Schädlinge & Nützlinge Ameisen

Die besten Hausmittel gegen Ameisen

Ameisen

Hausmittel gegen Ameisen und Tricks zum konfliktfreien Leben mit Ameisen erfahren Sie nachfolgend eine ganze Menge. Bevor der große Abwehrkampf startet, ist es aber manchmal ganz nützlich zu wissen, was man da warum bekämpft – vielleicht sind Ameisen bei näherem Blick unheimlich spannende Tiere, vielleicht ist ein Leben mit den Ameisen auch für Sie viel nützlicher als jede Bekämpfung.

Faszinierende Ameisen

Formicidae, wie die Ameisen wissenschaftlich heißen, gehören zu den Lebewesen, die lange vor uns diese Welt bevölkerten: Die ältesten Funde sind 100 Millionen Jahre alt, damit sind Ur-Ameisen noch 35 Millionen Jahre unter Dinosauriern rumgekrabbelt. So ganz dumm angestellt haben sich die Ameisen bei ihren Überlebensstrategien also offensichtlich nicht – tatsächlich haben Formicidae schon „ein paar Millionen“ Jahre früher als der Mensch begriffen, dass Leben in organisierten Staatswesen eine ziemlich gute Überlebensstrategie für alle Beteiligten ist.

Scheint selbstverständlich, ist es aber nicht: Dass es nicht ganz so einfach ist, ein funktionierendes Staatswesen auf die Beine zu stellen, erfahren wir Menschen jeden Tag in den Nachrichten. Ameisen sind weiter als Menschen, sie leben in eusozial = kameradschaftlich organisierten Staatengemeinschaften, mit folgenden Merkmalen:

  • kooperative Brutpflege
  • fruchtbare und unfruchtbare Gemeinschaft s-Mitglieder
  • Gemeinsame Nahrungsbeschaffung, gerechte Verteilung
  • Für alle förderliches Zusammenleben mehrerer Generationen

Kooperative Brutpflege schaffen wir Menschen meist noch, Teilung in fruchtbar und unfruchtbar ist seit Erfindung der Pille in den meisten Teilen der Welt zumindest faktisch gegeben. Gemeinsame Nahrungsbeschaffung mag angehen, aber bei gerechter Verteilung ist dann schon gründlich Schluss, in Deutschland landet aktuell ein Discounter-Jahresumsatz an Lebensmitteln im Müll, anstatt Hungrige zu sättigen; das für alle förderliche Zusammenleben mehrerer Generationen gerät seit Jahrzehnten immer mehr ins Hintertreffen. Für den Biologen leben Menschen damit gerade einmal „quasi-sozial“ oder „semi-sozial“ zusammen, und organisierte Gewalt wie Krieg kennt sowieso kein anderes Lebewesen außer uns – eigentlich sollten wir uns vom Zusammenleben der Ameisen etwas abgucken, anstatt sie zu bekämpfen/vernichten.

Vorteile für ein Zusammenleben

Ameisen Bei aller Faszination für Ameisenstaaten fehlt Menschen meist der hohe Grad an Altruismus, der eusoziale Staatswesen kennzeichnet. Um uns Menschen einen Grund zu geben, Formicidae im Garten zu dulden, braucht es deshalb egoistischere Argumente.

Die gibt es, sogar mehrere Gründe, Ameisen im Garten in Ruhe ihre Arbeit tun zu lassen:

  • sie gehören zu den fleißigsten Arbeitern auf unserem Planeten
  • Rund 12.000 verschiedene Arten dieser effektiv arbeitenden Insekten gibt es
  • sie gehören zu den leistungsfähigsten Bodenbearbeitern, die unser Planet zu bieten hat
  • In Deutschland leben aber nur gut 100 Ameisen-Arten
  • Die meisten selten und vom Aussterben bedroht, zu Gesicht bekommen wir nur wenige Arten
  • kümmern sich um unsere Böden, Waldböden, Ackerböden und Gartenböden
  • sind vielfach unterirdisch aktiv und lockern dabei den Boden auf
  • Dadurch bereiten sie anderen Nützlingen wie Regenwürmern den Weg
  • Als Allesfresser verzehren sie Pflanzenteile wie Samen, Pollen und Früchte.
  • Knapp die Hälfte unserer Pflanzen nutzen Appetit und Fleiß der Ameisen zur Samenverbreitung
  • Viele Pflanzen produzieren zu diesem Zweck besondere Ameisen-Schmankerl:
  • Ihre Samen tragen ölhaltige Anhängsel, in der Zusammensetzung perfekte Ameisennahrung
  • Daneben verputzen Ameisen auch spürbare Zahlen von Insekten-Schädlingen
  • Die Ausscheidungen dieser Mahlzeiten kommen als Nährstoffe unseren Böden zugute
  • Formicidae verarbeiten mehr organische Reststoffe für Böden als Regenwürmer

Win-Win-Situationen

Das emsige Wirken der Ameisen tut nicht nur unserem Gartenboden gut, es gibt noch einiges an Gartenleben, das von den Ameisen profitiert (und umgekehrt):

  • Viele Arten leben in Symbiose mit anderen Kleinorganismen
  • Die schwarze Wegameise z. B. mit Schild- und Blattläusen
  • Die Läuse liefern Honigtau (kein großes Opfer, das sind ihre Ausscheidungen)
  • Die Wegameise beschützt die Läuse dafür gegen ihre natürlichen Feinde, Marienkäfer zum Beispiel.
  • Springschwänze wohnen gerne in Ameisennestern und schwärmen von dort zur Arbeit aus (Humusherstellung aus Pflanzenresten)
  • Ameisen lieben Erdbeeren, das wollten die Erdbeeren so, Ameisen befördern die Samen nach dem Festmahl im Nest brav zurück in die Natur
  • Besonders nützlich sind Formicidae auf dem Komposthaufen, wo sie merkbar beim Kompostieren helfen.

Im Ergebnis sind die Win-Win-Situationen eigentlich Win-Win-Win-Situationen, denn nicht nur die beiden Partner in der ökologischen Beziehung profitieren. Sondern auch wir Menschen bzw. die Gärtner und Landwirte unter den Menschen, die einen guten Boden bereitet bekommen, um Nutz- und Zierpflanzen zu kultivieren.

Ameisen im Garten

Rasenkante Trotzdem: Arbeiter-Ameisen haben es nicht so mit Garten-Ästhetik, die Straße wird auf direktem Weg zu fetter Beute angelegt. Ameisen-Königinnen haben ebenfalls wenig Sinn für Garten-Design, das Nest wird an der günstigen Stelle angelegt, auch mitten im Rasen oder an einem sonst (für Menschen) unpassenden Ort. Um diese Ameisen von der Sinnhaftigkeit einer menschlichen Entscheidung zu überzeugen, die ihren Weg an fetten Fanggründen oder dem idealen Nistplatz vorbeiführen will, braucht es starke Argumente. Hier sind ein paar:

1. Ameisen aussperren
Manchmal genügt eine unüberwindbare Barriere, um die Ameisen auf neue Wege zu bringen, z. B. hält ein Klebering Formicidae davon ab, Bäume zu erklimmen.

2. Ameisen woanders hinlocken
Ebenfalls eine freundliche „Argumentation“ ist die Umlenkung an einen Ort, an dem noch fettere Beute winkt. Die kann vom Gärtner aktiv platziert werden, z. B. in einer Spur bis zum Komposthaufen, wo sich die Ameisen niederlassen sollen. Ameisen lieben Süßigkeiten, Honig, Zuckerwasser oder Marmelade und folgen ihnen.

3. Auffressen lassen
Nicht mehr ganz so freundlich, aber nützlich, wenn in Ihrem Garten die Ameisen insgesamt überhand zu nehmen scheinen, ist die Ansiedlung natürlicher Feinde.

Zu diesen natürlicher Feinden gehört z. B. der Ameisenlöwe, die Larve der Ameisenjungfern. Ameisenlöwen bauen Fallen, und sie anzusiedeln ist ökologisch ohnehin eine gute Idee: Sie sind wichtig für funktionierende Ökosysteme, alle 11 mitteleuropäischen Arten sind schon ziemlich selten geworden.

4. Stören
Die recht häufigen schwarzen Wegameisen und rotgelben Wiesenameisen bauen gerne im Rasen oder im Beet ihre Nester. Wenn Sie sie dort nicht haben möchten, kann schlichtes Harken helfen, für Ameisen eine Störung á la „Himmel auf den Kopf fallen“.

Wenn Sie nicht Harken wie der „Eraser“, hilft das nur, wenn Sie die Ameisen im Anfangsstadium der Besiedelung erwischen. Generell sollten Sie sich besser mit der Erkenntnis anfreunden, dass es keinen (gut wachsenden) Rasen ohne Ameisen gibt, Ameisen gehören genauso in einen guten Rasenboden wie Regenwürmer. Nicht in einem Garten mit Kindern? Könnte man so sehen, bei Wissenschaftlern scheint die Meinung jedoch eher dahin zu tendieren, dass überfürsorgliche Eltern, die ihre Kinder wenig mit dem Kleinstleben um uns herum vertraut machen, gute Chancen haben, ihren Kindern eine der immerhin 13 anerkannten Insektenphobien anzuerziehen …  eine dieser Phobien ist speziell für Ameisen zuständig.

5. Verduften
Lavendel getrocknet Wenn Sie Ameisen beduften, werden sie verduften – falls Sie der Ameisennase (in den Fühlern) den richtigen Dunst vorlegen. Viele Stoffe sollen Ameisennasen stinken, jeweils auszuprobieren, da die Ameisen das anders sehen können:

  • Essig, Zitronensaft (Vorsicht, säuert die Erde)
  • Kaffeepulver (zugleich NPK-Dünger)
  • Kapuzinerkresse
  • Kerbel (soll auch Läuse, Mehltau und Schnecken abhalten)
  • Lavendel; welcher von den 30 unterschiedlich duftenden Arten, ist allerdings nicht ganz klar
  • Majoran
  • Salbei
  • Thymian
  • Weinraute, um das zu schützende Areal gepflanzt oder kleingeschnitten ausgestreut
  • Wermut und Wermut-Jauche (Vorsicht, vertragen auch nicht alle Pflanzen)
  • Zimt

6. Zwangsumsiedeln
Wenn der Ort, von dem Sie die Ameisen vertreiben möchten, sehr weit vom anvisierten Ameisenquartier entfernt ist, führt die Honigspur häufig nicht zum Ziel. Damit die Formicidae nicht ganz im Ringelnatz’schen Sinne weise auf den letzten Teil der Reise (z. B. zum Komposthaufen) verzichten, sollten Sie in diesem Falle Lufttransport anbieten:

Sie füllen einen Blumentopf mit einem Gemisch aus Erde, zerknüllter Zeitung und/oder Holzwolle und stellen diese perfekte Ameisenvilla (Nisthilfe) an den Rand der Ameisenstraße. Nah genug, um unübersehbar zu sein, und falsch herum, was mit Hilfe eines Streifen Pappe klappt. Wenn die Ameisen eingezogen sind, schieben Sie eine Schaufel unter den Blumentopf und siedeln ihm samt Ameisenvolk an die gewünschte Stelle um. Diese Methode eignet sich nur für „Fernumzüge“. Formicidae hängen an ihrem mühsam gebauten Nest und werden aus Entfernungen von bis zu 20 m zu ihm zurückkehren.

Ameisen im Haus

Ameisen im Haus haben sich verirrt oder sind eingeschleppt worden, ansich finden sie menschliche Behausungen nicht so spannend. Was zu tun ist, hängt von der Menge ab:

  1. Einzelgänger können Sie schlichtweg ignorieren, die gehen von selbst wieder in den Garten (Sie können Ihnen natürlich durch kostenlosen Transport dabei helfen).
  2. Ameisenstraßen durchs Haus können durch Ablenkungsfütterung ins Freie umgelenkt werden, nachdem Sie das aufgespürt und beseitigt haben, was die Ameisen angelockt hat.
  3. Ameisennester im Haus sind wirklich selten, eher schwärmen geschlechtsreife Ameisen aus einem Nest in der Nähe zum Hochzeitsflug aus. Auch bei Ameisen sitzt dann das Blut ganz woanders als im Hirn(chen), den Paarungswilligen kann es schon einmal passieren, dass sie nicht ganz planmäßig bei Ihnen im Haus landen, wenn das „im Weg rumsteht“. Das passiert in der warmen Jahreszeit, lassen Sie einfach das Fenster offen, bis die Hochzeitsflügler kapiert haben, dass Ameisenpartner nur im Freien zu finden sind.

Wenn es wirklich ein Nest ist, sollten Sie am besten direkt im Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte unter www.ameisenschutzwarte.de nachlesen, wie Sie mit der entsprechenden Ameisenart umgehen und ob Sie überhaupt etwas tun müssen – wenn Info im Forum nicht reicht, helfen Ihnen die engagierten ehrenamtlichen Mitglieder auch gerne im Forum.

Vielleicht haben Ihnen nistende Ameisen einen (zunächst ärgerlichen) Gefallen getan, denn Ameisen können eigentlich nur dort Nester bauen, wo irgendetwas am Bau nicht stimmt, in offenliegender Dämmung oder in feuchtem Holz …

Ameisen für immer fernhalten wird auch Myrmecophobikern (Menschen mit übermäßiger Angst vor Ameisen) kaum gelingen. Die mitunter empfohlene Abdichtung mit Silikon etc. kann helfen, wenn sich Ameisen immer wieder über den gleichen Eingang ins Haus verirren. Aber alle Ritzen bekommen Sie nie so dicht, dass keine Ameise mehr durchpasst. Wenn Sie das schaffen würden, wäre das Leben in einem solchen hermetisch abgedichteten Gebilde auch sicher weder angenehm noch gesund. Teebaumöl auf allen Türschwellen soll auch helfen und ist der bequemere Weg.

Chemische Bekämpfung

Hier ist bewusst von Hausmitteln die Rede, weil Chemie gegen Ameisen schlichtweg keine Option ist:

  • Kontaktmittel in Sprühdose und Co. töten nur die Arbeiter, das bringt außer möglicherweise schädlicher Atemluft überhaupt nichts.
  • Ameisenköder killen alle, auch Königinnen und Larven, was hier aber über teils ziemlich skrupellose Handelsplattformen in Umlauf gebracht wird, könnte langfristig auch Sie töten.
  • So werden Ködergel etc. mit Fipronil, Spinosad, d-Phenothrin und Spritzmittel mit den Wirkstoffen Phoxim, Chlorpyrifos verkauft.
  • Nervengifte, zum Teil extrem giftig für Bienen, für Ameisenbekämpfung durch Privatleute aus gutem Grund nicht zugelassen bei uns.
  • Das stört Händler nicht immer, bei einem bekannten Versandhändler werden gleich drei dieser Gift-Cocktails im Bündel zum Vorzugspreis angeboten.

Sie können davon ausgehen, dass solche Händler Sie nicht wirklich schätzen, und sie schaffen es, die „Win-Win-Situation“ in eine wirkliche Lose-Lose-Situation zu verwandeln, die Ihre Gesundheit und die Umwelt gefährdet.

Die Ameise und der Wahnsinn im Netz

Blattläuse In Bezug auf die Ameise (und nicht nur die) haben Massenhandel und der nicht redaktionell kontrollierte Teil des Internets noch mehr zu bieten. Es gehen durchaus Artikel und Tipps um, die Sie in eine Only-Lose-Situation (Nur-Verlierer-Situation, mit Ihnen als Verlierer) befördern können:

  • Aufsaugen: Schon eine Idee, die Tiere verschwinden im Staubsauger, leben da allerdings weiter – macht also nur Sinn mit einem neuen Beutel, der anschließend in die Natur befördert, aufgeschnitten und ausgeschlagen wird.
  • Benzin drüber kippen und anzünden: Yes, und gleich die Feuerwehr und die Jungs mit den Zwangsjacken anrufen, die den Pyromanen mitnehmen!
  • Blattläuse bekämpfen: Vermutlich damit die Ameisen verhungern, am besten auch noch mit Chemie, Blattläuse weg, Ameisen weg, Garten tot.
  • Wasserbarriere bauen: Ameisen laufen nicht durch Wasser, das ist korrekt, aber die wenigsten Menschen wollen mit Flüssen in der Wohnung leben.
  • Ölstraße, sollen Ameisen nicht überqueren: Siehe oben, auch der Öl führende Fluss stört im Wohnzimmer.
  • Kreide, soll nicht übertreten werden: Wie jedes andere Gebirge, das Sie vor den Ameisen aufhäufen, sie müssten nur überlegen, wie Sie den Raum um die Irrgarten-Mauern herum nutzen können.

Fazit
Ein konfliktfreies Leben mit Ameisen zu führen, gehört nicht zu den Herausforderungen unserer Welt. Im Garten sind Ameisen sogar sehr wichtig. Auch Ameisen stehen unter Naturschutz, manchmal unter sehr strengem, und diesen Schutz hat der Gesetzgeber nicht bestimmt, weil er Ameisen so niedlich findet. Sondern weil wir für eine gesunde Umwelt Ameisen brauchen.