Das mehrjährige Ziergras Rutenhirse zeichnet sich aus durch eine erlesene Optik, geprägt von einer aufrechten Silhouette mit andeutungsweise gebogenen Halmen. Wenn sich die Panicum virgatum im Spätsommer herausputzt mit graziösen Blütenständen, denen eine spektakuläre Herbstfärbung des Laubs folgt, weiß der Gartenfreund, dass er alles richtig gemacht hat. Das horstartige Präriegras eignet sich nicht nur als stilvoller Solitär, sondern zieht überdies in der raumfüllenden Gruppe alle Blicke auf sich. Zudem macht sich die Rutenhirse gerne nützlich als wirksamer Schutz vor Bodenerosion größerer Areale. Die facettenreichen Sorten beanspruchen zwar keine zeitintensive Pflege; einige wenige, indes zentrale Aspekte sollten immerhin beachtet werden.
Standort und Bodenbeschaffenheit
Der Umstand, dass die Rutenhirse den Präriegräsern zugerechnet wird, verdeutlicht bereits, wie es um die gewählte Lage bestellt sein sollte.
- Ihr Optimum erzielt die Rutenhirse am sonnigen Platz.
- Eine absonnige bis halbschattige Lage am Gehölzrand wird akzeptiert.
- Frisches, lehmig-sandiges und humoses Erdreich ohne Staunässe.
- Im Kübel bietet sich ein Mix aus Blumenerde auf Kompostbasis mit ein wenig Sand an.
Panicum virgatum gedeiht folglich in jedem guten Gartenboden, solange er nicht staunass oder sauer ist. Um die intensiven Laubfarben und die filigranen Ähren in voller Pracht zu entwickeln, bedarf das Süßgras möglichst vieler Sonnenstunden und eines ausgewogenen Angebotes an Nährstoffen. Wo diese Voraussetzungen erfüllt sind, macht das Ziergras seinem zweiten Vornamen ‚Kupferhirse‘ über viele Wochen und Monate alle Ehre.
Gießen und Düngen
Unmittelbar nach der Pflanzung und in jungen Jahren legt Panicum virgatum einen höheren Wasserbedarf an den Tag, als im fortgeschrittenen Alter. Fest etablierte Exemplare begnügen sich in der Regel mit dem natürlichen Regenaufkommen.
- In den ersten Standjahren die Rutenhirse regelmäßig gießen.
- Gut angewachsene Pflanzen nur bei längerer Trockenheit wässern.
- In Kübelkultur darauf achten, dass der Wurzelballen nicht austrocknet.
Abhängig von der Bodenqualität gestaltet sich die zusätzliche Nährstoffzufuhr. In magerer Erde zeigt sich das Ziergras dankbar für eine Portion guten Gartenkompost und präsentiert ein imposantes Farbenspiel. Darf die Kupferhirse ihre Wurzeln in gehaltvollem Substrat ausstrecken, darf die Gabe von Dünger entfallen. Für einen Laien ist es recht schwierig, den Nährstoffgehalt seiner Gartenerde abzuschätzen. Besteht in dieser Hinsicht Interesse, ermittelt ein Speziallabor gegen eine Gebühr aus der eingeschickten Bodenprobe die gewünschten Daten. Einzig für die Kultivierung einer Panicum virgatum lohnt sich der Aufwand freilich kaum. Sofern das Präriegras im Kübel gezogen wird, reicht das vorgedüngte Substrat erfahrungsgemäß zumindest bis zum zweiten Standjahr. In der Folge ist es ratsam, während der Vegetationsperiode alle 4 Wochen einen Flüssigdünger zu verabreichen.
Schneiden und Überwintern
Da die Rutenhirse im Winter kaum etwas von ihrem Zierwert einbüßt, wird sie im Herbst nicht zurückgeschnitten. Zu diesem Zeitpunkt wäre ein Schnitt ohnehin kontraproduktiv, da die langen Halme das Zentrum des Horstes effektiv vor der feuchten Kälte des Winters schützen und die Bildung von Fäulnis verhindern.
- Im späten Herbst den Horst mit Kokosband zum Schopf schnüren.
- Eine dicke Schneedecke wird abgeschüttelt, damit kein Schneebruch entsteht.
- Kupferhirse im zeitigen Frühjahr vor dem neuen Austrieb bodennah schneiden.
- Das Kokosband öffnen, um die Panicum virgatum in kleinen Büscheln zu binden.
- Mit einem scharfen Messer die einzelnen Partien nach und nach abschneiden.
- Unter keinen Umständen in den frischen Austrieb schneiden.
Da die dichten Horste der Ziergräser von den Tieren des Gartens gerne als Winterquartier genutzt werden, kontrolliert der umsichtige Hobbygärtner, ob sich noch ein schlafender Geselle darin befindet, bevor er zur Tat schreitet. Sollte dem so sein, darf der winterliche Gast zuvor noch ausschlafen, denn dann lässt der Austrieb noch auf sich warten.
Vermehren
Wünscht sich der Hobbygärtner weitere Exemplare, beweist die Rutenhirse erneut ihre anspruchslose Flexibilität. Gleich mehrere Methoden der Vermehrung bieten sich an, die allesamt unkompliziert von der Hand gehen.
Aussaat
Für die Erstpflanzung sowie für die Vermehrung eignet sich die Aussaat der Samen gleichermaßen. Von Vorteil ist darüber hinaus, dass sie zum größten Teil in den ruhigen Wintermonaten im Haus vorgenommen wird, wenn sich die Gartenarbeit im überschaubaren Rahmen hält. Einzig die Tatsache, dass es sich bei Rutenhirse um einen Kaltkeimer handelt, sorgt für ein wenig mehr Aufwand.
- Eine Klarsichtfolie ausbreiten und darauf feuchten Sand verteilen.
- Die Samen auf dem Sand ausstreuen und wiederum damit bedecken.
- Nun wird die Folie zu einer Rolle geformt und an beiden Enden zugebunden.
- Für 2 bis 4 Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks oder einem ähnlich kühlen Ort aufbewahren.
- Wiederholt kontrollieren, ob der Sand noch feucht ist oder die Keimung einsetzt.
Sobald die Samen keimen, dürfen sie den Kühlschrank räumen, um in Anzuchttöpfen mit Torf-Sand-Gemisch oder Aussaaterde gepflanzt zu werden. Zunächst einige Tage bei 12° Celsius und anschließend auf der hellen, warmen Fensterbank, setzen sie ihr Wachstum fort, während sie konstant feucht gehalten werden. Sprießen nach den Keimblättern die ersten echten Laubblätter, ist es in der Regel an der Zeit, die Pflänzchen zu pikieren. In Einzeltöpfen, gefüllt mit nährstoffarmem Substrat, entwickeln sie zügig ein kräftiges Wurzelsystem, um anschließend im Beet oder Kübel ihren endgültigen Standort zu erhalten.
Teilung
Befindet sich eine Kupferhirse bereits in Kultur, greift der erfahrene Hobbygärtner auf die Teilung zurück, weil diese Form der Vermehrung einfach und zügig verläuft. Im zeitigen Frühjahr nach dem Rückschnitt gräbt er die Mutterpflanze aus, um sie in mehrere Segmente mit mindestens 1 Knospe zu zerteilen. Jedes Teilstück wird sodann am neuen Platz eingepflanzt und von Beginn an wie eine adulte Kupferhirse gepflegt.
Rhizome
Eine Panicum virgatum verfügt über Rhizome, die sich – je nach Sorte – unterschiedlich lang entwickeln. Im Gegensatz zu Wurzeln, verfügt ein Rhizom über Sprossknoten, die für die Vermehrung geeignet sind. Wer eine Teilung seiner Rutenhirse scheut, gräbt ein Rhizom aus, um ein Stück mit mindestens 1 Knoten abzuschneiden. Dieses wird in Anzuchterde im Topf gepflanzt, um am hellen, warmen und geschützten Platz auszutreiben und Wurzeln zu bilden.
Für welche Vorgehensweise sich der Hobbygärtner auch entscheidet, wichtig zu beachten ist, dass die Junggräser konstant feucht gehalten werden. Trocknen sie aus, sind sie rettungslos verloren.
Pflanzen
Die von eigener Hand vorgezogenen oder pflanzbereit erworbenen Panicum virgatum können im Prinzip das ganze Jahr hindurch in Beet oder Kübel eingesetzt werden, sofern die Erde nicht gefroren ist. Beste Voraussetzungen für ein rasches Anwachsen und die Entwicklung einer gesunden, vitalen Pflanze sind die Monate April und Mai.
- Die Pflanzstelle sorgfältig von Unkraut befreien und tiefgründig auflockern.
- Eine Pflanzgrube anlegen mit dem doppelten Volumen des Wurzelballens.
- Dem Aushub Kompost und bei Bedarf Lehm oder Sand hinzufügen.
- Rutenhirse einpflanzen, die Erde festdrücken und einschlämmen.
Das Ziergras entwickelt zwar Rhizome, gilt hingegen nicht als invasiv, wie Chinaschilf. Je nach Sorte, nehmen die Rhizome unterschiedliche Längen an. Längen bis zu 4 Metern, wie in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in Nordamerika, erreichen sie in Mitteleuropa bei weitem nicht. Wer die Ausbreitung kontrollieren möchte, pflanzt die Kupferhirse im ausreichend großen Topf oder legt eine Wurzelsperre an. Der Pflanzabstand entspricht der erwarteten Wuchsbreite, die sortenbedingt variiert.
Schöne Sorten
Als Pflanzenart innerhalb der Süßgräser, wartet die Rutenhirse auf mit bezaubernden Sorten mit individuellen Attributen.
- Straffe Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Strictum‘) – Dieser Klassiker punktet mit einer rotbraunen Blüte von August bis September, die bei einer Wuchshöhe von 150 cm bis 180 cm weithin sichtbar ist. Im Herbst färbt sich das Laub in ein dekoratives Ockergelb.
- Bläuliche Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Heavy Metal‘) – Treffender hätte der Sortenname nicht gewählt werden können, denn die blau-grünen Blätter erscheinen im metallischen Glanz, über denen sich von August bis September die filigranen, bläulichen Ähren erheben. Mit einer Wuchshöhe von 60 cm bis 100 cm bietet sich diese Sorte für die Kübelkultur an.
- Rotbraune Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Hänse Herms‘) – Einer dezenten bräunlichen Blüte folgt eine spektakuläre rote Herbstfärbung, die jeden Blick einfängt. Mit einer Höhe von 70 cm bis 120 cm, setzt ‚Hänse Herms‘ auch im kleinen Garten stilvolle Akzente.
- Blaue Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Dallas Blues‘) – Ein wahres Feuerwerk an Farben präsentiert dieser Kultivar mit blaugrauen Halmen, violett getönten Ähren und gelber Herbstfärbung. Mit 150 cm bis 180 cm Höhe, verfügt diese Rutenhirse über eine beachtliche Standfestigkeit.
- Blaue Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Heiliger Hain‘) – Dieses Ziergras besticht mit blaugrünen Blättern, die das ganze Jahr hindurch in burgundroten Spitzen enden. Dank der niedrigen Höhen von 60 cm bis 100 cm, wird diese Sorte gerne für die Grabgestaltung verwendet.
- Graublaue Riesen-Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Cloud Nine‘) – Hier geht es mit bis zu 210 cm mächtig in die Höhe. Aufgrund der trichterförmigen Kontur, beansprucht ‚Cloud Nine‘ hingegen erstaunlich wenig Platz und lässt sich wunderbar unterpflanzen. Die Oktober-Margerite (Leucanthemella serotina), die Glatte Aster (Aster laevis) oder der Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum virginicum ‚Lavendelturm‘) harmonieren prächtig mit der Riesen-Rutenhirse.
- Rotbraune Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Rehbraun‘) – Fragile Blütenrispen in rotbraun. Blätter, deren Spitzen sich im Herbst kupferrot färben. Mit diesen optischen Vorzügen erobert die Rutenhirse Gärtnerherzen im Sturm. Bei einer Wuchshöhe von 60 cm bis 120 cm, gedeiht sie im Kübel ebenso üppig, wie im Beet, gepflanzt in Tuffs.
- Großblütige Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Warrior‘) – Wem die Blütenrispen nicht groß genug sein können, entscheidet sich für ‚Warrior‘. Der grünblättrige Kultivar mit der gelben Herbstfärbung strebt bis zu 180 cm gen Himmel, damit die rötlichen Ähren auch ganz sicher nicht übersehen werden.
Fazit
Die prachtvolle Rutenhirse ist viel mehr, als nur ein weiteres Element in der Gartenarchitektur. Dieses beliebte Ziergras verleiht dem Pflanzenarrangement Struktur und lädt den umherschweifenden Blick des Betrachters zum Verweilen ein. Selbst im Winter lässt die Panicum virgatum nicht nach in ihrer optischen Wirkung. Ausgedehnte Pflegerituale erwartet das Süßgras zu keiner Zeit, solange bei Trockenheit das Wasser fließt und am mageren Standort zusätzliche Nährstoffe verabreicht werden. Noch ein radikaler Rückschnitt im Frühjahr, und schon macht sich die Kupferhirse bereit für ein weiteres, farbenfrohes Jahr.