Gartenpflanzen Pflanzen im Garten - Pflege-Tipps

So versiegeln Sie nach dem Baumschnitt: 8 Wundverschluss-Hausmittel

Baumschnitt versiegeln Wundverschluss

Offene Schnittstellen an Bäumen versiegeln oder nicht versiegeln? Seit Jahrzehnten scheiden sich die Geister der Hobbygärtner und gehen die Meinungen der Experten auseinander. Doch bei genauer Betrachtung erkennt man klar, dass der Baum gar nicht so hilflos ist. Mit übertriebenem Eingreifen kann der Mensch sogar dessen Gesundung stören. Es reicht vollkommen, die Selbstheilungskräfte der Bäume mit bewährten Hausmitteln zu unterstützen.

Risiken offener Schnittwunden

Wenn ein Ast abbricht oder gezielt abgesägt wird, bleibt am Baum eine offene Schnittstelle zurück. Diese ist wie eine weit geöffnete Pforte ins Innere des Baumes. Bakterien, Pilze und Feuchtigkeit können eindringen und zu folgenschweren Erkrankungen führen. Der Baum selbst ist sich dieser Gefahr offenbar bewusst, denn er trachtet danach, die Wunde schnellstmöglich nach dem Baumschnitt zu schließen.

Die Selbstheilungsreaktionen des Baumes

Verletztes Holz regeneriert nicht, sondern verrottet mit der Zeit. Um die Gefahr, die von einer offenen Wunde für die Gesundheit des Baumes ausgeht, zu minimieren, reagiert dieser nach dem Baumschnitt mit zwei Maßnahmen:

  • Abschottung in tiefer liegenden Schichten
  • Überwallung der Wunde von außen

Der Abschottungsprozess
Baumschnitt versiegeln Wundverschluss Der Abschottungsprozess nach einem Baumschnitt geschieht in tiefer liegenden Schichten, die als Splintholz bezeichnet werden. Darin vorkommende Parenchymzellen bilden eine undurchlässige Wand, die Krankheitserreger nicht ins gesunde Holz vordringen lässt. Zusätzlich werden antibakterielle Stoffe produziert. Doch je tiefer die Schnittwunde geht, umso weniger dieser Zellen stehen zur Verfügung. Obstbäume beispielsweise kommen nur mit bis zu 5 cm tiefen Schnittwunden auch ohne Wundverschluss gut zurecht.

Überwallung der Wunde
Vom Wundrand her wächst Wundgewebe heran, das als Kallus bezeichnet wird und aus jungen teilungsfähigen Kambiumzellen besteht. Sie überlagern Totholz und verschließen so die offene Wunde nach und nach. Diese Schicht bietet zusätzlichen Schutz vor eindringenden Krankheitserregern. Der Überwallungsvorgang ist an der typischen Wulstbildung deutlich erkennbar. Je nach Größe und Schwere der Wunde kann er noch Jahre nach dem Baumschnitt andauern oder gar nicht erst zum Abschluss kommen.

Ist Wundverschluss ein Muss?

Während der natürliche Wundverschluss des Baumes Jahre benötigt, kann der Gärtner eine offene Wunde innerhalb eines Tages versiegeln. Liegen da nicht die Vorteile klar auf der Hand? Nein, denn die meisten angebotenen Wundverschlussmittel versiegeln die Schnittstelle fast luftdicht:

  • Wundverschluss verhindert schnelle Abtrocknung der Schnittstelle
  • fehlender Sauerstoff stört die Selbstheilung erheblich
  • außerdem können Risse in der Versiegelung entstehen
  • diese lassen Erreger und Feuchtigkeit ins Innere

Schnittarbeiten optimieren – Risiken minimieren

Baumschnitt versiegeln Wundverschluss Der Baumbesitzer kann viel zu einer guten Wundverheilung beitragen, indem er den anstehenden Baumschnitt so optimal wie möglich ausführt. Dazu zählen:

  • die Wahl der besten Schnittzeit
  • die richtige Schnitttechnik
  • geeignetes Werkzeug

Beste Schnittzeit
Die warme Vegetationsphase ist die Zeit, in der sich auch die Selbstheilungskräfte des Baumes am besten entfalten können. Die Kambiumzellen, die die Wunde überwallen, finden genügend Energie für ihr Wachstum, während sie in den Wintermonaten ruhen.

Damit Schnittwunden schneller und ohne Versiegeln verheilen, sollte der Baumschnitt nach Möglichkeit in dieser Wachstumsphase erfolgen. Das ist natürlich nicht immer und bei jeder Baumsorte möglich, denn auch andere Einflussfaktoren sind bei der Wahl der richtigen Schnitzzeit zu bedenken.

Richtige Schnitttechnik
Eine ungeübte Schnitttechnik, zu tiefes Schneiden und zu umfangreiche Schnittmaßnahmen sind die häufigsten Fehler, die beim Schneiden gemacht werden. Sie beeinträchtigen die Kallusbildung und behindern so die natürliche Wundheilung.

  • nicht zu tief schneiden
  • nicht den Astring verletzten
  • Wunden klein halten
  • nie mehr schneiden, als unbedingt erforderlich
  • Schnitt schräg ansetzen, damit Wasser besser ablaufen kann
  • bei abgebrochenen Ästen ausgefranste Schnittstelle glatt sägen

Geeignetes Werkzeug
Baumschnitt versiegeln Wundverschluss Ungeeignetes Werkzeug führt oft zu Quetschungen oder franst die Schnittstelle aus. Beim Schneiden sollte jedoch nur ein sauberer glatter Schnitt hinterlassen werden, da dieser besser und schneller verheilt. Das ist nur mit geeignetem Werkzeug zu erreichen, das folgende Merkmale erfüllt:

  • zu jeder Astdicke das passende Werkzeug
  • gute Qualität
  • scharf geschliffen
  • sauber/desinfiziert

Wann ist ein Wundverschluss sinnvoll?

In manchen Fällen ist die gezielte Versiegelung offener Wunden mit einem Wundverschlussmittel die bessere Alternative.

  • bei unsachgemäßer Schnittführung versiegeln
  • wenn die Schnittzeit für die natürliche Wundheilung ungünstig ist
  • wenn größere Teile die Baumrinde aufgeplatzt oder beschädigt sind

Doch auch für die Versiegelung stehen uns einige Hausmittel zur Verfügung, die zugleich die Selbstheilungskräfte des Baumes unterstützen oder zumindest nicht behindern.

Beschädigte Rinde mit Lehm und Folie versiegeln

Wenn ein großer Teil der Baumrinde beschädigt oder aufgeplatzt ist, besteht ein höheres Risiko für Vertrocknung. Neue schützende Borke kann sich dann nicht oder nur unzureichend bilden. Damit die freigelegte Kambiumschicht im Winter nicht vertrocknet, ist eine Versiegelung notwendig. Zwei Hausmittel eignen sich dafür gut: Lehm und schwarze Folie. Nachfolgend die Anleitung im Detail:

  1. Baumschnitt versiegeln Wundverschluss Scheiden Sie schwarze Folie passend zu. Sie muss ausreichend groß sein, um den Stamm an der Stelle des Schadens zu umfassen.
  2. Lösen und entfernen Sie mit der Hand alle lockeren Teile der Baumrinde.
  3. Verteilen Sie eine feuchte Lehmschicht auf alle betroffenen Teile des Baumstammes.
  4. Wickeln Sie zügig die schwarze Folie drum, damit die Lehmschicht nicht antrocknet. Die Folie muss straff am Baum liegen.
  5. Befestigen Sie die Folie, damit sie sich nicht wieder lösen oder lockern kann. Ideal ist eine Befestigung mit Klebeband. Alle Befestigungen, die den Baum beschädigen, kommen nicht infrage.
  6. Alle zwei Wochen wird die Folie abgenommen und der noch am Stamm haftende Lehm gelöst.
  7. Lassen Sie den Baumstamm etwa eine halbe Stunde atmen, bevor Sie ihn erneut mit frischem Lehm versiegeln und mit schwarzer Folie umwickeln.
  8. Zu Beginn der neuen Vegetationsperiode im Frühjahr darf die Folie samt Lehm vollständig entfernt werden. Jetzt dürfen die Selbstheilungskräfte des Baumes wirken.

Vorbereitende Schritte bei offenen Wunden
Bevor Sie offene Wunden nach einem Baumschnitt mit einem der nachfolgend beschriebenen Hausmittel versiegeln, müssen Sie sie zuvor entsprechend vorbereiten.

  • Schnittstellen anschrägen, damit Feuchtigkeit besser abfließt
  • Wundränder mit scharfem Werkzeug glätten

Es ist noch anzumerken, dass ausschließlich die Wundränder versiegelt werden. Die Schnittfläche selbst bleibt frei.

Baum- und Kerzenwachs

Baumwachs wird im Handel angeboten, doch auch normaler Kerzenwachs ohne Parfümstoffe ist bestens für einen Wundverschluss geeignet.

  • nach Baumschnitt im Winter
  • sofort die offene Wunde versiegeln
  • bei Kerzenwachs: Kerze anzünden und Wachs auf die Wunde tropfen lassen
  • Wachs schützt vor Erfrierungen und Krankheitserregern
  • im Frühjahr Wundverschluss restlos wieder entfernen

Die Wachsschicht versiegelt die offene Wunde luftdicht, kann aber immer wieder aufplatzen. Damit durch die Risse keine Feuchtigkeit und Keime eindringen können, muss der Zustand der Versiegelung regelmäßig kontrolliert und ggf. nachgebessert werden.

Tipp: Verwenden Sie für den Wundverschluss ausschließlich Baum- oder Kerzenwachs. Andere Wachse führen zur Austrocknung der für die Heilung unabdingbaren Kambiumschicht.

Holzkohlepulver

Baumschnitt versiegeln Wundverschluss Holzkohlepulver können Sie ganz einfach aus Holzkohlestückchen selbst herstellen. Diese werden im Mörser zerkleinert und anschließend fein gesiebt. Holzkohlepulver bietet gleich mehrere nützliche Eigenschaften:

  • es wirkt desinfizierend
  • fördert schnelles Antrocknen der Wunde
  • lässt Sauerstoff für die notwendige Verrottung passieren

Das Holzkohlepulver wird nach dem Baumschnitt großzügig auf die Schnittwunde ausgestreut und mit (sauberen) Fingern leicht angedrückt. Da es leicht vom Regen abgespült werden kann, eignen sich nur regenfreie Perioden für seine Anwendung.

Baumteer als Wundverschluss

Baumteer ist ein natürliches Mittel aus Ölen und Harzen. Er lässt einerseits den Baum atmen, verhindert aber andererseits das Eindringen von Feuchtigkeit. Diese Art der Versiegelung wird für Schnittwunden ab etwa 10 cm Durchmesser empfohlen.

  • Baumteer ist im Handel erhältlich
  • auf die nicht einfache Eigenherstellung verzichten
  • stärkt die Widerstandskraft des Baumes
  • schafft verbesserte Bedingungen für die Selbstheilung
  • Verrottung wird beschleunigt
  • Wundverschluss hält Feuchtigkeit und Keime außen vor
  • schützt vor austrocknendes UV-Licht

Nachteilig ist, dass ein Wundverschluss aus Baumteer bis zur zwei Wochen für seine Aushärtung benötigt.

Mischung aus Lehm und Kuhmist

Baumschnitt versiegeln Wundverschluss Die Vereinigung von Lehm und Kuhmist liefert ideale Bedingungen, unter denen die Schnittwunde die kalte und wachstumslose Zeit des Jahres gut überstehen und wohl gerüstet im Frühjahr die eigene Wundheilung starten kann.

  • die Schicht schützt vor Kälte
  • beugt Austrocknung vor
  • dieser Wundverschluss ist atmungsaktiv
  • Kuhmist liefert wertvolle Nährstoffe für neue Zellen

Das Mischungsverhältnis von Lehm und Kuhmist beträgt 2:1. Zusätzlich wird etwas Steinmehl hinzugefügt, um die Mischungsstruktur zu verbessern. Da sich diese Versiegelung im Laufe der Zeit von ganz allein in ihren Bestandteilen auflöst, muss sie nicht extra entfernt werden.

Dispersionsfarbe

Die feinen Poren einer großen Schnittstelle können Sie gut mit Dispersionsfarbe versiegeln. Da sie atmungsaktiv ist, können Schnittstellen auch nach der Versiegelung weiter trocknen. Das reduziert das Fäulnisrisiko erheblich. Gleichzeitig bleiben unerwünschte Elemente wie Krankheitserreger außen vor.

Kalkmischung

Wenn gelöschter Kalk mit Kuhmist und Wasser vermischt wird, entwickelt es ähnliche Eigenschaften wie die Dispersionsfarbe. Gerade wenn der Baumschnitt im Winter durchgeführt wird, können Sie ihn damit optimal gegen Austrocknung versiegeln. Für die Mischung benötigen Sie 1 kg gelöschten Kalk, 500 Gr. Kuhmist und 5 l Wasser. Mit ihr können auch Baumstämme bestrichen werden, denn sie reflektiert Sonnenlicht und verhindert so Risse in der Rinde.

Fazit
Ein Baumschnitt hinterlässt immer offene Schnittwunden, durch die Feuchtigkeits- und Krankheitserreger in den Baum eindringen können. Doch er kann diese Wunden durchaus selbst heilen und braucht nur in Ausnahmefällen unsere Unterstützung. Zum Beispiel im Winter, wenn die eigenen Kräfte ruhen. Wundverschlüsse aus einigen Hausmitteln lassen sich gut mit seinen Bedürfnissen vereinbaren.