Der Weihnachtskaktus ist völlig zu Recht bei uns sehr beliebt, gehört er doch zu den wenigen Pflanzen, die uns mitten im Winter mit Blüten erfreuen. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie Sie den Weihnachtskaktus pflegen müssen, damit es mit den Blüten auch klappt, und wie leicht der Weihnachtskaktus sich vermehren lässt.
Was ist ein Weihnachtskaktus?
Diese Frage ist immer wieder zu hören, wenn diese dekorativen Pflanzen gerade im Blumenhandel angeboten werden – weihnachtliche Assoziationen von Kälte und Nässe und Bilder von Hitze und Trockenheit, die beim Gedanken an Kakteen aufkommen, passen eben nicht wirklich gut zusammen.
Der Weihnachtskaktus kommt tatsächlich aus warmen Regionen, aber eher aus „dem Gegenteil von Wüste“. Der botanisch nach seinem Entdecker, dem Kakteensammler Frédéric Schlumberger, benannte „Schlumbergera“, gehört zu den Kakteengewächsen. Die Schlumbergera sind jedoch in Brasilien beheimatet. Sie wachsen in einigen Bundesstaaten im Südosten Brasiliens in der „Mata Atlântica“, dem atlantischen Regenwald, bis in die küstennahen Gebirge hinein. Das Klima dort ist tropisch bis gemäßigt und recht feucht, mit nicht sehr erheblichen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen und mit Temperaturen, die eigentlich niemals unter 15 Grad fallen. Diese kältere Zeit liegt in der Heimat der Schlumbergera zwischen Mai und September, während es in diesem Teil Brasiliens von Oktober bis April durchschnittlich 20 Grad warm ist, mit Spitzen um ca. 24 Grad im Dezember, Januar und Februar.
In diesem komfortablen Klima haben sich die verschiedenen Arten der Schlumbergera mitten zwischen den Bäumen des Regenwaldes oder auf Felsen der Küstengebirge angesiedelt. In ihrem natürlichen Umfeld besiedeln sie gerne als Epiphyten die Baumspitzen oder „graben“ sich als Lithophyten in die Spalten der Gesteinsmassen eines Gebirges ein. Trotz dieser ungewöhnlichen Wuchsformen schaffen sie es meist, sich zu richtigen kleinen Sträuchern mit zahlreichen Trieben zu entwickeln, die sich überaus reich verzweigen. An den Spitzen dieser Sprossglieder recken sich die Blüten dem Licht entgegen. Sie bilden in der tropischen Sonne eine üppige Vielfalt von Farben aus, Purpur- und Rosafarben, Rot und Orange, Gelb und Weiß.
Der Weihnachtskaktus wird deswegen bei uns Weihnachtskaktus genannt, weil er auch hier im brasilianischen Sommer, also bei uns um Weihnachten herum, seine Blüten zeigt.
Verschiedenen Sorten
Die Schlumbergera bilden eine eigene Pflanzengattung in der Familie der Cactaceae, zu der nur ein halbes Dutzend Arten gehören:
- Gattung wurde nach Schlumbergera russelliana oder Schlumbergera epiphylloides benannt
- blüht rosafarben, mit leicht glockenförmigen hängenden Blüten
- wächst in der Natur epiphytisch, klettert also an Bäumen hoch
- wächst vor allem in Rio de Janeiro in Höhen zwischen 1,5 und rund 2 km
- Schlumbergera kautskyi wächst im nebenliegenden Bundesstaat Espírito Santo
- besiedelt niedrige Lagen zwischen knapp 1 und 1,3 km
- wurde 1991 entdeckt
- gilt als seltene Art und ist in der „Roten Liste gefährdeter Arten“ als „Endangered (EN)“, also „stark gefährdet“, eingestuft
- Schlumbergera microsphaerica wächst in zwei leicht differierenden Unterarten hauptsächlich in Rio de Janeiro
- er erklimmt Höhe bis zu fast 3.000 Metern
- Blüten hängen ebenfalls
- Farben von fuchsienrot bis weiß entwickeln
- S. microsphaerica gilt in der Roten Liste gefährdeter Arten als bedroht
-
Schlumbergera opuntioides in der „Roten Liste“, nur als „Near Threatened (NT)“, „gering gefährdet“ eingestuft
- in Rio de Janeiro und anliegenden Bundesstaaten São Paulo und Minas Gerais verbreitet
- Blüten-Farben zwischen Rosa und Purpur
- Schlumbergera orssichiana entwickelt ganz außergewöhnliche Blüten
- weiße Blütenhüllblätter, die sich an den Rändern und Spitzen mit karminrot Flammen schmücken
- im Nordwesten Rio de Janeiros und im Osten São Paulos in Höhen zwischen 1,5 und 2,5 km zu finden
- eine eher seltene Art
- Schlumbergera truncata begnügt sich in Rio de Janeiro mit Höhenlagen von 700 bis 1000 Metern
- weiß, rot, rosafarbenen oder orangen Blüten hängen nicht nur herab, sondern zeigen auch zum Licht gewandetes Wachstum
Inzwischen wurden einige wichtige Kulturhybriden gezüchtet, die eigene Namen bekamen:
- Schlumbergera × buckleyi
- Hybride aus S. russelliana und S. truncata, von der er die teils aufrechten Blüten übernommen hat.
- Schlumbergera × exotica
- Hybride aus S. opuntioides und S. erfreut durch phantasievolle Blütenfarben
- Schlumbergera × reginae
- Hybride aus S. orssichiana und S. truncata
Die Knospenbildung
Allen Sorten und Hybriden ist gemeinsam, dass sie sogenannte Kurztagpflanzen sind. Sie setzen ihre Blüten in Brasilien nämlich in einer Zeit an, in der die Tage dort am kürzesten sind. Von Mai bis September dauert der Tag im nahe am Pol gelegenen Brasilien nicht mehr als 11 Stunden. Die Schlumbergera blühen im brasilianischen Sommer, also Dezember, Januar und Februar. Die Zeit der Knospenbildung liegt davor, Juli bis November, unserem Sommer und Herbst.
Jede Pflanze wird also durch ganz bestimmte Temperaturen und Tageslängen dazu angeregt, sich für die Blütenbildung zu engagieren. Durch andere ganz bestimmte Temperaturen und Tageslängen, sich nicht mit der Blütenbildung zu beschäftigen, sondern lieber eifrig neue Triebe auszubilden. In Brasilien macht die Schlumbergera sich bei Tageslängen um 11 Stunden und Temperaturen um 15 Grad an die Knospenbildung. Bei Tageslängen um 13 Stunden und Temperaturen über 23 Grad bilden sich keine Knospen, sondern lediglich neue Sprossglieder.
Was unabhängig davon für einen Weihnachtskaktus bei uns immer gilt, ist sein in Deutschland nur selten befriedigter Lichtbedarf. Jeder Weihnachtskaktus sollte bei uns deshalb in der Sommersaison ins Freie. Hier lernt er wenigstens einen Teil der Lichtintensität kennen, die er aus Brasilien gewohnt ist.
Darüber hinaus gilt: Wenn man eine Pflanze in einem ganz anderen als dem heimischen Klima kultiviert, verhält sie sich dennoch in Bezug auf Knospenbildung und Triebbildung so ähnlich wie in ihrer Heimat.
Für die Haltung der Schlumbergera in Deutschland bedeutet das: Sie braucht für die Knospenbildung in unserem Sommer/Herbst eine Zeit, in der sie im Idealfall Temperaturen um 15 Grad ausgesetzt ist, bei einer möglichst kurzen Tageslänge. Ein Weihnachtskaktus sollte also bei uns so lange im Freien stehen bleiben, bis er ein paar kältere Tage (oder zumindest Nächte) mit einer schon deutlich verminderten Tageslänge mitgemacht hat. Je nach Klima in Ihrer Heimatregion darf der Weihnachtskaktus also bis Oktober oder sogar November im Freien bleiben.
Wird er (durchgehend oder nur im Winter während der Blüte) bei Temperaturen über ca. 23 Grad gehalten, wird er ausschließlich neue Sprossglieder (und keine Knospen) bilden. Egal, wie kurz oder lang die Tage sind, die Temperatur ist hier das entscheidende Kriterium. Wenn ein Weihnachtskaktus also das ganze Jahr in einer Wohnung gehalten wird, in der es immer schön mollig warm ist, wird er immer nur neue Triebe und nie Knospen bilden.
Das Tageslänge-Temperatur-Schema für die Anregung der Knospenbildung lässt sich noch ein wenig genauer fassen:
- Wenn der Weihnachtskaktus an kurzen Tagen etwa ab Anfang Oktober (eventuell auch nur nachts) Temperaturen zwischen 17 und 20 Grad ausgesetzt wird, bilden sich wahrscheinlich Knospen.
- Wenn ein Weihnachtskaktus im Herbst bei Nachttemperaturen zwischen 10 und 15 Grad gehalten wird, wird er wahrscheinlich auch Knospen ansetzen, und zwar unabhängig von der Tageslänge.
- Wenn der Weihnachtskaktus während dieser Zeit öfter Temperaturen unter 10 Grad erleiden muss, werden keine Knospen gebildet – und solche Kälte mag die ganze Pflanze nicht.
Standort im Freien
Es geht jedoch bei dem Rat zum Außenaufenthalt nicht nur darum, dass Sie Ihrem Weihnachtskaktus eine „besondere herbstliche Freiluftbehandlung“ angedeihen müssen, wenn Sie jemals die schönen Blüten sehen möchten.
Er profitiert auch in anderer Hinsicht von einem Aufenthalt im Freien so sehr, dass man ihn rausstellen sollte, sobald die Außentemperaturen am Tag dauerhaft zwischen 15 und 17 Grad liegen und in der Nacht nicht unter 10 Grad fallen. Das Licht im Freien ist um einige Potenzen intensiver als das Licht im Wohnzimmer. In dieser Umgebung wächst die Pflanze deshalb einfach rundum besser. Die neu angesetzten Sprossglieder werden gut ausreifen. Die ganze Pflanze geht gesünder und widerstandsfähiger in den Winter, in die anstrengende Blütezeit.
Während der Zeit der Knospenbildung sollte man die Schlumbergera etwas trockener halten. Etwa ab Anfang September gibt man weniger Wasser, nur völlig austrocknen sollte der Wurzelballen niemals. Dünger ist jetzt erst einmal überhaupt nicht mehr erforderlich. Wenn sich dann kurz vor dem Umzug ins Haus die ersten Knospen zeigen, können Sie der Pflanze einen kleinen Schuss Dünger gönnen. Sie wird auch wieder ein wenig feuchter gehalten.
Die Pflege in der Winterblüte
Erst wenn Ihr Weihnachtskaktus reichlich Knospen gebildet hat, darf er (zur Belohnung) ins warme Zimmer. Je nach Region also erst im November. Nur wenn ein Herbststurm droht ihn auf dem Balkon zu zerfetzen, müssen Sie ihn natürlich auch schon einmal zwischendurch auf ein paar Stündchen ins Wohnzimmer einladen.
Wenn Sie den Weihnachtskaktus ins Zimmer holen, sollten Sie ihn so aufstellen, dass das Licht im ziemlich gleichen Winkel auf die Pflanze fällt. Bekommt die Schlumbergera auf einmal von der anderen Seite Licht, könnte sie das derart irritieren, dass sie schnell mal alle Knospen abwirft. Wenn die Blüten sich öffnen, könnten Sie die normalerweise etwa dreiwöchige Blütezeit verlängern, wenn Sie die Temperaturen im warmen Zimmer etwas herunterfahren. Wenn Sie bis hinunter auf 18 Grad gehen können, kann ein Weihnachtskaktus bis zu anderthalb Monaten blühen.
Ist die Blüte vorüber, sollten Sie dem Weihnachtskaktus eine Ruhephase an einem hellen Standort mit Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad gönnen. Er wird dann wieder etwas trockener gehalten und nicht gedüngt.
Schnitt und Vermehrung des Weihnachtskaktus
Die Pflege eines Weihnachtskaktus ist ansonsten im Grunde sehr simpel. In der vegetativen Wachstumsphase zwischen März und August brauchen die Schlumbergera gleichmäßige Feuchtigkeit, die ihnen mit einem möglichst weichen (kalkfreien) Wasser zugeführt wird. Wenn Ihr Leitungswasser zu kalkhaltig ist, sollten Sie besser Regenwasser verwenden oder das Leitungswasser etwa zwei Wochen in der Gießkanne stehen lassen. Ein dauernd mit Kalk versorgter Weihnachtskaktus könnte nach und nach absterben. Achten Sie bitte unbedingt darauf, beim Gießen nicht zu eifrig zu agieren. Zu viel Wasser hat wahrscheinlich schon mehr Weihnachtskakteen getötet als alle sonstigen Haltungsfehler. Während der Wachstumsphase bekommt der Weihnachtskaktus regelmäßig ein wenig handelsüblichen Blumendünger.
Wenn Sie das alles beachten, wird sich Ihr Weihnachtskaktus wahrscheinlich in den nächsten Jahren zu einem prächtigen Strauch entwickeln. Wenn er zu groß wird, drehen Sie einfach zwischen April und Juli so viele kräftige Sprossglieder von der Mutterpflanze ab, wie Sie die Pflanze kürzen möchten.
Diese Sprossglieder können Sie dann gleich nutzen, um Ihren Weihnachtskaktus zu vermehren. Sie werden einfach in Wassergläser oder gleich in Töpfe mit Erde gesteckt und sollten schnell wurzeln. Das funktioniert gewöhnlich sehr gut bei den Weihnachtskakteen.
Vielleicht können Sie auch eine Vermehrung mit Samen versuchen. Dazu müsste Ihr Weihnachtskaktus Früchte ansetzen. Diese Früchte können Sie dann an der Pflanze lassen, bis sie aufplatzen oder (in leicht vertrocknetem Zustand) ganz leicht abgenommen werden können. In diesen Früchten sitzen winzige ovale, braune oder schwarze Samen, die Sie entnehmen können. Die Samen werden vom Fruchtfleisch befreit, eine Zeitlang kühl und trocken gelagert und im Frühjahr ganz normal in Aussaaterde ausgesät.
Fazit
Wenn Sie sich einmal über den besonderen Haltungszyklus des Weihnachtskaktus informiert haben und die Pflanze dementsprechend behandeln, wird sich Ihr Schlumbergera auch hierzulande als pflegeleichter, anspruchsloser und langlebiger (Zimmer) Genosse zeigen, der Sie gerade im Winter mit außergewöhnlichen Blüten erfreut.