Rasen lüften – Anleitung zum Aerifizieren und Sanden
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Rasen lüften und vertikutieren nur zwei Begriffe für die gleiche Pflegemaßnahme sind. Gleichwohl handelt sich bei der Lüftung einer Grasfläche um einen sehr viel intensiveren Vorgang, als beim oberflächlichen Anritzen der Grassode mittels Vertikutierer. Wenn Sie Ihren Rasen aerifizieren, operieren Sie bis tief ins Erdreich hinein, wobei Verdichtungen gelockert, Staunässe beseitigt und das Wurzelwachstum aktiviert werden. Anschließendes Sanden potenziert den positiven Effekt noch, gleicht Unebenheiten aus und erhöht die Scherfestigkeit. Wenn Sie dieser Anleitung zum Aerifizieren und Sanden folgen, erleben Sie im Anschluss einen vitalisierten Rasen, dem so schnell nichts anhaben kann.
Wann wird der Rasen gelüftet?
Die nass-kalte Witterung des Winters stellt die größte Strapaze für den Rasen dar. Frost und Schnee traktieren die Grasnarbe, Moos drängt sich in den Vordergrund, Algen breiten sich aus, sodass im Frühjahr den Rasenwurzeln im wahrsten Sinne des Wortes die Luft wegbleibt. Somit liegt der Zeitpunkt für die erste Aerifizierung des Gartenjahres auf der Hand. Die Belastungen des Rasens während des Sommers kommen aus einer anderen Richtung. Spielende Kinder, das Planschbecken, fröhliche Grillpartys und andere Aktivitäten strapazieren die Grasfläche spürbar. Folglich kommt zumindest noch ein weiterer Durchgang für die Lüftung des Rasens infrage.
Den Rasen im Frühjahr nach dem ersten Mähen aerifizieren (März/April)
Im Spätsommer oder Frühherbst ein weiteres Mal lüften (September/Oktober)
Wer ganz sicher gehen möchte, ob der Arbeitsaufwand der Aerifizierung tatsächlich aufzubringen ist, nimmt eine Messung des Bodens mit einem Penetrometer vor. Dabei handelt es sich um ein Messgerät für den Eindringwiderstand des Erdreichs bis ca. 1 Meter Tiefe. Eine Sondierstange ist mit einem Kraftmesser ausgestattet und wird in die Erde getrieben. Die Messwerte geben Aufschluss über den Umfang der Bodenverdichtung.
Anleitung zum Aerifizieren
Zentrales Ziel beim Rasen lüften liegt darin, die verdichteten Bodenporen neu aufleben zu lassen. Erst wenn eine ausgewogene Balance besteht zwischen Fein-, Mittel- und Grobporen im Erdreich, wird Staunässe verhindert, gedeihen die Wurzeln der Gräser und entwickeln sich die Mikroorganismen. Aus welchem Grund auch immer es zu einer Verdichtung der Rasenfläche kam; die Aerifizierung und das anschließende Sanden werden das Problem beheben. Wie genau das funktioniert, erläutert die folgende Anleitung.
Maschinelle Aerifizierung
Um den Wasserabzug und die Sauerstoffversorgung der Rasenfläche zu verbessern, bohren sich spezielle Stacheln tief in die Grasnarbe. Das gelingt bestens mithilfe elektrischer Geräte, die in jedem guten Baumarkt zur Miete bereitstehen. Bis vor einigen Jahren waren leistungsfähige Aerifizierer so eklatant teuer, dass sie einzig von gewerblichen Landschaftspflegern eingesetzt wurden. Das Preisniveau hat sich zwischenzeitlich an den Markt angepasst, sodass Hobbygärtner sich dieser Maschinen problemlos bedienen können.
Der Aerifizierer mit 4 passenden Stacheln bestücken, abgestimmt auf die Bodenqualität
Am Hebel ziehen, sodass sich die Dornen in Bewegung setzen
In angemessener Geschwindigkeit das Gerät über den Rasen schieben
Fährt die Maschine zu schnell, gerät der Abstand der Löcher zu groß
Fährt die Maschine zu langsam, wird die Grassode zu stark perforiert
Der fertig gelüftete Rasen ist zunächst kein schöner Anblick. Dieser Umstand ist jedoch unumgänglich, weil ein zu zaghaftes Aerifizieren nahezu ohne positiven Effekt erfolgt.
Tipp: Wer zum ersten Mal den Rasen mit einem Aerifizierer lüftet, testet das Gerät an einer versteckten Stelle über eine kurze Distanz erst einmal aus.
Den Rasen manuell lüften
Wo sich der Einsatz von Maschinen nicht lohnt, bieten sich manuell zu bedienende Geräte an. An einer stabilen Schiene mit Stiel und einem ergonomischen Handgriff befinden sich zwei oder mehr Stacheln. Diese sind beschaffen aus Vollmaterial, ähnlich wie Nägel und werden in bestimmten Abständen ins Erdreich gestochen. Etwas komfortabler funktionieren sogenannte Spoons, hohle Hülsen in konischer Ausformung. Hier wird das Erdreich aufwärts gedrückt und in einer kleinen Wanne gesammelt, die mit dem Gerät verschweißt ist. Während Nägel das Erdreich nur verdrängen und somit teilweise wieder verdichten, verschaffen die hohlen Spoons dem Boden tatsächlich mehr Sauerstoff.
Je trockener und härter der Boden, desto kürzer die Spoons
Einen frostfreien Tag wählen, nicht unmittelbar nach einer Trockenperiode
Der Rasen sollte leicht feucht sein, jedoch nicht vollständig durchnässt
Den Aerifizierer im Abstand von 15 cm über die gesamte Rasenfläche ins Erdreich stechen
Als Faustregel gilt, dass ca. 200 Löcher pro Quadratmeter ausreichen
Die Erde, die sich in der Wanne sammelt, kann auf dem Kompost entsorgt werden
Zwei Spoons sind das Minimum für eine effektive Aerifizierung. Jeder weitere Stachel am Gerät erhöht zwar den Grad der Durchlüftung des Rasens, verlangt parallel dazu einen deutlich gesteigerten Kraftaufwand.
Tipp: Die größeren Spoons mit einem Durchmesser von ca. 24 mm eignen sich bestens, um zugleich lästiges Löwenzahnkraut aus dem Rasen zu stechen.
Auf kleinen Rasenflächen unter 50 Quadratmetern lohnt sich der Aufwand einer maschinellen oder manuellen Aerifizierung nicht. Für diesen Anwendungsbereich eignen sich Nagelsandalen, die unter die Arbeitsschuhe geschnallt werden, um den Rasen bei jedem Schritt während des Mähens zu lüften.
Sanden
Im Anschluss an die Aerifizierung bringen kundige Hobbygärtner noch eine Schicht Sand auf der Rasenfläche aus. Gut geeignet ist kalkarmer Quarzsand in der Körnung 0/2. Die ausgebrachte Menge sollte sich beschränken auf einen halben Eimer pro Quadratmeter. Die Sandschicht darf keinesfalls einfach auf der Rasenfläche liegen bleiben. Vielmehr wird sie nach der Verteilung mit einem Besen eingekehrt oder zumindest mit dem Rechen verteilt.
Sollte der Grasbewuchs nur noch schütter sein, kann das Sanden mit einer Nachsaat verbunden werden. Durch die Mischung mit den feinen Sandkörnern verteilen sich die Rasensamen wunderbar gleichmäßig und keimen nach dem ersten Regen zügig.
Topdressing – die königliche Form des Sandens
Die Rasenkünstler des englischen Golfsports haben es vorgemacht. Um einen optimal bespielbaren Rasen zu schaffen bei gleichzeitig perfekter Optik, haben sie das Sanden auf geniale Art und Weise erweitert. Der Aerifizierer sorgt für die Durchlüftung der Grassode, der Sand übernimmt die Verbesserung der Durchlässigkeit. Hinzu kommen organische Stoffe, wie Kompost, Torf, Lauberde oder Pferdedung. Diese Mischung nennen die Fachleute Topdressing, weil es die Bodenstruktur verbessert und gleichzeitig Unebenheiten effektiv ausgleicht. Zugleich erhält der Rasen reichlich Nährstoffe, was die erneute Bildung von Moos und Unkraut unterbindet, weil die Grashalme den botanischen Turbo einlegen.
Vermoosten Rasen zuerst vertikutieren
Erweist sich im Frühjahr der Rasen als stark vermoost und übersät mit Unkraut, sollte die Fläche zunächst vertikutiert und erst anschließend aerifiziert werden. Es macht wenig Sinn, einen verfilzten Rasen zu lüften, weil in diesem Fall die Löcher nur punktuell eine verbesserte Sauerstoffversorgung bewirken. Nach dem ersten Rasenschnitt im März oder April kommt demnach zuerst ein Vertikutierer zum Einsatz. Ein solches Gerät kann ebenfalls für wenig Geld gemietet werden. Die Anschaffungspreise haben sich in den vergangenen Jahren zudem auf einem für Hobbygärtner erträglichen Niveau eingependelt.
Ein Vertikutierer ist ausgestattet mit rotierenden Messern, die im Abstand von ca. 3 cm die Grasnarbe 1-3 mm tief anritzen. Dabei rupfen sie sämtliches Moos und Unkraut aus dem Boden und werfen es auf die Oberfläche.
Optimale Bedingungen herrschen bei trockener Witterung und 15° bis 20° Celsius
Die Rasenfläche sollte nicht zu trocken, sondern leicht angefeuchtet sein
In zwei Durchläufen wird in Längs- und in Querrichtung vertikutiert
Das ausgerupfte Moos und Unkraut wird eingesammelt und auf dem Kompost entsorgt
Nach dieser intensiven Vorbereitung, schlägt die Stunde des Aerifizierers in der beschriebenen Manier. Für die Vertikutierung kleiner Rasenflächen steht übrigens ebenfalls ein manuelles Gerät zur Verfügung. Ein speziell konstruierter Rechen zieht mit reichlich Muskelkraft Moos und Unkraut hervor. Wichtig zu beachten ist in diesem Fall, dass Sie nicht tiefer als 10 mm auf die Grassode einwirken, weil andernfalls die Graswurzeln Schaden erleiden.
Günstige Aerifizierer für den Hobbygarten
Ein professioneller Aerifizierer kann das Budget für den Hobbygarten schnell ausreizen. Aus diesem Grund bieten die meisten Bau- und Gartenmärkte die Geräte zur Miete an. Da es sich bewährt hat, den Rasen mehrmals im Jahr zu lüften, ziehen Hobbygärtner immer öfter die Investition in ein Gerät in Betracht. Etwas zögerlich, jedoch in zunehmendem Maße sind auf dem Markt bezahlbare Angebote zu entdecken an maschinell oder manuell betriebenen Aerifizierern:
Einhell RG-SA 1433 Elektro-Lüfter-Vertikutierer
Kombigerät mit austauschbaren Walzen
Arbeitsleistung 1400 Watt
3-fach verstellbar in der Höhe
Preis: ca. 180 Euro
Top-Garden Aerifizierer als Anhänger für Aufsitzmäher
Die hohlen Stacheln befördert die Erde in den Anhänger
Arbeitsbreite 120 cm mit 6 Stacheln
Höherverstellbare Räder
Preis: ca. 170 Euro
Pitchcare Profi Aerifiziergabel mit Hohlspoons
Gabel ist besetzt mit 3 hohlen, konischen Stacheln
Arbeitsbreite 30 cm
Preis: ca. 225 Euro
Rasenspecht Aerifizierer mit Auffangwanne
Spoons mit 16 mm, 20 mm oder 24 mm Länge
Gummierter Handgriff für festen Halt
Einzelset ab 138 Euro
Greenkey Rollender Rasenlüfter
Stacheln aus Vollmaterial befinden sich auf einer Rolle
Arbeitsbreite 30 cm
Preis: ca. 55 Euro
Profigeräte für Rasenflächen ab 500 Quadratmeter
Stachelwalze – Rasenwalze
Zum Ankoppeln an einen Aufsitzmäher
Semiautomatisches Aerifizieren des Rasens
Preis: ab 1.200 Euro
PROFI Bauma BA-RL40 Rasenlüfter
Mit Rohr- und Vollspikes
Arbeitsbreite 65 cm
Arbeitstiefe 20 cm
Motorleistung 6,6 PS
Preis: ab 3.200 Euro
Honda Goat Aerifizierer
4-Takt Benzinmotor mit 2,9 kW
Arbeitsbreite 45 cm
Mit gehärteten Hohlzinken
Bis 7 cm Arbeitstiefe
Preis: ab 3.900 Euro
Fazit Das ganze Jahr hindurch wird der Rasen auf die Probe gestellt. Im Winter machen Frost und Schnee ihm zu schaffen, im Sommer Trockenheit, Sonnenschein, Unkraut und eine hohe Beanspruchung. Kein Wunder, dass er ab und zu eine Vitalisierungskur benötigt. Eine sehr effektive Methode der Regenerierung erfährt der Rasen durch Aerifizieren und anschließendes Sanden. Mit Stacheln werden bis zu 10 cm tiefe Löcher ins Erdreich gebohrt, damit die Grassode tiefgründig gelüftet wird. Das funktioniert maschinell, manuell oder mittels Nagelsandalen einfach beim Laufen. Wer sich im Frühjahr und Herbst die Zeit nimmt, seinen Rasen zu lüften und zu sanden, wird belohnt mit einem sattgrünen, dichten Teppich.