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Tannen kürzen: So kappen Sie die Spitze richtig

Häufig liest oder hört man die Frage, wie Tannen richtig gekürzt werden. Insgesamt handelt es sich dabei um ein vieldiskutiertes Thema, bei dem die Meinungen teils stark voneinander abweichen. Einige Fakten sprechen auch dafür, das Beschneiden dieser Bäume ganz zu unterlassen. So geht es in diesem Beitrag sehr umfassend darum, ob Tannen überhaupt gekürzt werden sollten. Die für jeden nachvollziehbaren Contras regen möglicherweise dazu an, doch auf das geplante Kappen der Baumspitze zu verzichten. Zum anderen liefert der Ratgeber aber auch konkrete Tipps dazu, wie man beim Kürzen einer Tanne am besten vorgeht.

Wozu eigentlich die Tanne kürzen?

Unter Hobbygärtnern und Fachleuten kursieren mehrere Gründe, weshalb es Sinn machen kann, eine Tanne zu kürzen. Hier eine Übersicht zu den wichtigsten (vermeintlichen) Auslösern:

  • Leben der Tanne verlängern
  • Lichtdurchlässigkeit erhöhen

Doch lassen sich diese Effekte durch das Kappen der Spitze wirklich (nachhaltig) erzielen? Um diese Frage zu beantworten, folgen nun genauere Erklärungen zu den beiden Punkten.

Abies koreana Nach mehreren Jahrzenten oder infolge ungünstiger Bedingungen (Schädlingsbefall, Wassermangel und so weiter) zeigen Tannen erste Anzeichen, sich allmählich aus dem Leben verabschieden zu wollen. Greift man in diesem Moment nicht ein, müssen die Bäume bald gefällt werden. Wer das nicht zulassen möchte, neigt mitunter dazu, die Spitze der Krone zu kappen. Es gibt mehr oder weniger vertrauenswürdige Förster, die der Meinung sind, dass sich die Lebenszeit einer Tanne durch die Maßnahme verlängern ließe. Sie geben an, der Baum müsse dann nicht mehr noch stärker durch die Wurzeln versorgt werden und könne so die Energie besser aufteilen und dementsprechend noch eine Weile erhalten bleiben.

Allerdings fehlen jegliche Beweise, dass diese Theorie wirklich stimmt. Und es gibt zahlreiche Gegner der Ansicht. Einige Experten widersprechen der Annahme sogar vehement – und selbst Laien können diesen Erklärungen mehr abgewinnen als der Vermutung einer Lebensverlängerung: Wird die Tanne im Bereich der Krone gekürzt, entwickeln sich gemeinhin mehrere konkurrierende Leittriebe. Das wiederum macht den Baum noch „kopflastiger“ und bringt ihn statisch ins Ungleichgewicht. In der Folge hält er ungünstigen äußeren Einflüssen weniger stand und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Tanne bei einem stärkeren Sturm erst recht stirbt, indem sie bricht und umfällt (vor allem bei vorhandenen Vorschädigungen).

Hinweis: Nach dem Verschwinden der eigentlichen Spitze versuchen mehrere Triebe, den neuen Gipfel zu bilden. Sie konkurrieren miteinander und verdrängen sich mit der Zeit gegenseitig. Die Folgen davon könnten Kronenteilausbrüche sein. Des Weiteren sind die Astanbindungen am Baumstamm teilweise nicht der Last gewachsen, die nach und nach entsteht. Somit müssen regelmäßig weitere Schnittmaßnahmen getroffen werden.

Abgesehen von der Instabilität spricht also auch die fehlende Effizienz der Methode gegen das Kappen der Spitze. Das Kürzen ist keine natürliche Pflegemaßnahme, dies wird von professionellen Baumpflegern immer wieder betont. Es gefällt dem Baum nicht besonders, wenn man auf diese Art und Weise in seine Existenz eingreift. Anschließend versucht er zu retten, was zu retten ist. Die neuen Triebe wachsen erstaunlich schnell und stellen den Hobbygärtner wenige Jahre später wieder vor dasselbe beziehungsweise ein buchstäblich noch größeres Problem: mehrere Spitzen, die eventuell höher hinausragen als es die ursprüngliche Spitze tat. Das führt auch schon direkt zum zweiten erwähnten (und häufigeren) Grund, eine Tanne zu kürzen.

Abies cephalonica - griechische Tanne Mitunter beschweren sich Nachbarn darüber, dass zu wenig Licht auf ihr Grundstück oder in ihr Haus dringt, weil die Tanne nebenan so riesig und wuchtig ist und dadurch zu viel Schatten wirft. Nicht selten fordern sie den „Besitzer“ des Baums auf, Letzteren zu fällen oder zumindest zu kürzen. Dabei bedenken sie nicht (weil sie es nicht wissen), dass die Maßnahme das Lichtproblem zwar kurzfristig beheben kann, auf Dauer aber rein gar nichts bringt. Denn jährlich nachschneiden wollen wohl die wenigsten Hobbygärtner, ist die Aufgabe doch mit einem hohen finanziellen und/oder zeitlichen Aufwand verbunden. Aus alledem ergibt sich, dass es langfristig eigentlich keinen Sinn hat, eine Tanne zu kürzen.

Tanne kürzen – Nachteile

Zusammenfassend noch einmal die Nachteile, die klar gegen das Kappen einer Tannenspitze sprechen:

  • schadet dem Baum mehr, als dass es nützt
  • hat keinen lebensverlängernden Effekt
  • Baum muss fortan regelmäßig gestutzt werden

Zu all diesen Contras gesellt sich noch ein weiterer negativer Punkt, der nicht zu unterschätzen ist: Eine an der Spitze gekürzte Tanne sieht bei weitem nicht mehr so schön aus wie vorher und hat keine Chance, ihre ursprüngliche Optik jemals wiederzuerlangen. Zwar kann man mit viel Geschick und sorgfältigem Vorgehen dafür sorgen, dass der Baum einigermaßen in seiner typischen Form bleibt, doch die Bildung mehrerer Spitzen lässt sich kaum verhindern.

Einige Hobbygärtner und Fachleute, die schon einmal mit der Thematik in Berührung kamen, raten dazu, die Tanne entweder ganz in Ruhe zu lassen oder komplett zu fällen – nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass das Roden von Bäumen nicht einfach so erlaubt ist. Man muss dafür eine Genehmigung einholen, selbst wenn die jeweilige Pflanze auf dem eigenen Grundstück steht und es sich damit in gewisser Weise um Eigentum handelt.

Wer sich trotz der vielen Argumente, die klar gegen das Kürzen der Tannenspitze sprechen, für die Aktion entscheidet oder gar plant, die Tanne zu fällen, kommt nicht umhin, sich vorab mit der rechtlichen Situation auseinanderzusetzen.

Rechtliches zum Kürzen/Fällen einer Tanne

Abies koreana - Koreatanne Fakt ist: Wer ohne behördliche Erlaubnis einen (geschützten) Baum kürzt oder gar fällt, begeht eine Straftat und kann dafür richtig Ärger kriegen – in Form hoher Geldstrafen. Viele Gemeinden und Städte schützen alten Baumbestand (Stichwort Baumschutzverordnung). Man muss also stets das zuständige Stadt- oder Landratsamt einbeziehen/kontaktieren, bevor man an einem Baum herumschneidet.

Daran anschließend ein typischer Fall aus der Praxis: Wird einem vom Nachbarn „vorgeschrieben“, die Tanne im Garten zu kürzen, sollte man nicht sofort darauf eingehen – schon gar nicht, wenn man sehr am Baum hängt und ihn eigentlich so belassen möchte, wie er ist. Es gibt nämlich auch hier rechtliche Bestimmungen. So hat der Nachbar keine rechtliche Handhabe, wenn ihm die Höhe des Baums schon länger bekannt ist (genaue Fristen erfragt man am besten bei der zuständigen Behörde).

Ein wichtiger Punkt – sowohl rechtlich als auch moralisch – ist zudem die Brutzeit. Diese sollte man definitiv berücksichtigen, wenn man sich doch entscheidet, eine Tanne zu kürzen. Schließlich wohnen vielleicht Vögel im Baum und haben ihre Nester dort, wo man die Tanne zurückschneiden möchte. Etwa ab Mitte März ist das Kappen in der Regel verboten.

Tipp: Der beste Zeitpunkt für das Kürzen der Tanne ist Ende Februar/Anfang März, wenn die ersten frostfreien Nächte da sind.

Wie man eine Tanne richtig kürzt

Abies cephalonica - griechische Tanne Nun noch Tipps dazu, wie man eine Tanne am besten kürzt, wenn es nach eigener Ansicht doch unumgänglich ist.

a) Eine einigermaßen sinnvolle Lösung sieht vor, die Tanne nach oben herauswachsen zu lassen und stattdessen nur die darunter befindlichen Äste zu entfernen. Schließlich sind diese auch die längsten des Baums und hindern das Licht am meisten daran, durchzudringen und Helligkeit zu spenden.

b) Ähnliche Option: Die Tanne pyramidenförmig zurückschneiden. Dabei ist es durchaus möglich, die Höhe ein Stück einzukürzen. Der Schnitt muss gerade sein, also im rechten Winkel zum Ast. Daraufhin schneidet man die Seitenäste gleichmäßig zurück – und zwar so, dass sie nach unten hin immer länger werden.

Wichtig: Nur an den „neueren“ (jeweils diesjährigen) Trieben schneiden, also den benadelten, grünen. Sie verfügen im Gegensatz zu den älteren Ästen über Reserveknospen, die nach dem Schnitt noch in der gleichen Vegetationsperiode wieder austreiben. Schneidet man auch die älteren Äste mit ab, sind Triebe an dieser Stelle für immer verloren und es entstehen kahle Stellen am Baum.

c) Alternativ kann man versuchen, zunächst einen geraden Schnitt auf der anvisierten Höhe zu setzen. Dann wählt man zwei Leitäste aus, biegt diese hoch und verbindet sie mit einer dicken Schnur. Sie bilden die neuen Wipfel. Ein bis zwei Jahre später entfernt man den schwächeren der beiden Leitäste.

Tipp: Die Tanne sollte sowohl in puncto Höhe als auch seitlich maximal um ein Drittel gekürzt werden. Am besten ist es jedoch, ihr möglichst wenig abzunehmen. Nicht zu vergessen, dass der Baum nach dem ersten Eingriff jährlich nachgeschnitten werden muss.

Ein wichtiges Werkzeug zum Kürzen einer Tanne ist eine Hebelastschere, die man mittels Teleskopstange so verlängern kann, dass man damit bis in die Krone kommt. Zusätzlich sind vor allem eine Gartenleiter und eine Gartenschere sowie eine Klappsäge nützliche Utensilien.