Gartengestaltung Gemüsegarten & Gemüse

Winterzwiebel, Frühlingszwiebeln – Anbau und Pflege

Zwiebelsorten

Frühlingszwiebeln, Winterzwiebeln? Jawoll, beide gleich zweimal, und damit es nicht langweilig wird, gibt es auch noch Sommerzwiebeln. Zu all diesen Zwiebeln erfahren Sie mehr, und es geht auch noch um ganz andere Zwiebeln, die viel interessanter sind als die übliche Frühlings-, Sommer-, Winterzwiebel. Diese Zwiebeln sind langlebiger als die Handels-Zuchtsorten, lassen sich leichter anbauen und sind so robust, dass sich die Pflege auf die Bewässerung beschränkt. Aber erstmal zu den Winterzwiebeln und den Frühlingszwiebeln.

Die Winterzwiebeln 

Zwiebeln gehören zur Gattung Lauch, Allium, die aktuell aus 920 Arten besteht (World Checklist of Selected Plant Families). Also ein bisschen Auswahl und vielleicht der Grund dafür, warum es gleich zwei Winterzwiebeln gibt:

  1. „Winterzwiebel“ wird unsere übliche Küchenzwiebel oder Speisezwiebel „Allium cepa“ genannt, wenn sie im Herbst ausgesät wird. Überwinternd kultiviert, reift sie im nächsten Frühjahr heran und wird dann geerntet. In Notzeiten eine gute Idee, weil die Anbaufläche über den Winter genutzt werden kann, es kommen aber sehr weiche Zwiebeln heraus, die kaum gelagert werden können. Da es heute eher um Not an gesundem Gemüse als um Hunger geht, ist der Rückgriff auf den den nächsten Supermarkt wahrscheinlich empfehlenswerter als der Winterzwiebel-Anbau. Sie können mit ihren Anbauflächen Spannenderes anfangen als Zwiebeln überwintern zu lassen, z. B. im Winter zu beerntende Gemüse pflanzen, da gibt es vom Asia-Senf über die rot-violette Möhre bis zum Zuckerhut einiges. Die Speisezwiebel wird deshalb nur sehr selten als Winterzwiebel angebaut, normalerweise wird eine Küchenzwiebel im Frühjahr gesät oder gesetzt und kann in der Zeit von August bis Oktober geerntet werden. Diese Küchenzwiebel braucht also eine Sommersaison bis zur Erntereife und wird deshalb Sommerzwiebel genannt.
  2. Die zweite Winterzwiebel ist botanisch eine andere Art als die Allium cepa. Ihr Name ist Allium fistulosum, sie wird in der industriellen Pflanzenproduktion kaum angebaut, gelangt aber mitunter aus dem Öko-Landbau in den Handel.

Die Frühlingszwiebeln

Weil’s so schön war, gibt es in der Gattung Allium auch zwei Frühlingszwiebeln:

  1. Winterzwiebel Die Winterzwiebel „Allium fistulosum“ ist in der deutschen Sprache nicht nur als Winterzwiebel bekannt, sondern auch als Frühlingszwiebel (und als Ewige Zwiebel, Fleischlauch, Frühlingslauch, Grober Schnittlauch, Hohllauch, Johannislauch, Jakobslauch, Jungzwiebel, Lauchzwiebel, Röhrenlauch, Schlottenzwiebel, Schluppenzwiebel, Schnittzwiebel, Weiße Florentiner, Winterheckenzwiebel und Zwiebelröhrl).
  2. Der Handel hat die Frühlingszwiebel neu definiert: Er nennt auch spezielle Sorten der Allium cepa Frühlingszwiebel. Die so gezüchtet wurden, dass sie keine Zwiebeln bilden, sondern lange weiche saftige Stängel, die besonders schnell wachsen. Sie sollen auch gleichmäßig wachsen, enorm tragen und außerordentlich mild schmecken, klingt nach einer guten Zwiebel für Familien mit kleinen Kindern, ist aber wahrscheinlich nichts für Feinschmecker.

Interessantere Zwiebelsorten

Sie können in Ihrem Garten mit den bekannten Sorten der normalen Küchenzwiebel das ganze Jahr Zwiebeln anbauen. Die werden aber in Deutschland ohnehin schon auf ca. 9.000 Hektar Ackerland angebaut. In hochentwickelten Zuchtsorten, die schnell, gleichmäßig und in gewünschter Größe wachsen, aber durch einseitig auf Handelsbedürfnisse ausgerichtete Zucht sehr anfällig wurden und reichlich Pflege brauchen. Diese Zwiebeln können Gelbstreifenkrankheit, die Zwiebelfliege, Mehltau und noch ein paar Krankheiten/Schädlinge mehr bekommen; da sie nicht mehr kräftig genug sind, um Konkurrenzbewuchs alleine zu unterdrücken, müssen die Felder ständig vom Unkraut freigehalten werden.

Um Krankheiten und Unkraut im Griff zu behalten, werden auf den Zwiebelfeldern der Agrarwirtschaft Akarizide und Bakterizide, Herbizide und Insektizide, Molluskizide und Repellentien gegen Wildschäden, Rodentizide, Virizide und Wachstumsregler (künstliche Hormone) eingesetzt. 219 Mittel gibt die Suchanfrage „Zwiebelgemüse“ im Verzeichnis zugelassener Pflanzenschutzmittel des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit aus; wer sich über die Inhaltsstoffe dieser Mittel informiert, fragt sich, wie die Begriffe „Schutz“ und „Sicherheit“ in den Namen dieses Amtes geraten konnten.

Im eigenen Garten können Sie auf all das verzichten, die robuste Bio-Zwiebel ist schon einmal eine attraktive Alternative zu den schwächlichen Allium-cepa-Sorten der Agrarindustrie. Sie können aber im Garten auch noch ganz andere Zwiebeln anbauen, nicht nur für Gourmets interessantere Arten. Hier ein kleiner Überblick, welche Zwiebelsorten für den Hausgarten verfügbar sind und welche den Anbau lohnen:

  • Zwiebelsorten Allium cepa var. cepa ist die Küchenzwiebel, in sehr sehr vielen Sorten gezüchtet
  • Sie kann aus Samen, Jungpflanzen und Steckzwiebeln gezogen werden, liefert aber weiß Gott nicht die spannendsten Sorten für Privatgärten
  • Von dieser Allium cepa gibt es auch Lauchzwiebel-Sorten für dauernde Zwiebellaubernte
  • Die Handels-Zuchtsorten sind meist auf einjährige Kultur ausgelegt
  • Eine Blüte im zweiten Jahr überstehen sie noch gerade so, die eigentliche Lebensdauer einer Allium erreichen sie aber meist nicht mehr
  • Wenn Sie unproblematische, langlebige Zwiebeln im Garten haben möchten, sollten Sie diesen Zuchtprodukten eher aus dem Weg gehen
  • Die zweite Küchenzwiebel-Gruppe heißt Allium cepa var. aggregatum (Aggregatum-Group)
  • Synonym Allium cepa var. ascalonicum, diese Zwiebeln sind schon wesentlich interessanter
  • Sie können sich nämlich noch durch Brutzwiebeln vermehren
  • Und bieten mit Schalotte, Kartoffelzwiebel und Eschlauch auch geschmacklich interessante Varianten der Küchenzwiebel
  • Empfehlenswert ist auch Allium fistulosum, die Frühlingszwiebel, Winterzwiebel, Viele-Namen-Zwiebel
  • Sie wird ewige Zwiebel genannt, weil sie ausdauernd, also mehrjährig + mehrfach fortpflanzungsfähig wächst
  • Außerdem ist sie absolut frosthart (aus Sibirien), anspruchslos und lange erntebereit, was will man mehr …
  • Vielleicht mehr Masse „untenherum“, A. ascalonicum und fistulosum bringen beide nur kleine, zarte „Luxus“-Zwiebelchen hervor
  • Diese Masse bringt z. B. Allium cepa ‚Ailsa Craig‘, eine besonders große, wohlschmeckende, gesunde und samenfeste Gemüsezwiebel
  • Sie ist eine Auslesezucht der Stiftung Kaiserstühler Garten, die sich um Sammlung des Saatguts alter Kulturpflanzen bemüht
  • Den Samen dieser Gemüsezwiebel können Sie unter www.samengarten.de beziehen, und andere spannende Zwiebelsamen
  • Wie z.B. die Etagenzwiebel Allium cepa x proliferum, die statt Blüten Brutzwiebeln bildet, die gleich an der Pflanze wieder austreiben
  • Auch eine Idee: Ackerlauch, oder Ackerknoblauch, Sommerknoblauch, Allium ampeloprasum
  • Von ihm gibt es mehrere Kultursorten: Perlzwiebeln, Riesenknoblauch, Ägyptischer Lauch

Nur der Vollständigkeit halber: Die Kulturpflanze Lauch (Porree) ist die vierte Kultursorte des Allium ampeloprasum (Lauch-Gruppe). Die Allium geben noch mehr her, Bärlauch und Knoblauch, Schnittlauch und Schnittknoblauch und Zierlauch, die Ansprüche „all dieser Alliums“ sind im Grunde gleich:

Boden und Standort

Zwiebelsorten Zwiebeln wachsen gut und gerne in einem humusreichen, pH-neutralen Boden mit einem mittlerem Nährstoffgehalt. Also schlichtweg einem guten Gartenboden, der weder übersäuert (pH-Wert unter 6), noch zu kalkhaltig (pH-Wert über 7) und normal durchlässig bzw. wasserspeicherfähig ist.

In wenig durchlässigen Böden staut sich Feuchtigkeit, Zwiebeln können nicht richtig ausreifen, schmecken nicht gut und sind nur kurz haltbar. In verkrusteten Böden mit fester Oberflächenschicht, die durch Salzausfällungen (Überdüngung) Risse zeigen, können Zwiebeln auch nicht ausreifen, weil die Nährstoffversorgung gestört wird.

Der Boden für Zwiebeln kann im Herbst davor durch Umgraben gelockert werden, dabei sollte in nährstoffarme Böden dann gleich reifer Kompost untergearbeitet werden, Zwiebeln möchten nicht gerne in frische oder frisch gedüngte Böden gesetzt werden. Besser und länger wirksam ist im Zweifel eine dauerhafte Bodensanierung, die für einen höheren Humusgehalt, starke Durchwurzelung und stabile Krümelstruktur sorgt. Das können Sie durch Gründüngung mit Gräsern und Kreuzblütlern erreichen. Je nach Zustand des Bodens brauchen diese Pflanzen eine lange Vegetationszeit, bis eine starke Durchwurzelung gelingt. Als Gräser eignen sich z. B. Futterhirse und Sudangras, Grünroggen, Deutsches Weidelgras, Einjähriges Weidelgras, Welsches Weidelgras, Weizen, als Kreuzblütler Chinakohlrübsen, Ölrettich, Sommer-Raps, Winter-Raps, Sommerrübsen, Winterrübsen, Weißer Senf, bedarfsgerecht nach Wurzeltiefe und Vegetationsdauer kombiniert.

An den Standort haben Zwiebeln wenig Ansprüche, er darf und soll aber gerne warm und sonnig sein. Wenn bei Ihnen raues Klima herrscht, sollten Sie den Zwiebeln einen Standort mit möglichst günstigem Mikroklima zukommen lassen (die Zwiebelanbaugebiete liegen in warmen Regionen Deutschlands, alte Wildzwiebelvorkommen werden in Weinbergen gefunden).

Stecken, säen, pflanzen?

Zwiebeln können Sie das ganze Jahr anbauen, auf verschiedenste Arten:

1. Zwiebeln aussäen
Das Saatgut der Zwiebeln wird „Sä-Zwiebel“ genannt und ist aus biologisch-dynamischem Anbau in vielen Sorten erhältlich. Die Aussaat ist einfach:

  • Zwiebel stecken Aussäen, wenn der Boden im Frühjahr abgetrocknet ist
  • Das ist je nach Region zwischen Mitte März bis Anfang April der Fall
  • 1-2 cm tief, Pflanzenabstand 5 bis 15 cm, der Abstand bestimmt die Zwiebelgröße
  • Für möglichst große Zwiebeln müssen Sie die Keimlinge vereinzeln
  • Und dafür sorgen, dass kein Konkurrenzbewuchs zwischen den Zwiebeln überlebt
  • Für entspannte Gärtner aber keine Pflicht, wenn Sie Zwiebeln eng nebeneinander wachsen lassen, merzen diese selbst die Konkurrenz aus
  • Die Zwiebeln bleiben zwar kleiner, aber Sie können viel Zwiebellauch ernten
  • Wenn Sie Winterzwiebeln anbauen wollen oder es Ihnen vor allem ums Zwiebellaub geht, säen Sie im Spätsommer/Herbst aus

2. Zwiebeln pflanzen
Sie können auch vorgezogene Jungpflanzen auspflanzen, die werden zunehmend angeboten. Vor allem von alten spannenden Zwiebelsorten, weil die Jungpflanzen nur von den Sorten gezogen werden können, die noch Brutzwiebeln bilden können. Die Zwiebeljungpflanzen werden ab dem Dreiblattstadium verkauft und können so auch gepflanzt werden, in einem Abstand von etwa 30 x 30 cm, dann bilden sich aus Brutzwiebeln später ganze Zwiebelhorste.

3. Professioneller Zwiebelanbau
Im Handel werden Zwiebeln „gesteckt“, Steckzwiebeln werden von den Handelsorten in Massen gezogen und im Frühjahr verkauft. Einige ökologisch gezogene Steckzwiebeln gibt es heute auch schon, das Stecken hat den Vorteil, dass im März/April gesetzte Steckzwiebeln bereits ab Juli erntebereit sind und Konkurrenzwuchs im Beet leichter bekämpft werden kann.

Die Zwiebeln werden in kleine Löcher (Pflanzholz) in die Erde gesteckt, so dass die Spitze gerade noch zu sehen ist. Gärtner mit hungrigen und entschlossenen Vögeln können die Spitze in der Erde versenken, da Vögel nicht buddeln, können die Steckzwiebeln in Ruhe anwachsen. Steckzwiebeln bringen die größte Ernte, am besten lagerfähig sollen aber gut ausgereifte, aus Samen gezogene Zwiebeln sein.

Die Zwiebel im Staudenbeet

Zwiebeln gehören zur Gattung Lauch, und die Gattung Lauch gehört zur Familie der Amaryllisgewächse, die nicht nur nach Zierwert klingt, sondern auch tatsächlich mit Amaryllis, Brunsvigie, Guernseylilien, Herbst-Goldbecher, Ismene, Klivie, Narzisse, Ritterstern, Schneeglöckchen und Schmucklilie viele unserer schönsten Blütengewächse stellt. In der Gattung Allium gibt es auch Zierpflanzen: Lange bekannt ist der Sternkugel-Lauch (Allium cristophii), inzwischen wurden um die 40 Zierlaucharten und -sorten gezüchtet, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.

Die können Sie ausprobieren, müssen Sie aber nicht, wenn Sie ohnehin Zwiebeln ziehen wollen. Sie können auch einfach Ihre essbaren Zwiebeln ins Staudenbeet setzen, in schönen kleinen grünen Tuffs, und daneben Blütenstauden mit Blättern, die überhaupt nicht nach Zwiebellauch aussehen und deshalb auch nicht in der Küche landen werden. Neben Allium sollen sich folgende Blütenstauden wohlfühlen:

  • Frauenmantel Frauenmantel (Alchemilla mollis)
  • Funkien (Costa)
  • Pfingstrosen (Paeonia lactiflora)
  • Pracht-Storchschnabel (Germanium magnificum)
  • Steppen-Salbei (Salvia neorosa)

Wenn Sie einigen der Zwiebelpflanzen erlauben, eine Blüte zu entwickeln, braucht diese sich neben ihren Nachbarn auf keinen Fall zu verstecken.

Die Pflege der Zwiebeln

ist recht simpel: Während des Wachstums regelmäßig gießen und nicht so durchnässen, dass dauerhaft nasser Boden die Wurzeln zum Faulen bringt. Späte Lagerzwiebeln kurz vor der Ernte sehr trocken halten, je trockener geerntet, desto besser lagerfähig.

Zwiebeln in gutem Boden müssen nicht mehr gedüngt werden, in sehr mageren Böden vertragen sie etwas reifen Kompost im Laufe der Saison. Keinen frischen Mist, bei schnell verfügbarem Stickstoff besteht die Gefahr, dass die Zwiebel mehr Laub als Zwiebel entwickelt und schlecht ausreift, außerdem zieht der Mist Zwiebelfliegen an.

Einzeln gesetzte Zwiebeln sollten regelmäßig von Konkurrenzbewuchs befreit werden (oder mit Bodendeckern wie Oregano unterpflanzt); eng zusammenstehende Zwiebeln erledigen das in der Regel alleine. Wenn Sie die Jungzwiebeln leicht anhäufeln, können Sie später größere Zwiebeln ernten.

Fazit
Die Auswahl der Zwiebel ist das eigentliche Geheimnis eines erfolgreichen Zwiebelanbaus. Er gibt Zwiebeln, mit denen Sie Frühlingszwiebeln, Sommerzwiebeln und Winterzwiebeln mit geringstem Aufwand anbauen können. Die das nächste Jahr wiederkommen und die Jahre darauf auch, die sich durch Brutzwiebeln selbst vermehren, kaum Pflege brauchen, jedem Frost widerstehen und auf Wunsch sogar noch beeindruckende Blüten entwickeln.