Gartenpflanzen Stauden

Seifenkraut, Saponaria officinalis – Pflege-Anleitung

Seifenkraut
Quelle: AnRo0002, 20140612Saponaria officinalis, Bearbeitet von Gartendialog, CC0 1.0

Das robuste Seifenkraut lässt sich von widrigen Standortbedingungen so schnell nicht einschüchtern. Sandige Uferbereiche, Geröllhalden oder karge Mauerkronen besiedelt die altbekannte Wildstaude mühelos und macht sich nicht bange vor Wurzeldruck entlang lichter Gehölze oder Hecken. Die traditionelle Funktion als Waschmittel, die Pate stand bei der Namensfindung für das Saponaria officinals, gilt mittlerweile als überholt. Dieser Umstand mindert indes keinesfalls die Jahrhunderte alte Reputation als dekorative Staude in Steingärten, naturnahen Zierpflanzungen und Blumenrabatten. Hobbygärtner, die Bekanntschaft schlossen mit dem 70 cm hohen Nelkengewächs, wissen heute nicht mehr, wie sie jemals ohne das flexible Seifenkraut mit den aparten rosa-weißen Blüten zurecht kamen.

Steckbrief

  • Klassische Pflanzengattung mit ca. 30 Arten.
  • Beheimatet in Mittel- und Südeuropa mit 10 Arten.
  • Wuchshöhe 30 cm bis 70 cm, maximal 80 cm.
  • Hellrosa Blüten von Juni bis September/Oktober.
  • Schmale, spitz zulaufende, grüne Blätter.
  • Winterhart bis – 23° Celsius.
  • Viel besuchte Bienen- und Schmetterlingsweide.
  • Gilt als leicht giftig aufgrund des hohen Saponingehaltes.

Der Volksmund hat das Seifenkraut mit weiteren Namen bedacht, wie Seifenwurz, Echtes Seifenkraut, Gewöhnliches Seifenkraut und Waschkraut.

Standort

Die Tatsache, dass Echtes Seifenkraut sich gerne als Pionierpflanze auf kargen Brachflächen betätigt, lässt bereits eine hohe Standorttoleranz erkennen. Unter erschwerten Bedingungen entfaltet die Wildstaude allerdings nur selten den erwünschten Blütenflor. Für ein optimales Wachstum sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Sonnige Lichtverhältnisse.
  • Sandige, nicht zu trockene Pflanzerde.
  • Durchlässig, humos und nährstoffreich.
  • Im Kübel eignet sich ein Blumenerde-Sand-Gemisch.

Seifenkraut im Garten Obschon das Waschkraut einen leicht feuchten Boden favorisiert, adaptiert es trockene, nährstoffarme Lagen, wie ein Kiesbeet, den Dachgarten oder die Fugen einer Trockenmauer. Dem Gartenbauer dient das Nelkengewächs als praktische Zeigerpflanze für einen neutralen bis kalkhaltigen Boden. Auch ohne die Anwendung einer Bodenanalyse weiß er auf den ersten Blick, dass Pflanzen für saure Pflanzerde hier nicht gedeihen, wie Rhododendren oder Azaleen.

Gießen und Düngen

Saponaria officinalis nimmt in der Regel vorlieb mit dem natürlichen Regenaufkommen, das in den hiesigen Breiten durchaus für eine adäquate Wasserversorgung ausreicht.

  • Gewöhnliches Seifenkraut einzig während längerer Trockenheit gießen.
  • Regelmäßiges Wässern ist bei Kübelkultur empfehlenswert.
  • Die Nährstoffzufuhr geht konform mit der Bodenbeschaffenheit.
  • Je magerer das Substrat, desto häufiger erhält die Pflanze Gartenkompost.

Sofern das Waschkraut im Pflanzgefäß kultiviert wird, erhält es ab dem 2. Standjahr alle 4 Wochen eine Dosis Flüssigdünger. Handelsübliche Blumenerde ist in der Regel soweit vorgedüngt, dass der Vorrat für mindestens 1 Saison ausreicht.

Schneiden

Fühlt sich eine Wildstaude, wie das Seifenkraut in einem Garten ausgesprochen wohl, entwickelt sie eine unbändige Wuchskraft, die einher geht mit dem Hang zur invasiven Ausbreitung. Mit der Gartenschere lässt sich solch geballte Energie freilich problemlos zügeln.

Ausschneiden und auslichten

Ist die Hauptsaison in vollem Gange, stören verwelkte und aus der Form wachsende Pflanzenteile schnell das Bild oder behindern schlimmstenfalls den Austrieb neuer Blüten und Blätter.

  • Alle 1 bis 2 Wochen Verblühtes ausschneiden.
  • Bei starkem Wachstum die Seifenwurz wiederholt auslichten.
  • Stängel mit hervorstehenden zweigartigen Stecken gezielt stutzen.

Diese Schnittmaßnahme ist im Handumdrehen erledigt und zahlt sich aus: Die Blütezeit wird verlängert und eine hinderliche Selbstaussaat vereitelt.

Remontierschnitt

Stellt sich eine besonders frühe Blüte ein, eröffnet ein Rückschnitt beste Aussichten auf eine zweite Blüte im Herbst. Insbesondere in milden Lagen, wie den Weinbauregionen, wirft sich das Nelkengewächs mitunter recht früh in Schale.

  • Das Seifenkraut bis auf eine Höhe von 5 cm bis 10 cm zurückschneiden.
  • Im gleichen Arbeitsgang krankes, kümmerliches Laub herausschneiden.
  • Anschließend die Wildstaude mit Kompost bzw. Flüssigdünger aufpäppeln.

Sofern die Witterung mitspielt, rafft sich Saponaria officinalis auf und erfreut das Auge mit einem weiteren, frischen Blütenflor. In Regionen mit einem vergleichsweise rauen Klima entfällt dieser Pflegeaspekt, weil das Waschkraut erst ab Juli blüht und erfahrungsgemäß nahtlos bis zum Herbst durchhält.

Nachblütenschnitt

Vor der Winterpause ist die Zeit reif für einen radikalen, bodennahen Rückschnitt. Damit ist die Seifenwurz abwehrbereit gegen Frost und Schnee. Der Zeitpunkt verschiebt sich auf einen milden Tag im Spätwinter, sollte eine Selbstaussaat wünschenswert sein.

  • Saponaria officinalis so kurz wie möglich stutzen.
  • Das Schnittgut als Mulch und Dünger liegen lassen.

Führt ein Gartenfreund diese Prozedur alljährlich gewissenhaft durch, verlängert sich die Lebenszeit des Nelkengewächses um mehrere Jahre. Darüber hinaus hat sich der Nachblütenschnitt als effektive Prophylaxe gegen Pilzinfektionen aller Art bewährt.

Überwintern

Saponaria officinalis Abgesehen vom Nachblütenschnitt, bedarf Echtes Seifenkraut keiner Absicherung gegen Frost und Schnee. In Kübelkultur haben indes kalte Winterwinde nahezu ungehinderten Zugriff auf den Wurzelballen. Die Wände des Pflanzgefäßes allein reichen nicht aus, um ein Durchfrieren zu verhindern. Beste Voraussetzungen für eine gelungene Überwinterung bieten natürlich ein Kalthaus oder eine frostfreie Garage. Ohne ein derartiges Winterquartier steht der Hobbygärtner trotzdem nicht hilflos da.

  • Seifenkraut im Kübel auf einen kälte-isolierenden Untersatz stellen, wie Holz.
  • Ergänzend das Gefäß mit Folie, Gartenvlies oder Jute einpacken.

Schichtet der Hobbygärtner anschließend noch Laub, Stroh oder Tannenwedeln auf die gestutzten Triebe, erlangt die Eiseskälte selbst von oben her keine Angriffsfläche. Wichtig zu beachten ist, dass sämtliche Vorkehrungen wieder rückgängig gemacht werden, sobald es nicht mehr friert. Scheint die kräftige Wintersonne auf das Waschkraut, bildet sich in Verbindung mit steigenden Temperaturen rasch Kondenswasser, was Fäulnis auslösen kann.

Vermehren

Hat das Gewöhnliche Seifenkraut dem Hobbygärtner vorgeführt, was so alles in ihm steckt, regt sich automatisch der Wunsch nach weiteren Exemplaren. Bereits ein einziges Exemplar im Garten reicht völlig aus, um eine vielzählige Nachkommenschaft heranzuziehen.

Teilung

Die wohl unkomplizierteste Form der Vervielfältigung kommt im Frühjahr oder im Herbst zur Anwendung. Einzige Bedingung ist ein restlos aufgetauter Boden.

  • Eine gesunde, kräftige Pflanze mit der Schaufel oder der Grabegabel aus der Erde heben.
  • Das Waschkraut mit einem Spatenstich in zwei oder mehr Segmente spalten.
  • Ein geeignetes Teilstück verfügt über mindestens 1 oder 2 Sprosstriebe.

Die so gewonnenen Wurzelteile verfügen über alle Eigenschaften einer adulten Pflanze. Folglich werden sie ohne weitere Bearbeitung am neuen Standort eingepflanzt und angegossen.

Hinweis: Vor der recht gewaltsamen Teilung durch einen Spatenstich sollte ausgetestet werden, ob sich der Wurzelballen von Hand auseinander ziehen lässt.

Rhizome

Ebenso problemlos erfolgt die Vermehrung durch die Verwendung von Teilen der Ausläufer. Das rübenartige Hauptrhizom rührt der umsichtige Gartenfreund nicht an. Es sind die Seitensprossen, die ihn interessieren.

  • Das Seifenkraut vollständig ausgraben.
  • Die Erde abschütteln und einige der nun sichtbaren Seitensprossen ca. 5 cm abschneiden.
  • Mit Holzkohlepulver die Schnittstellen versiegeln und die Mutterpflanze wieder einpflanzen.
  • Kleine Töpfe mit nährstoffarmem Substrat füllen und die Wurzelstücke einsetzen.

Die Seitensprossen kommen in Horizontallage in die Erde, und zwar genauso tief, wie sie sich bislang befanden. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass die feinen Wurzeln, die dem Rhizom entsprießen, nach unten weisen. Aufgestellt am hellen, warmen Platz, feuchtet der Pflanzenfreund die Nachkömmlinge regelmäßig an, bis ein oberirdischer Austrieb andeutet, dass auch das unterirdische Wurzelsystem gedeiht.

Basalstecklinge

Im Gegensatz zu allgemein bekannten Kopfstecklingen, entnimmt ein bewanderter Hobbygärtner bereits im Frühjahr die Basalstecklinge. Haben die neuen Triebe eine Höhe von 10 cm erreicht, schneidet er sie direkt am Ansatzpunkt ab.

  • Jeden Steckling einzeln in einen Topf mit Anzuchterde pflanzen.
  • Den Frühling und Sommer hindurch regelmäßig mit Wasser versorgen.

Bis zum Herbst sind die Basalstecklinge eifrig bemüht, den Topf zu durchwurzeln. Sobald sie ihr Ziel erreicht haben, sind die Jungpflanzen ausgereift und werden in Beet oder Kübel ausgepflanzt.

Im Vergleich mit den vorgestellten Vermehrungsmethoden, stellt die Aussaat von Seifenkraut recht hohe Ansprüche. Ursache ist der Umstand, dass es sich bei den Samen um Kaltkeimer handelt. Ohne einen entsprechenden Kältereiz werden sie nicht keimen. Die Stratifizierung erfordert eine erste Phase von 2 bis 4 Wochen bei ca. 20° Celsius, der weitere 4 bis 6 Wochen bei 0° bis -4° Celsius folgen, um dann in die bewährte Technik der Normalkeimung einzutreten.

Pflanzen

Saponaria officinalis Im Hinblick auf die Pflanzung unterscheidet sich das Seifenkraut nur in einem Punkt von der Mehrzahl anderer Stauden. Die Ausbreitung der langen Ausläufer sollte von Beginn an kontrolliert verlaufen.

  • Pflanzzeit für das Seifenkraut sind das Frühjahr und der Herbst.
  • Die eingesetzten Jungpflanzen mit einer Wurzelsperre umgeben.
  • Alternativ jede Wildstaude mitsamt eines größeren Topfes einpflanzen.

Wurzelsperren bestehen aus sehr stabilem Geotextil, das vertikal in die Erde gelassen und an den überlappenden Enden mit speziellen Clips verschlossen wird. Da das Material unverrottbar ist, hält es im Gartenboden mindestens ebenso lange durch, wie das Saponaria officinalis. Unkrautvlies oder Teichfolie sind nur selten dem steigenden Druck der Rhizome gewachsen.

Krankheiten und Schädlinge

Gesundes Seifenkraut, das regelmäßig zurückgeschnitten wird, ist wenig empfänglich für den Befall durch Krankheiten oder Schädlinge. Im Gegenteil ist es vielmehr so, dass die Inhaltsstoffe, insbesondere die Saponine, in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. Gegen Pflanzenläuse aller Art stellt der umweltbewusste Gartenfreund aus 100 Gramm Seifenkraut (Blätter, Blüten und Rhizome gemischt) und 1 Liter Wasser eine Jauche her. In einem Gefäß mit Deckel fermentiert die Lösung innerhalb 1 Woche, während sie täglich umgerührt wird. Je sonniger und wärmer der Standort, desto zügiger geht der Vorgang vonstatten. Verdünnt auf 10 %, bekämpft Seifenkraut-Jauche die Schädlinge auf natürliche Art und Weise, indem sie wiederholt aufgesprüht wird.

Dekorative Arten und Sorten

Saponaria officinalis diente fähigen Züchtern als Elternpflanze, um eine Vielzahl zauberhafter Hybriden zu schaffen.

Gefülltes Seifenkraut (Saponaria officinalis ‚Alba Plena‘)

  • Wuchshöhe bis 80 cm.
  • Gefüllte weiße Blüten, die rosa Knospen entsprießen.
  • Blütezeit von Juni bis September/Oktober.
  • Sehr schöne Schnittblume für die Vase.

Sommer-Seifenkraut (Saponaria x lempergii ‚Max Frei‘)

  • Wuchshöhe 30 cm bis 40 cm.
  • Nelkenartige, rosafarbene Blüten von Juni bis September.
  • Ideal geeignet als üppiger Bodendecker.
  • Empfohlen für die Frühjahrs-Pflanzung.

Polster-Seifenkraut (Saponaria ocymoides)

  • Wuchshöhe bis 15 cm.
  • Rosa Blüten in dichten Matten.
  • Sehr schön als Unterpflanzung in großen Kübeln.

Alpines Seifenkraut (Saponaria lutea)

  • Wuchshöhe 5 cm bis 10 cm.
  • Gelbe Blüten von Juni bis August/September.
  • Gedeiht selbst in den Ritzen von Trockenmauern.

Seifenkraut ‚Bessingham‘ (Saponaria olivana x ocymoides)

  • Wuchshöhe bis 5 cm.
  • Leuchtend rosafarbene Blüten mit weißem Schlund.
  • Attrakiver, teppichbildender Bodendecker.
  • Benötigt leichten Winterschutz.

Insbesondere die niedrig wachsenden Sorten machen sich fantasievolle Hobbygärtner zunutze, indem sie verstreut Blumenzwiebeln zwischen den Wildstauden pflanzen. Auf diese Weise setzen sie anmutige Akzente, die das Erscheinungsbild auflockern.

Fazit
Nachdem Seifenkraut über Jahrhunderte vorwiegend als Nutz- und Heilpflanze angebaut wurde, macht es sich heutzutage als robuste und zugleich malerische Staude einen Namen. In der mageren, kalkhaltigen Erde des Steingartens gedeiht es ebenso prächtig, wie entlang sonnendurchfluteter Böschungen oder in Blumenrabatten. Je sonniger die Lage, desto dichter präsentiert sich ein dichter Flor aus weißen, rosafarbenen oder gelben Blüten. Bis auf einen Rückschnitt im Jahr, gibt sich Saponaria officinalis mit ein wenig Wasser bei Trockenheit sowie etwas Gartenkompost zufrieden. Krankheiten und Schädlinge machen sich nur selten breit auf dem Nelkengewächs. Vielmehr dreht Echtes Seifenkraut den Spieß herum und liefert geplagten Hobbygärtnern die Zutaten für ein umweltfreundliches Bekämpfungsmittel gegen Läuse.