Gartenpflege Düngen und Bodenpflege

Algenkalk – Anwendung, Vorteile und Preise

algen duenger

Das Jahr 2015 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr des Bodens“ erklärt – willkommener Anlass für viele Gartenbesitzer, ihren Gartenböden etwas Gutes zu tun. Aber auch willkommener Anlass für den Handel, viele neue Dünger und Bodenhilfsstoffe zu vermarkten, wie eben Algenkalk. Der ist auch Natur, wie jeder aus irgendeinem organischen Material durch lange Ablagerung entstandener Kalkstein, aber wenn Sie nicht aufpassen, unterstützen Sie beim Einkauf gleich wieder die Schädigung der Natur. Ein neues Wundermittel ist Algenkalk leider nicht, nur ein Kalkdünger.

Was ist Algenkalk und was ist drin?

Algenkalk ist zum Großteil gemahlenes Calciumcarbonat, eine der häufigsten Verbindungen der Erde, vor allem in Sedimenten/Sedimentgesteinen. Diese Gesteine entstehen durch Ablagerung von Material an Land und im Meer und bilden zusammen mit den Eruptivgesteinen (erkaltetes Magma und dessen Metamorphosen) die Erdkruste = 0 bis 40 km in die Tiefe, die äußerste Schicht unseres Planeten, mit der der Gärtner zu tun hat.

Sedimentärer Kalkstein entsteht aus Kalkablagerungen, überwiegend aus organischen Überresten. Direkt aus Korallen, Muscheln, Schnecken und Schwämmen, die Calciumcarbonat zum Aufbau ihrer Außen- und Innenskelette abscheiden, indirekt durch phototrophe Lebewesen (Algen, Landpflanzen, Bakterien, Pilze, Tiere), die CO2 assimilieren und so ein alkalisches Milieu schaffen, in dem Calciumcarbonat ausfällt.

Beim Algenkalk sind es die abgestorbenen Ablagerungen von Rotalgen, er enthält ca. 70 – 80 % Calciumcarbonat, ca. 6 – 10 % Magnesiumcarbonat, ca. 3 – 4 % Kieselsäure und Spurenelemente, genaueres weiter unten.

Die Vorteile von Algenkalk

Algenkalk soll für den Gartenboden in mehrfacher Richtung vorteilhaft sein:

  • Wegen der enthaltenen Spurenelemente soll er vorteilhafter sein als andere Kalke
  • Als Kompostzusatz und allgemein soll er mit Spurenelementen anreichern
  • Wegen eines besonders günstigem Verhältnis von Kalk und Magnesium soll er dem Boden nutzen
  • sorgt für gute Verfügbarkeit der Nährstoffe und für gesunde, biologisch aktive Böden
  • vertritt alle guten Eigenschaften des Kalks in besonderen Maße
  • soll ganzjährig ausgebracht werden können
  • Wenn Pflanzen mit Algenkalk bestäubt werden, soll das Pilzbefall vorbeugen
  • Stäube auf allen Teilen der Pflanzen sollen Insekten vertreiben (geht mit Mehl auch)
  • Er soll zu erhöhter Resistenz gegen Pilz-, Viruskrankheiten und Schädlinge führen
  • Außerdem zu besserer Haltbarkeit und Wohlgeschmack von Obst und Gemüse
  • Er soll als Dünger wirken, der die Pflanzen mit dem Hauptnährstoff Kalzium versorgt
  • Und als wichtiger Bodenverbesserer Säuren im Boden binden
  • Durch die Anwendung von Algenkalk soll sich der Boden im Frühjahr schneller erwärmen, sodass die Bodenlebewesen zügig volle Aktivität entfalten.

Eine mächtige Zahl von Argumenten, anstatt die teils merkwürdige Logik aufzuzeigen, wird in den folgenden Abschnitten genau erklärt, was Algenkalk kann.

Anwendung von Algenkalk

Auf den Algenkalk-Packungen werden Anwendungsempfehlungen gegeben, die z. B. so lauten: Erstmalige Anwendung 10 – 15 kg pro 100 qm, Folgeanwendung 3 – 8 kg pro 100 qm.

Das sind 100 – 150 g bzw. 30 – 80 g pro qm und entspricht damit nicht unbedingt den empfohlenen Mengen für eine Kalkdüngung von Böden mit Kalkbedarf:

  • Leichter Boden, pH-Wert < 5,3: 150 bis 200 Gramm Kalk pro qm
  • Leichter Boden, pH-Wert 5,3 – 5,7: 120 bis 180 Gramm Kalk pro qm
  • Mittelschwerer Boden, pH-Wert < 5,7: 300 bis 400 Gramm Kalk pro qm
  • Mittelschwerer Boden, pH-Wert 5,7 – 6,5: 180 bis 250 Gramm Kalk pro qm
  • Schwerer Boden, pH-Wert < 6,3: 400 Gramm Kalk pro qm
  • Schwerer Boden, pH-Wert 6,3 – 6,9: 250 bis 350 Gramm Kalk pro qm

Das sind die Werte für reines Calciumoxid (CaO), kohlensaurer (Algen-)Kalk wirkt nur zu etwa 50 % basisch, davon brauchen Sie entsprechend mehr, um zu sauren Boden aufzukalken (wird nach bestimmten Formeln umgerechnet, die auch das Magnesium im Algenkalk berücksichtigen, ein fachkundiger Düngemittelhändler sollte Tabellen vorrätig haben).

Algenkalk nutzt in den vorgegebenen Anwendungsmengen bei einem tatsächlich zu sauren Boden wenig bis nichts, vielleicht wird er deshalb für den „Anwendungsbereich: gesunde Böden“ empfohlen.

Dass Kalk gleichmäßig ausgebracht werden muss, versteht sich von selbst; dass beim Kalken einzelner Bereiche die Prüfung angebracht ist, ob die Nachbarpflanzen mit dem neuen Boden-pH-Wert zurechtkommen, sollte in Erinnerung behalten werden.

Jeder Kalk eine leicht reizende Substanz ist, auch das milde Calciumcarbonat, das u. a. als Kreide dient. Kreide stäubt oder panscht man aber nicht in großen Mengen in der Gegend rum, also Kleinkinder und Haustiere etwas aus dem Weg und als Allergiker/Asthmatiker nicht die Nase in den Wind halten.

Die Preise von Algenkalk

Die Preise sind recht unterschiedlich, hier eine kleine Liste:

  • www.baywa.de/shop: Cohrs-Algenkalk 25 kg Sack 26,50 € + 4,90 € Versand, Endpreis kg 1,25
  • www.rubart.de: Cohrs Algenkalk 5 kg 18,37 €, Versand gratis, Endpreis kg 3,67
  • www.manufactum.de/Deutsche Cuxin Marketing GmbH: Algenkalk fein 5 kg 16,00 € + 5,95 € Versand, Endpreis kg 4,39
  • haustierkost.de: Algenkalk, 500g 9,48 €, Versand gratis, Endpreis kg 18,93
  • haustierkost.de: barf proQ Algenkalk, 250 g 5,80 €, Versand gratis, Endpreis kg 23,20

Nein, es ist kein Scherz, dass hier Algenkalk aus dem Haustier-Shop aufgeführt wird, siehe dazu gleich bei kritische Betrachtung.

Algenkalk – Kritische Betrachtung

Im Zusammenhang mit Algenkalk ist einiges zu beachten, damit er Ihnen als Gärtner und Ihrem Garten wirklich einen Gewinn bringt:

1. Algenkalk wird mitunter angepriesen, als wenn er ganz gewiss zu den selig machenden Substanzen gehört, die im Garten eingesetzt werden können.
Ist er nicht. Algenkalk ist ein Kalkdünger, der im Garten nur Sinn macht, wenn der Gartenboden Kalk braucht.

Ob der Gartenboden Kalk braucht, muss vor jedem Kalken durch pH-Test/Bodenanalyse ermittelt werden. Nur wenn der Gartenboden zu sauer ist, kann Kalken (= pH-Wert in Richtung basisch anheben) sinnvoll sein, das ist nicht ganz so schwer zu verstehen.

Das Kalken sollte aber immer nur als rettende Einzelmaßnahme eingesetzt werden, langfristig sollten Sie schon ergründen, warum der Boden eigentlich zu sauer ist.

2. Calciumcarbonat ist Calciumcarbonat
mit der chemischen Formel CaCO3, egal ob er sich aus grünen Nichtschwefelbakterien, Panzergeißlern, Kieselalgen, Schlundgeißlern, Kalkalgen, Rot-, Grün-, Braunalgen, Grünen Scheinfüßern, Wimpertierchen, Flechten, Cyanobakterien, Nesseltieren, grünen Riesenanemonen oder dem Flecken-Querzahnmolch gebildet hat.

Ein Mehrwert von Algenkalk gegenüber anderen Kalken könnte sich also nur aus den enthaltenen Spurenelementen ergeben, wie es um diese steht, wird jetzt angeschaut:

Spurenelemente

Einer der Hersteller, mit einem für den Bio-Anbau nach EG-Öko-VO 2092/91 zugelassenen Algenkalk, hat die Inhaltsstoffe genau deklariert:
81 % Calciumcarbonat,  13 % Magnesiumcarbonat und Spurenelemente in mg pro kg:

  • Eisen 2150 mg, 2,15 g
  • Bor 416 mg, 0,416 g
  • Mangan 160 mg, 0,16 g
  • Jod 40 mg, 0,04 g
  • Kupfer 28 mg, 0,028 g
  • Zink 16 mg, 0,016 g
  • Molybdän 3 mg, 0,003 g
  • Kobalt 1,1 mg, 0,0011 g
  • Selen 0,16 mg, 0,00016 g
  • außerdem Fluor, Brom, Nickel, Aluminium, Silber, Zinn, Indium, Titan u.a., offensichtlich in nicht mehr auszuweisenden Mengen.

Da ist ein Kilogramm Erde vielfach besser mit Spurenelementen ausgestattet, nachfolgend Durchschnittswerte des Gehalts in der Erdkruste:

  • Eisen 57 g
  • Bor 0,007 g
  • Mangan 0,1 g
  • Jod 0,0005 g
  • Kupfer 0,058 g
  • Zink 0,081 g
  • Molybdän 0,001 g
  • Kobalt 0,028 g
  • Selen 0,00005 g

außerdem Fluor 0,46 g, Brom 0,004 g, Nickel 0,071 g, Aluminium 80,7 g, Silber 0,0001 g, Zinn 0,002 g, Indium 0,0002 g, Titan 8,5 g u.a. – bis eben alle 92 chemischen Elemente zusammen sind, die natürlich vorkommen.

Da Calciumcarbonat kein sehr teurer Stoff ist, wird er generell gerne unter Bezugnahme auf Stoffe verkauft, die nach Zusatznutzen klingen. Als Thomaskalk z. B. (Hüttenkalk, Konverterkalk), Abfallprodukt aus der Stahlindustrie, das natürlich auch Spurenelemente enthält. Oder als Magnesiumkalk aus ganz normalem Gartenkalk + Magnesium. Eine Ausbringung von Magnesium ist auch nur sinnvoll, wenn Magnesium fehlt (selten, und wenn, kann es auch an einer Überversorgung mit Kalium = zu viel Dünger liegen).

Erhebliche Preisvarianten

Reiner kohlensauerer Gartenkalk aus Calciumcarbonat, CaCO3, kostet normalerweise um 80 Cent pro kg. Sie können ihn aber mit etwas Glück für mehrere Euro pro kg kaufen, dann vielleicht als Kreide oder E 170.

Oder eben als Algenkalk, auch ein ganz normaler Kalkdünger nach Anlage 1 Abschnitt 1 Nr. 1.4.1 DüMV, der bei Herstellung aus Meeralgen mindestens 65 % CaCO3 enthalten muss, für 1,25 € bis 23,20 € pro Kilogramm.
Ob 1,25 € oder 23,20 € pro kg, all diese Algenkalke werden aus Ablagerungen der gleichen Alge gewonnen:

  • Cohrs Algenkalk: Kohlensaurer Kalk aus Meeresalgen = abgestorbenen Korallalgenablagerungen (Rotalgen)
  • Oscorna = Cohrs
  • Manufaktum/Deutsche Cuxin Marketing GmbH: Meeresalgenkalk der Alge Lithothamnium calcareum mit ca. 70 % Calciumcarbonat
  • haustierkost.de Algenkalk: 100 % Lithothamnium calcareum
  • Barf proQ Korallen-Algenkalk: Lithothamnium calcareum (Korallenalgenkalk) aus calzifizierten, wilden Rotalgen

Auch der Algenkalk für 23,20 € besteht also aus den gleichen Rotalgen, Sparpotenzial für Algenkalk fütternde Hundebesitzer. Wenn ein Händler den höheren Preis damit verteidigt, dass man dieses CaCO3 ganz besonders gereinigt hat, wäre die Nachfrage angebracht, wie ein einheitlicher, im Meer abgebauter Kalkstein behandelt wird, um ihn „reiner“ zu machen (wenn farbliche Abweichungen ausgewaschen werden, werden möglicherweise gerade die Spurenelemente entfernt?).

Calcium ist kein Bestandteil eines normalen Volldüngers

Der normale Volldünger, „Mehrnährstoffdünger“, enthält die Kernnährelemente Stickstoff, Phosphor und Kalium (NPK-Dünger), die eifrig wachsende Pflanzen ohne Zugabe durch den Gärtner aus Erde, Luft, Wasser nicht ausreichend erhalten.

Alles andere kann sich die Pflanze in einem natürlich bewirtschafteten Garten aus ihrer Umwelt holen, Calcium z. B. ist in Erde, Luft und Wasser und muss einer Gartenerde mit einem gesunden pH-Wert (6,3 bis 6,8) nicht gesondert zugefügt werden. Im Gegenteil, wenn die Erde zu viel Calcium enthält, kippt sie in den basischen Bereich, und die Aufnahme des für das Wachstum höchst wichtigen Stickstoffs wird durch Calcium gehemmt.

Umweltschutz

Ein Fachartikel des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) der Schweiz zu „Algenprodukten im Biolandbau“ (www.fibl.org, Algenprodukte suchen, 1. Eintrag im Ergebnis) hat Algenkalk bewertet und warnt vor einigen Algenkalken:

Kalkalgen (Lithotamnium calcareum) wachsen sehr langsam, es dauert unendlich lange, bis ihre Skelette Algenkalk werden (ähnlich langsam, wie Hochmoor zu Torf wird). Die Maërlbänke, auf denen sie wachsen, sind wichtig für die Jugendstadien vieler Meeresbewohner und damit wichtig für die aquatischen Ökosysteme insgesamt.

Hochmoore hätten vermutlich durch Gärtner nie Schaden genommen, wenn die Gartenindustrie nicht den Torf entdeckt und verkauft hätte; die Gartenindustrie hat jetzt auch den Algenkalk entdeckt und baut ihn teilweise auf lebenden Maërlbänken (mit grossen Staubsaugerschiffen) ab, was zu zu mehr oder weniger starker Zerstörung der Bänke und starken Schädigungen der Ökosysteme führt. Er gibt auch bergmännisch abgebauten fossilen Algenkalk, dessen Gewinnung indes als ökologisch unproblematisch angesehen wird. In der EU sind die Maërlbanke seit 2012 geschützt, der Abbau ist verboten. Sie sollten also vor dem Kauf jeweils genau erkunden, woher ein Algenkalk kommt und wo er abgebaut wurde und ein entsprechendes Zertifikat verlangen.

Die Verfasser haben übrigens keine wissenschaftliche Resultate dafür gefunden, dass Algenkalk für die Düngung vorteilhafter sein soll als andere Kalke und warnen ausdrücklich, dass er teurer sei als gewöhnliche Kalkdünger.

Fazit
Algenkalk kann man als Kalkdünger einsetzen, wenn Sie wissen, wo er herkommt und wie er abgebaut wurde. Er enthält Spurenelemente, aber im Durchschnitt auch nicht viel mehr als gewöhnliche Erde, und kann genau wie jeder andere Kalkdünger den pH-Wert des Bodens beeinflussen. Ein Wundermittel ist er nicht, sondern eine ganz bestimmte Form von Einnährstoffdünger. Der selbstverständlich Pilzbefall vorbeugt, wenn Pflanzen durch Bestäuben „trockengelegt“ werden, aber trotzdem nur eingesetzt werden darf, wenn dem Boden wirklich Kalk fehlt. Dass die Früchte des Gartens mit Algenkalk besser schmecken, darf man bezweifeln, dass Sie Kalk preiswerter kaufen können, ist sicher.