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Rüsselkäfer, Curculionidae in Haus und Garten bekämpfen

Rüsselkäfer

Rüsselkäfer mit dem wissenschaftlichen Namen Curculionidae sind mit mehr als 60.000 Arten die wahrscheinlich größte Familie unter den Lebewesen weltweit. In Deutschland existieren etwa 1.000 Rüsselkäfer-Arten, die sich durchweg von Pflanzen ernähren. Vor allem der Dickmaulrüssler, der Graurüssler und der Große Braune Rüssler machen den Hobbygärtnern mit ihrem unersättlichen Appetit auf Blumen und Pflanzen in Haus und Garten das Leben schwer. Die nachtaktiven Käfer machen sich über die Blätter her und hinterlassen unverkennbare kreisrunde Fraßstellen. Die Larven, die aus den Eiern schlüpfen, die von den Weibchen von Mai bis August im Substrat abgelegt wurden, geben den Pflanzen von den Feinwurzeln her den Rest und durchpflügen am Ende sogar die Hauptwurzeln. Da der Rüsselkäfer auch wirtschaftlich großen Schaden anrichtet, haben sich mittlerweile zahlreiche effektive Methoden etabliert, die Plage loszuwerden.

Rüsselkäfer im Garten bekämpfen

Die Mehrzahl der Rüsselkäfer-Arten hat sich auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und unterscheidet sich insbesondere hinsichtlich der Färbung und der Größe teilweise deutlich. Allen Arten gemeinsam ist das Merkmal des Rüssels als Verlängerung der Mundpartie. Da bei der Bekämpfung der Rüsselkäfer das Motto gilt ‚Erkannte Gefahr ist gebannte Gefahr‘, werden im Folgenden die wichtigsten Spezies der Gattung kurz vorgestellt:

Gefurchter Dickmaulrüssler

  • 10 mm groß
  • Oberseite schwarz gekörnt
  • bevorzugt krautige Pflanzen und Gehölze
  • dämmerungs- und nachtaktiv

Großer Brauner Rüsselkäfer – Fichtenrüsselkäfer

  • bis 14 mm lang
  • grau-brauner Panzer
  • Flügel mit gelben Flecken und Querstreifen
  • schädigt vor allem junge Bäume und Koniferen

Gemeiner Graurüssler – Grauer Kiefernnadelrüssler

  • 7 bis 10 mm langgestreckter Körper
  • schwarz oder schwarzbraun gefärbt
  • kupferfarbene bis hellgraue Schuppen
  • rotbraune Fühler
  • spezialisiert auf Kiefern

Erdbeerblütenstecher

  • 2 bis 4 mm lang
  • schwarz-metallisch glänzend
  • gestreifte Flügel mit Punkten
  • spezialisiert auf Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren
  • seltener auf Rosen und Nelken

Apfelblütenstecher

  • 3 bis 4 mm lang
  • schwarz-braune Grundfarbe
  • braune und weiße Schuppen
  • schädigt Apfel- und Birnbäume

Ein weiteres Mitglied der Gattung ist der Borkenkäfer, von dem alleine in Deutschland mehr als 150 Arten große Schäden an allen holzartigen Gewächsen anrichten. Mitunter treten sie in riesigen Schwärmen mit mehreren Tausend Exemplaren auf. Neben dem Borkenkäfer richtet der Dickmaulrüssler mit seinem breit angelegten Pflanzenspektrum, das er befällt, den größten Schaden im Garten an. Während in der gewerblichen Waldwirtschaft und der Landwirtschaft verschiedene chemische Bekämpfungsmittel erlaubt sind, ist deren Verwendung für den Hobbygärtner problematisch. Daher konzentrieren sich die folgenden Vorgehensweisen im Wesentlichen auf biologische Mittel.

Nematoden gegen Rüsselkäfer-Larven

Nematoden Ist von Nematoden die Rede, sind damit winzig kleine, farblose oder weiße Fadenwürmer gemeint, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Unter den mehr als 20.000 Arten haben sich verschiedene Spezialisten als effektives biologisches Bekämpfungsmittel gegen Rüsselkäfer im Garten erwiesen. Gingen die Experten zunächst davon aus, dass die Fadenwürmer sich im Boden erst ab einer Temperatur von mehr als 12° Celsius auf die Suche nach den Larven der Rüsselkäfer machen, wurden zwischenzeitlich weitere Nematoden-Arten entdeckt, die auch bei Temperaturen ab 5° Celsius aktiv sind. Abhängig von der Jahreszeit, bringt der Gartenfreund die passenden Nematoden in Wasser aufgelöst mit der Gießkanne aus:

  • Februar/März und Oktober/November: SK-Nematoden (Steinernema kraussei)
  • April/Mai und August/September: HM-Nematoden (Heterorhabditis bacteriophore)
  • Mai bis September: SC-Nematoden (Steinernema carpocapsae)

Geliefert werden die Nematoden in einem Pulver, dass sie in eine Art Winterschlaf versetzt. Sobald sie mit dem Wasser in Berührung kommen, werden sie aktiv und können im Hobbygarten bis zu einer Fläche von 200 m² mit der Gießkanne versprüht werden. Kommt auf einem größeren Areal eine Pflanzenschutz-Spritze zum Einsatz, muss vorher das Sieb aus der Düse entfernt werden. Richtig angewendet, sterben die Larven der Rüsselkäfer innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach dem Angriff der Nematoden ab. Als Faustregel für die Dosierung gilt, dass 500.000 Nematoden pro m² mit einer Effektivität von bis zu 90 % wirken. Dabei sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  • die Rüsselkäfer-Art ist genau definiert;
  • die zur Jahreszeit passende Nematodenart wird eingesetzt;
  • die gelieferte Menge wurde nicht länger als 2 Tage aufbewahrt;
  • die Behandlung mit Nematoden ersetzt die normale Bewässerung;
  • die Dosierung wird nach Vorschrift eingehalten;
  • es herrscht keine pralle Sonne;
  • die Behandlung wird mehrfach wiederholt;
  • der Boden wird im Verlauf der nächsten 14 Tage feucht gehalten;
  • während und nach der Behandlung nicht kalken;
  • keine gleichzeitige Anwendung von neemhaltigen Produkten.

Wichtig zu beachten ist darüber hinaus, dass die Gartenerde nicht vollständig im Wasser steht, denn Nematoden sind Nichtschwimmer und können sich dann nicht auf die Jagd nach den Larven der Rüsselkäfer machen. Daher wird vorzugsweise bei Bedarf später noch einmal nachgewässert. Speziell bei der Anwendung im Gewächshaus kann dies der Fall sein. Da die Schädlinge auch Kübel- und Blumenkastenpflanzen nicht verschonen, hat der Gartenfreund in diesem Fall die Möglichkeit, Nematoden in Form flüssiger Suspensionen anzuwenden. Sie werden wie Düngestäbchen in das Substrat gesteckt, wobei in der Regel 10 Mio. Nematoden pro m³ ausreichen.

Nematoden-Falle gegen erwachsene Rüsselkäfer
Rüsselkäfer Konnten bisher die nützlichen Fadenwürmer ausschließlich gegen die Larven der Rüsselkäfer eingesetzt werden, haben die Wissenschaftler nun eine wirksame Köderfalle entwickelt, die auch den ausgewachsenen Schädlingen, insbesondere den Dickmaulrüsslern den Garaus bereitet. Die ausgeklügelte Konstruktion besteht aus einem kleinen Holzbrett, in das mehrere Nuten gefräst wurden. Diese Nuten werden mit einem Nematoden-Gel gefüllt, das zusätzlich einen Lockstoff für die Rüsselkäfer enthält. Mit dieser Seite nach unten wird die Köderfalle im Garten ausgelegt. Der Boden muss leicht feucht sein, damit sie ihre Wirkung entfalten kann. Pro 10 m² reicht eine Falle für die Dauer von 6 Wochen. Es genügt, wenn die angelockten Rüsselkäfer nur ganz kurz mit dem Gel in Berührung kommen. Dann sind sie auch schon mit den Nematoden infiziert und sehen ihrem sicheren Ende innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden entgegen.

Holzwolle-Falle
Die Rüsselkäfer treiben hauptsächlich in der Dämmerung und in der Nacht im Garten ihr Unwesen. Tagsüber suchen sie ein Versteck. Wer in seinem Garten Blumentöpfe mit Holzwolle füllt und diese umgekehrt aufhängt oder aufstellt, lockt die Plagegeister dort hinein und kann sie beseitigen.

Neempresskuchen für Rüsselkäfer wenig appetitanregend
Die Samen des Neembaumes versorgen die Pflanzen nicht nur mit zusätzlichen Nährstoffen, sondern enthalten zu einem gewissen Teil auch das für Rüsselkäfer giftige Neemöl. Werden die Neempresskuchen rund um die gefährdeten Pflanzen in den Boden eingearbeitet, gelangt das Neemöl in den Kreislauf der Gewächse und verdirbt den Rüsselkäfern und deren Larven nachhaltig den Appetit. Bereits 40 bis 50 Gramm pro m² reichen bereits aus, um die Plagegeister von den liebevoll aufgezogenen Pflanzen fernzuhalten. Alle 8 bis 10 Wochen ist eine erneute Anwendung erforderlich. Neempresskuchen und Nematoden dürfen auf keinen Fall zur gleichen Zeit zum Einsatz kommen, weil das Neemöl auch für die Fadenwürmer giftig ist.

Fraßfeinde des Rüsselkäfers anlocken

Wer seinen Garten einladend gestaltet für die natürlichen Feinde der zahlreichen Arten des Rüsselkäfers, erhält wirksame Unterstützung im Kampf gegen die Plagegeister. Die folgenden nützlichen Gartenbewohner haben die Rüsselkäfer zum Fressen gern:

  • Vögel
  • Spinnen
  • Tausendfüßler
  • Igel
  • Spitzmäuse
  • Eidechsen
  • Erdkröten

Igel Dichte Hecken bieten Vögeln, Spinnen und Laufkäfern attraktive, lauschige Rückzugsorte. Futterstellen und Wassertränken sorgen für das leibliche Wohl der gefiederten Nützlinge, die auch die Rüsselkäfer nicht verschmähen. Laubhaufen, Trockenmauern, Holzstapel und Reisighaufen laden Igel, Eidechsen und Spitzmäuse zum Verweilen ein. Übrigens picken freilaufende Hühner ebenfalls gerne nach den Rüsselkäfern, deren Eiern und Larven.

Für den Hausgarten zugelassene Insektizide

Wenn sämtliche biologischen und mechanischen Bekämpfungsmittel nicht helfen, den Rüsselkäfer loszuwerden, bleibt nur noch der Griff zu chemischen Mitteln. Für den Hobbygarten ist die Liste der erlaubten Insektizide und Pflanzenschutzmittel recht überschaubar:

  • Spinosad
  • Thiacloprid
  • Deltamitrin
  • Calyps
  • Acetamiprid

Die Liste der für den privaten Zier- und Nutzgarten erlaubten Mittel kann sich täglich ändern. Daher ist es ratsam, sich unmittelbar vor dem Kauf genau zu informieren, ob die Zulassung noch gilt. Der gleichzeitige Einsatz von Nematoden und chemischen Insektiziden wurde bisher noch nicht ausreichend untersucht. Die Experten des Chemiekonzerns Bayer raten von einer parallelen Anwendung ab, solange keine fundierten Erkenntnisse hinsichtlich eventueller Wechselwirkungen vorliegen.

Rüsselkäfer im Haus bekämpfen

In die heimischen vier Wände gelangen die Rüsselkäfer in der Regel durch neu angeschaffte Pflanzen oder über die Terrasse und den Balkon. Vorbeugend sollten daher gerade gekaufte Zimmerpflanzen in frisches Substrat umgetopft werden, das vorher im Backofen für 15 Minuten bei 200 ° erhitzt wurde und dann abgekühlt ist. Zusätzlich werden die Wurzelballen, Blätter und Verzweigungen auf die Schädlinge untersucht. Pflanzen im Haus, die über ein starkes Immunsystem verfügen, sind widerstandsfähiger gegen den Befall von Krankheiten und Schädlingen, wie dem Rüsselkäfer. Daher sind der richtige Standort und gute Pflege immer auch eine wirksame Methode, um den gefräßigen Larven und Käfern keine Chance zu lassen.

Mit der Taschenlampe auf die Jagd gehen
Taschenlampe Die nachtaktiven Rüsselkäfer machen sich bei Dunkelheit auf die Suche nach Nahrung. Mithilfe einer Taschenlampe sind sie schnell entdeckt. Fühlen sie sich ertappt, spielen sie ‚Toter Käfer‘, lassen sich auf den Rücken fallen und können einfach eingesammelt werden.

Nematoden für den Einsatz im Haus
HM-Nematoden können im Haus das ganze Jahr hindurch eingesetzt werden. Sie schaden weder den Pflanzen, noch den Menschen oder den Haustieren. In diesem Fall macht es wenig Sinn, die Nematoden mit der Gießkanne auszubringen. Besser geeignet ist eine spezielle Nematoden-Spritze, die im Fachhandel preisgünstig angeboten wird.

Holzwollen-Falle funktioniert auch in der Wohnung
Da die Rüsselkäfer für den Tag stets auf der Suche nach einem Versteck sind, kann die Holzwollen-Falle auch in den eigenen vier Wänden angewendet werden. Es muss ja nicht unbedingt ein auffälliger Blumentopf sein, der – ähnlich wie im Garten – mit Holzwolle oder Stroh gefüllt wird. Ein unscheinbarer Anzuchttopf erfüllt die Funktion als Käferfalle ebenfalls.

Chemische Insektizide im Haus als letzte Lösung
Die Bekämpfungsmittel auf chemischer Basis, die für den Hobbygarten erlaubt sind, könnten theoretisch auch in der Wohnung zum Einsatz kommen. Wenn die Plage der Rüsselkäfer überhandnimmt und biologische Mittel nicht wirken, greifen auch umweltbewusste Gartenfreunde zum Insektenspray. Wichtig ist, die Gebrauchsanleitung genau zu beachten, den Sprühnebel nicht einzuatmen und nach der Einwirkzeit gründlich zu lüften. Darüber hinaus werden speziell für den Einsatz in Innenräumen folgende Produkte angeboten:

  • Bambule Insektenpulver
  • Bambule Insektenspray
  • KWS 500 Insektenschaum für Hohlräume
  • Anti Insekt RTU
  • Killgerm Universal Aerosol
  • Pistal Sofort-Insektizid

Erst kürzlich wurde die vernichtende Wirkung von fossilem Plankton auf Insekten, wie dem Rüsselkäfer entdeckt. Ausgebracht wird es als Puder, ist geruchlos und giftfrei.

Fazit
Sie rücken aus in der Nacht, vernichten ganze Wälder und verwandeln einen idyllischen Garten in eine Baustelle. Die Rüsselkäfer, die ihren Namen dem Arbeitsgerät am Kopf verdanken, machen vor keiner Pflanze, vor keinem Gehölz oder Baum Halt. Bis auf Orchideen und Kardengewächse vernichten die Käfer und ihre Larven alles, was ihnen unter den Rüssel kommt und treiben so manchen Gartenfreund in die Verzweiflung. Ganz hoffnungslos ist der Machtkampf allerdings nicht, denn findige Forscher und Wissenschaftler haben so manches wirkungsvolle Bekämpfungsmittel entwickelt.