Gartenpflege Obstbäume

Rubinette-Apfel – Pflege-Anleitung

Rubinette

Der Rubinette-Apfel zählt zu den wohlschmeckendsten Apfelsorten überhaupt, ist aber als Abkömmling zweier Handelssorten pflegeintensiv und krankheitsanfällig und wird deshalb eigentlich nicht für den Hausgarten empfohlen. Wenn Sie sich bereits in den Geschmack verliebt haben, muss Sie das nicht unbedingt stören, Sie sollten allerdings wissen, was auf Sie zukommt.

Pflege-Anleitung

Malus domestica ‚Rubinette‘ ist eine geglückte „Zufallszucht“ ohne ausgefallene Ansprüche: In einen guten, nahrhaften Boden an einen sonnigen Standort pflanzen. Bis zum Anwachsen Boden durchgehend feucht halten, später braucht nur bei außergewöhnlicher Trockenheit zusätzlich bewässert werden. Als Dünger kann beim Pflanzen reifer Kompost/Stallmist untergemischt werden, danach ist in einem Garten mit normaler Bodenzusammensetzung und -pflege erst wieder nach Jahren etwas organischer Dünger fällig.

Ziemlich entschiedene (= für den Gärtner unausweichlich zu befolgende) Ansprüche hat Rubinette an seinen Beschnitt:

  • Rubinette wächst stark aufrecht und ansatzweise sparrig
  • Verzweigt sich dabei aber nur wenig
  • Der junge Baum muss entschieden in Form geschnitten werden
  • Das dient der ansprechenden Wuchsgestalt und der guten Verzweigung
  • Auch der ältere Baum braucht regelmäßige Frucht- und Pflegeschnitte
  • Und eine Art „ausgedehnten Mikroschnitt“ während der Fruchtreifezeit
  • Mikroschnitt, weil die Nagelschere ausreichen würde
  • Ausgedehnt, weil jeder Fruchtansatz behandelt/betrachtet wird
  • Zweck und Ziel: konsequentes Ausdünnen des Fruchtansatzes
  • Unterdrückt die Neigung der Sorte zur Alternanz
  • Und ist notwendig, um ausreichende Fruchtgrößen zu ernten

Rubinette Wie sein Vorfahr ‚Golden delicious‘ ist ‚Rubinette‘ krankheitsanfällig, vor allem für für Schorf und auch für Krebs und Monilia; was für Sie folgende Konsequenzen hat:

  • Jungen Apfelbaum im Fachhandel kaufen, wo er auf Anzeichen von Krankheiten geprüft wird
  • Für Rubinette werden bestimmte Unterlagen empfohlen, erkunden, ob diese verwendet wurden  
  • Apfelbaum auch nach dem Pflanzen ständig auf Krankheitsbefall im Anfälligkeitsbereich beobachten
  • Informationen über die Sofortmaßnahmen einholen, die im Zweifel zu treffen sind

In den teils sehr hohen Ansprüchen/Empfindlichkeiten der Sorte macht sich folgende Tatsache bemerkbar: Rubinette ist ein Abkömmling zweier für den Erwerbsapfelbau gezogener Sorten, zwar eine sehr geglückte und insgesamt eher unproblematische Nachzucht, aber eben die Nachzucht einer Handelssorte. Warum Handelssorten heutzutage nicht mehr unbedingt dem entsprechen, was ein Hobbygärtner erwartet, wenn er einen Apfelbaum kaufen will, ist im Abschnitt ‚Handelssorten und richtige Äpfel‘ im Artikel „Gala-Apfel – Pflege-Anleitung, Geschmack und Kalorien“ nachzulesen.

Frucht und Ernte

Rubinette-Apfel hat die typischen Eigenschaften seines Vorfahren ‚Cox-Orange‘: Viel Aroma, geringe Größe, festes Fleisch mit viel Saft, raue Schale.

Was die Ernte betrifft: Äpfel werden nicht einfach reif, sondern erst „pflückreif“ und dann „genussreif“. Der Zeitpunkt der Pflückreife fällt bei den meisten Apfelsorten nicht mit dem der Genussreife zusammen – die Äpfel reifen nach, nachdem sie gepflückt wurden.

Ausnahmen sind die sog. Tafeläpfel, die sofort nach dem Pflücken in voller Qualität gegessen und verarbeitet werden können (nach diesen Tafeläpfeln wird heute jedes zum Handverzehr bestimmte Obst unspezifisch „Tafelobst“ genannt).

Der Rubinette-Apfel gehört zu diesen eher seltenen „echten Tafeläpfeln“, reife Äpfel sind sofort genussreif. Reif werden ‚Rubinette‘  ab (Mitte) / Ende September, allerdings nach und nach („folgernde Reife“).

In warmen Sommern werden Rubinetten reif, bevor sie durchgefärbt sind, und dann fast immer zu spät geerntet. Abhilfe: Reife prüfen (Stiel locker?) oder eine der leichter rote Wangen ausbildenden Farbmutanten um  ‚Rubinette Rosso‘ pflanzen.

Alles Wissenswerte von A – Z

  • Abstammung: freie Abblüte (Zufallssämling) von Golden Delicious x Cox Orange
  • Apfelaroma: sehr intensiv
  • Apfeltyp: Herbstapfel, Lagerapfel
  • Befruchtung: selbstunfruchtbar, Pollenspender
  • Besonderheiten: gilt allgemein als besonders aromatisch und wohlschmeckend
  • Boden: nährstoffreich, bis in mittlere Höhenlagen
  • Druckempfindlichkeit: gering
  • Erntezeit, Pflückreife: Ende September bis Anfang Oktober
  • Erntezeit im Alten Land bei Hamburg: Anfang Oktober
  • Fruchtfleisch: feinsäuerlich, fest, knackig, sehr saftig
  • Fruchtform: rund bis hochgebaut
  • Fruchtgröße: klein bis mittel
  • Genussreife: 10-11-12-1
  • Häufig verwendete rote (rötere) Typen: Rubinette Rosso, Early Rubinette
  • Hauptfarbe: orangerot bis rot, in Streifen über dem grün-gelben Untergrund
  • Markteinführung: 1982
  • Säuregehalt: sehr hoch, in ausgewogenem Verhältnis zum Zuckergehalt
  • Ursprungsregion der Apfelsorte: Rafz, Schweiz
  • Verträglichkeit für Apfelallergiker: Rund 3/4 sollen Rubinette vertragen (unverbindliche Angabe)
  • Verwendung: Tafelapfel, Backen, Kochen, Müsli, Salat
  • Verzehrzeit ab Genussreife: je nach Ernte Oktober bis Februar
  • Vitamingehalt: hoch
  • Züchtungsjahr, Züchter: 1966, Walter Hauenstein-Röschli von der Baumschule Hauenstein Rafz, Schweiz
  • Zuckergehalt: mit etwa 16% sehr hoch

Rubinette in Bewertung

Rubinette Beim Rubinette-Apfel lohnt die Sichtung mehrerer Bewertungen, weil zu dieser Sorte und ihrer Eignung für den Hausgarten unterschiedliche Ansichten vertreten werden:

1. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau hat den Rubinette-Apfel für seine Publikation „Apfel – neuere und bewährte Sorten für den Erwerbsanbau“ 2013 mit anderen Apfelsorten verglichen. Mit folgendem Ergebnis: Der  Cox-Abkömmling ‚Rubinette‘ trägt kleine sehr aromatische Äpfel, die in punkto Geschmack als Nr. 1 vermarktet werden können. Der Apfel wird v.a. für die Direktvermarktung empfohlen, z. B. mit weiteren Spezialsorten wie ‚Pinova‘, ‚Topaz‘ und Pilot‘.

Wegen Anfälligkeit für Schorf, Krebs und Monilia und der unbedingt erforderlichen konsequenten Ausdünnung wird Rubinette-Apfel als problematische Sorte eingeordnet und nicht für  den Hausgarten empfohlen. Betont wird jedoch die schöne Blüte wie beim Zierapfel, und die Lagerfähigkeit wird bis Februar. Die Farbmutanten ‚Rubinette Rosso‘ und Co. werden empfohlen, die Mutante ‚Early Rubinette‘ wird als „nicht erforderlich“ eingestuft, weil sie tatsächlich kaum früher reift als Rubinette selbst.

2. Der Verband der Bediensteten für Obstbau, Gartenbau und Landespflege e.V. unterhält die Informationsseite www.obstbauberatung-baden-wuerttemberg.de, auf der Rubinette folgende positive Eigenschaften bescheinigt werden: Hervorragender Geschmack, hohe regelmäßige Erträge, gute Frosthärte und Unempfindlichkeit gegen Stippe (eine Stoffwechselstörung).

Die Sorte müsse jedoch unbedingt ausgedünnt werden, weil sonst die Früchte zu klein blieben, brauche zur Erzielung guter Fruchtgrößen Zusatzbewässerung und sei wegen der extremen Schorfempfindlichkeit für den Hausgarten leider ungeeignet.

3. Der aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. antwortet auf eine Frage nach für eigenen Anbau im Hausgarten geeigneten Apfelsorten im Bezug auf den Rubinette-Apfel: Grundsätzlich werde für Hausgärten und Streuobstwiesen davon abgeraten, Sorten zu wählen, die häufig im Handel zu finden sind (‚Golden Delicious‘, ‚Gala‘, ‚Jonagold‘, ‚Elstar‘, ‚Braeburn‘), weil diese Sorten professionelle Pflege erfordern (Düngung, Schnitt, Pflanzenschutz), die in der Regel nur im Erwerbsanbau gewährleistet werden könne. Offensichtlich fällt für den aid auch der Rubinette-Apfel unter diese Sorten, weil er nicht weiter auf die Sorte eingeht.

Für Hausgärten werden zunächst pflegeleichte, krankheitsresistente Sorten empfohlen, von denen es heute eine ganze Palette gebe. Die Namen dieser resistenten Sorten seien meist an der Silbe „Re“ am Anfang zu erkennen (Rewena, Reanda, Retina und andere „Re-Sorten“). Ansonsten ältere Sorten, zum Teil recht anspruchsvoll in punkto Standortbedingung und daher regional empfehlenswert, aber Liebhabern sowie Hobbygärtner vorbehalten, die schon Erfahrungen mit verschiedenen Kernobstsorten aufweisen. In der Antwort finden sich weitere Empfehlungen zur weiter Eingrenzung der Auswahl und Links zu Informationsquellen, siehe www.aid.de/forum/index.php/forum/showExpMessage/id/40446/page1/4/searchstring/+/forumId/17.

4. Der Züchter selbst Hauenstein AG, Baumschulen, CH-8197 Rafz stellt den Rubinette-Apfel und die besten Nachzuchten aus ihm auf seiner Promotion-Plattform www.promo-fruit.ch zunächst in der Liste der Neueinführungen vor:

  • 1982: Rubinette: Aroma und Inhaltsstoffe bislang unübertroffen, Direktvermarkter bezeichnen den Apfel als Zugpferd für andere Sorten
  • 1999: Rubinette ROSSO mit starkem Aufschwung ab 2001, weil Äpfel mit besserer Ausfärbung damals im Trend lagen
  • 2013: Rubinette ROSSINA, die farblich attraktivste Rubinette in leuchtendem Rot mit verwaschener Schale; liege im Trend, ohne dass bei den übrigen Eigenschaften Kompromisse gemacht werden müssten.

Dem ursprünglichen Rubinette-Apfel ist natürlich auch eine eigene Seite gewidmet, auf der neben bereits benannten Fakten zu Ursprung, Zucht, Abstammung, Eigenschaften von Baum und Frucht folgende Details verraten werden:

  • garniert gut
  • trägt auch am einjährigen Holz
  • Wuchshabitus sehr ähnlich ‚Golden Delicious‘ mit mittelgrossen, sattgrünen Blättern
  • Anhand des spitz gezahnten Blattrandes eindeutig von Golden Delicious zu unterscheiden
  • Blütezeit und Befruchtung mittelspät
  • Befruchter: James Grieve, Primerouge, Arlet, Idared, Maigold, Glockenapfel, Cox Orange, Gala, Golden Delicious
  • Wenig empfindlich gegen Blütenfrost
  • Idealer Pflückzeitpunkt, wenn Grundfarbe ins Gelbliche aufhellt
  • Lagerung: Im Naturlager bis Ende Januar, Kühllagerung bei 2-4 °C bis Ende Februar
  • Vorzügliches Aroma bleibt bis Ende der Lagerdauer erhalten, keine Lagerkrankheiten
  • Anbautechnik: Empfohlen wird Unterlage: M9 , in speziellen Fällen auch M26
  • Anbauformen: Empfohlen wird schlanke Spindelform
  • Besonderheit: In den ersten Standjahren kleine, berostete Früchte, Fruchtgrösse nimmt ab drittem Standjahr deutlich zu
  • Verbreitung: Heute in über 20 Ländern angebaut, europäischen Länder und USA, Südafrika, Australien, Neuseeland
  • Konsumwert: Gehört zu den beliebtesten Apfelsorten bei den Konsumenten, bei Geschmackstests immer in den vordersten Rängen
  • Insgesamt „ein Apfel für Könner und Kenner“

5. Ungeachtet dieser Einschätzungen von Profis, die Hausgärtnern eher von der Anpflanzung eines Rubinette-Apfels abraten, werden junge Rubinette-Apfelbäume auch verkauft, ohne dass Händler Spuren derartiger Bedenken äußern. Ganz im Gegenteil wird Rubinette als „Apfel mit geringen Ansprüchen an den Standort, hohem und regelmässigem Ertrag“ (auch ohne Ausdünnen, von dem nicht die Rede ist?) oder als „kräftige gesunde Pflanzen“ … „auf Unterlagen, die speziell für den Hausgarten hervorragend geeignet sind“ beworben.

Bevor man sich in derartigen Fällen Gedanken macht, wem eher Glauben zu schenken ist, lohnt sich ein Blick auf Bewertungen, die weder von Vermarktungs- noch von Verkaufsmotiven bestimmt werden:

6. So sagt der JardinSuisse, der Unternehmerverband der Gärtner der Schweiz, zum Zuchterfolg des Rafzer Eidgenossen, dass Malus domestica ‚Rubinette‘ für durchlässigen, nährstoffreichen Böden im Bauerngarten und als Bienenweide geeignet sei und in der Variante ‚Rubinette‘ R (‚Rafzubin‘ PBR) schorfresistent angeboten werden könne.

Rubinette 7. Erfahrungsberichte von Hausgärtnern, die den Rubinette bewusst wegen des Geschmacks ausgewählt haben, klingen schon einmal ansatzweise verzweifelt, weil auch im dritten Standjahr nur wenige schorfbefallene Winzlinge geerntet werden konnten … Meist findet sich ein erfahrener Apfelbauer zu einer Antwort bereit und rät zu Geduld: Die Sorte sei sehr empfindlich und brauche Pflege, aber trotzdem eine gute Wahl, bei der noch gute Ertragsjahre zu erwarten sind. Die „Zicke“ Rubinette sei bei etwas Pflege durchaus für den Hausgarten geeignet und geschmacklich ziemliche Spitze. Folgende Tipps sollen dem Rubinette-Apfel aufhelfen:

  • Baumscheibe freilegen und mit Häcksel bestreuen oder mit Blumen bepflanzen, anstatt den Apfel direkt aus dem Rasen wachsen zu lassen
  • Stamm mit Weißkalk + Gesteinsmehl, Kräutern, etwas Latex (oder einem fertig käuflichen Bioprodukt) weissen
  • Verzögert die Blüte ein wenig und beugt durch Desinfektion Krankheitsbefall vor
  • Jedes Frühjahr stark zurückschneiden, ein luftig gehaltener Baum trocknen immer gut ab wird deshalb nicht so schnell von Schorf befallen
  • Die Krone sollte auf maximal 3 oder 4 Leitästen aufgebaut werden  
  • Pro Leitast sollten maximal 4 Seitenäste zur Ausbildung kommen dürfen, besser sogar nur 3
  • Unter dem Baum sollte zur Pilzvorbeugung öfter „geputzt“ werden, keine Früchte oder Blätter sollen am feuchten Boden vermodern
  • Durch „Ohrwurmtopf“ (Blumentopf mit Stroh, Heu, Holzwolle) dicht am Stamm oder Leimringe vor „Bekrabbeln von unten“ schützen
  • Auch Schutz gegen Vögel (Leisten, Scheuchen, Netze) wird unbedingt empfohlen
  • Rubinetten auf  falschen Unterlagen umveredeln
  • Schorfspritzung mit biologischen Mitteln (Brennnessel-, Birkenblätter-, Schachtelhalmjauchen, Lebermooser) im Frühjahr
  • Bei einem Zuwachs von 20 bis 30 cm im Jahr sei die Versorgung in Ordnung

Was den Schorfbefall in der Jugend betrifft: Es ist noch nicht all zu lange her, dass im Handel „normales Obst“ verkauft wurde statt „getunter Einheitsfrüchte“. Häufig mit kleinen Schorfflecken, für Niemanden ein Grund zur Aufregung und bestimmt kein Anlass, den Apfel nicht ganz normal zu essen und zu verarbeiten. Das hat sich bis heute nicht geändert, Äpfel mit Schorfflecken werden sogar zunehmend gesucht, weil sie für „garantiert nicht mit Pestiziden behandelt“ stehen. Und eine kleine, komische, schorfige Rubinette sei im Gegensatz zu manchem Handelsapfel immer noch ein echtes Geschmackserlebnis …

Fazit:
Der Rubinette-Apfel ist nicht einfach, aber verlockend, ein paar Erfahrungen im Obstbau sollten Sie aber schon vor Anpflanzen dieser Apfelsorte gemacht haben. Die Pflege-Anleitung ist umfassend, aber zu bewältigen, die Mühe soll durch sagenhafte Geschmackserlebnisse belohnt werden.