Wer denkt, dass es psychoaktive Pflanzen hierzulande nicht gibt, der irrt gewaltig. Auch in Deutschland sind in Wald und Flur, sogar mitunter im heimischen Garten solch berauschende Pflanzen anzutreffen.
Rausch- und Heilmittel
In Deutschland ist so manch psychoaktives Gewächs in der freien Natur, mitunter auch im Garten heimisch. Nicht immer ist die Wirkung solcher Pflanzen richtig bekannt. Schon seit Jahrtausenden werden diese nicht nur in Deutschland als Rauschmittel und gleichzeitig auch als Heilmittel eingesetzt. Niemals sollte jedoch ein Selbstversuch mit solchen Pflanzen erfolgen. Der zu erwartende Rauschzustand kann dabei dem Tod sehr nahe sein.
Besenginster (Cytisus scoparius)
In den Pflanzenteilen sind die Alkaloide Spartein, Genistein und Sarothamnin enthalten. In ihrer Zusammensetzung können sie in hoher Konzentration berauschend wirken. Es kann zu Wahrnehmungsstörungen oder Halluzinationen kommen. Bei geringer Dosierung setzt eher ein entspannter Zustand ein. Von einem Selbstversuch wird dringend abgeraten.
- Wuchshöhe: 100 bis 200 cm
- Blüten: Mai bis Juni, goldgelb
- Blätter: lanzettlich, grün, seidig behaart
- Vorkommen: Kieferwälder, Waldränder, Bahngleise, Gärten
Engelstrompete (Brugmansia)
Die oberirdischen Pflanzenteile der Zierpflanze enthalten halluzinogene Alkaloide. Besonders die Blätter gelten als Rauschmittel. Bei Genuss kommt es dann zu Halluzinationen und fieberähnlichen Visionen. Die Wirkung tritt 30 bis 60 Minuten nach dem Konsum ein. Es sei hier nochmals vor einem Selbstversuch gewarnt, denn jährlich müssen hauptsächlich Jugendliche nach dem Genuss im Krankenhaus behandelt werden.
- Wuchshöhe: 200 bis 500 cm
- Blüten: trompetenförmig, hängend, gelb, rot, rosa, weiß, duftend, März bis September
- Blätter: rau, groß, eiförmig-elliptisch
- Vorkommen: weitverbreitete Kübelpflanze
Gelbe Teichrose, Gelbe Teichmummel (Nuphar lutea)
Der Wurzel und dem Samen werden eine berauschende Wirkung nachgesagt. Diese enthalten die Wirkstoffe Nupharin, Desoxynupharidin, Metarabinsäure und Gerbstoffe. Die Wirkung ist ähnlich wie bei Opium. Es treten tranceartige Zustände auf und bei Männern soll der Genuss aphrodisierend wirken.
- Wuchshöhe: 50 bis 300 cm
- Blüten: Juni bis August, Durchmesser 4 bis 6 cm, 15 bis 20- blättrig
- Blätter: breit länglich bis länglich rund, hellgrün
- Vorkommen: Brackwasser, Seen, in leicht fließenden Gewässern
Gewöhnliche Katzenminze (Nepeta cataria)
Durch enthaltene psychoaktive Alkaloide und ätherische Öle wirkt die Minze beruhigend und vor dem Essen eingenommen appetitanregend und verdauungsfördernd, sowie gering dosiert aufputschend. Die Wirkung stellt sich erst nach einigen Tagen ein. Nach dem Konsum größerer Mengen kann es zu Halluzinationen kommen.
- Wuchshöhe: 60 bis 100 cm
- Blüten: Juli bis September, weiß bis blassblau, in ährenartigen Blütenständen
- Blätter: ei- bis herzförmig, gekerbter Rand, graugrün
- Vorkommen: Weg- und Straßenränder, Schuttplätze, zwischen Hecken, Gärten
Giftlattich, Stinklattich, Wilder Lattich (Lactuca virosa)
Seit Jahrhunderten findet diese psychoaktive Pflanze Verwendung als Beruhigungsmittel und als Aphrodisiakum. Dabei werden die Blätter und der Milchsaft genutzt. Gering dosiert wirkt sie schmerzlindernd und sedativ. Bei höheren Dosierungen können Nebenwirkungen auftreten wie Kopfschmerzen, Schweißausbrüche und Herzrasen.
- Wuchshöhe: 60 bis 100 cm
- Blüten: Juli bis September, hellgelb. rispige Blütenstände
- Blätter: blaugrün, buchtig gelappt, eiförmig
- Vorkommen: Wegränder, Wiesen
Hortensie (Hydrangea)
Die jungen Triebe, Blätter und Blüten können beim Konsum in Rauschzustände versetzen, welche der Wirkung von Marihuana und Haschisch ähneln. Die Pflanzenteile enthalten neben Blausäureverbindungen auch Hydrangin, Saponine und Hydrangingenol.
- Wuchshöhe: 50 bis 200 cm
- Blüten: Juni bis September, Schirmrispen, weiß, blau, rot, rosa, violett
- Blätter: oval bis eiförmig, gezähnter Rand
- Vorkommen. Gärten, Parks
Schwarzes Bilsenkraut, Gewöhnliches Hexenkraut (Hyoscyamus niger)
Das Kraut ist stark giftig. Es enthält neben Atropin auch Hyoscyamin und Scopolamin. Je nach Dosierung kann die Pflanze anregend oder einschläfernd wirken, aber auch das zentrale Nervensystem lähmen. Neben einer Pupillenerweiterung können Krämpfe, Unruhe und Verwirrtheit auftreten. Bereits 5 Milligramm der Alkaloide führen zum Tod.
- Wuchshöhe: 30 bis 200 cm
- Blütezeit: Juni bis Oktober
- Blüten: trichterförmig, gelb, violett geadert, in Blattachseln stehend
- Blätter: länglich oval, buchtig gezähnt, behaart, klebrig
- Vorkommen: Wegränder, Schuttplätze, Gärten
Stechapfel (Datura stramonium)
Das Nachtschattengewächs ist sehr giftig. Die Blätter und Samen enthalten halluzinogene Alkaloide. Die Einnahme führt zu einer Pupillenerweiterung, Anregung der Herzfunktion und Verdauung, erhöhtem Speichelfluss. Weiterhin kommt es Halluzinationen oder Horrortrips mit Selbstverletzungen. Im schlimmsten Fall tritt der Tod ein.
- Wuchshöhe: 60 bis 120 cm
- Blüten: Juni bis Oktober, trompetenartig, stark duftend, weiß, violett, stachelige Früchte
- Blätter: eiförmig, gezackter Rand, dunkelgrün
- Vorkommen: Wegränder, Wiesen, Gärten, Schuttplätze
Taumellolch (Lolium temulentum)
Die psychoaktive Pflanze enthält den Wirkstoff Temulin. Bereits geringe Dosierungen können die Beweglichkeit einschränken. Daneben kommt es zu Veränderungen der Wahrnehmung, einer Pupillenerweiterung, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Erbrechen sowie Krämpfen. Richtig dosiert erfolgt der Einsatz bei Gicht und Rheuma.
- Wuchshöhe: 20 bis 100 cm
- Blüten: Juni bis Juli, aufrechte Ähren, geschlängelte Spindel
- Blätter: grün bis gräulich-grün, glatte kahle bis leicht raue Blattscheiden
- Vorkommen: Wegränder, Getreidefelder
Tollkirsche, Teufelskirsche (Atropa belladonna)
Das Nachtschattengewächs wurde schon im Mittelalter zur Herstellung von Salben sowie Tinkturen, die das Bewusstsein erweitert haben, verwendet. Alle Pflanzenteile enthalten halluzinogene Alkaloide. Bereits eine geringe Dosierung kann Schäden verursachen. Neben einer Pupillenerweiterung, rotem Gesicht, rauer Stimme und Erbrechen kann es zu Harzrasen, Tobsuchtsanfällen und sowie Bewusstlosigkeit kommen, bei hohen Dosierungen auch zu Atemlähmungen mit einhergehendem Tod.
- Wuchshöhe: 50 bis 200 cm
- Früchte: August bis Oktober, kugelige Beeren, schwarz glänzend, süßlicher Geschmack, stark adstringierend
- Blätter: ganzrandig, oval. lanzettlich zugespitzt, flaumig behaart
- Vorkommen: Gärten, Waldlichtungen, Waldränder, Brachflächen
Häufig gestellte Fragen
Nein, generell sind sie nicht verboten. Jedoch sollte man mit diesen Pflanzen nicht leichtsinnig umgehen und von einem Konsum bzw. Selbstversuch auf alle Fälle absehen.
Wichtig ist Ruhe zu bewahren, keine Panik aufkommen lassen. Neben der Giftnotrufzentrale muss gleichzeitig der Notarzt gerufen werden. Wenn möglich Reste der Pflanzen aufbewahren.