Gartenpflanzen Stauden

Pfingstrosen vermehren – aus Stecklingen, teilen oder Samen

Paeonia tenuifolia, Netzblatt-Pfingstrose

Es gibt zwei unterschiedliche Gruppen von Pfingstrosen: Staudenpfingstrosen und Strauch-Pfingstrosen. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Gruppen besteht darin, dass bei einer Staudenpfingstrose die oberirdischen Teile im Winter absterben und sich die Pflanze komplett in die Erde zurückzieht. Strauch-Pfingstrosen hingegen verlieren lediglich ihre Blätter an den verholzenden Trieben. Da die Stängel dieser Pfingstrosen besser stabilisiert sind, wachsen sie in der Regel deutlich höher. Während Staudenpfingstrosen nur durch Teilung des Wurzelstockes und Samen vermehrt werden können, ergibt sich durch die Wuchsform der Strauch-Pfingstrose eine andere Möglichkeit: die Vermehrung durch Stecklinge.

Vermehren aus Samen

Das Vermehren von Pfingstrosen über Samen ist zwar relativ leicht, allerdings nichts für ungeduldige Gärtner. Denn bis sich die ersten Blüten an der Pfingstrose bilden, die aus einem Samen vermehrt wurde, können gut und gerne zwischen fünf und zehn Jahren vergehen. Leider sind einige Hybriden der Pfingstrose komplett steril, bilden also keine Samen. Dies ist beispielsweise bei Itoh Päonien, einer Züchtung zwischen Staude und Strauch, der Fall.

Pfingstrose

Saatgut
Die Samen von Pfingstrosen verlieren sehr schnell ihre Fähigkeit zu keimen. Vor allem dann, wenn sie stark austrocknen. Wahrscheinlich werden sie deshalb im Handel nur selten angeboten. Am besten keimen die Samen, wenn sie im Herbst frisch von der Pflanze geerntet und gleich weiterverwendet werden.

Verkürzung der Keimdauer
Pfingstrosen gehören zu den Kaltkeimern. Das bedeutet, dass ihre Samen die natürliche Keimhemmung nur durch eine ausreichend lange Kälteperiode überwinden können. In vielen Fällen reicht in der Natur dazu ein einzelner Winter nicht aus und die Pfingstrose keimt erst nach dem zweiten oder sogar dritten Winter. Künstliche Kälteperioden können die Keimdauer verkürzen.

Stratifizieren im Kühlschrank:

  • feuchten Sand in eine Plastiktüte geben
  • Samen hineingeben
  • Tüte verschließen
  • ins Gemüsefach im Kühlschrank legen
  • Dauer: mindestens 2 Monate
  • Sand regelmäßig umschichten
  • keimende Samen vorsichtig herausnehmen
  • alle übrigen Samen weiterhin im Kühlschrank belassen

Weitere Alternativen:

Gemeine Pfingstrose (Paeonia officinalis)
Quelle: H. Zell, Paeonia officinalis 004, Bearbeitet von Gartendialog, CC BY-SA 3.0
  • Samen zunächst für drei Tage in Wasser einweichen
  • in eine Plastiktüte legen
  • Samen für einen Monat im Gefrierschrank einfrieren
  • danach für zwei Tage auftauen
  • erneut für eine Woche einfrieren
  • den Vorgang von Einfrieren und Auftauen insgesamt dreimal wiederholen
  • danach sind die Samen dann keimfähig

Wird die Aussaat im Herbst vorgenommen, erfolgt die Keimung frühestens im nächsten Frühjahr.

Tipp: Nicht verzweifeln, wenn im ersten Frühjahr noch keine Regung zu erkennen ist. Bei Pfingstrosen muss man oft die Keimung aussitzen.

Aussaat

Die keimfähigen Samen werden nun in eine nicht zu flache Saatschale in sandigen Lehm, Kakteenerde oder Sand gelegt. Das Substrat sollte feucht, aber nicht nass sein. Unter den Samen muss eine mindestens fünf Zentimeter dicke Schicht Substrat liegen. Auf die Samen kommt eine feine Schicht Quarzsand zur Abdeckung.

Pfingstrosen giftig
  • Standort: halbschattige Stelle im Garten (auch über den Winter)
  • Substrat immer leicht feucht halten
  • vor hoher Verdunstung schützt eine Folie oder Glasscheibe
  • gelegentlich lüften
  • Substrat darf im Sommer auch einmal antrocknen

Tipp: Ständig feuchtes Substrat und hoher Humusanteil fördern den Ausfall durch Fäulnis.

Pikieren

Treiben die Sämlinge im Frühjahr aus, sollte so bald wie möglich vereinzelt werden. Im Unterschied zu den meisten anderen Pflanzen bleiben die Keimblätter von Pfingstrosen unterhalb der Erdoberfläche, um so den frischen Trieb zu schützen. Das, was oben aus der Erde herauswächst, ist also bereits das erste normale Laubblatt. Zum Vereinzeln der jungen Pflänzchen sollte das sandige Substrat leicht angetrocknet sein. Dann sind die Sämlinge auch ohne große Wurzelschäden aus der Saatschale herauszubekommen. Sämlinge von Pfingstrosen haben bereits bei der Bildung des ersten Laubblattes ein sehr gut ausgebildetes Wurzelwerk, das sehr vorsichtig behandelt werden sollte. Die langen Wurzeln benötigen jetzt dringend einen tieferen Topf und ein etwas nährstoffreicheres Substrat.

Pfingstrosen

Tipp: Pfingstrosensämlinge beim Pflanzen so tief einsetzen, dass der „weiße Hals“ unter die Erde kommt. Nur die gefärbten Teile verbleiben oberhalb des Bodenniveaus.

Substrat für Sämlinge

  • 4 Teile sandig-lehmige Gartenerde
  • 4 Teile hochwertige Blumenerde
  • 2 Teile Quarzsand

Zunächst sollte nur wenig Erde in den Pflanztopf gefüllt werden. Der Sämling wird in den Topf gehalten (spätere Oberkante der Erdschicht mit der Einpflanztiefe abgleichen). Dann wird vorsichtig die Erde in den Topf eingefüllt. Die feinkrümelige Mischung kann gut zwischen den feinen Wurzeln hereinrieseln, ohne sie zu beschädigen oder größere Hohlräume zu produzieren.

Anzuchttöpfe
Da junge Pfingstrosen bereits ein sehr tiefes, ausgeprägtes Wurzelwerk produzieren, sollten die Töpfe möglichst tief sein. Optimal ist die Verwendung von Anzuchttöpfen für Palmen, alternativ gehen natürlich auch handelsübliche Varianten mit einem Durchmesser von 9 oder 12 cm.

Anzuchterde

Standort für die Jungpflanzen

Nach dem Pikieren können die jungen Pfingstrosen gleich ins Freie gestellt werden. Am besten eignet sich ein halbschattiger bis sonniger Standort im Garten. Sie sind bereits sehr robust und die Ausfallquote ab der Keimung ist nur verschwindend gering. Von Anfang an zeigen sich junge Päonien schon sehr gut winterhart, wenn die Töpfe im Herbst in die Erde eingegraben werden. Diese Maßnahme schützt die Jungpflanzen vor schockartigem Einfrieren und wieder Auftauen in der kalten Jahreszeit, was zu Schäden an den Wurzeln führen kann. Weitere Maßnahmen für die Überwinterung müssen nicht getroffen werden.

Vermehrung aus Stecklingen

Bei Strauch-Pfingstrosen bietet sich zudem die Vermehrung über Stecklinge an. Züchter veredeln die Pfingstrose normalerweise auf einen Wurzelstock einer robusten Artverwandten. Hobbygärtner können aber auch eine normale Stecklingsvermehrung ausprobieren. Während die Arten von Paeonia delavayi, lutea und rockii relativ gut über Stecklinge zu vermehren sind, gibt es bei den Strauch-Pfingstrose-Sorten meist Probleme.

Paeonia schneiden

Stecklinge schneiden

Um Pfingstrosen zu vermehren, sind nur halb reife Triebe geeignet. Das sind Triebe, die sich in der aktuellen Saison gebildet haben und deren Basis bereits verholzt ist, während die Spitze noch weich ist. Am besten eignen sich Triebe, die nur kurze Abstände zwischen den einzelnen Blättern haben.

  • Zeitpunkt: Spätsommer bis Frühherbst (ab Ende August)
  • mindestens sechs Wochen vor den ersten Frösten
  • gesunden, halb reifen Trieb auswählen
  • Steckling vorzugsweise morgens schneiden
  • sehr scharfes, sauberes Messer benutzen
  • Triebspitze mit mindestens drei Augen schneiden
  • knapp unter einem Blatt schneiden

Behandlung der Stecklinge
Werden mehrere Stecklinge geschnitten, sollte jeder frisch geschnittene Trieb sofort in eine Plastiktüte gelegt und im Schatten aufbewahrt werden. Das schützt vor vorzeitigem Austrocknen. Die Stecklinge sollten so schnell wie möglich, spätestens aber innerhalb von maximal 12 Stunden eingepflanzt werden, da sie ansonsten schon zu viel Flüssigkeit verloren haben.

Pfingstrosen schneiden
  • Stecklinge auf eine Länge von 10-15 cm einkürzen
  • Triebspitze knapp über einem Blattknoten abschneiden
  • die Blätter im unteren Bereich entfernen
  • es sollten maximal vier Blätter übrig bleiben
  • große Blätter auf die Hälfte reduzieren
  • verholzte Rinde im unteren Bereich leicht mit dem Messer abschaben
  • alternativ vorsichtig die Rinde auf etwa 2,5 cm entfernen
  • untere Schnittstelle in Wurzelhormon (wie Rhizopon) tauchen
  • Steckling etwa drei Zentimeter tief in feuchtes Substrat stecken

Substrat
Für die Vermehrung aus Stecklingen ist das richtige Substrat von entscheidender Bedeutung. Es sollte vor allen Dingen keimfrei sein, damit die Erreger die Gesundheit des empfindlichen Stecklings nicht gefährden. Die Stecklinge brauchen in der Regel einige Monate, um Wurzeln zu bilden. Geeignetes Substrat:

Pfingstrosen (Paeonia)
  • Anzuchterde mit zusätzlichem Sandanteil
  • Blumenerde mit Sand und Perlite
  • Kakteenerde

Pflege des Stecklings

Da eine hohe Luftfeuchtigkeit wichtig ist, sollte der Steckling ins Gewächshaus gestellt werden. Ist das nicht möglich, schützt ein Gefrierbeutel vor Verdunstung. Der Steckling wird hell aufgestellt, am besten ohne direkte Sonneneinstrahlung. Gelegentliches Lüften schützt vor Schimmelbildung. Während des Winters muss warme Heizungsluft unbedingt vermieden werden.

Alternativ kann ein Steckling auch direkt in (mit Substrat versetzten) Gartenboden oder im Anzuchttopf in den Gartenboden eingelassen überwintern. Allerdings sollte der Steckling in diesem Fall mindestens sechs Wochen vor den ersten Frösten in den Garten kommen. Die Erde der Stecklinge sollte aus Schutz vor Keimen nicht abgedeckt werden. Heruntergefallenes Laub muss regelmäßig entfernt werden. Mit etwas Glück treibt der Steckling im nächsten Frühjahr (manchmal auch erst später) wieder neu aus.

Vermehrung durch Teilen

Im Herbst, wenn die Gartensaison langsam zu Ende geht, haben die Pfingstrosen genügend Kraft für das kommende Frühjahr getankt. Möchte man die Paeonia teilen, ist der Herbst der beste Zeitpunkt dafür. Jetzt befindet sich die Pflanze in der Ruhephase und verkraftet eine Teilung am ehesten. Die Teilung älterer Wurzelstöcke ist jedoch nur bei Staudenpfingstrosen möglich.  

Paeonia daurica

Ausgraben des Wurzelstocks
Für das Teilen der Staudenpfingstrose muss zunächst einmal die Pflanze beziehungsweise deren Wurzelballen ausgegraben werden. Am besten wird mit dem Spaten dazu ein recht großzügiges Areal ausgestochen.

  • dicke Erdklumpen vorsichtig mit der Hand entfernen
  • einzelne Knollen freilegen
  • eventuell anhaftende Erde mit etwas Wasser abspülen
  • Wurzelstock in mehrere Teilstücke zerlegen
  • Bauernpfingstrosen (Paeonia officinalis) besitzen schlafende Augen
  • treiben aus jedem kräftigen Wurzelstück aus
  • Paeonia lactiflora und Chinesische Pfingstrosen sollten mindestens drei Augen aufweisen
  • treiben nur aus gut sichtbaren Knospen aus

Einpflanzen
Damit die Knollen der Staudenpfingstrose auch anwachsen, sind ein paar wichtige Regeln einzuhalten:

  • nicht tiefer als drei Zentimeter tief eingraben
  • locker mit feinkörnigem Substrat bedecken
  • Winterschutz anbringen
  • Fichtenreisig oder andere lockere Abdeckung
  • nicht vergessen, den Schutz im zeitigen Frühjahr wieder zu entfernen

Fazit
Am einfachsten können Pfingstrosen durch Teilung des Wurzelstockes im Herbst vermehrt werden. Das ist allerdings nur bei Staudenpfingstrosen möglich. Strauch-Pfingstrosen hingegen können über Stecklinge aus der aktuellen Vegetationsperiode herangezogen werden. Eine weitere Alternative, neue Pfingstrosen zu bekommen, ist die Vermehrung aus Samen. Allerdings ist das ein sehr zeitaufwendiges Unternehmen, denn diese Pfingstrosen benötigen über fünf Jahre bis zur Blüte.