Gartengestaltung Obstgarten & Obst

Kiwi-Pflanzen – Pflege & Anbau im Garten

Kiwi Schlingpflanze

Obst ist gesund! Kiwis besonders, vor allem wenn sie ohne Chemie aus dem eigenen Garten kommen. Falls Sie sich noch nicht so richtig an die Aufzucht der Kiwi-Pflanzen herangewagt haben, wird dieser Artikel hoffentlich Abhilfe schaffen.

Der beste Standort für die Kiwi 

Die sorgfältige Standortauswahl stellt bei den Kiwipflanzen die entscheidenden Weichen für eine reiche Ernte:

  • Die Kiwis, die wir kennen, sind Zuchtpflanzen, die ursprünglich in Südchina herangezogen wurden und ein subtropisches bis tropisches Klima gewohnt sind.
  • Die großen Kiwis Actinidia deliciosa sind deshalb bei uns nur in den wärmeren Gegenden so richtig zufrieden, und auch dort brauchen die Jungpflanzen guten Winterschutz.
  • Sie können jedoch Sorten kaufen, die mehr Kälte aushalten, diese werden Sie weiter unten kennenlernen.
  • Jede Kiwi sollte windgeschützt und warm platziert werden, an eine zumindest teils nach Süden gerichtete Hauswand zum Beispiel.
  • Kiwis sind Kletterpflanzen, sie können also noch an vielen anderen Stellen im Garten ihren Platz finden, wenn diese besser geeignet sind.
  • Mit der richtigen Rankhilfe klettern die Kiwis auch gerne einen Zaun hoch oder ranken sich an der Wand einer Laube hoch, wenn es dort nur schön warm ist.
  • Ein bisschen Lust nach oben sollte gegeben sein, Kiwi-Pflanzen können Wuchshöhen von bis zu rund 15 Meter überwinden.
  • Die Kletter-Pflanzen sind ein schöner Gewinn für das Gartendesign, sie können am geeigneten Gerüst zu einem dichten Blätterdach heranwachsen.
  • Das Klettergerüst sollte ziemlich stabil sein, gerade wenn Ihre Kiwis sich gut entwickeln, wird das Gerüst viele Früchte und damit ein ziemliches Gewicht tragen müssen. 

So bauen Sie ein Rankgerüst für Kiwi-Pflanzen

Sie brauchen je nach Anzahl der Kiwi-Pflanzen Pfähle von einer Länge von 2,50 Metern, pro Pflanze wird ein Pfahl aufgestellt, der nächste in einem Abstand von mindestens 4 Metern. Auch wenn Sie über viel Platz verfügen, sollten die Abstände zwischen den Pfählen höchstens 6 Meter betragen. Vom ersten zum letzten Pfahl werden nun dicke Drähte gezogen, einer in etwa 80 cm Höhe, der nächste etwa 50 cm höher und der nächste rund einen Meter darüber.

Die richtige Erde für Kiwis

Kiwis mögen einen Boden, dessen pH-Wert ein wenig im sauren Bereich liegt, Kalk vertragen sie nicht so gut. Ein pH-Test vor der Pflanzung lohnt sich also, der Wert sollte auf jeden Fall unter 6 liegen, ideal wäre ein Ergebnis zwischen 4,5 und 5,5. Außerdem sollte der Boden recht humos und nährstoffreich sein, wenn Sie am geplanten Ort Nährstoffe einbringen müssen und gleichzeitig den pH-Wert senken müssen, geht das am besten durch Untermischen sauer eingestellter Komposterde.

So pflanzen Sie Kiwisträucher

Kiwi, Actinidia deliciosa Die beste Zeit, um Kiwis zu pflanzen, ist der frühe Sommer. So gehen Sie vor:

  • Boden vorbereiten
  • Kiwipflanzen kaufen und vor dem Pflanzen noch einmal gut wässern.
  • Ausreichend große Pflanzgrube buddeln.
  • Den Boden unten im Pflanzloch bis in ca. 30 cm Tiefe auflockern.
  • Die Verpackung oder den Topf vom Wurzelballen abnehmen.
  • Den Wurzelballen mit einem scharfen Messer rundherum mehrfach einstechen, um ihn aufnahmebereit für Wasser und Nährstoffe zu machen.
  • Die Kiwi ins Pflanzloch stellen, die Wurzel sollte an der Oberfläche des Bodens in den Stamm übergehen.
  • Die entnommene Erde wieder ins Pflanzloch einfüllen.
  • Angießen und eventuell noch etwas Erde nachfüllen.

Kiwis gießen und düngen

Kiwi-Pflanzen bilden Blätter aus, die eine ziemlich große Oberfläche haben, sie brauchen also durchgehend recht viel Wasser. Sobald Sie in trockeneren Zeiten bemerken, dass die Blätter etwas schlaff aussehen, sollten Sie deshalb zusätzlich bewässern. Wenn dann die Zeit der Fruchtentwicklung herangekommen ist, müssen Sie sogar gut darauf achten, dass die Kiwi jederzeit gut feucht ist. Sie könnte sonst im Extremfall die Ausbildung der Früchte einstellen, zumindest würden diese aber nur wenig Aroma enthalten.

Nach dem Einpflanzen kann die junge Kiwi im ersten Jahr ihre Nährstoffe direkt aus dem Boden beziehen. Im zweiten Jahr kann ein wenig Kompost nachgegeben werden, solange sie noch nicht trägt, braucht eine Kiwi aber nur sehr zurückhaltend mit Dünger versorgt werden. Erst in dem Jahr, in dem sie das erste Mal trägt, sollten Sie die Kiwi mit nährstoffreichem Kompost düngen, zur Not auch mit mineralischem Dünger für Moorbeetpflanzen, hier ist aber immer die Gefahr eine Überdüngung gegeben.

Kiwi-Pflanzen beschneiden

Kiwi, Actinidia deliciosa Auch in Bezug auf den Beschnitt haben Sie in den ersten Jahren mit der Kiwi nicht viel zu tun. Zunächst muss sie nämlich einen Haupttrieb entwickeln, denn Sie senkrecht bis auf den obersten Draht wachsen lassen. Dieser Haupttrieb wird zurückgeschnitten, das fördert die Verzweigung. Von den neuen Trieben wählen Sie die kräftigsten Seitentriebe aus, die Sie horizontal an den Drähten der Rankhilfe entlangführen. Diese Seitentriebe sehen erst wieder eine Schere, wenn sie am Ende der Rankhilfe angekommen sind. Aus diesen waagerechten „Haupttriebe“ werden neue Seitentriebe erscheinen, die sollten bis zur Fruchtreife in der Saison mehrfach bis auf wenige Blätter zurückgeschnitten werden. Im Grunde wird die Pflanze an dem oben beschrieben Gerüst wie eine Weinrebe gezogen, bei den Kiwis handelt es sich ja auch um Beeren, und die Äste schlingen sich um die Rankhilfe wie Reben. Sie können die Kiwi natürlich auch „unordentlicher“ wachsen lassen, wenn es ungefähr nach dem gleichen Prinzip geschieht.

An den einjährigen Trieben, die bis zu 2 Meter lang werden können, wachsen die Früchte, und nach diesem Fruchtansatz wird die Kiwi auch beschnitten: Im Sommer sollten Sie die neu erschienenen Triebe beschneiden, über den Früchten sollten am besten nicht mehr als 10 Blätter stehen bleiben. Denn die Wuchskraft der Kiwi-Pflanzen sollte jetzt in die Ausbildung und Reifung der Früchte gehen und nicht ins Laub. Im Vorfrühling müssen Sie dafür sorgen, dass im kommenden Jahr wieder Früchte angesetzt werden. Abgeerntete Fruchttriebe werden jetzt weggeschnitten, nur ein möglichst langer kräftiger Jungtrieb, der noch nie getragen hat, sollte stehen bleiben. Über dem Klettergerüst bilden sich meistens auch neue Triebe, die frei in die Gegend wachsen, diese sollten Sie ebenfalls wegnehmen, weil sie die Fruchttriebe beschatten würden. Außerdem lichten Sie jetzt gleich noch innen in der Pflanze etwas aus, damit die neuen Fruchttriebe immer schön viel Sonne abkriegen, und nach einigen Jahren Ernte können Sie die Haupt-Seitentriebe nach und nach ganz kurz schneiden, um sie zu verjüngen.

Kiwis in verschiedenen Arten und unterschiedlichen Größen

Die eigentliche, ursprüngliche Kiwi-Pflanze, aus der alle anderen Arten hervorgingen, ist eine Strahlengriffelpflanze namens Chinesischer Strahlengriffel oder Actinidia chinensis. Sie ist ein winterharter Schlingstrauch, der mittelgroße, gelbfleischige Früchte (Beeren) trägt. Diese Kiwi wird immer noch angebaut, sehr viel auch in Neuseeland, wo die besondere Sorte „Hort16A“ gezüchtet wurde, die heute unter dem Handelsnamen bzw. Markennamen „Zespri Gold“ in vielen Fruchthandelsgeschäften angeboten wird. Im Gegensatz zu den Früchten der Actinidia deliciosa beinhaltet das gelbe Fruchtfleisch dieser Kiwi kaum das Eiweiß spaltendes Enzym Actinidain, weshalb diese Kiwi im Gegensatz zur grünen Kiwi auch mit Milchprodukten gemischt werden kann (grüne Kiwi machen Quark oder Joghurt bitter).

Kiwi, Actinidia deliciosa Die grüne Kiwi Actinidia deliciosa wurde schon vor langer Zeit aus der Actinidia chinensis gezüchtet, bekam aber erst 1984 als eigene Art den botanischen Namen Actinidia deliciosa zuerkannt, weshalb Sie öfter auch noch auf die Bezeichnung Actinidia chinensis var. deliciosa stoßen werden (oder auf eine chinensis, die eigentlich eine deliciosa ist). Die bekannteste Sorte der Actinidia deliciosa ist die „Hayward“, eine Pflanze mit höchst interessanter Geschichte: Sie wurde aus den ersten Pflanzen gezüchtet, die aus dem Süden Chinas nach Neuseeland importiert wurden, das geschah im Jahr 1904, eine Lehrerin brachte sie aus einer Mission mit. Ein Gärtner pflanzte sie auf sein Grundstück, die „Chinesischen Stachelbeeren“ wollten aber einfach nicht fruchten, wahrscheinlich wurde Mary Fraser schon als Phantastin belächelt. Im Jahr 1910 kam der Durchbruch, die Pflanzen zeigten erstmals Früchte auf neuseeländischem Boden, und nun nahm sich Gartenbauwissenschaftler Hayward Wright der Sache und den Pflanzen an: Er züchtete aus den Beeren der Chinesische Stachelbeere eine Sorte, die merklich größere Früchte trug, diese Actinidia deliciosa „Hayward“ macht heute den größten Teil der kommerziell gehandelten Kiwifrüchte aus. Etwa 1950 konnten die ersten „Hayward’s“ im Norden Neuseelands angebaut werden, bald darauf wurden sie nach Europa und nach Nordamerika exportiert, und 1959 kamen neuseeländische Marktstrategen auf die Idee, der potenziell siegreichen Frucht den Namen des neuseeländischen Nationalsymbols Kiwi (Vogel) zu geben.

Beide großfrüchtige Kiwiarten sind nur bedingt winterhart, im Rheinland sollen sie gut wachsen, wenn das Mikroklima stimmt, wo es kühler wird, entwickeln sie sich meist nicht mehr befriedigend. Neben diesen großfrüchtigeren Arten gibt es jedoch zwei Arten kleinfrüchtiger Kiwis, die besonders für die Gärtner interessant sind, die in ihrer Region vom Klima nicht so verwöhnt werden:

Actinidia arguta ist nicht durch Zucht entstanden, sondern eine Wildart, die in der Natur bis ins Himalayagebirge in eine Höhenlage von über 3.000 Meter wächst. Sie ist also wesentlich frosthärter als die großfrüchtigen Sorten und braucht auch weniger Wärme, um Früchte auszubilden. Diese Früchte erscheinen sogar meist in ziemlichen Mengen bei uns, sie haben eine glatte Schale und können mit dieser gleich aus der Hand vom Strauch verspeist werden. Die aromatisch-süßen Früchte reifen sehr früh, bereits ab August, dafür aber bis in den Oktober, je nach Sorte ist das Fruchtfleisch rötlich, bräunlich oder gelb bis grün.

Ähnlich wohl fühlt sich die Actinidia kolomikta bei uns, sie wächst natürlich in gemäßigten Klimazonen in Ostasien, aber auch in der rauen russischen Amurregion, was sie zur wahrscheinlich frosthärtesten Actinidia-Art macht. Ihre Früchte sind grün und sehr süß mit Kiwi-Aroma und überaus reich an Vitamin C. Sie können roh gegessen oder als Kompott, Marmelade, Saft und Wein verarbeitet werden. Die Pflanzen sind zweihäusig, d.h. es werden eine männliche und eine weibliche Pflanze benötigt, damit Früchte angesetzt werden.

Die Sorten der Kiwi

Kiwi, Actinidia deliciosa Kiwi-Pflanzen sollten immer zu mehreren gepflanzt werden, denn die weiblichen Pflanzen müssen von einer männlichen Kiwi bestäubt werden, damit eine Ernte möglich wird. Eine männliche Pflanze reicht zur Bestäubung von 4 bis 6 weiblichen Kiwis aus, sie sollte in die Mitte gepflanzt werden, damit sie zu den weiblichen Pflanzen insgesamt den kleinstmöglichen Abstand hat.

1. Bei den „normalen Kiwi“ Actinidia deliciosa brauchen Sie bei den meisten Sorten weibliche und männliche Kiwipflanzen:

  • Die oben schon erwähnte „Hayward“ ist weiblich, bringt wohlschmeckende Früchte von bis zu 7 cm, gedeiht aber in Deutschland nur in warmen Regionen und auch dort nur in einem warmen Mikroklima.
  • Ein wenig besser angepasst an unser Klima soll die weibliche Sorte Starella sein, die viele und ziemlich süße Früchte tragen soll.
  • Weitere weibliche Kiwi-Sorten heißen Bruno und Abbot, Monty und Allison und „Top Star Vantini“, eine unbehaarte Sorte.
  • Diese Frauen brauchen jeweils mindestens einen Mann, hier haben Sie die Auswahl unter den Sorten „Atlas“ und „Matua“, letzterer befruchtet alle Kiwi-Frauen, auch die der Arten chinensis, arguta und kolomikta.

2. Auch die Actinidia chinensis wollen meist paarweise auftreten, z. B. in der Sorte „Yellow River“, von denen Pflanzen in beiden Geschlechtern gezüchtet werden.

3. Bei den Actinidia arguta haben Sie die Auswahl unter den weiblichen Sorten „Weiki“, „Maki“ und „Ambrosia“, die männlichen Befruchter der Arguta-Sorten heißen „Weiki“, „Nostino“ und „Tomuri“, aber wie gesagt, „Matua“ übernimmt ebenfalls gerne die Befruchtung.

Kiwi, Actinidia deliciosa 4. Von der Actinidia kolomikta werden wohl kaum verschiedene Sorten angeboten, Sie müssten sich einfach nach einer männlichen und einer weiblichen Pflanze mit diesem Namen auf dem Etikett umsehen, wenn Sie die kleinen grünen Früchte dieser Art ernten möchten.

Fazit
Wenn Sie sich einmal mit dem schwierigen Thema der Pflanzengeschlechter auseinandergesetzt haben und eine für das Klima Ihres Heimatorts geeignete Sorte gefunden haben, ist das Schwierigste an der Kultur einer Kiwi eigentlich erledigt. Sie sollten allerdings Kiwi besser bei einem Fachgärtner einkaufen, der wirklich weiß, welche Pflanze er Ihnen verkauft, und die Hände von den im Handel angebotenen selbstbefruchtenden Sorten lassen. Hier wird die Fähigkeit zur Selbstbestäubung in aller Regel mit einem Qualitätsverlust bei den Früchten bezahlt.