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Lavendel vermehren – Stecklinge, Samen & Co

Lavendel giftig

Um das Thema Vermehren machen Hobbygärtner häufig einen Bogen. Zu umständlich und kompliziert erscheint ihnen die Realisierung. Dabei lässt sich das Wunder der Natur im Rahmen verschiedener Vermehrungstechniken hautnah von der Pike auf miterleben. Lavendel stellt in dieser Hinsicht den idealen Kandidaten dar, um sich dieser faszinierenden Thematik anzunehmen. Den wunderbar duftenden Blütenstrauch können Sie vermehren durch Stecklinge, Samen, Absenker und Teilung, womit nahezu die gesamte Bandbreite abgedeckt wäre. Fassen Sie sich ein Herz und vermehren Ihren Lavendel in Eigenregie. Im Folgenden erfahren Sie alle wichtigen Details.

Lavendel durch Stecklinge vermehren

Lavandula angustifolia Um eine Pflanze zu vervielfältigen, eignen sich Stecklinge ganz ausgezeichnet. Dabei wird ein nicht verholzter Trieb mit mehreren Blättern von der Mutterpflanze abgeschnitten und zu einer neuen Pflanze gezüchtet. Der entscheidende Vorteil dieser Form der Vermehrung liegt darin, dass so gut wie keine genetischen Informationen verloren gehen. Der junge Lavendel entspricht exakt seinem älteren Vorbild. Insbesondere dann, wenn Lavendelsorten zu vermehren sind, sind Stecklinge sinnvoll. Andernfalls ist nicht sichergestellt, welche Attribute der verschiedenen Elternpflanzen sich durchsetzen werden. Die Verfahrensweise ist denkbar einfach:

  • Im Spätsommer eine gesunde, kräftige Mutterpflanze auswählen
  • Unverholzte Triebspitzen auf eine Länge von 10-15 cm abschneiden oder herausbrechen
  • Idealerweise hängt ein wenig Holz vom Haupttrieb an jedem Steckling
  • Bis auf die oberen Blätter wird jeder Steckling entlaubt
  • Einzeln oder zu Dritt in 9-cm-Töpfe mit nährstoffarmem Substrat einsetzen

Damit sind die vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen und die Phase der Pflege beginnt. Da ein feucht-warmes Mikroklima die Bewurzelung der Stecklinge fördert, bietet ein Zimmergewächshaus die perfekten Bedingungen. Alternativ stülpen Sie über jeden Topf eine Klarsichttüte, die mit Schnur oder Gummiband fixiert wird. Am hellen, nicht vollsonnigen Platz sprühen Sie die zukünftigen Lavendelpflanzen wiederholt mit Wasser ein. Staunässe ist dabei unbedingt zu vermeiden.

Lavendel im Topf Erfahrungsgemäß ziehen bis zu 8 Wochen ins Land, bis ein erster Austrieb signalisiert, dass die Bewurzelung im Substrat erfolgreich verläuft. Sofern Sie mehrere Triebe in einen Topf setzten, ist nun die Zeit reif, sie zu trennen und in Einzeltöpfen weiter zu kultivieren. Die Plastiktüten werden nun entfernt. Im Mini-Treibhaus fühlen sich die Pflänzchen aber weiterhin wohl.

Bis zum nächsten Frühjahr haben sich die Stecklinge in hübsche Lavendelpflanzen verwandelt, die ab Mitte Mai ins Beet oder das Pflanzgefäß in normale, leicht sandige Erde einzupflanzen.

Substrat für Stecklinge nährstoffarm

Die Vermehrung von Lavendel mittels Stecklingen verfolgt die Intention, die Triebe zu einer eigenständigen Bewurzelung zu animieren. Abgeschnitten von der Versorgung durch die Mutterpflanze, machen sich die Stecklinge mithilfe eigener Wurzeln auf die Suche nach Wasser und Nährstoffen. Je magerer das Substrat, in dem sie sich befinden, desto intensiver bildet jeder Steckling sein Wurzelsystem aus. Wäre er von nährstoffreicher Erde umgeben, bestünde keine Veranlassung zu verstärkten Aktivitäten in diese Richtung, denn die Nahrung befindet sich bereits ‚vor der Haustüre‘. Bis der Anzuchttopf vollständig durchwurzelt ist, sollte das Substrat demzufolge aus einem Torf-Sand-Gemisch, Kokosfasern, Blähton oder ähnlichen Komponenten bestehen. Erst im Anschluss daran, wechseln die jungen Lavendel in handelsübliche Kräutererde.

Tipp: Kundige Hobbygärtner verstärken die Motivation zur Wurzelbildung, indem sie auf dem Boden des Anzuchttopfes eine dünne Schicht Kompost ausbreiten.

Lavendel durch Samen vermehren

Die Vermehrung durch Samen setzt noch eine Stufe früher ein, als die Stecklingsvermehrung. Geeignetes Saatgut erhalten Sie im Fachhandel sowie im Internet. Die Samen selbst zu sammeln, ist aufgrund ihrer winzigen Größe überaus umständlich. Hinzu kommt, dass einzig Samen einer reinen Lavendelart später die gewünschte Farbe und den angestrebten Habitus annehmen. Bei der Verwendung von Saatgut aus Sorten ist es ein Ratespiel, welche Pflanze sich entwickelt. So gehen Sie bei der Aussaat vor:

  • Im Februar eine Saatschale mit Aussaaterde füllen
  • Das Saatgut breitwürfig verteilen und dünn übersieben
  • Mit feiner Brause befeuchten und mit Klarsichtfolie bedecken
  • Die Keimdauer beträgt bei durchschnittlich 23° Celsius 1 bis 2 Wochen
  • Je kühler die Temperaturen, desto länger zieht sich die Keimung hin

Schöner Lavendula Als Bedecktsamer benötigen Lavendelsamen bis zur Keimung kein Licht. Sobald die beiden Keimblätter aus der Erde hervorspitzen, sollte das Saatgefäß an einen warmen, halbschattigen Standort verbracht werden. Zu diesem Zeitpunkt entfernen sie die Folie wieder, weil nun die Gefahr von Fäulnis steigt.

Pikieren

Längst nicht jeder Samen keimt. Abhängig von der Qualität des Saatguts, darf eine Quote von über 50 % als erfolgreich angesehen werden. Somit wird es den Keimlingen früher oder später im Gefäß zu eng. Nun steht die Vereinzelung auf dem Vermehrungs-Programm, von den Fachleuten als Pikieren bezeichnet. Spätestens dann, wenn sich oberhalb der Keimblätter mehrere echte Laubblätter entwickelt haben und sich mit denen der Nachbarpflanzen ständig berühren, ist die Zeit gekommen für diesen Arbeitsschritt. Kleine Töpfe werden mit magerem Anzuchtsubstrat gefüllt. Mithilfe eines speziellen Pikierstabes oder einfach eines Holzstäbchens, heben Sie jedes Pflänzchen vorsichtig aus der Erde. Im neuen Topf bohren Sie mit dem Pikierstab ein kleines Pflanzloch vor und setzen den Lavendel ein bis knapp unterhalb der Keimblätter. Substrat und Pflanze ein wenig anfeuchten und im Zimmergewächshaus oder am halbschattigen, warmen Fensterplatz aufstellen.

Umtopfen

Lavandula angustifolia im Topf Hat sich ein kräftiges Wurzelsystem gebildet, richtet sich daran anschließend der Fokus auf das oberirdische Wachstum. Spätestens wenn die Wurzeln aus der Bodenöffnung herauswachsen, ist es an der Zeit, den Lavendel in einen größeren Kübel umzupflanzen. Die Phase des mageren Substrats ist damit beendet. Geeignete Erde für adulte Pflanzen besteht aus handelsüblicher Kräutererde oder Sie fertigen eine Eigenmischung an aus Blumenerde, Sand und Perlite. Haben Sie dem Lavendel einen Platz im Beet zugedacht, stellt das Umtopfen einen Zwischenschritt in der Vermehrung dar, sofern die Witterungsbedingungen im Freien noch zu frostig sind.

  • Einzig Pflanzgefäße verwenden mit einer Öffnung im Boden für überschüssiges Gießwasser
  • Darüber eine Drainage anlegen aus groben Materialien, wie Kies, Splitt oder Tonscherben
  • Das Substrat einfüllen, den Lavendel einpflanzen und mäßig angießen

Erfahrene Hobbygärtner lockern den Wurzelballen der ausgetopften Jungpflanze ein wenig auf, indem sie ihn mit beiden Händen auseinander ziehen. Auf diese Weise fördern sie ein zügiges Anwachsen im frischen Substrat.

Direktaussaat im Beet

Lavendel pflanzen Sofern es an Platzkapazitäten für die Vermehrung durch Aussaat hinter Glas mangelt, kommt die Direktaussaat in Betracht. Ab Anfang/Mitte März haben sich erfahrungsgemäß die regionalen klimatischen Bedingungen soweit eingependelt, dass die Samen unmittelbar ins Freiland gesät werden können. Der Boden muss vollkommen aufgetaut und von der Sonne bereits erwärmt sein.

  • Am gewählten Standort das Erdreich gründlich jäten und auflockern
  • Auf eine Zugabe von Kompost oder anderem Dünger wird verzichtet
  • Mit dem Stiel der Harke eine Saatrille ziehen
  • Darin die Samen im Abstand von 50-60 cm einsetzen und dünn mit Erde bedecken

Nachdem die Aussaat mit Wasser besprüht wurde, sollte sie mit einem engmaschigen Netz vor pickenden Vögeln geschützt werden. Steht für die Kultivierung nach der Direktaussaat ein Folientunnel zur Verfügung, verbessern sich die Aussichten auf eine gelungene Vermehrung deutlich.

Der richtige Standort für die Direktaussaat

Lavendel entstammt den trockenen, sonnendurchfluteten Regionen entlang des Mittelmeeres. Darauf sollten Sie die Wahl des Beetes für die Vermehrung durch Direktaussaat abstimmen.

  • Sonnige Lage mit mindestens 6 Sonnenstunden täglich
  • Warm, geschützt und ohne kalte Zugluft
  • Durchlässiges, mäßig nährstoffreiches, leicht sandiges Erdreich

Von Vorteil ist ein geringer Kalkgehalt, worauf ein pH-Wert von 6,5 bis 8 hinweist. Im Steingarten, an sonnenverwöhnten Hängen oder vor der Südmauer des Hauses, können Sie Ihren Lavendel somit wunderbar vermehren.

Teilung

Lavendel Eine ausgezeichnete Methode der Vermehrung, die zugleich einer Verjüngung dient, nehmen Sie im Herbst in Angriff. Hierzu heben Sie einen Lavendel mit der Grabegabel aus der Erde. Anschließend teilen Sie die Pflanze in zwei oder mehr Segmente. Jedes Teilstück sollte über mindestens 2-3 Triebe verfügen. Am neuen Standort setzen Sie die neu gewonnen Lavendel in die Erde, und zwar genauso tief, wie bisher. Den Winter hindurch schützen Sie die frisch geteilten Lavendel mit einer Decke aus Laub, Stroh, Reisig oder Tannenwedeln. Rechtzeitig im Frühjahr entfernen Sie den Schutz wieder, damit sich kein Schimmel bildet.

Absenker

Eine treffliche Form der Vermehrung von Lavendel für Anfänger funktioniert mithilfe von Absenkern. Im Verlauf der Vegetationsphase kann diese jederzeit durchgeführt werden. Hierzu wählen Sie eine vitale, gesunde Mutterpflanze aus, die zugleich über einen freien Raum in ihrem unmittelbaren Umkreis verfügt.

  • Einen halb verholzten Trieb zu Boden ziehen
  • Dort, wo er das Erdreich berührt, wird der Zweig entlaubt
  • An der markierten Stelle mit dem Spaten eine 10 cm tiefe Rinne ziehen
  • Darin den entlaubten Bereich des Triebes eingraben und mit Steinen beschweren
  • Die Spitze des Absenkers schaut aus der Erde heraus und wird an einem Holzstab festgebunden

Lavendel pflanzen An der entlaubten Sektion entwickelt der Absenker in den folgenden Wochen und Monaten ein eigenständiges Wurzelsystem. Dieser Prozess wird beschleunigt, wenn das Gewebe an mehreren Stellen mit einem Rasiermesser angeritzt wird. In der Folgezeit versorgt die Mutterpflanze den Trieb mit Wasser und Nährstoffen. Achten Sie während dieser Phase darauf, dass kein Unkraut den Absenker überwuchert.
Durch leichtes Ziehen am Trieb stellen Sie fest, wie weit die Wurzelbildung fortgeschritten ist. Bemerken Sie einen Widerstand, während zugleich die Triebspitze frisch austreibt, können Sie den Absenker von der Mutterpflanze trennen. Wahlweise pflanzen Sie die Jungpflanze unmittelbar ins Beet oder kultivieren sie den Winter hindurch im Kübel.

Tipps & Tricks für die Vermehrung von Lavendel

Erfahrene Hobbygärtner bedienen sich einiger gärtnerische Kniffe, um die Erfolgsquote der verschiedenen Vermehrungsmethoden zu erhöhen:

Bewurzelungspulver für Stecklinge
Um einen Trieb nach dem Schnitt zur Bildung eigener Wurzeln zu animieren, tauchen Sie die Schnittstelle in ein Bewurzelungspulver. Im Fachhandel sind verschiedene Präparate erhältlich, wie ein Meeresalgenextrakt.

Samen vorquellen
Um die Keimlaune von Lavendelsamen zu erhöhen, werden sie vor der Aussaat für 12-24 Stunden in Wasser bei Zimmertemperatur eingeweicht.

Weidenwasser statt Leitungswasser
Der gesamte Ablauf einer Vermehrung wird unterstützt, wenn Sie statt Wasser aus der Leitung selbst hergestelltes Weidenwasser verwenden. Überbrühen Sie kleine Stücke von Weidenruten mit kochendem Wasser und lassen sie 24 Stunden ziehen. Nach dem Abseihen steht Ihnen eine Lösung zur Verfügung, reich an Auxinen, den natürlichen Wachstumshormonen, sowie weiteren, wertvollen Ingredienzien.

Unkrautvlies gegen Staunässe
Lavendel Für den Trockenheits-liebenden Lavendel ist bereits die kleinste Andeutung von Staunässe tödlich. Das gilt auch für die Vermehrung. Im Anzuchttopf bzw. Kübel dient eine Drainage zwar als Prophylaxe; indes kann das Material durch nasses Substrat verstopfen. Nehmen Sie in wasser- und luftdurchlässiges Unkrautvlies zur Hand und breiten es zwischen Drainage und Substrat aus. Somit können sich keine Erdkrümel dazwischen setzen.

Zeltheringe halten vorwitzige Absenker fest
Pflanzen mit verholzenden Trieben, wie Lavendel, neigen bei der Vermehrung durch Absenker dazu, hartnäckig hochschnellen zu wollen. Statt sie mit Steinen zu beschweren, verwenden pfiffige Freizeitgärtner die Zeltheringe ihrer Campingausrüstung. Bereits ein oder zwei Heringe genügen, um den vorwitzigen Trieb dauerhaft im Boden zu fixieren.

Fazit
Lavendel eignet sich ausgezeichnet für die Vermehrung in Eigenregie. Das spart nicht nur Geld für den Neukauf von Pflanzen, sondern macht Spaß. Dank der Genügsamkeit des mediterranen Blütenstrauchs, stehen Hobbygärtnern die unterschiedlichsten Techniken zur Auswahl bereit, sodass für Anfänger ebenso wie für Profis ein gangbarer Weg bereit steht. Von der kinderleichten Teilung, über die klassischen Stecklinge und Absenker bis zur etwas anspruchsvolleren Aussaat erstreckt sich die Palette an Möglichkeiten. Wer sich zuvor mit dem einen oder anderen gärtnerischen Kniff vertraut macht, erzielt eine bessere Ausbeute an jungen Lavendelpflanzen.