Gemüsegarten & Gemüse Kartoffel - Kartoffelanbau, Schädlinge & Verwendung

Kartoffelsorten in Deutschland – Tipps für alte Sorten

Kartoffel Solanum tuberosum

Die Kartoffel ist uralt, schon 13.000 Jahre etwa. Sie kommt ursprünglich aus Südamerika und ist seit langem unsere beliebteste Kulturpflanze. Jeder von uns isst im Jahr etwa 50 Kilogramm Kartoffeln. Das liegt sicher auch daran, dass die Knolle so vielseitig ist. Man kann die verschiedensten Gerichte daraus zaubern, von Suppen angefangen, über Beilagen, bis zu Desserts und sogar Kuchen. Offiziell werden nur Kartoffeln gehandelt, welche in der Bundessortenliste aufgeführt werden. Nur von diesen Sorten darf Saatgut in den Umlauf gebracht werden. Das sind im Moment etwa 210 Sorten. Zu kaufen bekommt man nur einen Bruchteil davon. Wer andere Sorten möchte, muss diese im Internet suchen und bestellen.

Die beliebtesten Sorten

Wir Mitteleuropäer sind sortentreu, die meisten jedenfalls. Ist erst mal eine wohlschmeckende Kartoffelsorte gefunden, bleiben wir dabei, manchmal ein Leben lang, wenn das geht. Speziell der oder die Deutsche experimentieren nicht gerne. „Was der Bauer nicht kennt, …“ Dabei gibt es so viele interessante Kartoffelsorten. Leider experimentieren auch unsere Bauern nicht wirklich gerne, so dass man oft gar keine Chance hat, mal etwas Neues zu testen. Wer aber kann, unbedingt mal andere Sorten ausprobieren!

  • Linda – berühmteste Knolle in Deutschland und für viele die beste Kartoffelsorte. Festkochend, sehr aromatischer Geschmack, 1974 in die Sortenliste eingetragen, eine lange Lagerung lässt die Kartoffel mehlig werden
  • Belana – festkochend, frühe Reife, gut zu lagern, besonders gute Salatkartoffel, hoher Ernteertrag, sollte Nachfolger von Linda werden
  • Linzer Delikatesse – stammt aus Österreich, sehr guter Geschmack und gut lagerbar
  • Gloria – dunkelgelbes Fruchtfleisch, sehr frühe Reife, vorwiegend festkochend, kräftig-aromatischer Geschmack
  • Rosara – rotschalig, sehr frühe Reife, vorwiegend festkochend, unempfindlich gegen viele Kartoffelkrankheiten
  • Cilena – festkochend und früh reifend, tiefgelbes Fruchtfleisch, Salat- und Bratkartoffel, sehr schnittfest, unempfindlich gegen viele Kartoffelkrankheiten, aber anfällig für Krautfäule und Kartoffelkrebs
  • Granola – vorwiegend festkochende und eher späte Sorte, gelbes Fruchtfleisch, sehr gut lagerfähig, unempfindlich gegen viele Kartoffelkrankheiten mit Ausnahme von Krebs

Moderne Sorten

Moderne Speisekartoffeln werden gezielt gezüchtet, oft nach dem Aussehen, damit der Kunde sich angezogen fühlt und animiert wird, zu kaufen. So haben diese Sorten oft nicht die typische Schalenfarbe und auch das Kartoffelfleisch ist andersfarbig. Der Geschmack ist aber auf jeden Fall kartoffelig.

  • Kartoffel la Ratte La Ratte – festkochende, längliche Sorte. Ähnelt der bekannten Knolle ’Bamberger Hörnchen’. In Frankreich als Delikatesse gehandelt.
  • Cherie – wunderschöne rote Schale, festkochende Kartoffel, ideal als Brat- oder Salatkartoffel
  • Vitelotte – lila Schale, spät reifend, stammt aus Frankreich und gilt als Delikatesse. Wird auch „Trüffelkartoffel“ genannt
  • Blauer Schwede – violett-graue Schale, blaues Fruchtfleisch, behält die Farbe auch nach dem Kochen, vorwiegend festkochend, leicht mehlig und frühe Reife, gut für den Anbau ich kühleren Regionen geeignet, gut für Pellkartoffeln, Kartoffelgratins, Kartoffelsalate und Pommes frites. Wenig anfällig für Krankheiten
  • Rote Emmalie – rote Schale und rotes Fruchtfleisch, mittelfrühe und vorwiegend festkochende Sorte, guter, würziger Geschmack, geeignet als Salat-, Püree- oder Pellkartoffel und für Gnocchi.
  • Rosemarie – rosafarbene Schale, rotes Fruchtfleisch, mittelfrühe und festkochende Sorte, sehr feiner, cremiger und speckiger Geschmack

Seltene Sorten

Seltene Sorten sind oft nur schwer zu bekommen. Sie sind in Vergessenheit geraten oder einfach aus der Mode gekommen. Manchmal sind es aber auch recht empfindliche Sorten und einfach nicht mehr zeitgemäß für heute Anbauzwecke. Für den Hausgarten sind sie aber durchaus geeignet, nur für den Massenbetrieb nicht. Wer eine solche seltene Sorte bekommen kann, sollte sie auch unbedingt ausprobieren, sowohl geschmacklich testen, als auch einmal anbauen!

  • Ackersegen – mehlig kochend, gelbfleischig, sehr robuste Sorte, würzig schmeckend
  • Bona – gelbe, runde Knolle, mittelfrüh, vorwiegend festkochend, guter cremiger Geschmack
  • Dänische Spargelkartoffel – Schale und Fleisch gelb, festkochend, ertragreich, empfindlich gegen Krautfäule
  • Early Rose – auch „Frühe Rosenkartoffel“ genannt, rosa Schale, weißes Fruchtfleisch, dünnschalig, frühe Sorte
  • Eigenheimer – Schale ocker mit violetter Tönung, Fleisch gelb, guter Geschmack, anfällig für Krebs und Krautfäule
  • Kartoffel Solanum tuberosumHerrmanns Blaue – Schale und Fleisch blau, vorwiegend festkochend, guter Geschmack
  • Roseval – rotschalig, außen rosa innen weißes Fruchtfleisch, festkochend, guter Geschmack, sehr cremig
  • Shetland Black – schwarz-violette Schale, lila marmoriertes Fleisch, vorwiegend festkochend, guter cremiger Geschmack

Neuheiten

Neuheiten werden manchmal wegen ihres Aussehens gezüchtet. Das Hauptziel ist aber, gesunde und gegen viele Krankheiten resistente Sorten zu erhalten. Deshalb wird viel geforscht und experimentiert. Jedes Jahr werden einige neue Sorten zugelassen. Sie müssen sich dann auf dem Markt bewähren. Klappt das, gehören sie zum festen Programm, wenn nicht, verschwinden sie wieder. In Deutschland werden jährlich zehn neue Sorten zugelassen.

  • Maya Twilight – Geschmack soll an Marzipan erinnern, Sorte erst seit 2008 im Handel, schöne gemusterte Schale
  • Figaro – mittelfrühe, trockentolerante Sorte, guter Widerstandsfähigkeit gegen Y-Virus, YNTN, Rhizoctonia, Wachstumsrisse und Eisenfleckigkeit, resistent gegen viele Kartoffelkrankheiten, gute Chipskartoffel
  • Queen Ann – frühe, vorwiegend festkochende und sehr homogene Speisekartoffel, gute Erträge, gute Lagerfähigkeit trotz früher Reife, viele Resistenzen

Alte Sorten

Viele alte Sorten sind heute als „Saatgut2 nicht mehr erhältlich. Das hat verschiedene Gründe. Einige Sorten waren zu schwer für die Erntemaschinen, andere hatten eine zu dünne Schale und wurden durch die Maschinen schnell verletzt. Die große Vielfalt blieb auf der Strecke. In privaten Gärten kommt es aber nicht so auf Quantität an, sondern mehr auf Qualität. Deshalb werden von privaten Hobbygärtner auch immer wieder Sorten untereinander getauscht oder weitergegeben. Im Internet wird man da am ehesten etwas finden.

Alte Kartoffelsorten sind oft sehr schmackhaft. Sie haben sich viel von ihrer ursprünglichen Intensität und Vielfalt in bezug auf Geschmack, Konsistenz, Widerstandsfähigkeit und Lagerfähigkeit erhalten. Vielleicht sind es gerade diese Eigenschaften, die in Zukunft eine große Rolle spielen?

  • Rosa Tannenzapfen – seit 1850 am dem Markt, spät reifende und fest kochende Sorte, gilt als sehr schmackhaft
  • Kartoffel SieglindeSieglinde – festkochende Sorte mit gelbem Fleisch und feinem Aroma. Früh reifend, gute Salat- und Ofenkartoffel, hat sehr dünne Schale, unempfindlich gegen Kartoffelkrebs, aber anfällig für Kräutfäule und Schorf. Älteste Sorte der Sortenliste in Deutschland
  • Arran Victory – mehlig kochend und spät reifend, tiefviolette Schale, aber sehr helles Fruchtfleisch, sehr ertragreich und lagerfähig
  • Bintje – stammt aus den Niederlanden, 1910, überdurchschnittlich große Knollen, hoher Ertrag, eher mehlige Sorte, hellgelbes Fruchtfleisch, mittelfrühe bis späte Reife, wird industriell zu Chips und Pommes verarbeitet
  • Bonita Colorada – stammt von den Kanarischen Inseln und ist mehrere Hundert Jahre alt, späte Sorte, vorwiegend festkochend, Schale gelb, Fleisch gelb bis hellgelb, ausgezeichneter, feinwürzig, cremiger und buttriger Geschmack, sehr gut als Pell- und Salzkartoffel
  • BF 15 – aus Frankreich, 1947, frühe bis mittelfrühe Sorte, festkochend, Schale und Fleisch gelb, sehr feiner, cremiger Kartoffelgeschmack, gute als Salat-, Salz- und Pellkartoffel, resistent gegen Kartoffelkrebs
  • Epicure – aus Irland, 1897, gelbe Schale, weißes Fleisch, sehr frühe und ertragreiche Sorte, vorwiegend fest- bis mehligkochend, milder, feincremiger Geschmack, gute Salz- und Pellkartoffel
  • White Elefant – aus USA, 1881, sehr große Knollen, Schale gelb, Fleisch weiß bis hellgelb, mittelspäte und ertragreiche Sorte, mehligkochend, guter Geschmack, gut für Püree- und als Kloßkartoffel, ideal für Pommes und Chips
  • Skerry Blue – aus Irland, 1846, Schale blauviolett, Fleisch hellgelb bis gelb, späte Ernte, eher geringe Erträge, festkochend, guter, kräftiger Geschmack, ideale Salzkartoffel
  • Ora – aus Deutschland, 1952, Schale braun, Fleisch hellgelb bis gelb, späte und ertragreiche Sorte, mehligkochend, kräftig, würziges Aroma, universell verwendbar, gute Lagerkartoffel, resistent gegen Kartoffelkrebs und hohe Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule, Kartoffelschorf und Rhizoctonia

Kartoffel Solanum tuberosumEine recht gute Auswahl an alten Kartoffelsorten findet man im Internet. Zwar muss man etwas suchen, aber das lohnt sich durchaus. Bei Händlern vor Ort sieht es mit diesen Sorte meist schlecht aus.

Fazit
Kartoffeln sind lecker, vielfältig und gesund. Ich persönlich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen und das, obwohl ich mir nichts aus den von vielen heiß geliebten Chips oder Pommes frites mache. Ich bin eher der Bratkartoffel- und Püreetyp. Auf alle Fälle möchte ich nicht auf Kartoffeln verzichten müssen. Nun bin ich auch eine experimentierfreudige Köchin und teste mich quer Beet durch alle Kartoffelsorten, die bei uns auf dem Wochenmarkt so angeboten werden. Leider ist die Vielfalt nicht so groß, wie ich es gerne hätte. Nur selten sind neue Sorten im Angebot. Besonders gern habe ich farbige Kartoffeln. Da sieht der Kartoffelsalat oder das Püree doch mal so richtig extravagant aus. Ich weiß, das ist für viele Menschen gewöhnungsbedürftig. Macht nichts, ich liebe es. Viel Spaß also beim Probieren und Testen!