Gartenpflege Obstbäume

Pinova-Apfel – Pflege-Anleitung, Geschmack & Nährwerte

Pinova Apfel

Der Pinova-Apfel ist eine neuere, um die Jahrtausendwende gezüchtete Apfelsorte, dessen leuchtend rotwangige Äpfel im Handel durch perfekte Transportfähigkeit usw. und beim Kunden durch ihren Geschmack überzeugen konnten. Die Sorte wird an Privatgärtner verkauft, wurde aber für den intensiven Erwerbsanbau und auf einen überreichen Fruchtansatz gezüchtet. Pinova-Äpfel müssen deshalb speziell beschnitten werden und die Früchte müssen teils mehrfach ausgedünnt werden; beides Arbeiten, die auf der Apfelplantage leichter zu erledigen als im Hausgarten.

Pflege-Anleitung

Der Pinova-Apfel braucht zunächst die gleiche Grundpflege wie jeder Apfelbaum bzw. jedes Gehölz:

  • Bis zum Anwachsen regelmäßig und ausreichend bewässern
  • Danach vor allem während Blüte und Fruchtansatz bei Trockenheit zusätzlich künstlich bewässern
  • Düngen nach Züchter-/Händler-Empfehlung und Bodenwerten vor Ort
  • Jungen Baum je nach Sorte und Wuchsgestalt in Form schneiden
  • Der ältere Baum bekommt Frucht-, Pflege- und irgendwann Verjüngungsschnitt
  • Aufmerksam auf Befall mit Krankheiten/Pilzen beobachten, auf die die Sorte anfällig ist
  • Im Vorfeld erkunden, welche Maßnahmen bei Anzeichen eines Befalls sofort anstehen

Darüber hinaus hat jede Sorte ihre eigenen Wünsche an die Versorgung, hier die Besonderheiten bei der Pflege des Pinova-Apfels:
 
Die Blüte beginnt beim Pinova-Apfel ab Mitte April und dauert recht lange, fast bis Mitte Mai. Da laut Meteorologen der Frühling bei uns durch die Klimaerwärmung immer trockener wird, sollte der Pinova-Apfel während des Blütemonats gut beobachtet werden. Wenn Blütenblätter oder Blätter schlaff wirken, sollte der Pinova-Apfel noch am gleichen Abend ein wenig Wasser spendiert bekommen.

Pinova am Apfelbaum Der Pinova-Apfel ist auf einen sehr starken Fruchtansatz selektiert. Das verspricht auf den Werbefotos die Erfüllung des alten Traums der endlosen Erntefülle, hat aber seine Nachteile: Ab Fruchtansatz bis zur Fruchtreife muss der Pinova-Apfel durch ständiges Ausdünnen davor bewahrt werden, dass seine Äste unter zu vielen Äpfeln abbrechen. Diese Arbeit ist jedes Jahr fällig, Pinova kennt keine Alternanz (starke und schwache Ernten im Wechsel).

Ausgedünnt wird im Erwerbsapfelbau chemisch oder maschinell, aber den üblichen Pestizid-Cocktail: werden.greenpeace.de/presse/presseerklaerungen/greenpeace-findet-pestizid-cocktails-deutschen-apfeln will der Hausgärtner seinem potenziellen Bio-Apfel sicher nicht antun (ist für den Hausgarten auch nicht zugelassen), und Maschinen funktionieren nur in gleichförmigen Apfelplantagen.

Also bleibt dem Hausgärtner nur das manuelle Ausdünnen, das so funktioniert:

  • Übermäßiger Fruchtbehang muss weg, damit die Äste nicht brechen
  • Ausdünnen kommt auch den verbleibenden Früchte zugute, sie werden größer und besser versorgt (schöner)
  • Das entscheidende, grundsätzliche Ausdünnen wird beim Pinova-Apfel Ende Juni vorgenommen
  • Als Werkzeug eignet sich eine dünne, lange Schere
  • Mit dieser Schere wird der Fruchtbehang so ausgeschnitten, dass pro Fruchtbüschel ein Apfel übrig bleibt
  • In Fruchtbüscheln (mehreren Fruchtstielen aus einer Basis) werden nie alle Früchte reif
  • Der Baum würde die überzähligen Früchte auch selbsttätig entsorgen, aber vielleicht erst nach Pilzbefall
  • Bei zu eng nebeneinander hängenden Einzelfrüchten muss die ungünstiger hängende Frucht weichen
  • Optimal: Ungefähr 30 cm Abstand von Frucht zu Frucht
  • Obstbauern rechnen anders: 30 Blatt pro Frucht sollen es sein
  • Diese Anzahl braucht ein einzelner Apfel zu seiner Versorgung
  • Dem ersten Ausdünnen folgt ständiges Ausdünnen nach Bedarf (wenn ein Ast hängt, doch noch zwei Äpfel genau nebeneinander reifen)

Zum Erfordernis des jährlichen Ausdünnens gehört die passende Schnittpflege beim jährlichen Pflegeschnitt: Gerade wenn ein Baum ständig ausgedünnt werden muss, ist der Aufbau eines stabilen Kronengerüsts wichtig. Denn Sie werden beim Ausdünnen schwerlich genau berechnen können oder wollen, welche Früchte ein Ast gerade noch tragen kann, ein wenig „Statikreserve“ ist also empfehlenswert.

Bei so reich tragenden Sorten wie dem Pinova-Apfel ist es außerdem vorteilhaft, der Stabilität wegen von vornherein auf kurzes Fruchtholz umzustellen; auch das kann manchen Astverlust verhindern. Langtriebe mit Massen an Früchten bergen nicht nur Bruchgefahr, sondern können die darunter wachsenden Triebe in einem derartigen Ausmaß beschatten, dass die Fruchtqualität leidet.

Insgesamt muss ein Pinova-Apfel rundum so beschnitten werden bzw. in einer solchen Höhe gehalten werden, dass Sie zum Ausdünnen überall gut herankommen. Wo man nur unter Schwierigkeiten, Gefahren, Verrenkungen ausdünnen kann, unterbleibt das konsequente Ausdünnen irgendwann, und der Apfel verliert einen übervollen Fruchtast durch Bruch …

Pinova Äpfel Eine Ausnahme gibt es: Der Pinova-Apfel wächst in einem Monokultur-Garten (in einer Siedlung, mit anderen Monokultur-Gärten drumherum), also in einem Gebiet, in dem mangels ausreichendem Nahrungsangebot wenig Insekten unterwegs sind. Dann ist die Befruchtung meist so schlecht, dass auf Ausdünnen verzichtet werden kann.

Geschmack

Pinova trägt kleine bis mittelgroße Äpfel mit gelber Grundfarbe und leuchtend orangeroter Deckfarbe, die im Laufe des Reifeprozesses immer kräftiger wird. Das Fleisch hat feste, saftige, recht grobe Zellen mit süßsäuerlichem Geschmack. Ob ein Pinova-Apfel seinen Geschmack in vollem Ausmaß entwickelt, hängt von Ihrer guten Pflege und vom Wetter ab: Pinova ist winterhart bis in USDA Winterhärtezone 5b (-26,1°C), kälter wird es in Deutschland (durchschnittlich) nicht. Und doch wird in den Anbauanleitungen zum Pinova-Apfel betont, dass er zwar kein Weinbauklima braucht, aber durchgehend sonnige, warme Temperaturen, um Äpfel mit einem hohem Gehalt an Süße und Aroma hervorzubringen.

Hier macht sich bemerkbar, dass der Pinova-Apfel ein Nachfahr vom berühmten ‚Golden Delicious‘ ist. ‚Golden Delicious‘ ist für Apfelzüchter, die sich noch mit Sorten außerhalb des engen Handelskontingents auskennen, „eine Art Sündenfall in der Geschichte der modernen Apfelkultur“ (zitiert aus: boomgarden.de/von-richtigen-und-falschen-aepfel.html). Wegen seiner sagenhaften Fruchtbarkeit hat man ihn immer wieder eingekreuzt, es gibt moderne Sorten mit 5 ‚Golden Delicious‘ im Stammbaum bis zur Generation der Urgroßeltern; fasziniert von der Ertragsfülle werden die negativen Eigenschaften der Zuchtsorte (starke Anfälligkeit für alle erdenklichen Krankheiten, starker Düngerverbrauch, hoher Pflegebedarf, hoher Wärmebedarf) seit langer Zeit ignoriert.

Für nachhaltige Züchter ist das nichts anderes als verbotene Inzucht, und Ignorieren macht die Sorte nicht gesünder. Tatsächlich macht sich das Erbe des ‚Golden Delicious‘ beim Pinova-Apfel in der Anfälligkeit v. a. für Mehltau und in den Ansprüchen ans Klima bemerkbar: Golden Delicious wurde in West Virginia US gezüchtet, ist bei uns in harten Wintern nicht frostresistent und gedeiht am besten in einem warmen Klima mit sonnigen, trockenen Sommern (selbst im Alten Land mit der „warmen“ Winterhärtezone 8a empfiehlt der Obstbauversuchsring Anbau nur in geschützten Lagen).

Wenn das Wetter die nötige Wärme beisteuert, spielt dann noch die korrekte Ernte eine wichtige Rolle, und bei der gibt es erstaunlich viel zu beachten:

  • Reif ist nicht gleich reif bei einem Apfel
  • Bei Äpfeln werden vielmehr Pflückreife und Genussreife unterschieden
  • Denn Äpfel entfalten nur selten direkt nach der Ernte ihr volles Aroma
  • Die Pflückreife hat ein Apfel erreicht, wenn er sich leicht abnehmen lässt und vermehrt Früchte fallen
  • Pflückreife erkennen: Früchte am Baum anheben und sanft drehen, reife Äpfel lösen sich leicht
  • Die Genussreife kann mit der Pflückreife zusammen fallen, daher kommt der Begriff „Tafelobst“
  • „Nach dem Pflücken auf die Tafel“ ist allerdings die Ausnahme
  • Die meisten Sorten müssen mehr oder weniger lange gelagert werden, um volles Aroma und damit die Genussreife zu erreichen

Der Pinova-Apfel erreicht Anfang bis Mitte Oktober Pflückreife und ist ab November genussreif. Im Handel wird er gekühlt bis März gelagert (im CA-Lager bis Mai), in luftigen Stapelkisten können Sie die Äpfel in einem kühlen Raum auch im privaten Haushalt wochenlang einlagern.

Pinova Apfelsaft Wenn ein Pinova-Apfel genug Wärme bekam (und Krankheiten ausblieben, dazu gleich), soll er gut schmecken. So gut, dass er im Rheinland 1998 und 2001 zum Apfel des Jahres gewählt wurde. Da diese Wahl aber von einem Gartenbauzentrum zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland durchgeführt wurde, wurden bei dieser Wahl nur die wenigen Handelssorten verglichen, die von Apfelkennern bei Geschmacksvergleichen meist von vornherein aussortiert werden … Wer echten Apfelgeschmack sucht, sollte nach Ansicht traditioneller Apfelkundler unter den hunderten alten regionalen Apfelsorten auswählen, die das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Julius-Kühn-Institut in der Deutschen Genbank Obst (werden.deutsche-genbank-obst.jki.bund.de) gesammelt hat.

Nährwerte

Im „Gartenbaukompetenzzentrum Obstbau“ der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern wurden jüngst die aktuellen Forschungsergebnisse zu den Inhaltsstoffen des Apfels zusammengefasst. Diese Nährstoffe sind in 100 g Apfel in durchschnittlich etwa gleichbleibenden Anteilen enthalten:

  • 85 g Wasser
  • 11,4 g Kohlenhydrate; 10,4 g Zucker + 1 g Ballaststoffe (für Pinova, verändert sich mit Sorte + Saisonklima)
  • 0,4 g Fett
  • 0,3 g Roheiweiß
  • 0,32 g Mineralstoffe
  • 120 mg Kalium
  • 12 mg Ascorbinsäure (Vitamin C)
  • 12 mg Phosphor
  • 5 mg Calcium
  • 2 mg Magnesium
  • 0,17 mg Eisen
  • 300 μg Niacin (früher auch Vit. B3)
  • 100 μg Zink
  • 50 μg Kupfer
  • 50 μg Mangan
  • 35 μg Thiamin (Vit. B1)
  • 30 μg Riboflavin (Vit. B2)
  • 100 μg Vitamin B6
  • 100 μg Pantothensäure (Vitamin B5)

Aus Kohlenhydraten, Fett, Eiweiß ergibt sich der Brennwert in kcal: (11,4 * 4,1 = 46,74) + (0,4 * 9 = 3,6) + (0,3 * 4,1 = 1,23) = 51,57 kcal.

Der Nährstoff-Gehalt differiert von Sorte zu Sorte und teilweise auch mit dem Saisonklima, die richtigen Vitaminbomben finden Sie aber auch eher unter den vielen (gerade noch so erhaltenen) alten Apfelsorten: Boskoop kommt z.B. gewöhnlich auf über 15 % Zucker und etwa gleich viel geschmacksbildende Säuren; der früher in Frankreich und Baden-Württemberg beliebte „Weiße Winterkalvill“ bringt es auf durchschnittlich 31,8 mg Vitamin C. Bei den sekundären Pflanzenstoffen, die größtenteils für den Wahrheitsgehalt des Spruchs „an apple a day keeps the doctor away“ (ein Apfel pro Tag hält den Arzt aus dem Haus) verantwortlich sein sollen, sieht es ganz ähnlich aus …

Krankheitsvorsorge

Der Pinova-Apfel ist wie viele Handelssorten sehr anfällig auf Mehltau. Vorbeugen können Sie durch die richtige Standortwahl und die richtige Versorgung: Bäume auf trockenen, flachgründigen Böden in einer eher eingeschlossenen Lage und Bäume, die unter Nährstoffmangel oder einer einseitigen Überdüngung leiden, werden besonders schnell von Apfelmehltau befallen.

Pinova muss gut auf Ansätze des Apfelmehltaus beobachtet werden, ggf. muss der Echte Mehltaupilz namens Podosphaera leucotricha sofort bekämpft werden. Wenn der Mehltau bei milden Temperaturen über den Winter gekommen ist (bei länger anhaltenden starken Minustemperaturen erfriert er), treibt der Baum im Frühjahr später aus, mit schmalen runzeligen Knospen, deren Schuppen nicht wie sonst eng aneinander liegen, sondern schmal (vereinzelt) und locker sitzen.

In diesem Stadium müssen Sie eingreifen: Gleich beim Austrieb alle Triebspitzen mit befallenen Knospen wegschneiden und so vernichten, dass sie keine Pflanzen mehr infizieren können. Nach dem Austrieb weiter Augen offen halten, sofort alle „bemehlten“ (infizierten) Knospen und Triebspitzen abschneiden, wenn Sie das regelmäßig bis etwa Ende Juli fortsetzen, kann die Infektion meist eingedämmt werden.

Wenn jedoch gerade ein ausgesprochenes Befallsjahr ansteht und Sie von mehltauempfindlichen Handelssorten „umzingelt“ sind,  kommen Sie kaum um den Einsatz zugelassener Fungizide herum, wenn sie gesunde Äpfel ernten wollen. Für den Haus- und Kleingarten sind 24 Fungizide gegen Podosphaera leucotricha zugelassen, mit den Wirkstoffen Tebuconazol, Tebuconazol + Trifloxystrobin, Difenoconazol oder Schwefel. Tebuconazol, Trifloxystrobin und Difenoconazol sind gesundheitsschädlich bei Verschlucken und sehr giftig für Wasserorganismen. Tebuconazol kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen, Trifloxystrobin kann allergische Hautreaktionen verursachen, Difenoconazol verursacht schwere Augenschäden und Lebensgefahr beim Einatmen. Schwefel ist zum Spritzen als Netzschwefel (Schwefelpulver mit Netzmittelzusatz) zugelassen. Zusammen mit Feuchtigkeit, Licht und Sauerstoff wird er auf den Blattoberflächen zu Schwefeldioxid und tötet die Pilze (Kontaktfungizid, Sie müssen jedes befallene Blättchen benetzen). Schwefeldioxid ist für Umwelt und Mensch aber auch kein Spaß, sondern giftig, tötet z. B. auch alle Nützlinge im Umfeld des Baumes und wird deshalb von umweltbewussten Menschen als durchaus kritisch angesehen …

Fazit: Der Pinova-Apfel wächst sehr gut und setzt sehr viele Früchte an. So gut, dass er einen speziellen Schnitt braucht, so viele Früchte, dass diese ausgedünnt werden müssen; die Sorte macht also ziemlich viel Arbeit. Der Pinova-Apfel schmeckt gut, nach Meinung von Kennern aber nie so gut wie die vielen alten deutschen Apfelsorten, die keiner „Golden Delicious-Inzucht“ unterzogen wurden.