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Alte Obstsorten – Sorten und Händler alter Obstbäume

Obstbaum - alte Obstsorten

Die ältesten Obstsorten gab es teilweise bereits vor fast 1000 Jahren. Jede Region hat ihre lokalen Sorten, die dementsprechend auch nur speziell dort verbreitet sind und sich sehr gut den örtlichen Gegebenheiten angepasst haben. In der Gendatenbank des Instituts für Pflanzengenetik in Dresden sind heute noch eine Vielzahl alter Beeren-, Kern- und Wildobstsorten registriert. Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb alte Obstsorten auch heute noch ihre Daseinsberechtigung haben und erhalten werden sollten. Zum einen haben sie sich über viele Jahre, teilweise auch Jahrhunderte bewährt und zum anderen wurden sie weder züchterisch noch gentechnisch verändert.

Alte Apfelsorten

Berlepsch

Der Kulturapfel Berlepsch, der auch Goldrenette genannt wird, wurde bereits 1880 gezüchtet. Er ist ein besonders wohlschmeckender Tafelapfel, der sich ausschließlich für den Rohverzehr eignet. Das Fruchtfleisch ist außerordentlich würzig, erfrischend und sehr saftig. Zudem gehört der Berlepsch zu den Apfelsorten mit dem höchsten Gehalt an Vitamin C.
Apfel Berlepsch Erntereif ist er ab Ende September und genussreif ab Januar bis Ende März. Der Anbau dieser alten Sorte wird durch die Anfälligkeit für Kragenfäule, Baumkrebs und Spitzendürre (Monilia) beeinträchtigt.

Boskoop

Der Boskoop, ein Winterapfel, wurde 1856 durch Zufall in den Niederlanden entdeckt und ist seit 1863 eine überregional verbreitete Standardapfelsorte. Diese alte Sorte bringt besonders große Früchte hervor, die häufig mehr als 200 g auf die Waage bringen.
Die Früchte sind kamin- bis ziegelrot und weisen trotz ihres säuerlichen Geschmacks einen besonders hohen Fruchtzuckeranteil auf, was speziell Diabetiker berücksichtigen sollten. Das Fruchtfleisch ist anfangs fest und saftig und wird später mürbe. Es besteht eine Anfälligkeit gegenüber Stippe, Schorf und Blutläusen.

Cox Orange

Der Cox Orange wurde im frühen 19. Jahrhundert entdeckt und zählt unter den Kulturäpfeln zu den Renetten. Als Renetten werden Sorten bezeichnet, die sich durch ein anfangs dichtes und später markiges Fruchtfleisch auszeichnen und einen kennzeichnenden Geschmack aufweisen.

Die Früchte sind mittelgroß, mit einer gelbgrünen und auf der Sonne zugewandten Seite einer leicht orange bis roten Färbung. Das Fruchtfleisch ist grünlich gelb bis Cremefarben, fest und saftig und duftet sehr aromatisch. Nach der Ernte wird dieser Apfel relativ schnell mürbe.

Der Geschmack ist teils süßlich teils säuerlich. Eine typische Eigenschaft dieser Apfelsorte ist es, unterschiedliche Geschmacksnuancen hervorzubringen und keine einzelne vorherrschende Geschmacksrichtung. Bei dieser Sorte besteht eine Anfälligkeit für Stippe, Schorf, Krebs, Fäule, Mehltau, Feuerbrand, Blutlaus und Apfelwickler.

Golden Delicious

Der Golden Delicious ist eine sehr ertragreiche Sorte und süßaromatischer Apfel. Sorten wie Elstar, Gala, Rubinette oder Jonagold stammen vom Golden Delicious ab. Die Früchte dieser alten Apfelsorte sind mittelgroß mit einer goldgelben festen Schale. Das gelbliche Fruchtfleisch ist mittelfest. Geschmacklich weist dieser Apfel eine leichte Säure auf und ist ansonsten süß aromatisch.
Golden Delicious alte Obstsorten Erntereif ist er von Anfang bis Mitte Oktober, wobei die Fruchtqualität je besser ist, desto später er geerntet wird. In einem kühlen Naturlager ist der Golden Delicious etwa bis Februar lagerfähig. Nachteilig ist seine Anfälligkeit gegenüber Feuerbrand, Schorf und verschiedenen Virosen.

Goldparmäne

Die Goldparmäne, die auch Wintergoldparmäne genannt wird, zählte viele Jahrhunderte zu den besten Tafelobstsorten. Der Apfel hat eine grüngelbe bis gelbe Grundfarbe und eine orange Deckfarbe, die ins Rote übergeht. Zudem sind feine Streifen erkennbar.
Der Geschmack dieser relativ säurearmen Äpfel ist typisch nussig. Geerntet werden können sie ab Ende September. Genussreif sind sie jedoch erst ab Oktober bis Januar, bis dahin müssen sie einige Wochen gelagert werden. Diese Sorte ist anfällig für Stippe, einer für Äpfel typischen Mangelerscheinung, für Feuerbrand, Mehltau, Krebs, Schorf, Fruchtfäule, Apfelwickler sowie Blut- und Blattläuse. Blüten und Holz sind zudem sehr frostempfindlich.

Gravensteiner

In Norddeutschland bekannt ist dieser Kulturapfel etwa seit 1669. Der Apfel weist einen starken Duft auf. Geschmacklich gesehen gehört er zu den besten europäischen Apfelsorten. Er hat eine zart wachsgelbe und sonnenseits eine rot geflammte Färbung sowie einen fein würzigen, aromatischen Geschmack. Das Fruchtfleisch ist hellgelb und saftig. Diese alte Apfelsorte ist allerdings anfällig gegenüber Mehltau, Baumkrebs, Feuerbrand, Stippe und Schorf und die Blüten sind relativ frostempfindlich.

Alte Birnensorten

Die Birnensorten, die heute im Handel angeboten werden, stammen größtenteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Mit der Züchtung beschäftigt man sich erst seit jüngerer Zeit, allerdings nicht so intensiv wie beim Apfel.

Clapps Liebling

Die Frucht dieser Sorte ist mittelgroß und hat eine grüne Grundfarbe. An der sonnenzugewandten Seite ist meist eine braun-rote Färbung zu sehen. Zusätzlich ist die Schale hellbraun gepunktet. Das weiße bis hellgelbe Fruchtfleisch dieser Birne ist sehr saftig und hat ein süßes, feines Aroma mit ein wenig Säure. Erntereif ist sie im August und genussreif etwa ab Ende September. Diese alte Birnensorte ist besonders anfällig für den gefährlichen Feuerbrand.

Gellerts Butterbirne

Birnensorten Gellerts Butterbirne ist eine sehr gute Tafelbirne mit einer dicken und festen Schale und einem mittelfesten, zartgelben Fruchtfleisch, das zudem sehr saftig und schmelzend ist. Die Birnen sind mittelgroß bis groß, fein berostet mit einer bronzeorangeroten Färbung auf der Sonnenseite.

Zur Erntereife gelangt diese Birne ab Anfang September. Man kann sie unmittelbar nach der Ernte verzehren, oder bis Oktober lagern. Für eine längere Lagerung ist die Gellerts Butterbirne nicht geeignet. Auch diese Birnensorte benötigt eine entsprechende Befruchtersorte. Dafür kommt z.B. die Gute Luise, Williams Christ oder Clapps Liebling infrage.

Gute Luise

Die Gute Luise wurde bereits 1778 entdeckt. Die Früchte sind typisch birnenförmig, mittelgroß, mit einer grünlich-gelben Grundfarbe und einer braunroten Deckfarbe auf der Sonnenseite. Das weiße bis gelblich-weiße Fruchtfleisch ist saftig, schmelzend und süß bis säuerlich. Erntereif ist sie Mitte September und genussreif im Oktober. Bis Januar ist sie lagerfähig. Die Gute Luise ist eine Birnensorte, die sich auch gut zum Dörren eignet. Sie ist besonders anfällig für Schorf.

Williams Christ

Die Williams Christ-Birne ist auch durch den gleichnamigen Obstbrand bekannt. Sie ist eine sehr ertragreiche Sommerbirne, die eine weitere Birnensorte zwecks Befruchtung benötigt. Als Befruchter eignen sich beispielsweise die Sorten Clapps Liebling oder Gellerts Butterbirne. Ungeeignet hierfür ist die Gute Luise.

Fehlt eine Befruchterpflanze, kann der Baum teilweise parthenokarpe Früchte ausbilden. Das sind Früchte, die teilweise über nur unzureichend ausgebildete Samen verfügen oder gar keine besitzen.

Die Frucht ist gedrungen und mit 10 cm Länge relativ groß. Äußerlich ist die Frucht gelbgrün und auf der Sonnenseite leicht Orange. Das gelb-weiße Fruchtfleisch ist schmelzend mit einem intensiven Aroma. Erntereif ist diese Birnensorte von Mitte August bis Anfang September und genussreif ab Erntereife bis Ende Oktober. Sie eignet sich sehr gut für den Frischverzehr.

Alte Zwetschgen- und Mirabellensorten

Hauszwetschge

Zwetschgen Die sehr alte spät reifende Zwetschgensorte hat kleine blaurote bis blauschwarze Früchte. Das Fruchtfleisch ist gelbgrün bis Orangefarben. Das Verhältnis zwischen Süße und Säure ist bei der Hauszwetschge sehr ausgewogen. Erntereif sind die Früchte zwischen Mitte und Ende September. Allerdings ist die Hauszwetschge sehr anfällig für die gefürchtete Scharkakrankheit und die Narrentaschenkrankheit.

Mirabelle von Nancy

Die Früchte dieser ertragreichen Sorte haben eine runde oder teilweise auch abgeplattete Form. Die Fruchtschale ist fest, hellgelb mit rötlichen Verfärbungen auf der Sonnenseite.
Geerntet wird von August bis September. Die Früchte sollten frisch verzehrt werden. Die Früchte dieser alten Mirabellensorte sind anfällig für den Pflaumenwickler, der auch Pflaumen, Zwetschgen und Renekloden befällt.

Mirabelle von Metz

Diese Mirabellensorte ist eine sehr alte, ertragreiche Sorte. Die eirunden Früchte sind klein bis mittelgroß. Die Fruchtschale ist gelb und auf der Sonnenseite rot punktiert. Das duftende, goldgelbe Fruchtfleisch ist fest, sehr saftig und zuckersüß, mit einem außergewöhnlichen Aroma. Der Stein in der Frucht lässt sich sehr gut lösen. Geerntet wird von August bis September.

Alte Kirschsorten

Büttners Rote Knorpelkirsche

Diese Sorte gehört zu den ältesten deutschen Kirschsorten. Die Früchte sind groß bis sehr groß, herzförmig und breit. Die Schale ist leuchtend gelb und sonnenseits hellrot. Das hellgelbe Fruchtfleisch ist mäßig saftig und knorpelig. Der Stein löst sich gut vom Fruchtfleisch. Erntereif ist diese Sorte zwischen Mitte Juli und Anfang August, in der 5.-6. Kirschwoche.

Hedelfinger Riesenkirsche

kleinbleibende Gehölze Auch diese Sorte gehört zu den Knorpelkirschen. Die Früchte sind mittelgroß bis groß, oval und herzförmig. Die Schale ist matt glänzend und zäh und wechselt bis zur Vollreife von Braunrot zu violett-schwarz. Das zunächst hellrote und später dunkel werdende Fruchtfleisch ist knackend, fest und saftig. Bei Regen neigen die Früchte zum Platzen. Reifezeit ist in der 5.-6. Woche.

Sauerkirsche ‚Schattenmorelle‘

Diese Sauerkirsche ist eine Liebhabersorte. Die kräftig roten bis dunkelroten Früchte sind groß bis sehr groß. Das intensiv rote, weiche und sehr saftige Fruchtfleisch hat das typische saure Schattenmorellenaroma mit einer ausgeprägten Würze. Geerntet werden kann von Ende Juli bis Anfang August.

Vor- und Nachteile alter Obstsorten

  • Alte Sorten nicht mit Hochglanzware aus dem Supermarkt vergleichbar.
  • Sie sind relativ robust und je nach Sorte und Region sehr anpassungsfähig.
  • Sie kommen problemlos mit Klimaveränderungen zurecht.
  • Meist wachsen alte Obstsorten auf urtümlichen Streuobstwiesen.
  • Sie sind vielfältiger im Geschmack und müssen wesentlich weniger gepflegt werden.
  • Für Farbe und Geschmack sind Polyphenole verantwortlich.
  • Diese sind in alten Sorten in deutlich höherem Maße enthalten.
  • Häufig sind alte Obstsorten auch für Allergiker viel besser geeignet.
  • Nachteilig ist die Anfälligkeit alter Sorten für Krankheiten und Schädlinge.

Bezugsquellen

Alte Obstsorten kann man teilweise auf Bauernmärkten oder bei Direktverkäufen ab Hof bekommen. Wer sie selber anbauen möchte, kann entsprechendes Material in speziellen Baumschulen beziehen. Bezugsquellen bzw. Adressen von Händlern alter Obstsorten kann man beispielsweise beim Bund Lemgo erfragen bzw. sich dort darüber informieren.
Des Weiteren informiert z.B. die Internetseite (einkaufen-auf-dem-bauernhof.com) über Direktvermarkter bundesweit. Informationen u.a. über alte Obstsorten oder die Anlage von Streuobstwiesen erhält man bei Landschaftspflegeverbänden, auf der Seite des Naturschutzbundes Deutschland oder auf der des Promologenvereins.

Fazit
Alte Obstsorten werden immer beliebter, allerdings sind sie nicht immer leicht zu bekommen, vor allem lokale Sorten. Sie werden nicht wie die meisten neuen Sorten industriell angebaut, auch Streuobstflächen, die Heimat vieler alter Apfel- und Birnensorten, gibt es immer weniger, sodass viele bereits drohen für immer zu verschwinden. Deshalb ist es umso wichtiger, an alten Obstsorten festzuhalten und ihre Artenvielfalt zu bewahren.