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Alpenwaldrebe, Clematis alpina/Ruby – Pflege-Anleitung

Alpenwaldrebe Tage Lundell

Die Alpenwaldrebe Clematis alpina ist eine einheimische Kletterpflanze, die wegen der zarten Ranken und den hübschen, nickenden Glockenblüten gerne im Garten angesiedelt wird. Erst einmal angepflanzt, bleibt die Clematis alpina meist für immer im Garten, weil sie sich an diversen Standorten zierend nützlich machen kann und dabei auch noch super pflegeleicht ist. Auch in den Zuchtsorten, die außergewöhnliche Blütenfarben hervorgebracht haben; einer der Stars unter diesen Zuchtsorten ist die Clematis alpina ‚Ruby‘, zu der nun eine ausführliche Pflege-Anleitung folgt.

Standort und Pflanzen

Die Alpen-Waldrebe hat wenig Ansprüche an ihren Standort: Sie bevorzugt zwar lichten Halbschatten, wächst aber auch noch an Standorten mit ziemlich viel Schatten. Mit einem Standort in voller Sonne kommt sie auf Dauer nur zurecht, wenn dieser in einer eher kühlen Umgebung liegt und am besten Teich, Bach, Brunnen, Regentonne in der Nähe hat, die für hohe Luftfeuchtigkeit sorgen.

Die Clematis entwickelt flache, fleischige Wurzeln, deren feine Triebe keinesfalls „in heißer Erde gekocht werden dürfen“. Bei der Standortwahl ist deshalb vor allem darauf zu achten, dass der Wurzelballen und der untere Teil der Pflanze während der Mittagszeit beschattet sind, was im Zweifel durch eine Begleitpflanzung mit buschigen Stauden zu erreichen ist. Die Wirkung der Alpenwaldrebe kann durch diese Begleiter noch gesteigert werden, z. B. wenn Sie weiß blühende Bodendecker unterpflanzen:

  • Arabis procurrens, Gänsekresse
  • Iberis, Schleifenblume, in mehreren Arten/Sorten
  • Pulmonaria saccharata, Lungenkraut
  • Symphytum grandiflorum, Beinwell
  • Viola alba, weißblühende Veilchen

Alpenwaldrebe Blue Princess Clematis alpina wächst am liebsten auf sandigen oder steinigen Lehmböden, fühlt sich aber in allen frischen Böden wohl. Bezüglich des pH-Werts gibt es auch keine Sonderwünsche, jeder Boden mit pH 6,5 bis 7,5 wird toleriert. Mit zu sauren Böden gibt es wie bei vielen Alpenpflanzen eher Schwierigkeiten als mit zu kalkhaltigen.

Die Alpenwaldrebe klettert, aber nicht sehr hoch. An einer Hauswand schafft sie mit Kletterhilfe (dazu unten) maximal 3 Meter, ab dem ersten Stock müssen also andere Pflanzen langsam den Höhenbewuchs übernehmen. Dafür gehört Clematis alpina aber zu den nicht sehr zahlreichen Pflanzen, die mit der Nordseite des Hauses vorlieb nehmen.

Für die hübsche Kletterrebe gibt es noch einige andere Einsatzorte: Clematis alpina ‚Ruby‘ wird gerne in (große) mobile Pflanzkästen auf den Balkon gepflanzt, weil sie im begrenzten Substrat-Volumen zwar noch wächst, aber unter diesen Bedingungen nie mehr als gut zwei Meter (2,50 m) Höhenwachstum „hinbekommt“.

Ruby kann mit Gewinn als Sichtschutz im Garten eingesetzt werden, weil sie früh und sehr reichlich blüht: Als Rankpflanze an Zäunen und Pergolen oder an transportablem Sichtschutz-Spalieren mit großen Pflanzkästen im unteren Bereich. Außerdem begrünt sie gerne jede andere Form von Spalier sowie andere Pflanzen. Richtig toll kann das aussehen, wenn die Alpenwaldrebe Sträucher oder kleine Bäume „umgarnt“, die zur gleichen Zeit wie sie selbst blühen. Wie folgende Pflanzen:

  • Amelanchier laevis, Kahle Felsenbirne
  • Halesia, Schneeglöckchenbäume, in diversen Arten
  • Magnolia x loebneri, Großblumige Magnolie
  • Magnolia stellata, Stern-Magnolie
  • Malus sargentii, Japanischer Zierapfel

Die beste Pflanzzeit für Clematis ist der Spätsommer (August, September), bei schönem warmem Wetter bis in den frühen Herbst (Oktober) hinein. Der Grund liegt darin, dass bei frisch gepflanzten Gewächsen als allererstes die Wurzeln wachsen sollen und der Boden im Spätsommer genau die Temperaturen aufweist, bei denen die Wurzeln der Clematis am besten wachsen. Die optimale Bodentemperatur zum Wachsen liegt bei Clematis zwischen 14 und 22 °C, und eine Bodentemperatur von 14 °C (in 20 cm Tiefe) hat deutscher Boden ziemlich sicher nur im Juli, August und September. Außerdem ist das vegetative Wachstum im oberen Bereich (Blätter, Blüten) bei den meisten Clematis im Spätsommer weitgehend abgeschlossen und die Pflanze kann nun alle Kraft ins Wurzelwachstum stecken.

Aplenwaldrebe Tage Lundell Als kriechender, rankender Bodendecker kann die Alpenwaldrebe im Steingarten eingesetzt werden. Hier wird Gruppenpflanzung von mindestens 3 bis 5 Stück empfohlen, mit einem Pflanzabstand von bis zu 80 cm. Ansonsten wird Clematis alpina in einem Pflanzabstand von halber Wuchsbreite gepflanzt, also 55 bis 75 cm.

Pflanzen Sie den Wurzelballen einer Alpenwaldrebe am besten einige Zentimeter unter die Erdoberfläche. Damit fördern Sie die Entwicklung starker Triebe und beugen der Clematiswelke vor, die bei Clematis alpina allerdings nur sehr selten vorkommt. Verkauft und gepflanzt wird gewöhnlich im Herbst, Pflanzen ist aber den gesamten Sommer über möglich.

Nach dem Pflanzen sollte die Waldrebe unbedingt einem Aufbauschnitt unterzogen werden: Schneiden Sie die neu gepflanzte Clematis im November oder Dezember auf 20 bis 30 cm über dem Boden zurück, dann können sich die Wurzeln erst einmal auf das Einwurzeln konzentrieren. Das kräftigt die Pflanze, die sich nun im nächsten Frühjahr gut und von unten her verzweigen wird. Dafür müssen Sie zwar im ersten Jahr auf die Blüte verzichten, die Sie dem Frühjahrsblüher mit dem aufbauenden Pflanzschnitt weggeschnitten haben (siehe unten, Clematis alpina ‚Ruby‘ legt im Vorjahr die Knospen der nächsten Blüte an). Auf diese wenigen ersten Blüten zu verzichten, lohnt sich aber unbedingt, weil es um die langfristige Kraft und Schönheit der Pflanze geht.

Pflege der Alpenwaldrebe

Alpenwaldrebe Auch in der Pflege ist die Alpenwaldrebe eher anspruchslos, weshalb die Pflege-Anleitung erfreulich kurz ist:

  • Nach dem Pflanzen bis zum Anwachsen feucht halten
  • An dunkleren, feuchten Standorten braucht die Alpenwaldrebe danach kaum zusätzliche Bewässerung
  • An Sonnenstandorten muss sie meist bewässert werden, sobald es ca. eine Woche nicht geregnet hat
  • Gedüngt wird ganz normal, in nährstoffreichen Böden wenig, in kritischen Böden mehr
  • Gegen etwas Mulche mit reifem Kompost oder gut verrottetem Mist im späten Winter hat aber auch eine Alpenwaldrebe nie etwas einzuwenden

Die Besonderheiten der Clematis alpina ‚Ruby’Clematis alpina ist eine Art aus der Gattung Waldreben (Clematis, Klematis) und gehört zusammen mit der Typus-Art der Gattung, der Echten oder Gewöhnlichen Waldrebe Clematis vitalba, und der seltenen Aufrechten Waldrebe Clematis recta zum Dreigespann der Waldreben, die in Mitteleuropa heimisch sind. Ein recht exklusives Dreigespann, dem 433 aktuell anerkannte Clematis-Arten (+ 1183 Synonymnamen, + 76 noch nicht bestätigte Arten) gegenüberstehen. Von denen gedeihen zwar die meisten Arten auch in gemäßigtem Klima, aber in Asien oder Amerika.

‚Ruby‘ ist eine Zuchtsorte der Clematis alpina, eine besonders attraktive Sorte mit matt-violettroter Blüte in der entzückenden Größe von ca. 5 cm. Die Blütezeit beginnt im Monat April und geht bis Mai/Juni, dann legt Ruby eine Pause ein und blüht anschließend bis etwa Ende August weiter.

Die grossen, glockenförmigen Blüten werden am Holz der Vorsaison (an den einjährigen Trieben) gebildet. Es sind nickende Blüten, die einzeln auf bis zu zwölf Zentimeter langen Stielen sitzen und sich zu Früchten entwickeln, die aus einzelnen Nüsschen zusammengesetzt sind. Das Auffällige am Fruchtschmuck sind aber die bis zu 4 cm langen behaarten Griffel (weiße Puschel, die sehr einem Mikrofon-Schutz ähneln), die die Alpenwaldrebe im Spätsommer und Herbst zieren.

Alpenwaldrebe Knospe Ruby gilt als eine der schönsten Kletterpflanzen in Mitteleuropa und vereint einige Vorzüge:

  • äußerst winterhart
  • wunderschöne Blüten
  • in leuchtenden Farben
  • wächst teils kletternd und teils niederliegend
  • ist damit vielseitig einsetzbar
  • extrem robust
  • für jeden Standort (mit normaler Erde) geeignet
  • kann mit Hilfe zum Ranken gebracht werden

Clematis alpina ‚Ruby‘ ist vor allem wegen ihrer attraktiven Blüten so beliebt, aufregende Blütenfarben haben aber auch noch andere Zuchtsorten der Clematis alpina zu bieten: ‚Bettina‘ blüht dunkelrosa, ‚Constance‘ dunkelviolett, ‚Frances Rivis‘ und ‚Pamela Jackman‘ dunkelblau-violett, ‚Odorata‘ blassblau.

Clematis alpina ‚Ruby‘ von A – Z

Alpenwaldrebe Tage Lundell Alle Fakten im Überblick:

  • Austrieb: April
  • Blatt: sommergrün
  • Blattfarbe: frischgrün
  • Blattform: einfach bis doppelt gefiedert, lanzett- bis eiförmig, grob gesägter Rand
  • Blattstand: gegenständig
  • Blüte: einfach
  • Blütenfarbe: violettrot, mal rötlicher, mal mehr zu Blau tendierend
  • Blütenform: glockenförmig
  • Blütenhabitus: nickend
  • Blütezeit: IV bis VI, nach Pause bis Ende VIII
  • Bodenart: am besten steiniger Lehm
  • Bodenfeuchte: frisch
  • Duft: duftet nicht
  • Frucht: Nüsschen „mit Haarkleid“
  • Fruchtbarkeit: Blüten sind zwittrig, Bestäubung durch Insekten
  • Gesundheit: sehr gut
  • Heimat: ganz Europa (mit Ausnahme der Britischen Inseln und der Iberischen Halbinsel)
  • Herkunft: Cultivar, 1937 gezüchtet, seit 1952 im Handel
  • Hexadezimaler Farbcode Blütenfarbe: 8b62b2 (ansehen: de.hexcolor16.com/8b62b2)
  • Knospenanordnung: einzeln
  • Kübelkultur: wird von Fachleuten wegen des schnellen Wuchses nicht empfohlen, es gibt Dutzende besser geeignete Arten/Sorten
  • Laubfall: Oktober, keine vorherige Herbstfärbung
  • Rückschnitt: nur bei Bedarf, nach der Hauptblüte
  • Schutz: einheimische Wildpflanze, nach Bundesnaturschutzgesetz geschützt
  • Standort: Sonne
  • Standorten in Richtung: O,S,W,N im lichten Schatten, volle Sonne nur an kühlen Standorten mit hoher Luftfeuchtigkeit
  • Verwendung: Zierpflanze
  • Winterhärte: Allgemein USDA-Winterhärtezone 4 – 9, in Deutschland gezogene Pflanzen mindestens Winterhärtezone 5b (bis -26º C, Deutschland geht über die Winterhärtezonen 6-8)
  • Wuchsbreite: 110 – 150 cm
  • Wuchsform: Kletterpflanze
  • Wuchsgeschwindigkeit: schnellwüchsig
  • Wuchshöhe: 200 – 300 cm
  • Wurzelsystem: Flachwurzler, fleischige Wurzeln

Rankhilfe

Die Alpenwaldrebe klettert wie viele Clematis als sogenannter Blattstielranker: Die Pflanze klettert in die Höhe, indem sie die Blattstiele um die Rankhilfe wachsen lässt und sich so verankert.

Alpenwaldrebe Rankhilfe Eine zarte, minimal die Rankhilfe nutzende Art des Rankens; dicke verholzte Stämme, die die Kletterhilfe sprengen, sind bei einer Clematis alpina ‚Ruby‘ nicht zu erwarten. Deshalb reicht den Pflanzen auch eine zarte, feine Rankhilfe, ein einfaches Seilsystem, eine leichte Gitterkonstruktionen aus Latten, ein zartes Spalier.

Die Clematis alpina ‚Ruby‘ wächst im Vergleich zu einer ursprünglichen Clematis alpina sehr schnell und kann an der richtigen Kletterhilfe bis zu 3 Meter hoch wachsen. Am Anfang sollten die Triebe mit weichem Bindematerial am Rankgerüst befestigt werden, später klettert die Alpenwaldrebe dann ganz alleine.

Schneiden

Regelmäßigen Rückschnitt im Frühjahr braucht diese Alpenwaldrebe nicht. ‚Ruby‘ braucht überhaupt nicht regelmäßig beschnitten werden; wenn Sie möchten, können Sie aber direkt nach der (Haupt-) Blüte „ein wenig für Ordnung sorgen“: Abgeblühte Seitentriebe bis auf wenige Augen kürzen, abgestorbene und/oder beschädigte Triebe entfernten. Langtriebe, die über das Rankgerüst hinauswachsen, können auch gestutzt werden, das regt die Ausbildung neuer künftiger Blütentriebe an.

Wenn die Alpenwaldrebe im Inneren zu dicht wächst, können Sie erst die eher formenden Schnitte vornehmen, um anschließend im Inneren nur noch die Triebe wegzunehmen, die immer noch zu dicht wachsen und Pilzbefall verursachen könnten.

Wenn die Clematis lange Jahre wachsen durfte, wie sie wollte, ist ein Basis-Schnitt (Verjüngungsschnitt) fällig. Wieder direkt nach der Blüte, weichen sollten zunächst alle Triebe, die die Rankhilfe schon lange verlassen haben und frei „in der Gegend herumwachsen“. Weiter alle Triebe, die so stark in seitlich angrenzende Pflanzen wachsen, dass sie diese bedrängen; im Inneren wird gründlich ausgelichtet.

Wenn einer Ruby ihr Standort so gut gefällt, dass Sie jede Saison aufs Neue fröhlich vor sich hin wuchert, können Sie sie zur Not auch mitten in der Saison mit der Schere zurechtweisen (passiert in der Regel nur, wenn sie allein steht).

Vermehren

Clematis alpina ‚Ruby‘ kann durch Samen (die im Handel allerdings kaum zu bekommen sind), Stecklinge und Absenker vermehrt werden.

Fazit: Wenn schon Waldrebe, dann einheimische Alpenwaldrebe, zumindest wenn Sie sich gerne mit robusten, pflegeleichten Pflanzen umgeben. Wenn schon Alpenwaldrebe, dann die Zuchtsorte ‚Ruby‘, zumindest wenn Sie Wert auf große Blüten in außergewöhnlichen Rot-Blau-Tönen legen. Wenn es um schöne Farben geht, sind aber auch die anderen Zuchtsorten der Clematis alpina einen Blick wert; wenn es um ökologische Gartengestaltung geht, sollten Sie auch der gefährdeten ursprünglichen Clematis alpina ein Plätzchen in Ihrem Garten gönnen.