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Reitgras, Calamagrostis – Pflege und Sorten

Reitgras

Immer dann, wenn die Gestaltung des Ziergartens nach einem dekorativen Element verlangt, das strukturbildend wirkt ohne zu dominieren, betritt Reitgras die Bühne. Mit einer Wuchshöhe von 60 cm, die sich im Herbst mit der zauberhaften Blüte bis auf 150 cm in die Höhe streckt, nimmt es unter den Süßgräsern indes die viel gerühmte ‚goldene Mitte‘ ein. Auf kleinen Arealen dient das Ziergras gerne als repräsentative Leitpflanze, während Reitgras im großen Garten sich harmonisch einreiht in Staudenrabatten oder heikle Ecken füllt. Da zugleich alle Sorten der Calamagrostis nur gelegentlich nach pflegerischer Aufmerksamkeit verlangen, erfreuen sie sich weltweiter Popularität unter den kreativen Hobbygärtnern.

Standort

Die artenreiche Gattung der Calamagrostis ist so breit gefächert, dass für nahezu jede Standortbedingung das passende Reitgras zur Verfügung steht. Vom Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens) für nasse, moorähnliche Lagen über das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) für den Naturgarten bis hin zum Berg-Reitgras (Calamagrostis varia) für trockene, magere Böden erstreckt sich das mannigfaltige Angebot. Folglich dürfte kein Hobbygärtner mit leeren Händen dastehen, wenn er dieses Ziergras ansiedeln möchte.

  • Sortenabhängig für sonnige, halbschattige und schattige Lagen.
  • Am sonnigen Standort entwickelt sich ein straff aufrechter Habitus.
  • Im Halbschatten oder Schatten überwiegen gebogene Wuchsformen.
  • Bestes Wachstum im frischen, humosen Erdreich mit neutralem pH-Wert.
  • Leichter Kalkgehalt wird zumeist toleriert.

Es gilt also, im Rahmen der Anschaffung, Pflanzung und Pflege sehr genau hinzuschauen, um welches Reitgras es sich handelt.

Gießen und Düngen

Reitgras Hinsichtlich des Wasser- und Nährstoffverbrauchs gelten für die Reitgras-Arten weitgehend einheitliche Maßstäbe, die gekennzeichnet sind durch eine bemerkenswerte Genügsamkeit:

  • Lediglich während der Anwachsphase wiederholt gießen.
  • Etabliertes Reitgras begnügt sich zumeist mit dem natürlichen Regenaufkommen.
  • Einzig bei lang anhaltender Trockenheit wässern.
  • Bei Bedarf ab und zu mit etwas gutem Gartenkompost verwöhnen.

Wird Reitgras im Kübel kultiviert, erhält es regelmäßig so viel Wasser, dass der Wurzelballen nicht austrocknet. Besteht das Substrat im Pflanzgefäß aus handelsüblicher Blumenerde, ist diese erfahrungsgemäß ausreichend vorgedüngt, sodass frühestens ab dem 2. Standjahr alle 4 Wochen Flüssigdünger verabreicht wird.

Überwintern

Dank der fedrigen, luftig leichten Ähren, die im Herbst erscheinen und die sommergrünen Halme überragen, sind Calamagrostis indes auch im Winter eine Augenweide. Blinzelt die Sonne durch das mit glitzerndem Raureif oder Schnee bedeckte Ziergras, verwandelt sich der Garten schließlich in ein verträumtes Wintermärchen. Daher wird Reitgras vor der kalten Jahreszeit nicht geschnitten, sondern lediglich zu einem Schopf zusammengebunden. Auf diese Weise wird zudem das Innere des Horstes geschützt vor zuviel Feuchtigkeit, die zu Fäulnis führen könnte. Eine dicke Schicht aus Laub, rund um den Wurzelballen angehäufelt, leistet ebenfalls einen Beitrag zur erfolgreichen Überwinterung.
Da allen Kübelpflanzen bei tiefen Minustemperaturen die Gefahr droht, dass der Wurzelballen durchfriert, ergreift der Hobbygärtner verschiedene Maßnahmen, damit es nicht soweit kommt:

  • Den Kübel auf einen Holzblock stellen.
  • Das Gefäß mit isolierender Folie oder Vlies einwickeln.
  • Den Wurzelballen mit Laub oder Stroh bedecken.
Hinweis: Kommt der Winter bitterkalt, jedoch ohne Schneefall daher, könnte Kahlfrost das Reitgras gefährden. In diesem Fall nutzt der Gartenfreund einen frostfreien Tag, um sein Ziergras ein wenig zu gießen.

Schneiden

Wenn sich der Winter dem Ende zuneigt und der frische Austrieb sich bereit macht, ist es an der Zeit, den Rückschnitt vorzunehmen. Calamagrostis werden bis knapp über dem Boden geschnitten. Zuvor untersucht der erfahrene und umweltbewusste Hobbygärtner den Horst auf tierische Gäste, die sich eventuell noch im Winterschlaf befinden.

  • Calamagrostis Das Reitgras zu handlichen Büscheln binden.
  • Mit einem scharfen Schneidwerkzeug Halme und Ähren abschneiden.
  • Keinesfalls in bereits vorhandenen Austrieb schneiden.
  • Zum Schutz vor den scharfen Blatträndern, nur mit robusten Handschuhen arbeiten.

Das Schnittgut wird auf dem Kompost entsorgt. Gehäckselt eignet es sich zudem bestens als Einstreu für Tierkäfige oder Pferdeboxen.

Vermehren

Haben Gartenfreunde die Vorzüge von Reitgras erst einmal kennen und schätzen gelernt, möchten sie das Ziergras nicht mehr missen. Da die Aussaat selbst gesammelter Samen problematisch ist und in der Regel nicht sortenrein gelingt, tendieren sie zu der deutlich unkomplizierteren vegetativen Vermehrung durch Teilung. Wenn im Frühjahr der Rückschnitt absolviert und die Erde nicht mehr gefroren ist, wird der Horst mithilfe der Grabegabel ausgegraben. Mit dem Spaten oder einem scharfen Messer wird das Reitgras in Stücke zerteilt, die jeweils über mindestens 2 Knospen verfügen. Ohne weitere Umstände wird jedes Segment am neuen Standort oder im Kübel eingepflanzt und entsprechend gewässert.

Durch Samen

Wer im Fachhandel sortenreine Reitgras-Samen ergattern konnte und seine Fähigkeiten als Hobbygärtner beweisen möchte, wagt sich an die Aussaat heran. Der Schwierigkeitsgrad wird durch den Umstand erhöht, dass es sich um Kaltkeimer handelt. Demzufolge bedarf es einer mehrwöchigen Kaltperiode, um die Samen zur Keimung zu animieren:

  • Saatschalen oder Töpfe mit Torf-Sand-Gemisch füllen.
  • Die Samen ausstreuen, dünn mit Erde bedecken und anfeuchten.
  • Am hellen, warmen Platz bei 18° bis 22° Celsius konstant feucht halten.
  • Setzt nach 3-4 Wochen keine Keimung ein, ist ein Kältereiz erforderlich.
  • Die Aussaat für 5-6 Wochen einer permanente Kälte um 0° Celsius aussetzen.

Reitgras In der Gefriertruhe ist es zu kalt für die Samen. Die Zellmembranen würden durch das plötzliche Einfrieren reißen, was die Samen nicht überleben können. Besser geeignet ist das Gemüsefach des Kühlschranks. Da hier wahrscheinlich nicht genug Platz für Saatschalen oder Anzuchttöpfe vorhanden ist, werden die Samen mit feuchtem Sand in einen Plastikbeutel gefüllt. Wichtig zu beachten ist, dass der Sand in den folgenden Wochen nicht austrocknet. Sobald die Samen keimen, werden sie wieder in nährstoffarmes Substrat eingesetzt und schrittweise an höhere Temperaturen gewöhnt. Das bedeutet, dass sie als Übergangsphase für einige Zeit bei ca. 12° Celsius gehalten werden. Sind die Keimlinge so weit gediehen, dass sie sich im Anzuchtgefäß gegenseitig bedrängen, werden sie pikiert und in Töpfen am hellen, warmen Standort solange weiterkultiviert, bis sie ein eigenes Wurzelsystem gebildet haben.

Tipp: Wer daran denkt, die Aussaat- und Anzuchtgefäße zu beschriften, muss später nicht darüber rätseln, welches Reitgras hier eigentlich gedeiht.

Pflanzen im Beet

Das eigenhändig herangezogene oder fertig gekaufte Reitgras ist bereit für die Pflanzung, sobald im Frühjahr der Boden nicht mehr gefroren ist.

  • Den Wurzelballen der Pflanze in Wasser stellen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen.
  • In der Zwischenzeit die Erde gründlich auflockern, Unkraut jäten und Wurzeln entfernen.
  • Ein geeignetes Pflanzloch verfügt über das doppelte Volumen des Wurzelballens.
  • Den Aushub in der Schubkarre zu 30 % mit Kompost anreichern.
  • Bei Bedarf an der Sohle eine Drainage anlegen, wenn Staunässe unerwünscht ist.
  • Das ausgetopfte Reitgras genauso tief einpflanzen, wie es zuvor stand.

Den Abschluss der Pflanzung bildet schließlich das Angießen, damit das Ziergras zügig anwachsen kann. Fällt die Oberfläche der Pflanzerde Richtung Horstmitte leicht ab, kann das Reitgras Regen- sowie Gießwasser optimal verwerten.

Pflanzen im Kübel

Da etliche Sorten unter den Calamagrostis im Kübel auf dem Balkon, der Terrasse oder am Hauseingang dekorative Akzente setzen das ganze Jahr hindurch, sind sie häufig in dieser Kulturform anzutreffen.

  • Reitgras Der Kübel verfügt über ein Mindestvolumen von 20 Litern.
  • Im Boden befindet sich eine Öffnung, damit Regen- und Gießwasser ablaufen können.
  • Darüber legt der erfahrene Hobbygärtner eine Drainage aus Kies oder Tonscherben an.
  • Gut geeignetes Substrat besteht aus Gartenerde, Kompost und etwas Sand.

Da die Mehrzahl der Reitgras-Sorten schnell wächst und damit an Gewicht zulegt, ist es zu empfehlen, den Kübel von Beginn an auf einen Pflanzenroller zu stellen, damit ein Wechsel des Standorts nicht zum Problem wird. Im Winter dient dieser zugleich als Schutz vor Bodenfrost.

Sorten und ihre Attribute

Die Gattung Calamagrostis umfasst mehr als 200 verschiedene Arten, die weltweit verbreitet sind. Längst nicht jede Art ist geeignet für die Kultur im Garten. Diejenigen, die indes eine Bereicherung für Beet und Kübel darstellen, verwendeten fähige Züchter als Grundlage für bezaubernde Sorten.

Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora ‚Karl Foerster‘)

  • kerzengerade, sommergrüne Halme
  • weitgefächerte Blütenrispen in goldgelb
  • Wuchshöhe bis 150 cm
  • gedeiht am trockenen sowie feuchten Standort

Gestreiftes Reitgras (Calamagrostis x acutiflora ‚Overdam‘)

  • Calamagrostis x acutiflora weiß gestreifte Blätter und weizengelbe Blüten
  • frühe Blüte ab Juni
  • Wuchshöhe 80 cm bis 130 cm
  • bevorzugt einen kühleren, halbschattigen Standort

Berg-Reitgras (Calamagrostis varia)

  • Spezialist für heikle Lagen
  • gedeiht an jedem Standort selbst unter Wurzeldruck
  • ideal geeignet als Unterpflanzung von Bäumen
  • Wuchshöhe bis maximal 100 cm

Himalaja-Reitgras (Calamagrostis emodensis)

  • robustes Ziergras für den Steppengarten
  • flauschige, elegant gebogene Blütenrispen
  • schöne Ähren in silbrigem Rosa
  • Wuchshöhe 60 cm bis 90 cm

Diamant-Reitgras (Calamagrostis brachytricha)

  • eine der dekorativsten Reitgras-Sorten
  • fedrige, bräunlich schimmernde Blütenähren
  • Wuchshöhe 60 cm bis 100 cm
  • in der Sonne aufrecht, im Halbschatten gebogen
  • geeignet für jeden guten Gartenboden und im Kübel

Reitgras ‚Avalanche‘ (Calamagrostis x acutiflora ‚Avalanche‘)

  • eine Rarität mit weißen Blättern und grünem Rand
  • hellbraune Blüten verfärben sich im Herbst violett
  • Wuchshöhe standortabhängig 50 cm bis 130 cm
  • eine standfeste Sorten für normalen bis feuchten Boden

Gartensandrohr ‚Waldenbruch‘ (Calamagrostis x acutiflora ‚Waldenbuch‘)

  • kompakt wachsende Sorte für sonnige Lagen
  • Wuchshöhe 50 cm bis 150 cm
  • schön als Solitär oder in der Gruppe
  • gelbbraune Blütenrispen den ganzen Winter hindurch

Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens)

  • Sumpf-Reitgras das ideale Ziergras für den Uferbereich des Gartenteichs
  • hellgrüne, aufrechte Halme
  • leicht gebogenen, violette Ähren
  • Wuchshöhe 60 cm bis 150 cm

Purpur-Reitgras (Calamagrostis phragmitoides ‚Hartmann‘)

  • fühlt sich im Halbschatten auf feuchtem Boden wohl
  • Wuchshöhe 80 cm bis 150 cm
  • lockere, rötliche bis violette Blütenrispen
  • grasartige, sommergrüne Halme

Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa)

  • das Ziergras für saure, nährstoffarme Böden
  • wollig behaarte Halme
  • Wuchshöhe 50 cm bis 120 cm
  • grau-braune Blütenrispen im Juli und August

Die Blütenstände aller Arten und Sorten finden in der Floristik, insbesondere in Trockensträußen, vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Dekoriert in einer großen Vase, verleihen sie dem Heim eine herbstliche Note.

Fazit
Ob als wogendes Gräsermeer oder dekorativer Solitär; Reitgras bringt Fülle und Struktur in jeden Garten. Selbst im Winter, wenn die Natur ruht, zieren Calamagrostis mit ihren fedrigen oder zierlich gebogenen Ähren das Gartenbild. Darüber hinaus gibt es kaum einen Standort, für den keine geeignete Sorte bereitsteht. Reitgräser geben gleichfalls in heiklen Lagen ihr Bestes, wie am Ufer des Gartenteiches, im trockenen Steppengarten sowie unter flachwurzelnden Gehölzen. Sonderlich anspruchsvoll in der Pflege ist das Ziergras dennoch nicht. Ab und an ein wenig Kompost, bei Trockenheit einen Wasserguss sowie ein Rückschnitt im Frühjahr markieren die zentralen Faktoren.