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Birken vermehren: aus Ast und Samen selber ziehen – Anleitung

Birken vermehren

In der Baumschule gibt es endlos viele Birken und andere Gehölze; aufsehenerregende Zuchterfolge und frisch importierte Exoten, soweit das Auge reicht – nur die wüchsigen Einheimischen stehen (wenn überhaupt ) irgendwo in den hinteren Reihen herum, weil sie keine großen Gewinne bringen. Dann auch noch oft in veredelter Form, weshalb Sie ohne Konsum am schnellsten zur eigenen, wurzelechten Birke kommen. Die Sie z. B. nach folgender Anleitung selber ziehen können, es geht aber auch noch schneller.

Der schnellste Weg zur eigenen Birke

Birken sind Pionierpflanzen, deren Job es ist, brachliegende Flächen möglichst schnell zu besiedeln. Deshalb wachsen neben einer Birke üblicherweise jede Menge kleine Birken, die Sie ausgraben und in den eigenen Garten pflanzen können. So gehen Sie am besten vor:

  • Im näheren Umland nach Birken suchen
  • Wenn diese nicht einsam aus einem Betonschlitz wachsen, sollten in der Nähe junge Birken wachsen
  • Wobei „Nähe“ großzügig definiert werden darf – Birkensamen sind extra leicht „designt“, damit sie weit fliegen
  • Da Birken Flachwurzler sind, können Birken bis zu 1, 2 Meter Höhe ausgegraben werden
  • Die Jung-Birke wird am besten im April „geerntet“
  • Optimal zum Umsetzen: „Mausohrstadium“, frühe Triebbildung
  • Junge Birke so mit dem Spaten ausstechen, dass Wurzel im Ballen entnommen wird
  • Entnahme mit Erdballen schont die zum Anwachsen wichtigen Feinwurzeln
  • Außerdem befinden sich spezielle Mykorrhizapilze in der Erde, mit denen Birken in Symbiose leben
  • Im Garten wird die Birke samt Ballen ins Pflanzloch gesetzt und angegossen
  • Bis zum Anwachsen je nach Art (dazu unten) mehr oder weniger feucht halten

Die ausgegrabene Birke gehört einem Grundstücksbesitzer, der in der Regel über den Verlust eines Birken-Schösslings eher erfreut sein wird, weil er ohnehin regelmäßig Nachwuchs-Birken entfernen muss. Rechtslage und Höflichkeit gebieten jedoch eine kurze (telefonische) Nachfrage, ob die Mitnahme genehmigt wird. Außerdem muss die kleine Grube, die die Birke hinterlässt, natürlich komplett wieder verschlossen werden – was auf öffentlich zugänglichem Land auch bedeutet, die Erde so fest zu stampfen o. ä., dass sich keine Stolpergefahr ergibt.

Birken vermehren Birken stellen keine großen Ansprüche an den Boden und sollten von allen „aus dem Wald mitgebrachten Pflanzen“ mit am unproblematischsten anwachsen. Trotzdem kann man immer wieder in Foren lesen, dass die Umsiedlung aus der freien Natur in den Garten nicht erfolgreich war. In der Regel offenbart sich einer der folgenden Fehler:

  • Birke wurde nicht im Frühling umgesetzt, sondern im Herbst (schon in Winterruhe)
  • Bäumchen wurde so unsanft entnommen, dass zu viele Feinwurzeln verloren gingen
  • Beim Ausgraben wurden zu wenig Mykorrhizapilze mitgenommen
  • Die Pflanze kam nicht schnell genug in feuchte Erde, so dass Feinwurzeln/Mykorrhizapilze abstarben
  • Die Birke wurde in einem Boden mit falschem Feuchtigkeitsgehalt für die jeweilige Art gesetzt

Wenn Sie solche Fehler vermeiden, wächst die Jungbirke eigentlich immer an.

Birken aus Samen ziehen

Als Pionierpflanzen haben sich Birken darauf spezialisiert, unbewachsene Gebiete zu besiedeln. Kein einfacher Job – während die „normale Durchschnittspflanze“ ihre Samen in fruchtbare Böden verstreut, schicken diese Kolonisations-Experten ihre Nachfahren über große Strecken in die weite Welt, wo sie in Böden keimen sollen, in denen die meisten Pflanzen kein Blättchen hervorbringen. Um das zu schaffen, braucht es besondere Anpassungsleistungen: Pionierpflanzen bilden sehr viele Samen, die sicher bestäubt werden, effektiv über Wind oder Vögel in die Ferne verbreitet werden und wenig Ansprüche an die Keim-Umgebung stellen.

Alle Birken-Arten können genau das: Sie entwickeln an einem Baum männliche und weibliche (Kätzchen genannte) Blütenstände, wobei die weiblichen Blüten genau richtig für die Bestäubung unterhalb der männlichen am Zweig hängen. Bestäubung erfolgt in der Blütezeit Ende März bis Ende April mit großen Pollenmengen der langen gelben männlichen Kätzchen (Vorsicht Allergiker!), die grünen Zapfen der weiblichen Blütenstände reifen nun zu Fruchtständen, die Nussfrüchte mit Flügelhäutchen werden im September, Oktober von der Birke „in die Gegend geschickt“, um zu keimen, wo immer sie landen.

Die Aussaat ist deshalb die nächste sehr aussichtsreiche Methode, um zu neuen Birken zu kommen, Sie brauchen nur einen reifen Fruchtstand einer Birke und einen Topf mit Erde (welcher Qualität, ist den Samen ziemlich egal). Die Samen lassen sich leicht in der Handfläche aus dem braunen Fruchtstand bröseln, wenn Sie die Hand über den Topf mit der angefeuchteten Erde halten, fallen die Samen dorthin, wo sie hinsollen, Erdoberfläche einmal mit der Hand „durchwurschteln“, und die Birke wird wachsen. Mehr ist es nicht, besser als durch jede schriftliche Anleitung lässt sich das durch Ansehen dieses 1-Minuten-Filmchens: www.youtube.com/watch?v=vogV1-WRMhE nachvollziehen. Wenn die kleine Birke kräftig genug ist (im Film dürften mehrere Birken gekeimt haben, die in andere Töpfe vereinzelt wurden), kann sie ausgepflanzt werden.

Birke aus Ast ziehen

Birken vermehren Theoretisch können Birken wie alle Pflanzen auch aus Stecklingen vermehrt werden, praktisch ist das gerade bei Birken nicht so einfach, weil Pionierpflanzen ganz auf das Verbreiten von Samen ausgelegt sind. Da vegetative Vermehrung bei der Birke „traditionell“ keine große Rolle spielt, sollten Sie einem Birken-Steckling schon wirklich optimale Bedingungen bieten sollten, um ihn zur Wurzelbildung zu überreden. Das funktioniert so:

  • Kräftigen, 10 – 20 cm langen Triebspitzen-Steckling von der gewünschten Birkenart schneiden
  • Unten recht fest (halbverholzt) und am oberen Ende weich und grün sein
  • Der untere Teil sollte mehrere Augen aufweisen (verdickte austriebsbereite Stellen, an denen Wurzeln ihr Wachstum Starten)
  • Untere Hälfte durch Abstreifen von den Blättern befreien
  • Große Blätter oben mit der Schere halbieren oder einzelne, große Blätter entfernen
  • Blütenansätze abknipsen, die kosten den Steckling nur unnötige Kraft
  • Steckling vorsichtig und gerade in ein Töpfchen mit Erde stecken
  • Ob Bewurzelungspulver für Weichhölzer bei Birken hilft, ist strittig, vorhandene Bewurzelungshormone ruhig testen
  • Im Halbschatten aufstellen (darf nicht von direkter Sonne verbrannt werden)
  • Bewurzelung abwarten, dabei Steckling feucht halten (nicht klatschnass!)
  • Bei großer Hitze mit Haube aus durchsichtigem Plastik Luftfeuchtigkeit festhalten
  • Unbedingt alle paar Tage lüften, damit nichts schimmelt oder fault
  • Wenn der Steckling oben zu wachsen beginnt, sind auch die ersten Wurzeln gewachsen
  • Wenn die ersten Wurzeln unten aus dem Töpfchen herauswachsen, kann die Birke ausgepflanzt werden

Die beste Zeit zum Schnitt der Stecklinge liegt in der Mitte der Wachstumsperiode, nach Austrieb und Blütenbildung und bevor sich die Birke langsam auf die Winterruhe einstellt. Die beste Pflanzzeit ist das Frühjahr (sobald der Boden offen ist bis zum Austrieb), als geringster Pflanzabstand werden 1,3 – 1,5 m angegeben.

Warum gerade Birken?

Birken gehörten zu den schönsten einheimischen Bäumen und haben unter Romantikern viele Verehrer. Man spricht vom „Wind, der in den Birken flüstert“ und von der „Gold streuenden Prinzessin Birke“. Es gibt auch wenig einheimische Gehölze, mit denen schneller Flächen begrünt bzw. kleine Wäldchen angelegt werden können. Eigentlich nur Pappeln und Weiden, und von denen schafft die Birke die luftigste, am leichtesten wirkende Begrünung. Das Birkenwäldchen im Garten ist auch ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz, weil es viele schützenswerte Vögel, Säugetiere, Insekten, Pilze, Flechten und Moose gibt, die auf die Birke als Lebensraum angewiesen sind.

Wegen des hohen Dekorationswertes werden Birkenzweige auch gerne als Schmuck bei Festlichkeiten eingesetzt, z. B. am Maibaum oder in Bayern zu Fronleichnam. Kamin-Besitzer lieben Birken, weil sie schnell gutes Brennholz mit mehreren vorteilhaften Eigenschaften und hohem Brennwert liefern.

Aber es hat auch seinen Grund, dass sich bei den Birken die Geister gewöhnlich scheiden: Birken haben nichts in der Nähe von Bauten zu suchen, weil sie schnell wachsen und im Nu so hoch sind, dass die Kronen Schatten in die Räume bringen und Triebe in die Stromleitung hängen, während die Wurzeln auf der Gegenseite die Wasserleitung erobern.

Bei diesem schnellen „in die Höhe schießen“ entsteht ein nicht sehr stabiler, windwurfgefährdeter Stamm, der bei Sturm gerne mal umfällt. Der Wasserbedarf ist auch nicht ohne, vor allem nicht für die Pflanzen in der Nähe, denen die Birke in Trockenphasen das Wasser abgräbt. Außerdem produzieren Birken jede Menge „pflanzlichen Dreck“, der nicht nur Allergiker stört; und wenn die Birke eine Weile steht, darf sie nach mancher örtlicher Baumsatzung nicht mehr gefällt werden.

Welche Birke soll‘s denn sein?

Birken vermehren Unsere altbekannte, einheimische Birke – gibt es botanisch nicht, weil in Mitteleuropa einige der 136 Arten der Gattung Birke mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen an den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens heimisch sind:

  • Sandbirke, Hängebirke, Betula pendula oder B. alba, Maximalhöhe 30 m, wächst in sandigen, trockenen Böden
  • Moor-Birke, Betula pubescens, wächst im Moor oder ähnlich feuchten Böden, ebenfalls bis 30 m Höhe
  • Zwerg-Birke, Polarbirke, Betula nana, wächst in ca. 1 m hohen Gruppen im Moor, selten + unter Naturschutz
  • Strauch-Birke, Betula humilis, wächst auf Moorwiesen in strauchartiger Wuchsform, max. 3 m, stark gefährdet + unter Naturschutz

All diese Birken bilden leicht miteinander Bastarde, weshalb Sie bei Vermehrung oder Ausgraben nie wissen, ob Sie eine Sandbirke oder eine Moorbirke und oder eine Sand-Moor-Birke pflanzen. Hier kann der Grund dafür liegen, dass eine „draußen aufgeschnappte Birke“ sich im Garten verweigert – Sandbirken und Moorbirken brauchen gegensätzliche Böden, bei den natürlichen Kreuzungen ist unvorhersehbar, ob sie in Richtung „feucht“ oder „trocken“ tendieren.

Fazit
Sie können Birken vermehren oder in der Nähe einen Birken-Schössling ausbuddeln; wenn Sie eine ganz bestimmte Birke mit definierten Eigenschaften pflanzen möchten, sollten Sie sich jedoch lieber an eine fachkundige Baumschule wenden. In ganz normalen Baumschulen finden Sie eher veredelte Birken (und nicht heimischen Birkenarten wie Himalaja-Birken, Lindenblättrige Birken, Papierbirken oder Wasser-Birken). Bessere Chancen auf „ganz normale“, samenreine Birken haben Sie in einer Forstbaumschule, meist auch preislich ein angenehmes Erlebnis.