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Walnussbaum schneiden: So wird’s gemacht!

Walnuss - Juglans regia

Zwar trägt ein Walnussbaum erst nach ein bis zwei Jahrzehnten die ersten Früchte und lässt sich noch länger Zeit, ehe er dem Hobbygärtner große Erträge beschert. Dennoch sind von Anfang an Schneidemaßnahmen nötig, um sicherzustellen, dass der Baum ungehindert wachsen kann und die Krone genügend Platz hat, sich frei zu entfalten. Es ist kein leichtes Unterfangen, die Walnuss korrekt zu schneiden. Umso wertvoller sind die praxisnahen und detailreichen Tipps dieses Ratgebers.

Wann soll geschnitten werden?

Um diese Frage zu beantworten, sind einige grundlegende Fakten zum Walnussbaum zu erwähnen – zum besseren Verständnis der Zusammenhänge. Anders als die meisten sonstigen Obstbäume ist die Walnuss sehr empfindsam, was das Schneiden betrifft. Deshalb muss man besonders behutsam und genau vorgehen, um der Pflanze nicht zu schaden.

Wichtig: Die gängigen Empfehlungen dazu, wie die meisten Obstbäume geschnitten werden sollten, gelten für die Walnuss NICHT (oder nur bedingt)!
An den Schnittstellen der Walnuss treten außergewöhnlich große Mengen Baumsaft aus. Man spricht dabei vom „Blut des Baumes“. Der Walnussbaum blutet also deutlich stärker als seine Verwandten. Wer noch nie mit einer Walnuss zu tun hatte, ist beim ersten Mal sicherlich überrascht oder gar geschockt, wenn er sieht, wie viel Saft nach dem Schneiden herausfließt.

Hinweis: Die Ursache für das übermäßige „Bluten“ findet sich im Erdreich. Dort sind die Baumwurzeln so kräftig, dass sie intensiven Druck nach außen erzeugen, was den Saft quasi aus den Wunden heraustreibt.

Beim Schneiden geht es nun vor allem darum, durch eine sinnvolle Strategie dafür zu sorgen, dass so wenig Baumsaft wie möglich austritt. Ansonsten kann es unter ungünstigen Umständen zu gravierenden Schäden des feinen Leitungssystems des Walnussbaumes kommen: Bei Frost während des Beschnitts oder kurze Zeit danach gefriert der Saft in den Wunden. Dann sind Gewebezerreißungen und andere Probleme leider schon vorprogrammiert. Zudem haben Schädlinge und Pflanzenpilze durch die erhöhte Feuchtigkeit leichtes Spiel.

Aus alledem ergibt sich: Der Schnitt der Walnuss darf niemals nach dem Laubfall – sprich im Frühling oder Winter – erfolgen. Ansonsten drohen die beschriebenen Szenarien einzutreten. Stattdessen sollte man den Baum im Spätsommer schneiden, wenn er weder austreibt noch in den Vorbereitungen für den Winter steht. Ein trockener, sonniger und warmer Tag ist perfekt.

Tipp: Idealerweise wird der Walnussbaum im Laub und damit im Spätsommer geschnitten. Von Mitte August bis Ende September ist der Saftdruck relativ schwach. Diesen Moment gilt es zu nutzen. Später darf man jedoch nicht mehr loslegen – Anfang Oktober sollten sämtliche Schneidearbeiten erledigt sein, sonst hat der Baum nicht genügend Zeit bis zum Winter, sich vom Eingriff zu erholen und die Wunden zu schließen.

Verschiedene Termine für unterschiedliche Schnitte

Walnuss - Juglans regia Der Zeitpunkt des Spätsommers bezieht sich in erster Linie auf den sogenannten Korrekturschnitt. Daneben gibt es auch noch den Pflanzschnitt und den Erziehungsschnitt.

Korrekturschnitt
Bei älteren Walnussbäumen ist der Korrekturschnitt eine elementare Pflegemaßnahme, die viel Know-how erfordert. Es kommt hier nämlich darauf an, den jeweiligen Baum ausreichend, aber möglichst geringfügig zu beschneiden. Dies liegt vor allem daran, dass ältere Generationen von Natur aus empfindlicher sind als jüngere Bäume. Deshalb empfiehlt es sich, den Korrekturschnitt im Spätsommer zwischen Mitte August und Ende September durchzuführen und von der Tatsache zu profitieren, dass die Walnuss in dieser Zeit weniger belastet wird (durch die geringere Menge an austretendem Baumsaft).
Zeitpunkt: Mitte August bis Ende September

Pflanzschnitt
Der Pflanzschnitt dient dazu, der Krone eine schöne, adäquate Form zu geben. Er sollte bevorzugt nach dem erfolgreichen Laubaustrieb durchgeführt werden. Dies ist zwischen Mitte Juni und Mitte Juli der Fall.
Zeitpunkt:  Mitte Juni bis Mitte Juli

Erziehungsschnitt
Um das weitere Wachstum des Walnussbaumes zu fördern, lohnt sich ein Erziehungsschnitt. Wie der zuvor beschriebene Pflanzschnitt wird er bestenfalls an einem milden Tag zwischen Mitte Juni und Mitte Juli in Angriff genommen.
Zeitpunkt: Mitte Juni bis Mitte Juli

Wenn die Natur dazwischenfunkt

Gemeinhin kann man sich gut an die genannten Zeitpunkte halten und den gewünschten beziehungsweise erforderlichen Baumschnitt problemlos planen. Allerdings funkt dann und wann die Natur dazwischen. In diesen Fällen ist man gezwungen, außerhalb der eigentlich üblichen Schnittzeiten ans Werk zu gehen.

Doch welche Situationen sind es, die den Hobbygärtner zu spontanem Handeln auffordern?

Ein starker Wind oder gar Orkan führt zu Windbrüchen. Mitunter gilt es dann, teils große Äste schnell zu entfernen. Das geht jedoch unvermeidlich mit dem Austritt großer Mengen Baumsaft einher und bringt entsprechende Schäden mit sich.

Wichtig: Man sollte Ruhe bewahren, auch wenn die Menge des austretenden Baumsaftes sehr dramatisch aussieht. Prinzipiell gesunde Walnussbäume überstehen die schwierige Situation. Letztlich ist es eine ganz natürliche Abwehrreaktion der Pflanze, so stark zu „bluten“. Sie will die Schnittstellen sauber halten, also schwemmt sie etwaige Schädlinge aus den Wunden und hindert diese somit daran, sich auszubreiten.

Eine Frage der richtigen Schnitttechnik

Walnuss - Juglans regia Bevor die einzelnen Schnitte (Korrekturschnitt, Pflanzschnitt und Erziehungsschnitt) praktisch beschrieben werden, sei noch kurz die grundsätzlich wichtige und typische Schnitttechnik vorgestellt: Beschneidet man die Äste des Walnussbaumes über den Knospen, fördert dies den Austrieb der Letztgenannten.

Achtung: Man darf die Schnitte weder zu weit vom Trieb weg noch zu nah an der Knospe setzen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, immer leicht schräg zu schneiden.

Der Korrekturschnitt im Detail

Das Hauptziel des Korrekturschnitts besteht darin, Äste zu entfernen, die den Walnussbaum destabilisieren und verformen. Meist wird er bei älteren Bäumen angewendet, allerdings kann es auch bei jüngeren Walnüssen hin und wieder nötig sein, einen solchen Schnitt vorzunehmen.

Vorsicht: Der Baum darf keinesfalls zu jung sein. In den ersten drei bis fünf Jahren sollte man ihn in Ruhe lassen, was das Korrekturschneiden betrifft, da er noch ein recht schwaches Wurzelsystem besitzt, das möglicherweise nicht imstande ist, den Eingriff aufzufangen.
Wie aber funktioniert der Korrekturschnitt im Detail?

Prinzipiell behilft man sich dabei der oben beschriebenen Grundtechnik – kürzt die Äste also über den Knospen. Nun stellt sich die Frage, welche Triebe genau bearbeitet werden müssen. Bei einem Walnussbaum kommt es sehr oft vor, dass Seitenäste steil austreiben (in einem zu spitzen Winkel zum Hauptast wachsen) und den „Gerüsttrieben“, also den formgebenden Ästen, Konkurrenz machen. Solche Seitenäste werden im Fachjargon als „Schlitzäste“ bezeichnet. Sie sind nicht stabil mit dem Hauptast verwachsen. Dadurch brechen oder reißen sie leicht.

Und nun das große Problem, das aus dieser Konstellation entstehen kann: Bildet ein Walnussbaum besonders viele Früchte aus, fällt es dem Schlitzast schwer, die Last zu tragen. In der Folge bricht er, was wiederum zu gefährlichen Risswunden am Stamm führt. Letztere verheilen meist schlecht und können weitere Schäden begünstigen – im schlimmsten Fall bedeutet ein solches Szenario sogar den Tod des Baumes.

Deshalb ist es so wichtig, rechtzeitig mit einem Korrekturschnitt zu reagieren. Sobald man Schlitzäste am Walnussbaum sichtet, sollte gehandelt werden. Es genügt, diese „Risikotriebe“ zu entfernen.

Tipp: Schlitzäste sind an zwei kleinen Wülsten an der Oberseite zwischen Haupt- und Schlitzast zu erkennen.

Informationen zum Pflanzschnitt

Sinn und Zweck des Pflanzschnitts ist, die Grundlage für eine schöne sowie üppig-ertragreiche Baumkrone zu schaffen. Um ihn richtig durchführen zu können, braucht man etwas Hintergrundwissen zum Wachstum eines Walnussbaumes. Die Pflanze wächst in den ersten beiden Jahren vornehmlich auf ihrer Hauptrute. Erst ab dem dritten Jahr beginnt der Austrieb der Seitenäste.

Wichtig: Bis dahin sollte man sich mit einem umfassenden Pflanzschnitt besser zurückhalten. Sobald die Seitentriebe Fahrt aufnehmen, kann dann guten Gewissens mit dem Formen der Krone begonnen werden.
Zuvor sind jedoch kleinere Schnittarbeiten durchaus gestattet: Bei einem Jungbaum ist ratsam, auf einen geraden Stamm und mehrere einjährige Seitentriebe zu achten. Wer das Bäumchen im Frühjahr einpflanzt, hat die Möglichkeit, schon im selben Jahr (also im Spätsommer) kleinere Anpassungen vorzunehmen (wenn nötig). Wird der Baum später eingepflanzt (im Sommer oder im Herbst), muss man bis zum darauffolgenden Sommer warten.

Anleitung zum Pflanzschnitt:

1. Schritt: Vier Gerüsttriebe festlegen – einen senkrechten Mitteltrieb plus drei Seitentriebe, die in einem Winkel von 45 bis 60 Grad zum Hauptstamm abstehen.

2. Schritt: Die Gerüsttriebe zunächst in Ruhe lassen, alle anderen Triebe vollständig entfernen.

3. Schritt: Die Seitentriebe leicht kürzen – kräftigere um ein Drittel, dünnere um die Hälfte ihrer Länge.

Tipp: Um sicherzustellen, dass neue Triebe nach außen und nicht ins Innere der Krone wachsen, sollte man darauf achten, dass die obere Knospe jeweils vom Stamm wegzeigt.

4. Schritt: Den mittleren Trieb so kürzen, dass sich zwischen den einzelnen Seitentriebspitzen ein Winkel zwischen 90 und 120 Grad ergibt.

Walnuss - Juglans regia Durch die Vorgehensweise sorgt man dafür, dass sich das Wachstum des Walnussbaumes ganz auf die Gerüsttriebe konzentriert. Die genannte Winkelstellung des Haupttriebs zu den Seitentrieben fördert die gleichmäßige Entwicklung sämtlicher Gerüsttriebe.

Alles Wesentliche zum Erziehungsschnitt

Anders als die meisten anderen Obstbäume braucht die Walnuss normalerweise keinen Erziehungsschnitt. Ein solcher ist nur bei Gefahr eines Fehlwuchses erforderlich. Er trägt dann zu einer gleichmäßig austreibenden Krone bei.
Die Vorgehensweise ist simpel: Nach dem Laubaustrieb gilt es, alle steil wachsenden Äste sowie die mit dem Gerüst konkurrierenden Triebe zu entfernen. Darüber hinaus kann man auch Gerüsttriebe unterschiedlicher Längen einander angleichen, indem die längeren gekürzt werden.

Wichtig: Treiben einzelne Äste direkt aus dem Stamm, sind diese möglichst unmittelbar nach dem Austrieb zu beseitigen.

Extra: Zapfenschneiden – ja oder nein?

In der Regel schneidet man die unerwünschten Triebe am Astring ab, allerdings reagiert die Walnuss darauf besonders empfindlich, vor allem, wenn sehr eng am Stamm geschnitten wird. Die dabei entstehenden Wunden trocknen weiträumig aus und können in der Folge auch den Haupttrieb in Mitleidenschaft ziehen. Aus diesen Gründen kommt dem Zapfenschneiden beim Walnussbaum große Bedeutung zu. Die Methode soll den Gefahren entgegenwirken. Konkret geht es darum, beim Schnitt immer einen Zapfen stehen zu lassen. Zwar trocknet dieser dennoch von oben aus, der untere Teil bleibt allerdings lebendig und in der Lage, weiterhin neue Triebe auszubilden.

Nach einigen Jahren kann man den in der Zwischenzeit vertrockneten Zapfen schließlich entfernen. Dabei gilt es darauf zu achten, den Zapfen im schrägen Winkel leicht nach unten und außen abzusägen. So wird er schadlos entfernt, das heißt, es entstehen keine Wunden am Gerüst. Nun gibt es neben den vielen Befürwortern dieser Methode auch Gegner, die Zapfen als Fäulnisherde und damit einhergehend auch als Eintrittspforten für Krankheiten ausmachen.

Sie raten deshalb dazu, den Schnitt doch eng am Stamm (am Astring) durchzuführen, nicht jedoch stammparallel (aufgrund des Risikos großer Wunden). Letzten Endes haben beide Varianten ihre Pros und Contras. Der Hobbygärtner muss sich entscheiden und dann einfach beobachten, wie die gewählte Methode „anschlägt“, sowie gegebenenfalls eingreifen.

Wie man dicke Äste am besten absägt

Walnuss - Juglans regia Wer seinen Walnussbaum auslichten möchte, kommt manchmal nicht umhin, auch dickere Äste abzusägen. Nun ist klar, dass diese Äste ein sehr hohes Gewicht aufweisen. So kann es bei unvorsichtigem Vorgehen schnell passieren, dass Schnitt- oder Risswunden entstehen, die schlecht verheilen.
Um dies zu verhindern, braucht es also eine adäquate, schonende Technik:

1. Schritt: Den zu beseitigenden Ast an der Unterseite bis zur Mitte ansägen.

2. Schritt: Dasselbe an der Oberseite des Astes wiederholen, allerdings ein paar Zentimeter weiter vom Stamm entfernt.

In der Folge sorgt das Eigengewicht des Astes für einen gleichmäßigen Durchbruch. Der Stamm wird dabei nicht beschädigt.

3. Schritt: Den zurückbleibenden Rest mit der Säge entfernen. Dies gelingt nach der Vorarbeit ohne Mühe. Wichtig ist nur, den Astring nicht zu beschädigen.

Bald nach der vollständigen Entfernung des Astes überzieht eine heilende Kambiumschicht die Wunde.