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Zitronenbaum vermehren und veredeln – Ableger/Stecklinge

Zitronenbaum

Wie ein Zitronenbaum zu vermehren ist, wird unter Hobbygärtnern mit großem Engagement diskutiert. Mit Blick auf kommerzielle Gärtnereien, spricht vieles dafür, einen Zitronenbaum durch Veredelung oder Stecklinge zu vermehren. In diesem Fall darf bereits nach drei bis vier Jahren mit einer ersten Blüte gerechnet werden. Im Anschluss an die Aussaat dauert es deutlich länger, bis die bezaubernde Blüte und die prächtigen Zitronen gedeihen. Zumindest für die Anzucht von Veredelungsunterlagen kommt die Aussaat gleichwohl in Betracht. Stellt sich die Frage, wie ein Hobbygärtner an die Thematik herangehen sollte und wie genau der Ablauf erfolgt. Die folgenden Zeilen geben näheren Aufschluss.

Zitronenbaum vermehren mit Stecklingen

Die Nachzucht von Pflanzen mithilfe von Stecklingen ist unter Hobbygärtnern weit verbreitet. Diese Methode punktet mit einer unkomplizierten Durchführung der Arbeiten und einem raschen Erfolgserlebnis. Das gilt ebenso für den Zitronenbaum als eine der populärsten Kübelpflanzen hierzulande. Die Verwendung eines Ablegers als Vermehrungsmaterial stellt sicher, dass die Jungpflanze exakt die Attribute ihrer Mutterpflanze aufweist. Als weiterer Pluspunkt ist zu werten, dass Hobbygärtner ihrem Zitronenbaum ein deutlich höheres Quantum an Pflege angedeihen lassen, als dies in einer Baumschule möglich ist. Der Lohn für die Mühen besteht in einer frühen ersten Blüte, die mit ein wenig Glück bereits nach einem Jahr erstrahlt. So gestalten sich die einzelnen Arbeitsschritte im Detail.

Auswahl geeigneter Stecklinge

Zitronenbaum im Topf Die Qualität des Vermehrungsmaterials bestimmt zweifellos das Ergebnis. Die folgenden Kriterien sollte ein erstklassiger Ableger aufweisen, damit sich die Mühe lohnt, die Sie in ihn investieren:

  • Ideal ist ein halb verholzter Steckling mit einer Länge von 15 cm bis 20 cm
  • Es sollten zwischen 5 und 11 Knospen vorhanden sein
  • Die Sprossachse hält leichten Verbiegungen verletzungsfrei stand
  • Triebe des Frühjahrs-Austriebs sind ab Herbst ausgereift für die Verwendung als Steckling
  • Triebe des Sommer-Austriebs kommen ab dem nächsten Frühjahr als Ableger infrage
  • Ältere Stecklinge sind geeignet, benötigen jedoch länger für die Bewurzelung

Schneiden Sie ausgewählte Stecklinge grundsätzlich mit frisch geschärftem, penibel desinfiziertem Werkzeug. Sofern sich in Ihrer Nähe ein Botanischer Garten befindet, fällt dort beim alljährlichen Rückschnitt reichlich Stecklingsmaterial an. Mit einer Nachfrage haben Sie vielleicht Erfolg und ergattern ein paar prächtige Reiser.

Schneiden und stecken

Je präziser ein Steckling in Form geschnitten wird, desto zügiger wird der Wachstumsprozess voranschreiten. Bevor Sie an das eigentliche Stecken der Ableger herangehen, richtet sich das Augenmerk auf den Schnitt.

  • Einen Steckling schräg, knapp unterhalb einer Knospe abschneiden
  • Die Schnittstelle kurz eintunken in ein Bewurzelungshormon
  • Die Triebspitze zu kappen ist nicht zwingend erforderlich, indes vorteilhaft
  • Jeden Steckling entlauben oder zumindest die Blätter halbieren

Im folgenden Arbeitsschritt füllen Sie Anzuchttöpfe mit nährstoffarmem Substrat, wie einem Torf-Sand-Gemisch, Perlite, Blähton oder handelsüblicher Aussaaterde. Mit einem Pflanzstab bohren Sie ein Loch in die Erde und setzen je einen Ableger hinein. Unterirdisch sollten sich zwei bis fünf Knospen und oberirdisch drei bis sechs Knospen verteilen. Mit einem Handsprüher werden Substrat und Stecklinge leicht befeuchtet. Anschließend platzieren Sie den Nachwuchs in einem Zimmergewächshaus oder stülpen eine Klarsichttüte darüber. Ziel dieser Maßnahme ist die Schaffung eines feucht-warmen Mikroklimas, das sich förderlich auswirkt auf die angestrebte Bewurzelung. Sollte der Steckling nun entschließen, sein gesamtes Laub abzuwerfen, ist dies kein Grund zur Besorgnis. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass sich unter den Blättern Fäulnis entwickeln könnte. Sie werden folglich sogleich entfernt.

Pflege nach dem Austrieb

junger Zitronenbaum Treibt ein Steckling aus, darf dieses Wachstum als Signal für eine erfolgreiche Bewurzelung gedeutet werden. Das Substrat wird weiterhin feucht gehalten und die Abdeckung nun entfernt. In der Regel ist der Anzuchttopf innerhalb kurzer Zeit zu eng für den Wurzelballen. Der junge Zitronenbaum wird spätestens dann umgetopft, wenn die Wurzeln aus der Bodenöffnung herausschauen. Als Substrat bietet sich nun handelsübliche Zitruspflanzenerde an. Wer gerne selbst mischt, kombiniert Gartenerde mit Humus und Sand. Für die Durchlässigkeit sorgen Kokosflocken, Perlite oder Tongranulat. Eine Drainage aus anorganischen Materialien über der Bodenöffnung beugt schädlicher Staunässe vor. In der Folge halten Sie die Pflanzerde gut feucht, ohne sie vollständig zu vernässen. Frühestens drei Wochen nach dem Umsetzen verabreichen Sie eine erste Dosis verdünnten Flüssigdünger.

Vermehrung durch Veredeln

Entsteht ein neuer Zitronenbaum aus einem Steckling, mag die Prozedur noch so erfolgreich und sorgfältig verlaufen; das Zitrusgewächs wird lebenslang von der gefürchteten Fußfäule und anderen Pflanzenkrankheiten bedroht sein. Aus diesem Grund favorisieren gewerbliche Zitronengärtner die Nachzucht durch Veredelung. Das bedeutet konkret, dass die Baumkrone und der Wurzelstock separat betrachtet werden. Gemeinhin wird der Wurzelstock als Unterlage und das Vermehrungsmaterial für die Krone als Edelreis bezeichnet. Zentrale Prämisse für eine gelungene Vermehrung durch Veredeln ist die vollständige Kompatibilität beider Komponenten. Diese Methode eröffnet zugleich reichlich Handlungsspielraum für die Kombination. So wird die Unterlage gezielt ausgewählt im Hinblick auf ihre Resistenz gegenüber Krankheiten, wobei zugleich ihr Einfluss auf die Fruchtqualität und den Ertrag nicht außer Acht gelassen wird. Das Edelreis definiert vor allem die favorisierte Sorte.

Bekannte Veredelungsunterlagen für Zitronenbäume

Pomeranze (Citrus × aurantium)
Die weltweit meist verwendete Zitrusunterlage, die bereits vor Christi Geburt für die Vermehrung von Zitronenbäumen eingesetzt wurde. Wenngleich ihre eigenen Früchte kaum Bedeutung haben, hat sie sich als hochwertige Unterlage ausgezeichnet bewährt. Sie verfügt über eine bemerkenswerte Resistenz gegenüber Pflanzenkrankheiten. Zudem gedeiht sie in allen lehmhaltigen, gut durchlässigen Substraten mit einem pH-Wert von 5,5 bis 8,0.

Dreiblättrige Bitterorange (Poncirus trifoliata)
Als Veredelungsunterlage punktet die Bitterorange mit mustergültiger Kälteresistenz, sodass sie insbesondere bei deutschen Hobbygärtnern populär ist. Im Gegensatz zur Pomeranze, gedeiht diese Unterlage vorzugsweise in saurer, kalkarmer Erde. Wer ihre Toleranz gegenüber Krankheiten schätzt, muss sich im gleichen Zug zufrieden geben mit einer niedrigen Wuchshöhe und kleinen Zitronen.

Rauschalige Zitrone (Rough Lemon)
Calamondin Als natürliche Varietät des Zitronenbaumes ist Rough Lemon aufgrund der Fruchtqualität als Edelsorte ungeeignet, wie der Name bereits andeutet. Als Unterlage hat sie sich indes einen Namen gemacht, weil sie die Wüchsigkeit des Edelreises sowie die Größe der Früchte forciert. Zudem verträgt die Rauschalige Zitrone längere Dürreperioden problemlos. Als nachteilige ist ihre Empfindlichkeit gegenüber Kälte zu nennen, sodass sie einzig für Zitronenbäume im Kübel hinter Glas infrage kommt.

Volkamer Zitrone (Citrus volkameriana)
Eine interessante Alternative zur Pomeranze und Dreiblättrigen Bitterorange kommt als Volkamer Zitrone daher. Sie wirbt für sich mit einer unschlagbaren Wüchsigkeit und reicher Ernte. Da ein Zitronenbaum in den hiesigen Breiten ohnehin nur für die Kübelkultur geeignet ist, fällt die geringe Toleranz gegenüber niedrigen Temperaturen wenig ins Gewicht. Ihre Wurzeln sollten in gut drainierter Erde stehen, damit ihr Wurzelfäule nichts anhaben kann.

Richtig veredeln

Für dieses Verfahren sollten sich Hobbygärtner entscheiden, die bereits über einen Erfahrungsschatz in der Vermehrung von Obstgehölzen verfügen.  Im Folgenden werden die beiden meist praktizierten Veredelungstechniken erläutert.

Edelreiser schneiden
Ein mustergültiges Edelreis ist rund und weist eine beginnende Verholzung auf. Erkennbar ist dieses Attribut bei Zitrusgewächsen an schmalen, grau-braunen Streifen auf der ansonsten grünen Rinde. Eine Länge von ca. 15 cm ist ideal. Das Edelreis wird vollständig entlaubt, wobei die Augen nicht verletzt werden dürfen. Sofern eine Triebspitze vorhanden ist, wird diese gekappt.

Okulation

Diese unkomplizierte Version einer Veredelung erfordert nicht das ganzen Edelreis, sondern ein kräftiges, gesundes Auge, das mit der Unterlage verbunden wird.

Materialliste

  • Baumsäge für die Veredelungsunterlage
  • Gartenschere oder Hippe zum Schneiden
  • Okuliermesser für den T-Schnitt
  • Bast zum Verbinden
  • kaltflüssiges Baumwachs

Ast des Citrus Die Veredelungsunterlage wird ca. 10 cm über dem Boden abgesägt und die Wundränder mit dem Messer geglättet. An der vorgesehenen Veredelungsstelle wählen Sie eine augenlose Stelle, reinigen diese und führen einen 3 cm langen, senkrechten Schnitt in die Rinde aus. Am Ende dieses Schnitts setzen Sie das Messer erneut an, um einen waagerechten Schnitt auszuführen mit einer Länge von 2 cm. An diesem T-Schnitt lösen Sie die beiden Rindenflügel, um eine Tasche zu kreieren. Damit sind die Vorbereitungsarbeiten an der Unterlage abgeschlossen.

In der nächsten Phase halten Sie das Edelreis so, dass die Spitze vom Körper wegweist. Das Okuliermesser setzen Sie 1 cm oberhalb des gewählten Auges an. Mithilfe eines sehr flachen Schnittes entfernen Sie das Auge aus dem Zweig. Dabei führen Sie das Messer unter der Knospe hindurch bis 2 cm über das Auge hinaus. Wichtig zu beachten ist, dass Auge und Schnittstellen niemals berührt werden dürfen, weil damit der Erfolg der gesamten Aktion gefährdet wird. Das Auge schieben Sie nun zwischen die Rindenlappen, sodass es festsitzt. Mit dem Bastband verbinden Sie die Veredelungsstelle so, dass einzig das Auge noch freisteht und verstreichen alles sorgfältig mit Baumwachs. Es ziehen 3 bis 6 Wochen ins Land, bis das Auge angewachsen ist.

Bleibt das Auge während dieser Zeit grün, ist die Veredelung gelungen. Im weiteren Verlauf setzt der Austrieb des Auges ein, in Verbindung mit einer intensiven Bildung von Wundkallus. Hat das Edelreis die gleiche Dicke erreicht, wie die Unterlage, entfernen Sie deren Reste insoweit, dass der rasant wachsende junge Zitronenbaum sie überwachsen kann.

Hinweis: Führen Sie die Veredelung an einem Zitronenbaum zum ersten Mal durch, sollten Sie den Vorgang mit einem zweiten Auge als Reserve wiederholen.

Kopulation

Diese Vermehrungstechnik erfordert Erfahrung und jede Menge Fingerspitzengefühl. Im Gegensatz zur Okulation, ist nun ein Kopuliermesser erforderlich, das insbesondere über eine längere Klinge verfügt. Die Kopulation hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn Edelreis und Unterlage den gleichen Durchmesser aufweisen. Beide Komponenten werden mit einem 5 cm langen Schnitt in Keilform zugeschnitten. Es ist eine zwingende Voraussetzung, dass die Schnittflächen exakt gleich groß sind. Eine minimale Toleranz ist möglich. Legen Sie beide Wunden aufeinander, sodass zumindest an einer Seite die Rinden deckungsgleich liegen. An dieser Stelle umwickeln Sie Edelreis und Unterlage fest mit Bast, während Sie die Teile gegeneinander pressen. Wo noch Wundstellen freiliegen, versiegeln Sie diese mit Baumwachs.

Tipp: Edelreis und Unterlage verwachsen besser miteinander, wenn sich jeweils ein Auge gegenüber der Schnittstelle befindet.

Zitronen Beobachten Sie in den folgenden Wochen das Edelreis mit Argusaugen. Hat der neue Austrieb eine Höhe von 5 cm erreicht, schneiden Sie das Bastband auf und entfernen es vorsichtig. Ab diesem Zeitpunkt pflegen Sie den jungen Zitronenbaum wie ein adultes Exemplar. Bedenken Sie bei der Ausführung der Kopulation, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Selbst Veredelungsprofis schneiden sich an Übungsmaterial zuerst ‚warm‘, bevor sie an die eigentliche Kopulation herantreten.

Fazit
Einen Zitronenbaum zu vermehren ist eine spannende Aufgabe jenseits der alltäglichen Routinearbeiten eines Hobbygärtners. Ausgesprochen unkompliziert geht die Nachzucht mit Stecklingen von der Hand. Wer sich ausreichend Zeit nimmt, um den perfekten Ableger auszuwählen, hat beste Aussichten auf eine erste Blüte innerhalb ein ein bis drei Jahren. Die Vermehrung durch Stecklinge ist jedoch mit dem Wermutstropfen der Krankheitsanfälligkeit behaftet. Diesem Toleranzproblem gehen Sie aus dem Weg mit einer Veredelung. Die einfachere Okulation kommt hierbei für weniger erfahrene Freizeitgärtner infrage. Wer sich gerne anspruchsvollen Herausforderungen stellt, entscheidet sich für die Kopulation.