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Tomatenkrankheiten bekämpfen – Kraut- und Braunfäule, Grauschimmel & Co

Tomatenkrankheiten

Eine ebenso lange Tradition, wie der Anbau von Tomaten im Hausgarten, haben Krankheiten. Darunter zählen die Kraut- und Braunfäule, Grauschimmel und andere Heimsuchungen. Anstatt aus diesem Grund auf den einzigartigen Genuss selbst gezogener Tomaten zu verzichten, lernen Sie im Folgenden alle wichtigen Details zur Diagnose und Bekämpfung der Tomatenkrankheiten. Der Fokus liegt dabei auf gesundheits- und umweltbewussten Vorgehensweisen, damit der unbeschwerte Verzehr knackig, frischer Tomaten nicht beeinträchtigt wird.

Überblick über die wichtigsten Tomatenkrankheiten

  • Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans)
  • Frucht- und Stängelfäule (Didymella lycopersici)
  • Dürrfleckenkrankheit (Alternaria solani)
  • Echter Mehltau (Oidium cycopersicum)
  • Grauschimmel (Botrytis cinerea)
  • Bakterienringfäule (Clavibacter michiganensis)
  • Löffelblättrigkeit
  • Blütenendfäule
  • Grünkragen / Gelbkragen
  • Magnesiummangel

Zur Wahrung der Übersichtlichkeit, konzentrieren sich die folgenden Ausführungen auf die am häufigsten auftretenden Tomatenkrankheiten im Hausgarten.

Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans)

Blattfleckenkreankheit Während kühler, verregneter Sommer schlägt die Kraut- und Braunfäule besonders heftig zu. Der verursachende Algenpilz hat sich vor Urzeiten für eine Existenz auf dem Land statt im Wasser entschieden. Feuchtigkeit spielt trotzdem eine essenzielle Rolle in seiner Lebensweise. Kommen niedrige Temperaturen hinzu, breitet sich die Tomatenkrankheit mit atemberaubender Rasanz in einer Tomatenkultur aus. In der Regel haben die Pilzsporen auf Kartoffelpflanzen überwintert und lassen sich vom Wind zu den Tomatenpflanzen tragen.

Schadbild

Auf den Blättern zeigen sich grau-grüne Flecken, die sich innerhalb kurzer Zeit braun und schwarz verfärben. Zugleich bildet sich auf den Blattunterseiten ein grau-weißer Belag, sodass die geplagten Pflanzenteile in eine lebensbedrohliche Zange genommen werden. Sofern die Tomatenpflanze bereits Früchte trägt, bleiben diese nicht verschont. Die Infektion äußert sich hier in Form schwarzer, eingesunkener Flecken, die tief ins Fruchtfleisch hineinreichen.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Tomaten und Kartoffeln nicht in Nachbarschaft anbauen
  • Pflanzen trocken halten, vorzugsweise unter einem Überbau
  • Gießwasser nicht aufspritzen lassen, z. B. durch eine Mulchschicht
  • Prophylaktisch mit Kupfersalz-Präparat oder Sud aus Rhabarberblättern spritzen

Frucht- und Stängelfäule (Didymella lycopersici)

Fruchfäule Tomatenkrankheiten Der Schlauchpilz gedeiht bei feucht-warmer Witterung besonders üppig. Er nutzt die kleinste Verletzung einer Tomatenpflanze als Zugang für seine Ausbreitung. Den Winter überdauert der Erreger vorzugsweise auf älteren Befallsherden, die sich ebenfalls an Kartoffeln, Paprika oder Auberginen befinden können. Mittels Wind, Gießwasser, Bewässerungssysteme, unsauberer Werkzeuge oder Arbeitskleidung gelangen die Sporen dieser Tomatenkrankheit an ihr eigentliches Ziel, die Tomatenpflanzen.

Schadbild

Am Rindengewebe, knapp über dem Boden, ist die Infektion zuerst sichtbar. Sie erkennen schwarze, eingesunkene Stellen, die im späteren Verlauf ebenfalls auf den Tomaten ins Auge fallen. Die Stängel weichen auf, während sich zugleich ein rosafarbenes Gewebe darauf entwickelt. Spätestens jetzt beginnen die Blätter zu vergilben und verwelkten. Ein starker Befall verursacht letztendlich die Mumifizierung der Früchte.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Samen infizierter Früchte nicht als Saatgut verwenden
  • Auf einen regelmäßigen Fruchtwechsel achten
  • Nicht Überkopf gießen mit plätscherndem Wasser
  • Ausschließlich mit desinfiziertem Werkzeug arbeiten
  • Einen genügenden Pflanzabstand einhalten
  • Regelmäßig mit Beinwelljauche düngen zur Kräftigung
  • Blätter und Stängel mit Algenkalk bestäuben

Dürrfleckenkrankheit (Alternaria solani)

Die Rede ist von einer weiteren Pilzinfektion, die in engem Zusammenhang steht mit dem parallelen Anbau von Tomaten und Kartoffeln. Spätestens ab August verbreiten sich die wärmeliebenden Erreger im Garten über die bekannten Wege. Sie befinden sich nicht selten bereits in der Tomatenpflanze, weil infiziertes Saatgut zur Anwendung kam. Sobald sich die Temperaturen dauerhaft oberhalb von 25 Grad Celsius bewegen, werden die Sporen aktiv.

Schadbild

Tomatenkrankheiten Im unteren Pflanzenbereich offenbaren sich an den Blättern konzentrische grau-braune bis braune Flecken. Im Gegensatz zu anderen Missbildungen, scheinen hier die Blattadern als Grenzen zu fungieren. Ab einem ausgeprägten Befallsstadium rollen sich die Blätter ein und fallen ab. Werfen Sie nun einen Blick auf die Stängel, erkennen Sie längliche, schwarze Flecken. Das Ende vom Lied ist eine in ihrer Gesamtheit erkrankte Tomatenpflanze mit weichen, verfaulten Früchten.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Keine Nachbarschaft von Tomaten und Kartoffeln im Beet
  • Den Anbau unter einem Regenschutz bevorzugen
  • Tomatenpflanzen nicht Beregnen
  • Stützpfähle regelmäßig reinigen und desinfizieren
  • Nur Saatgut gesunder Früchte verwenden
  • Die Blätter bis zur Höhe von 40 cm entfernen
  • Pflanzenteile mit Gesteinsmehl bestäuben
  • Stärken mit Schachtelhalmtee, Beinwell oder Zwiebelschalensud

Echter Mehltau (Oidium cycopersicum)

Als fänden die Echten Mehltaupilze nicht genügend Opfer im Garten, scheinen sie in den vergangenen Jahren die Tomatenpflanzen für sich entdeckt zu haben. Verstärkt berichten Hobbygärtner, ebenso wie gewerbliche Tomatenbauern, von Problemen mit dem Erreger. Kommen sommerliche Temperaturen von 16 bis 22 Grad Celsius mit einer Luftfeuchtigkeit von 70-80 Prozent zusammen, vermehren sich die Pilzsporen explosionsartig.

Schadbild

Mehltau Aus anfänglich weißen Flecken entwickelt sich ein weißer, mehliger Belag auf den Blättern. Rasch ist die gesamte Blattfläche damit besetzt. Das Laub welkt und fällt ab. Obgleich die Tomaten selbst nicht betroffen sind, ist die Ernte in Gefahr, weil die Früchte beim Befall mit dieser Tomatenkrankheit nicht mehr richtig versorgt werden.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Betroffene Pflanzenteile sogleich abschneiden
  • Resistente Sorten bevorzugen, wie ‚Phantasia F1‘ oder ‚Philovita‘
  • Natürliches Lebermoosextrakt zur Stärkung anwenden
  • Knoblauch, Tagetes, Schnittlauch und Thymian in Mischkultur pflanzen
  • Keinen Stickstoff-betonten Dünger verabreichen
  • Wiederholt mit einer Milch-Wasser-Lösung einsprühen

Grauschimmel (Botrytis cinerea)

Das Beuteschema dieser Schimmelpilzart erstreckt sich über beeindruckende 235 Wirtspflanzen, wozu auch Tomaten zählen. Seinen Namen verdankt der Pilz dem gräulichen Fruchtkörper, die schon früh vom menschlichen Auge wahrzunehmen ist. Je wärmer und feuchter die Witterung, desto heftiger äußert sich der Befall. Selbst Tomatenpflanzen im Gewächshaus sind nicht sicher vor dem Erreger.

Schadbild

Grauschimmel An Blättern, Stielen und Stängeln finden sich im Sommer grau-grüne Flecken ein. Rasch verwandeln sie sich in einen gräulichen Pilzrasen, der im Laufe der Zeit die gesamte Pflanze überzieht. Die Pflanzenteile oberhalb der erkrankten Stängel erhalten kein Wasser und keine Nährstoffe mehr, sodass sie absterben. Der Grauschimmel beginnt zu stauben und trägt somit ein hohes allergenes Risiko für den Gärtner. Von diesem Desaster bleiben die Früchte nicht unbehelligt. Häufig nehmen sie zuerst eine glasige Erscheinungsform an, bevor sie weich werden und faulen.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Auf einen luftigen, trockenen Standort achten
  • Gewächshäuser und Folientunnel regelmäßig lüften
  • Den Winter hindurch keinen Grünschnitt auf dem Beet belassen
  • Niemals das Laub übergießen oder beregnen
  • Erkrankte Blätter und Triebe entfernen und im Hausmüll entsorgen
  • Von Beginn an die Wurzeln Moosextrakt, Schachtelhalmbrühe und Brennnesselsud verabreichen
  • Das Laub und die Triebe wiederholt mit Urgesteinsmehl pudern
  • Ausgeizen und andere Pflegearbeiten nur mit desinfizierten Scheren durchführen

Bakterienringfäule (Clavibacter michiganensis ssp. michiganensis)

Da diese Bakterienkrankheit vornehmlich Kartoffeln im Visier hat, ist sie auch für Tomatenpflanzen relevant, da beide Arten zu den Nachtschattengewächsen zählen. Das Bakterium zeichnet sich aus durch eine immense Hartnäckigkeit, weil es fähig ist, auf Pflanzenmaterial den Winter im Beet zu überdauern.

Schadbild

Auf den Tomaten bilden sich kleine verkorkte Punkte mit 2-4 mm Durchmesser. Im Anfangsstadium erkennen Sie in Zentrum dieser Flecken ein dunkles Auge. Nach einiger Zeit verkorken die Missbildungen und sinken in die Früchte kraterförmig ein. Schneiden Sie eine solche Tomate auf, befinden sich darin häufig kleine braune Hohlräume.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Tomatenpflanze Tomaten nur alle 4 Jahre im gleichen Beet anbauen
  • Ausschließlich gesunde Samen für die Aussaat verwenden
  • Eigenes Saatgut für 24 Stunden in 0,6-prozentigem Essig beizen
  • Das Beet den Winter hindurch von Pflanzenteilen sauber halten
  • So spät wie möglich ausgeizen, um Wunden zu vermeiden
  • Infizierte Früchte umgehend entfernen und im Hausmüll entsorgen

Löffelblättrigkeit

Keine Krankheit im engeren Sinn und auch kein Schädlingsbefall haben eine Tomatenpflanze ereilt, wenn die Gärtner von Löffelblättrigkeit sprechen. Es sind vielmehr Mangelerscheinungen oder Versäumnisse in der Pflege, die auf diese Weise zum Ausdruck gebracht werden.

Schadbild

Ausgehend von der Basis, rollen sich die Blätter nach oben löffelartig ein. Ertragsverluste sind in der Regel nicht zu befürchten.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Eine ausgewogene Nährstoffversorgung
  • Organischen oder flüssigen Dünger nicht stoßweise applizieren
  • Das Erdreich nicht überdüngen
  • Triebe nur maßvoll ausgeizen
  • Trockenstress vermeiden

Blütenendfäule

Blütenendfäule

Die Wissenschaftler rätselten lange, was die Blütenendfäule tatsächlich auslöst. Fest steht bislang, dass es sich um eine Stoffwechselkrankheit handelt, in Verbindung mit Mangelerscheinungen, insbesondere an Kalzium. In einem versalzten Erdreich steht der Nährstoff Kalzium einer Tomatenpflanze nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung. Die von Natur aus ohnehin weniger mit Kalzium versorgten Früchte, erhalten nun endgültig eine viel zu geringe Dosis und reagieren mit dem folgenden Schadbild.

Schadbild

Die Katastrophe deutet sich an in Form zu kleiner, junger Blätter, die zugleich dunkelgrün und deformiert erscheinen. Das ältere Laub wird bedrängt von nekrotischen Flecken, zumeist in einem unappetitlichen Schwarz-Grün. Das zentrale Schadbild äußert sich auf den Tomaten selbst. An den Ansatzstellen der Blüten erscheinen wässrige Flecken, die sich allmählich vergrößern und schwarz färben. Somit nimmt die befallene Frucht von der Spitze her eine schwarze Farbe an und verhärtet.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Organische, humose Düngung einem mineralischem Präparat vorziehen
  • Das Erdreich wiederholt mit kohlesaurem Kalk versorgen
  • Auf eine gleichmäßige Feuchtigkeit des Bodens achten

Grünkragen/Gelbkragen

Tomaten, die vom Grünkragen ereilt werden, sehen zwar nicht sonderlich einladend aus; sie können indes ohne Bedenken verzehrt werden. Das hindert geübte Hobbygärtner nicht daran, der Ursache auf den Grund zu gehen, um tiefrote, verlockende Früchte zu ernten.

Schadbild

Gelbkragen Tomatenkrankheiten Im Verlauf der Reifezeit nehmen Tomaten nicht die gewünschte Rotfärbung an. Am Stielansatz verbleibt ein grüner oder gelber Kragen, als sei die Frucht nicht reif. Verstärkt wird diese Annahme durch das harte Fruchtfleisch in diesem Bereich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die Lichtverhältnisse sowie die Temperatur einen Anteil an diesem Schadbild. Die Tomaten in den äußeren, vollsonnigen Regionen der Pflanzen weisen die stärksten Defizite auf.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Die Kultivierung unter einem Tomatenhaus ist ideal
  • Zumindest während der Mittagsstunden für Beschattung sorgen
  • Intensives Ausgeizen vermeiden
  • Gezielt mit Kalium und Magnesium düngen, weniger mit Stickstoff
  • Hellfruchtsorten im Anbau favorisieren, wie ‚Culina‘ oder ‚Vitella‘
  • Tomaten nicht in der sommerlichen Stauhitze einer Südwand ansiedeln

Magnesiummangel

Bei der näheren Betrachtung wichtiger Tomatenkrankheiten begegnen wir häufig Mangelerscheinungen als die Ursache für verschiedene Probleme. In diesem Zusammenhang spielt insbesondere der Magnesiummangel eine prägnante Rolle, sofern Sie eine Kultivierung auf leichtem, sandigem Boden praktizieren.

Schadbild

In der unteren und mittleren Pflanzenregion hellen sich die Blätter auf, während die Blattadern grün bleiben. Wenn Sie jetzt den Magnesiummangel nicht diagnostizieren und beheben, wird sich das Laub braun färben und abfallen. Obgleich die Symptome zunächst harmloser Natur sind, gefährden sie letztendlich doch noch die Tomatenernte, weil die Versorgung der Früchte nicht mehr gewährleistet ist.

Bekämpfung und Vorbeugung

  • Tomatenblühte Den Anbau in trockenem, sandigem, strapaziertem Erdreich vermeiden
  • Auf eine Düngung mit Kalium und Stickstoff verzichten bzw. diese reduzieren
  • Gezielt mit Magnesium-betonten Präparaten düngen
  • Einen sauren pH-Wert unter 5 mit Laubkompost und ein wenig Bittersalz anheben

Fazit
Ihre Tomaten können von einer ganzen Reihe Krankheiten heimgesucht werden, wie der Kraut- und Braunfäule, dem Grauschimmel & Co. Das ist freilich kein Grund, die Flinte gleich ins Korn zu werfen und auf die einzigartige Gaumenfreude frisch geernteter Tomaten aus dem eigenen Garten zu verzichten. Halten Sie die Augen offen und machen sich mit den Symptomen der wichtigsten Tomatenkrankheiten vertraut. Je früher Sie ein Leiden diagnostizieren, desto effektiver gestaltet sich die Bekämpfung und Heilung. Den Griff zur chemischen Keule können Sie sich dabei zumeist ersparen. Unter Hobbygärtnern hat sich derweil ein immenser Erfahrungsschatz angesammelt, wie auf gesundheits- und umweltverträgliche Weise Tomatenkrankheiten zu bekämpfen sind.