen und bei der Hippeastrum vittatum oftmals eine zu hohe Wassermenge. Dadurch wachsen die Blätter der Amaryllis und knicken schließlich um. Viele wissen nicht, dass sich die Pflanze zwischen Oktober und Anfang Dezember in der Ruhephase befindet, bevor sie dann in die Blühphase übergeht. Hier darf auf keinen Fall gegossen werden, weil das Risiko für eine Zwiebelfäule am höchsten ist, da der Stoffwechselprozess auf ein Minimum heruntergefahren ist. Das Wasser wird nicht verwertet und umschwemmt die Zwiebel. Durch eine Fäulnis verlieren alle Pflanzenteile ihre Stabilität. Die Blätter beginnen herunterzuhängen und knicken ab einem bestimmten Zeitpunkt unweigerlich um. Hier ist dafür zu sorgen, dass die Pflanze so schnell wie möglich „trockengelegt“ wird:
- Rittersporn auspflanzen
- Erde vollständig von Zwiebel/Wurzeln entfernen
- Zwiebel einige Stunden am Ruhestandort abtropfen/abtrocknen lassen (nur an der Luft – keine Wärmequellen benutzen)
- Pflanze zurück in neues, trockenes Substrat pflanzen
Anschließender Gießrhythmus:
- Gießpause über die gesamte Ruhephase (auch nicht angießen nach Umpflanzen in der Ruhezeit)
- Nach Ruhephase geringe Wassermenge verabreichen
- Ab erster sichtbaren Knospe Wassermenge leicht erhöhen
- Sind Blüten rund zehn Zentimeter groß, Erde/Substrat kontinuierlich feucht halten (nicht übernässen)
Weitere Ideen
Auch ohne, dass die Blätter unnatürlich lang werden, weisen sie je nach Sorte eine Blattlänge von bis zu 30 Zentimeter auf. Vor allem während der Knospenbildung konzentriert sich die Hippeastrum vittatum vermehrt auf die Versorgung dieser. In der Folge kann das dazu führen, dass die Blattstruktur darunter leidet und ein Blatt deshalb abknickt. Mit diesen Hilfsmitteln können Sie ein Abbrechen der Blätter ebenfalls vermeiden.
Pflanzgefäß
Damit nicht weitere Blätter folgen, sollte man ein höheres Pflanzgefäß wählen, in dem das äußere Blattwerk durch den Gefäßrand gestützt werden kann. Das minimiert die Gefahr des Abknickens deutlich.
Einseitiges Wachstum
Steht die Amaryllis nur mit einer Seite im benötigten Licht und die anderen im dunkleren Bereich, ziehen sich die Blätter in Richtung Lichtkanal rüber, erschweren damit das Blattwerk an der Lichtseite, die dann nicht selten unter der „Last“ umknicken. Hier lässt sich schnell helfen, indem Sie den Topf regelmäßig mindestens einmal in der Woche drehen. Auf diese Weise wird ein gerades Wachstum gewährleistet.
Knospenstiel
Üppige, teils schwere Blüten und/oder instabile Blütenstiele können gelegentlich ein weiterer Grund dafür sein, wenn die Blätter der Amaryllis umknicken. Neigt sich der Blütenstiel vermehrt zur Seite, drückt er vielfach auf die umliegenden Blätter, meist im unteren Bereich. Durch den Druck kann es sein, dass diese abknicken. Hier hilft eine Stiel-Stabilisierung mittels Blumendraht oder einem Holzstäbchen, das über die gesamte Stiellänge bis zur Blüte mit einem Blumendraht locker angebunden wird.
Stütze
Vor allem bei großwüchsigen Sorten ist ein Abknicken auch trotz perfekter Pflege und idealem Standort keine Seltenheit. Manchmal reicht schon ein Regenschauer bei einer Amaryllis im Freiland aus, um mehr Gewicht auf die Blätter zu bringen, die in der Folge umknicken. Wind stellt ebenso eine Gefahr dar, wenn das Blattwerk über den natürlichen Bewegungsspielraum hinweg hin und her geweht wird. Ein regen- und windgeschützter Standort kann dem natürlich vorbeugen, aber prinzipiell ist es keine schlechte Idee, eine Amaryllis von unten zu stützen/stabilisieren. Hier reicht es bereits, wenn ein Draht wie folgend beschrieben, angebracht wird:
- Drahtlänge doppelt so lang wie Topfdurchmesser wählen
- Dreiviertel des Drahts circa fünf Zentimeter über der Erdoberfläche kreisförmig unter die Blätter legen
- Drahtende aus der Kreisform so verschließen/verdrehen, dass man noch ein Drittel nach unten in die Erde stecken kann
- Bei sehr großen/langen Blättern zweiten Draht am Runddraht befestigen und anderes Ende in Erde stecken
- Alternative: Band unter unterste Blätter legen und an einem Holzstäbchen am Topfrand befestigen