Gartengestaltung Kräutergarten

Mutterkraut, Tanacetum parthenium – Pflanzen und Pflege

Mutterkraut

Mutterkraut klingt tröstlich und vertrauenserweckend, und genauso tröstlich ist das Kraut auch zu manchen Leiden des Menschen. Also war es keine gute Entwicklung, dass das Mutterkraut ziemlich in Vergessenheit geriet, und ist im Zuge einer allgemeinen Rückbesinnung auf Natursubstanzen nur logisch, dass das Mutterkraut gerade wiederentdeckt wird. Außerdem ist ein weißes Blütenmeer immer dekorativ, und eine Pflanze, die fast keine Pflege braucht, ist eigentlich heutzutage in keinem Garten falsch am Platz. Falls Sie noch keine Bekanntschaft mit dem begabten Kraut machen konnten, wird es deshalb unbedingt Zeit.

Mutterkraut

Mutterkraut gehört zur Familie der Korbblütler, einer Familie voll von Pflanzen, die Menschen anbauen, um sie zu nutzen. Alles Pflanzen, die nicht gerade zum Mainstream in Küche oder im Gewürzregal gehören, Chicoree und Endiviensalat, Cardy und Artischocke, Topinambur und Mexikanischer Estragon, Arnika und Wermut haben alle eine feine Bitternote und werden im bundesdeutschen Durchschnittshaushalt eher zurückhaltend eingesetzt.

Mutterkraut soll auch bitter schmecken und lässt diesen Charakter in seinem Duft schon ahnen. Der Duft wird irgendwo zwischen „nach Kamille“, „kampferartig“ und „stinkt“ eingeordnet. Wenn Sie geruchsempfindlich sind, sollten Sie besser einen Schnupper-Test an einem anderswo wachsenden Mutterkraut durchführen, bevor Sie Tanacetum parthenium nah an Ihren Sitzplatz pflanzen.

Blätter des Mutterkrauts In der Gestalt ist Mutterkraut eher lieblich, ein Meer von kleinen weißen Blüten über zartem hellgrünem Laub. Auch in dieser Hinsicht Kamille recht ähnlich. Die Blüte ist kaum zu unterscheiden, die Laubfärbung auch nicht, nur die feingegliederten, flächigen Blätter unterscheiden sich bei näherem Hinsehen doch sehr deutlich von dem feinen Laubgefussel der Kamille. Mutterkraut wächst ausdauernd. Die Wildform wird zwischen 30 und 80 cm hoch, die Blüte zeigt auch Ausdauer, sie reicht von Juni bis September.

Gute Standorte

Mutterkraut kommt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeergebiet, aber sehr ursprünglich, es ist schon so lange bei uns nachgewiesen, dass es in ganz Mitteleuropa als Archäophyt (Pflanze, die sich vor 1492 im Gebiet der Alten Welt durch menschlichen Einfluss ausgebreitet hat) geführt wird.

Tanacetum parthenium kommt mit unserem Klima also schon eine ganze Weile klar, die ausdauernde Pflanze ist sicher frostfest bei uns und hat auch sonst nicht allzu viele Ansprüche:

  • Die genügsame Pflanze wächst am liebsten auf durchlässigen Böden von mittlerem Nährstoffgehalt
  • Sie kommt aber auch mit etwas kompakteren Böden aus und kann hohe Nährstoffgehalte vertragen
  • Der Lichtbedarf ist mittel, ein sonniger Standort ist recht
  • Zu den Seiten hin braucht die einzelne Pflanze nicht mehr als 30 cm Platz

Richtig pflanzen

Jungpflanzen kaufen und pflanzen ist beim Mutterkraut nur im Prinzip die einfachste Lösung, das bedarf nämlich einer gewissen Vorbereitung. Denn das Mutterkraut ist ziemlich selten geworden, einfach im Frühjahr losgehen und auf dem nächsten Markt Jungpflanzen kaufen klappt meist nicht. Spezialisierte Kräuter-Gärtnereien haben Mutterkraut-Jungpflanzen häufiger im Angebot, aber auch nicht immer, Sie werden im Zweifel mehrere Anfragen stellen müssen.

Blüten von Tanacetum parthenium Wenn Sie nicht gleich fündig werden, macht das aber nicht viel aus, Mutterkraut kann von Mitte Mai bis Anfang August gepflanzt werden und wird Sie ohnehin nicht nur eine Saison erfreuen. Sie können Mutterkraut ruhig recht dicht zusammen pflanzen, das verträgt es, und das weiß Blütenmeer wird um so auffälliger. Es geht aber auch ohne Suche nach Jungpflanzen:

Aussaat

Mutterkraut-Samen werden im Internet reichlich angeboten, Mutterkraut lässt sich leicht aussäen, und Sie können früh im Jahr damit beginnen. Zumindest für die Kultursorten wird nämlich eine Vorkultur im Haus empfohlen, da die Kultursorten bei Direktaussaat ins Freiland nur lückenhaft keimen sollen.

So gehen Sie vor:

  • Im März in eine Aussaatschale aussäen
  • Anzuchtsubstrat gut durchfeuchten
  • Die feinen Samen (1.000 Korn wiegen 0,13 g) möglichst gleichmäßig verteilen
  • Am besten geht das, wenn Sie die Samen mit feinem Sand mischen
  • Die Samen werden nur aufgestreut, Mutterkraut ist ein Lichtkeimer
  • Mit Glas oder Folie abdecken
  • Feucht halten und regelmäßig lüften
  • An einen hellen Ort mit Temperaturen von 20-22 °C stellen
  • Es dauert eine bis zwei Wochen, bis die Samen keimen
  • Insgesamt dauert es rund fünf Wochen, bis kräftige Jungpflanzen herangewachsen sind, die in den Garten gesetzt werden können

Wenn Sie die Wildform des Mutterkrauts im Garten ansiedeln möchten, weil Sie von den heilsamen Inhaltsstoffen profitieren möchten, können Sie diese auch direkt ins Beet aussäen. Das sollte dann ab Mitte April bis Ende Mai geschehen, Samen ausstreuen und nur leicht andrücken. Die Samen werden zum Keimen angeregt und am Wegfliegen gehindert, wenn Sie die Aussaatfläche mit einem feinen Strahl gut durchfeuchten.

Mutterkraut im dekorativen Einsatz

Mutterkraut entwickelt eine Blüte neben der anderen, die Blätter ähneln den Chrysanthemen, die so gerne in Kübeln Treppen flankieren oder Terrassen schmücken. Das können Sie mit dem Mutterkraut auch machen, es blüht auch viel früher als die Chrysanthemen.

Tanacetum parthenium Außerdem zählt das Mutterkraut zu den haltbarsten Schnittblumen überhaupt. Die Stiele halten es normalerweise mindestens 10 Tage in der Vase aus, ohne jedes Frischhaltemittel. Mutterkraut-Blumen für die Vase sollten geschnitten werden, wenn etwa ein Drittel der Doldenblüten geöffnet sind.

Die Pflege

Das Mutterkraut ist ein Idealfall für alle Gärtner, die im Leben mehr zu tun haben als Gartenarbeit, denn Pflege braucht es eigentlich überhaupt nicht.

Die Jungpflanzen müssen notfalls bewässert werden, bis sie kräftig genug sind, das aber auch erst bei längerer Trockenheit und Hitze. Anfangs tut dem Mutterkraut ggf. auch noch ein Schneckenschutz gut, sobald die Pflanzen ihr eigenes Aroma entwickeln, sollen die Schnecken sie in Ruhe lassen. Wenn das Mutterkraut aus dem Jungpflanzen-Stadium herausgewachsen ist, muss es kaum einmal zusätzlich gewässert werden, sogar durch Trockenheit welk gewordene Blätter erholen sich wieder.

Dünger sieht das Mutterkraut in der freien Natur nie und braucht es auch nicht, gegen ein wenig Kompost im Frühjahr hat es aber auch nichts einzuwenden.

Schnitt

Die Wildform des Mutterkrauts neigt zur Selbstaussaat, wenn Sie diese verhindern möchten, müssen die Blüten vor Samenreife weggeschnitten werden. Das kann z. B. im Rahmen der Ernte des Heilkrauts geschehen, die Blätter und Blüten sollen im Sommer geerntet werden.

Ansonsten sollte das Mutterkraut jedes Frühjahr stark zurückgeschnitten werden, da es dazu neigt, an der Basis leicht zu verholzen. Das verzögern Sie mit dem Rückschnitt, und der neue Austrieb macht die mehrjährige Pflanze jedes Mal ein wenig buschiger.

Vermehrung

Das Mutterkraut vermehrt sich gerne und leicht, es ist früher häufig aus den Bauerngärten heraus verwildert. Es sät sich selbst aus, wenn Sie ein paar Blüten stehen lassen, aus denen es Samen bilden kann.

Wenn Sie Mutterkraut an andere Stellen im Garten setzen oder verschenken möchten, können Sie es auch durch Stecklinge vermehren, wobei die Aufzucht aus Saatgut einfacher sein soll und schneller gehen soll.

Mutterkraut im Einsatz

Mutterkraut Mutterkraut ist eine wirklich vielseitige Pflanze mit einigen Talenten:

1. Heilkraut

Mutterkraut wurde schon bei den alten Griechen, vor rund 2500 Jahren, als Medizin für Frauen derart geschätzt, dass sie die Pflanze der Göttin Athene weihten. Seitdem wurden viele Heilwirkungen von vielen Autoren beschrieben, Mutterkraut-Tee als Wehenmittel und bei Menstruationsbeschwerden, gegen Verdauungsstörungen und äußerlich zur Förderung der Wundheilung bei Quetschungen und Schwellungen.

Hildegard von Bingen beschrieb erstmals den Einsatz gegen Kopfschmerzen und „Melancholie“ (Depression). In wissenschaftlichen Studien wurde bestätigt, dass Mutterkraut bei den meisten Probanden besser gegen Migränekopfschmerz wirkt als alle bekannten Chemotherapeutika. Der  Einsatz als Antidepressivum und zu einigen anderen Heilzwecken wird gerade erforscht.

Wenn Sie Mutterkraut heilend einsetzen möchten und das mit Ihrem Arzt besprechen (wie immer bei Heilkräutern unerlässlich), sollten Sie ihn aber auch auf das allergische Potenzial ansprechen, unter den enthaltenen Sesquiterpenlactonen sind bekannte Kontaktallergene. Außerdem soll Mutterkraut auf keinen Fall während Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden, Kinder unter 12 Jahren sollten es auch nicht bekommen.

2. Insektizid

Diese Sesqui-Terpen-Lactone sind Abwehrstoffe der Pflanze, die toxisch auf Bakterien, Pilze, Würmer und andere Parasiten wirken. Die Gattung Tanacetum steht der Gattung Chrysanthemum sehr nahe. Beide gehören zum Tribus Anthemideae und sind als einzelne Arten nicht immer klar zuzuordnen. Es sind verschiedene Tanacetum-Arten, aus deren getrockneten Blüten das im Handel erhältliche Insektizid Pyrethrum gewonnen wird (nicht die Chrysanthemen, wie häufig etwas ungenau zu lesen ist).

Die Wurzeln des Mutterkrauts sollen auch Pyrethrum enthalten, was zwar nicht ganz unumstritten ist, aber auch die anderen Abwehrstoffe sollen Mutterkraut als potenzielles pflanzliches Insektizid qualifizieren, neben dem andere Pflanzen besonders gut gedeihen. Wenn Ihre Pflanzen nicht ausreichend reagieren, können Sie immer noch direkt auf Tanacetum cinerariifolium zurückgreifen. Das ist die Tanacetum-Art mit dem meisten Pyrethrum.

3. Mottenpulver

Eine weitere Wirkung der Abwehrstoffe des Mutterkrauts ist auch schon lange und sicher belegt: Getrocknete Mutterkrautblätter sollen Motten aus dem Haushalt fernhalten. Mindestens genauso gut wie Insektizide mit zweifelhaften und ev. toxischen Substanzen, wird berichtet. Wer schon einmal mit dem Einkauf eine Mottenkolonie eingeschleppt hat, wird das zu schätzen wissen.

4. Speisewürze

Manche Liebhaber bitterer Noten geben gerne einige Blätter Mutterkraut in ihren Salat. Fein abgestimmt auf eine Vinaigrette mit süßlichen oder nussigen Noten, Walnussöl und ein recht alter Aceto Balsamico zum Beispiel.

Mutige Feinschmecker experimentieren in mehrere weitere Richtungen mit dem aromatischen Geschmack des Mutterkrauts. Immerhin haben wir 25 verschiedene Geschmacksrezeptoren für „Bitter“ auf der Zunge, aber nur 3 für „Süß“.

Sorten und Arten

Mutterkraut gibt es in mehreren Sorten:

  • Tanacetum parthenium, Urform bzw. Wildform, enthält die gerade beschriebenen Inhaltsstoffe. Sie sollten bei einem vertrauenswürdigen Kräuterhändler kaufen, der die botanischen Namen angibt, wenn es Ihnen auf diese Inhaltsstoffe ankommt.
  • Tanacetum parthenium ‚Aureum‘, ganz hellgrünes Laub mit goldenem Schimmer, soll noch robuster als die grüne Sorte sein und die Heilwirkung nicht eingebüßt haben.
  • In alten Publikationen wird der bei uns besser als Rainfarn bekannte Tanacetum vulgare als Mutterkraut bzw. Kraftkraut geführt, das in Kräuterlikören als Ersatz/Ergänzung zu Nelken („Mutternelken“) und Zimt („Mutterzimmt“, damals wurde jeder Zimt mit doppeltem M geschrieben) zugegeben wurde.
  • Es gibt eine ganze Reihe von Kultursorten, manchmal mit gefüllten Blüten, manchmal mit Zungenblüten. Bei all diesen Kultursorten ist nicht mehr unbedingt sicher, ob sie Wirkungen gegen Migräne usw. entfalten.

Fazit
 Mutterkraut gehört zu unseren alten Kräutern und geriet sicher zu Unrecht in Vergessenheit. Es kann Speisen und Liköre würzen und uns gesundheitlich im mehreren Richtungen Gutes tun, und ein sehr dekoratives Kraut ist es auch noch. Die Pflege ist so simpel, dass Sie sie im Zweifel wirklich vergessen können, die Vermehrung übernimmt das Mutterkraut notfalls auch ganz alleine, wer diese Pflanze noch nicht im Garten stehen hat, sollte das deshalb schnellstens nachholen.