Gartenpflege Unkrautbekämpfung - Unkraut entfernen

Sanfte Unkrautvernichter für Rasen und Beete

Unkrautvernichtung

Unkraut gehört wohl zum größten Übel gegen das Hobbygärtner kämpfen müssen. Ein wirkliches Ende ist nicht in Sicht. Oft komme das Unkraut nach einigen Wochen oder Monaten wieder zurück. Schnell greifen verzweifelte Gärtner zu chemischen Mitteln. doch auch sanfte Unkrautvernichter sollen langfristig Abhilfe schaffen können. In diesem Ratgeber werden wir Sie darüber aufklären.

Unkraut

Warum nicht einfach mit dem „Unkraut“ leben? – Damit diese Idee fruchten kann, hier eine kleine Erinnerung daran (oder Aufklärung darüber), was ein Unkraut eigentlich ist. Das Kraut wurde zum „Un“-Kraut, weil der Mensch es so eingestuft hat. Wie so viele andere ohne Hintergrundwissen und Überlegung vorgenommene Einstufungen des Menschen dient auch diese Klassifizierung bei näherer Betrachtung nicht unbedingt dem menschlichen Wohl.

Genauer gesagt wurde das Unkraut von Landwirten, Gärtnern und Bauunternehmern erfunden. Als „Unkraut“ wird nämlich all das bezeichnet, das wächst und dabei die menschliche Flächennutzung des Ackers, Gartens, Parks, Baugrundstücks oder Gleisanlage ein wenig erschwert. Diese Unkräuter schaden aber nicht nur, sie haben auch verschiedenste nützliche Wirkungen:

  • Unkraut Wildkräuter sind wichtige genetische Ressourcen für die Pflanzenzucht und zur Arterhaltung
  • ermöglichen das (Über-) Leben von Nützlingen und der ganzen Fauna
  • sie schützen Ressourcen, indem sie Bodenerosion und Auswaschungen von Nährstoffen regulieren
  • sie erhalten das Bodenleben gesund

Inzwischen haben wir mit dem Unkraut noch ein ganz anderes Problem: Früher wurde das störende Kraut durch menschliche Arbeit mechanisch beseitigt, heute geschieht das zur Einsparung dieser Arbeitskräfte durch Herbizide. Herbizide sind nichts anderes als Gift.

Dieses Gift macht uns zunehmend Probleme. In Monokulturen führt der Herbizideinsatz zur Resistenz vieler (oft aus anderen Ländern eingeschleppter) Unkräuter und damit zu noch mehr Herbizideinsatz oder zügelloser Verbreitung. Herbizide schädigen auch die Pflanzen, die nicht bekämpft werden sollen. Nicht zuletzt hinterlassen sie giftige Rückstände in unseren Lebensmitteln, unseren Böden und unserem Oberflächen- und Grundwasser. Nicht erst seit gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung beobachtet werden, fordern verantwortungsbewusste Menschen weniger Herbizideinsatz, erforschen Wissenschaftler die Bedingungen eines minimalen Herbizideinsatzes in der Landwirtschaft, erkunden indirekte Maßnahmen zur Unkrautvermeidung und biologische Verfahren zur Unkrautzurückdrängung. 44 Prozent aller in Deutschland eingesetzten Pflanzenschutzmittel sind solche Unkrautbekämpfungsmittel. Ein unerfreulich großer Teil davon wird im Haus- und Kleingarten ausgebracht.

Auch wenn Sie nicht zu diesen Hausgärtnern gehören, könnte ein Umdenken noch viel entspannender sein. Der Hausgarten soll doch eine grüne Erholungsfläche sein, also ist es vielleicht keine ganz falsche Idee, in Bezug auf das ein oder andere störende – grüne – Pflänzchen die persönliche Wahrnehmung einfach so weit zu verändern, bis es nicht mehr stört. Den echten Gärtner (im Gegensatz zum „Pflanzenproduzenten“) stört das Unkraut sowieso nicht. Unkräuter lockern die Böden auf und transportieren Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten nach oben, wo die nachfolgende Bepflanzung dann profitiert und sie ernähren nützliche Insekten und Vögel.

Unkraut ernten und essen

Bei vielen dieser Unkräuter handelt es sich um essbare Wildpflanzen, die Ihren Speisezettel wirklich bereichern können. Etliche Gourmets sind bereits auf den Geschmack gekommen. Wenn Sie sich bereits ausschließlich der sanften Unkrautvernichtung verschrieben haben, handelt es sich bei diesen Kräuter sogar um vorbildlich naturbelassene Bio-Lebensmittel.

Hier eine kleine Auswahl der Unkräuter, die gerne im Garten wachsen, aber auch gut Ihren Speisezettel bereichern können:

  • Brennnessel Brennnesseln
  • Gänseblümchen
  • Giersch (ergibt wirklich köstlichen Wildspinat)
  • Hirtentäschel (Wurzeln sollen getrocknet ähnlich wie Ingwer schmecken)
  • Kartoffel-Rosen
  • Löwenzahn
  • Taubnessel
  • Vogelmiere

Diese Pflanzen sind wirklich nur ein paar Beispiele. Anscheinend kann fast jedes Wildkraut irgendwie in der Küche verwertet werden. Besonders für neugierige Feinschmecker, die auch vor bitteren bzw. überhaupt unbekannten Geschmäckern keine Angst haben, ist diese Verwertung des Unkrauts aus dem eigenen Garten durchaus eine spannende Idee.

Sanfte Unkrautvernichtung durch Handarbeit

Wenn Sie den Giersch zu Wildspinat geschmort und den Löwenzahn in Ihren Salat gemischt haben, sind Sie schon mitten in die sanfte Unkrautvernichtung eingestiegen. Das sanfteste Mittel, um einer Pflanze den Garaus zu machen, ist, immer noch, die Pflanze mit der Hand aus dem Boden zu ziehen.

Sehr gut durch ausziehen per Hand lassen sich z. B. alle Unkräuter bekämpfen, die sehr schnell wachsen. Sie konnten sich mit ihren Wurzeln nicht sehr fest im Boden verankern während des raschen Wachstums. Bei anderen Unkräutern haben Sie fast keine andere Wahl, weil gegen Sie kein anderes Kraut bzw. ein hochgiftiges Pflanzenschutzmitteln gewachsen ist.

Gefleckte Schierling
Gefleckte Schierling

Der Gefleckte Schierling kann sehr gut durch Herausziehen der Wurzel (Abstechen der jungen Wurzel) bekämpft werden, weil diese ähnlich wie eine Mohrrübe gerade nach unten wächst. Auch der Riesen Bärenklau bzw. Herkulesstaude bildet eine Wurzel in gerade nach unten gestreckter Rübenform und ist am besten durch Handarbeit zu bekämpfen. Jede chemische Bekämpfung dieser und ähnlicher Gewächse funktioniert nur mit einem derart intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, dass dieser die Umgebung gleich mit zu vergiften droht. Und deshalb für Privatpersonen in der Regel auch gar nicht erlaubt ist.

Bei den Samenunkräutern können sie auch durch Kopfarbeit anstatt Handarbeit punkten:

  • im Frühjahr bewusst 2 bis 3 Wochen wachsen lassen und dann herausziehen
  • Samen sind ohnehin im Boden und können nicht heraussortiert werden

Auch bei Wurzelunkräutern kann „Hirnarbeit“ bei der Zurückdrängung mithelfen: Die Wurzeln gehören nicht auf den Kompost. Da werden sie nicht sicher abgetötet, sondern in den Hausmüll (oder in die Teetasse).

Auch die nicht für die Küche geeigneten oder gebrauchten Unkräuter lassen sich nach dem Jäten oft anderweitig nutzbringend einsetzen. Brennnesseln oder Rainfarn ergeben zum Beispiel eine hervorragende Pflanzenstärkungs- und Dünge-Jauche. Die gefährlichen Invasoren wie Herkulesstaude oder Ambrosia aber nicht. Die sollten verbrannt oder ohne Kontakt zum Umfeld entsorgt werden.

Mulchen und Bodendecker

Eine bequemere Geheimwaffe unter den sanften Unkrautvernichtern ist das Mulchen oder das Abdecken des Bodens mit Bodendeckern. Wo kein Licht ist, da wächst nichts, auch kein Unkraut. Beide Maßnahmen machen gleich noch den Boden besser.

Nährstoffversorgung anpassen

Wenn Unkräuter in Massen in einem bestimmten Bereich auftreten, ist das ein Anzeichen dafür, dass in diesem Bereich mit der Nährstoffversorgung im Boden irgendetwas nicht in Ordnung ist. Wenn Ihr Rasen z. B. plötzlich von Klee überwuchert wird, ist das ein Zeichen dafür, dass Stickstoffmangel herrscht. Wegerich deutet dagegen auf einen zu verdichteten, im pH-Wert zu alkalischen Boden hin.

Sie können sich die verschiedenen Unkräuter hier als Zeigerpflanzen zu Nutze machen, indem Sie erkunden, welche Zeigerpflanzen (moderner: Bioindikatoren) welchen Nährstoffmangel oder Nährstoffüberschuss anzeigt.

Wenn Sie das erkundet haben, können Sie durch Nährstoffentzug oder durch Nährstoffzuführung entsprechend gegensteuern. Dann erledigt sich das Problem mit dem Unkraut ganz von alleine.

Bodensanierung hilft gegen Unkräuter

Löwenzahn Unkrautvernichter Manchmal steht auch eine wirkliche Sanierung des Gartenbodens an, weil der gesamte Boden überdüngt ist oder einen ausschließlich für einige Unkräuter erträglichen pH-Wert aufweist. Hahnenfuß zeigt sich z. B. gerne auf einem übersäuerten Boden. Wenn ein pH-Wert einen Verdacht in diese Richtung bestätigt hat, können Sie dem Hahnenfuß den Aufenthalt in Ihrem Rasen durch Ausbringung von Kalk ungemütlich machen.

Auf Dauer sollten Sie dann dafür sorgen, dass der pH-Wert des Bodens sich selbst regelt (und nach dem Kalken nicht in Richtung basisch kippt). Dazu muss der Boden z. B. aufgelockert werden. Dann sollten Sie darauf achten, dass sich eine richtige Rasennabe entwickeln kann, mitsamt entsprechenden Bodenorganismen.

Die Beete in unseren Gärten sind häufig überdüngt und dadurch von gesundem Bodenleben weitgehend befreit. Hier steht dann z. B. absolute Zurückhaltung mit nitrat- oder phosphathaltigen Kunstdüngern an. Eine Gründüngung könnte der erste Schritt zur Bodensanierung sein, gefolgt von Bepflanzung mit Mischkultur unter Einhaltung einer bestimmten Fruchtfolge.

Hausmittel gegen Unkraut

Wenn Essig oder Essigessenz zur Unkrautvernichtung empfohlen wird, wird das funktionieren, allerdings unter Umständen mit unangenehmen Folgen: Denn Essig bringt das Unkraut um, wenn es hoch konzentriert auf die Pflanzen geschüttet wird, schädigt aber auch schnell die Umgebung Blattadern, genau wie Unkrautvernichtungsmittel. Genau wie Unkrautvernichter darf Essig deswegen nicht unkontrolliert irgendwo auf Grünflächen ausgebracht werden. Das verbietet unser Pflanzenschutzgesetz, unter Androhung empfindlicher Geldbußen. Genauso ist es mit Substanzen wie Salzlösung oder gar Salzsäure. Dagegen können systemisch wirkende Unkrautvernichtungsmittel schon fast als vergleichsweise harmlos bezeichnet werden.

Unkrautvernichter Abflämmen oder Begießen mit ausreichenden Mengen von kochendem Wasser können Unkraut wirkungsvoll vernichten. Abflämmen kostet jedoch ziemlich viel Zeit und noch mehr Energie. Übergießen mit kochendem Wasser kostet noch mehr Zeit und im Verhältnis wahrscheinlich noch mehr Energie. Ohne auf die Kosten und den Umweltaspekt zu pochen, das Unkraut jäten geht wahrscheinlich schneller.

Sanfte Unkrautvernichter aus der Industrie sind selten

Wenn Sie im Internet nach sanften Unkrautvernichtern suchen, gibt es viele Suchergebnisse. Wenn Sie sich diese näher ansehen, landen Sie eigentlich immer bei den „ganz normalen Unkrautvernichtern“, die nur werbewirksam mit dem Tipp versehen wurden: „Stark gegen Unkraut, sanft zur Umwelt“.

Das sind dann z. B. Produkte mit den Wirkstoffen Pelargonsäure, das als „bei sachgerechter Anwendung nicht umweltschädigend“ klassifiziert wird. Allerdings wird im Zusammenhang mit Pelargonsäure vor der Gefahr ernster Augenschäden bei Kontakt gewarnt. Sie soll von Getränken, Nahrungsmitteln und Futtermitteln ferngehalten werden, nach Verschlucken soll man sofort ärztlichen Rat einholen. Hanz so harmlos klingt das denn doch nicht. Abseits davon wird dann wieder Handarbeit empfohlen.

Fazit
Sanfte Unkrautvernichtung gibt es, sanfte Unkrautvernichter nicht. Entspannter und für die Gesundheit ungefährlicher Umgang mit dem Unkraut funktioniert nur mit der Einsicht, dass auch Unkräuter Pflanzen sind. Wenn wirklich etwas stört, muss gute alte Handarbeit herhalten. Gerade wenn Sie es mit den wirklich unangenehmen, invasiven Unkräutern zu tun haben, sind Sie übrigens nicht alleine: Bei deren Bekämpfung gibt es meist Hilfe vom örtlichen Pflanzenschutz- bzw. Umweltamt.