Zimmerpflanzen

Balsamapfel, Clusia major – Pflege und Vermehrung

Balsamapfel
Quelle: Forest & Kim Starr, Starr-121108-0771-Clusia rosea-habit with bench shade tree-Pali o Waipio-Maui (24900564880), Bearbeitet von Gartendialog, CC BY 3.0 US

Mit dem Balsamapfel „Clusia major“ erobert gerade ein neues Gewächs unseren Pflanzenhandel – spannende Sache, aber auch in Bezug auf Pflege und Vermehrung ist alles neu. Und es gilt herauszufinden, ob der Neuzugang eine lohnenswerte Bereicherung ist oder eher dem Pflanzenimporteur nutzt. Der Balsamapfel scheint ein echter Gewinn zu sein; wenn Sie licht und warm wohnen, ist die Clusia major „Ihre Pflanze“. Super pflegeleicht ist er wohl nicht, im „normal hellen“ Wohnumfeld kann er trotz bester Pflege schon mal schwächeln; aber Zierwert hat er unbedingt, bei eigentlich simplen Pflegeansprüchen. Hier die wichtigen Einzelheiten zum Clusia major.

Der Balsamapfel

Der Balsamapfel ist ein sukkulentes Tropengewächs, der es das ganze Jahr ziemlich kuschlig warm haben möchte. Mindestens 20 °C, auch im Winter möglichst nicht darunter, und richtig hell. In seiner Heimat bekommt der Balsamapfel mindestens 12 Stunden Tageslicht. Wenn Sie lesen, dass ein Balsamapfel es auch bei Temperaturen von 12 oder 16 °C aushält, mag das vielleicht sogar stimmen. Aber dann geht es eben um „aushalten“, nicht um prächtiges Wachstum.

Wenn Sie bereits einen Balsamapfel bei sich zu Hause stehen haben, weil er Sie beim letzten Besuch im Möbelhaus so freundlich angelacht hat – sollten Sie ihn wahrscheinlich erst einmal umtopfen. Die im Möbelhaus verkaufte Clusia major ist schon eine „richtige Grünpflanze“ mit etwa 30 cm Pflanzenhöhe, sitzt aber in einem Blumentopf mit einem Durchmesser von 12 cm, aus dem er schnellstens befreit werden sollte.

Wachstum und Substrat

Clusia major kann sich zu einer imposanten Pflanze von 2 bis 3 m Höhe und 1 bis 2 m Breite entwickeln, aber ganz bestimmt nicht in einem 12-cm-Topf. Dass Pflanzen in großen Töpfen größer werden, weiß jeder Hobbygärtner. Vor ein paar Jahren haben Forscher auch herausgefunden, wie viel größer in welchem Topf: Doppelte Topfgröße = gut 40 % mehr Biomasse, im 2 Liter Topf dreimal so hoch wie im 0,2 Liter Topf. Damit eine Pflanze unbeschränkt von der Topfgröße wie in der freien Natur wächst, braucht es mindestens ein Liter Topfvolumen pro Gramm Trockenbiomasse der Pflanze. Der Ausgangstopf der Möbelhaus-Clusia hat rund 1 Liter, ihre Trockenbiomasse dürfte bei ca. 50 g liegen, aber vorerst reicht einfach ein etwas größerer Topf.

Unabhängig von der Topfgröße sollte eine frisch gekaufte Clusia (bzw. jede frisch gekaufte Pflanze) nach dem Kauf auch immer dann umgetopft werden, wenn Sie davon ausgehen können, dass im Topf kein besonders hochwertiges Substrat eingesetzt wurde. Davon können Sie immer dann ausgehen, wenn Sie besonders günstig kaufen, denn die Billigpreise entstehen nicht, weil ein Händler besonders hochwertige Ware produziert und Ihnen seinen Gewinn schenkt. Also: Umtopfen, am besten in Gartenerde, möglichst mit etwas Lehm und mit normalem Nährstoffgehalt. Bei Zimmerpflanzen kann immer ein Drittel Sand als Drainage untergemischt werden. Balsamäpfel eignen sich auch sehr gut für die erdlose Kultur und können auf Hydrokultur umgestellt werden.

Die Pflege

  • Substrat: Angemischte Gartenerde oder normale Blumenerde
  • Oder Hydrokultursubstrat, dazu vollständig vom alten Substrat befreien
  • Viel Licht, aber keine direkte Sonne
  • Temperatur ganzjährig mindestens 20 °C
  • reichlich gießen, bis die Blätter prall wirken
  • Durch Besprühen oder Wasserschale unter dem Übertopf für hohe Luftfeuchtigkeit sorgen
  • Beides mit kalkarmem Wasser, Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser
  • Wasser sollte Zimmertemperatur haben
  • Pflanztopf braucht einen Ablauf, damit keine Staunässe entstehen kann
  • Erst wieder Wasser nachgeben, wenn sich die Erdoberfläche trocken anfühlt
  • Dünger: halbe Konzentration, alle 14 Tage in der Wachstumsphase

Von den Juni bis August erscheinenden Blüten und dem intensiven Vanilleduft, den sie verströmen sollen, können sie häufig lesen. Dass diese Blüten im Sommer tatsächlich erscheinen, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Der Balsamapfel blüht in mitteleuropäischer Kultur fast nie (mit einer Pflanzenlampe haben Sie eventuell eine Chance, Blüten zu sehen).

Umtopfen sollten Sie die Clusia immer dann, wenn der Pflanztopf gut durchwurzelt ist. Je nachdem, welches Wachstum Sie vom Balsamapfel erwarten, mehr oder weniger schnell: Pflanzen stellen ihr Wachstum auf die Topfgröße ein, ausschlaggebend ist das Wurzelvolumen im Verhältnis zur Topfgröße. Nur rund ein Viertel der Wurzeln wächst in der Topfmitte, die Hälfte der Wurzeln sucht den Weg zu den Topfrändern und wächst an ihnen entlang. Dort herrschen nicht die günstigsten Bedingungen, z.B. große Temperaturschwankungen. Wenn die Wurzeln am Topfrand ankommen, stellen sie ihr Wachstum ein. Dann steht ihnen in der Erde ohnehin nur noch wenig Nährstoff zur Verfügung, die Wasserspeicherkapazität erreicht auch ihre Grenzen. Die beste Zeit fürs Umtopfen ist der Frühling, wenn die Pflanze  gerade ins Wachstum startet.

Sie müssen einen Balsamapfel nicht schneiden, können es aber. Zum Beispiel, wenn er zu hoch wird, oder um bei Jungpflanzen eine regelmäßige Verzweigung zu fördern (durch ebenfalls regelmäßigen Rückschnitt).

Ersparen Sie dem Balsamapfel den Platz auf der Terrasse. Clusias sollen sich hierzulande nicht als besonders freilandgeeignet erwiesen haben. Sie sind gleichbleibende Temperaturen gewohnt und sollen auf einen Sommer mit Tagestemperaturen um 30 °C und Nachttemperaturen um 10 °C schnell ausgesprochen missgelaunt reagieren.

Vermehrung der Clusia major

Balsamapfel Der Balsamapfel gehört als Sukkulente zu den eher vermehrungsfreudigen Pflanzen und lässt sich auf mehrere Arten leicht vermehren:

Triebstecklinge

Schneiden Sie ein ca. handlanges Stück Zweigende ab und lassen Sie die Schnittfläche zwei bis drei Tage antrocknen. Normalerweise werden bei Triebstecklingen (Kopfstecklingen, letztes Stück Zweig mit ein paar Blättern) die unteren Blätter entfernt, die beim Einpflanzen des Stecklings stören würden. Bei Pflanzen der Gattung Clusia solltn Sie die unteren Blätter mit einpflanzen – sie sollen öfter einmal in den Blattachseln kleine Triebe bilden, die die Erde von unten durchbohren und an der Luft fröhlich weiter wachsen.

Setzen Sie die Zweige (nicht zu tief) in Anzuchttöpfe mit einem lockeren, nährstoffarmen Substrat und pflegen Sie sie wie oben beschrieben, bei Sukkulenten wachsen Triebe gewöhnlich ohne jede Sonderbehandlung an. Nur wenn der gesteckte Trieb nicht aufrecht stehen bleiben will, bekommt er einen kurzen Stab als Stütze in den Topf.

Blattstecklinge

Blattstecklinge gewinnen Sie, indem Sie ein Blatt an der Basis abbrechen oder abschneiden und es zwei oder drei Tage trocknen lassen. Dann wird das Blatt mit der Schnittfläche wie beim Triebsteckling beschrieben in Erde gesteckt und bildet dort Wurzeln.

Aus Samen ziehen

Die Samen einer Clusia sollen nur keimen, wenn sie ganz frisch sind und wenn Sie einen schön warmen Standort für die Anzuchtgefäße zur Verfügung stellen können. Eine Mindesttemperatur zwischen 21 bis 25 °C wird angegeben, nach oben hin gibt es in unserem Klima kaum Grenzen. Das ist auch der Grund dafür, dass Sie Balsamapfel-Samen am besten im späten Frühjahr oder im Frühsommer aussäen sollten. Sie sollen besser keimen, wenn sie 24 Std. gewässert werden.

Säen Sie die Samen in Anzuchttöpfe von etwa 10 cm Durchmesser oder in einem Saatgefäß in etwa 10 cm Abstand aus, die wie folgt vorbereitet wurden:

  • Etwa 1 cm feinen Splitt oder Perlite auf den Boden
  • Auffüllen mit der gewählten Erdmischung, bis kurz unter den Rand
  • Angießen, gleichmäßig und durchgehend
  • Etwas feinen Quarzsand auf der Erdoberfläche verteilen
  • Sand mit einem Zerstäuber etwas anfeuchten

Auf diesem Pflanzgrund können Sie nun die Samen verteilen, die nicht mit Erde abgedeckt werden müssen, und mit einer Glasscheibe oder einer transparenten Kunststofffolie abdecken. Das erhöht die Luftfeuchtigkeit und verhindert das Austrocknen der Erde. Aussaatgefäße aus dem Handel haben deshalb meist einen klappbaren Klarsichtdeckel.

  • Standort: Hell, warm, ohne direkte Sonneneinstrahlung
  • steht die Pflanze am Fenster, decken Sie sie mit etwas dünnem Pergamentpapier ab, um sie vor der Sonne zu schützen

Wenn die ersten Samen keimen, brauchen sie Frischluft. Glas/Folie öfter etwas anheben und einen Stift zwischen Schalenrand und Deckel klemmen. So vermeiden Sie Pilzbefall.  Die Aussaatgefäße stehen jetzt am besten im lichten Halbschatten, in einem gleichmäßig, aber mäßig feuchten Substrat. Dort können sie bleiben, bis sie groß genug zum Pikieren (Vereinzeln) sind; es ist soweit, wenn die jungen Keimlinge gut zu fassen sind. Dann stehen sie auch meist schon zu dicht. Nach dem Pikieren können die kleinen Balsamäpfel wie oben für die großen Exemplare beschrieben gepflegt werden.

Der Balsamapfel und die verwandte Mangostane

Die Familie des Balsamapfels (Clusiaceae oder Guttiferae) ist eine große Pflanzenfamilie, deren Mitglieder ausschließlich in tropischen Gefilden wachsen.

Außer dem „Neuling“ Clusia ist bei uns nur die Mangostanebekannt, allerdings wegen ihrer leckeren Früchte, nicht als Pflanze. Angebaut wird die Mangostane ausschließlich südlich des 20. Breitengrades (ab südlichem Wendekreis). Von da aus geht es 5000 km nach Norden, bis der nördliche Wendekreis erreicht ist. Deutschland liegt noch gut 20 Breitengrade nördlicher.

Die Clusia-Verwandte Mangostane gilt als extrem klimaempfindlich und überhaupt als Mimose. Wenn die Anzucht gelingt (Samen bleiben nach Ernte nur 3 bis 5 Wochen und nach Entnahme aus der Frucht nur 5 Tage keimfähig), soll die Pflanze alle möglichen Dinge nicht mögen, zu wenig Wasser, zu viel Wasser, zu wenig und zu viel Nährstoffe, zu viel Sonne, zu wenig Sonne, im Winter sowieso. Wenn die Clusia ähnlich zickig ist, lohnt sich die Anzucht aus Samen wohl eher nicht. Der Umgang mit einer gekauften Pflanze dürfte dann Herausforderung genug sein.

Wenn die Kultur bei uns – mit viel Wärme und Licht – gelingt, erweist sich das typische „Kind der Globalisierung“ im Gegensatz zu Billig-Plastik-Kram dann aber als positive Überraschung – mit der Sie nette Späßchen treiben können: Wenn Sie Schriftzüge oder Symbole in die dickfleischigen Blätter ritzen, bleiben die stehen und wachsen mit der Pflanzen mit, weshalb die Pflanze im englischen Sprachraum auch „autograph tree“ (Autogrammbaum) genannt wird.