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Holunder richtig schneiden – Anleitung und Zeitpunkt

Schwarze Holunder Sambucus nigra

Mancher Gärtner wird die Überschrift leicht verwundert lesen – Holunder schneiden? Am nächsten Wegesrand den Holunder suchen, um ihn dann einfach abzusäbeln? Nein, natürlich nicht, seit die Menschen gemerkt haben, dass sie mit Billig-Billig-Ernährung ihrem Körper nicht wirklich etwas Gutes tun, wird im Garten wieder angebaut und geerntet – auch Holunder, der ist nämlich supergesund. Damit man ernten kann, reicht als Gärtner-Aktivität „Loch in die Erde, Holunderwurzel rein, Loch zu“. Wenn Sie Holunderblüten und Holunderbeeren und von beidem richtig schön viel ernten wollen, muss der Holunder richtig beschnitten werden.

Muss ein Holunder überhaupt geschnitten werden?

Um es vorweg ganz deutlich klarzustellen: Ein Holunder muss nicht geschnitten werden. Wenn Sie gerade ein romantisches altes Bauernhaus oder eine schöne Stadtvilla geerbt haben, mit riesengroßem Garten, können Sie den Holunder einfach wachsen lassen.

Holunder schneiden, jährlicher Pflegeschnitt

Um einen Holunder zu schneiden, müssen Sie weder einen Baumschnittkurs mit genauen Ausführungen zum Öschberg-Palmer-Schnitt noch einen Kettensägen-Kurs besuchen – was Sie zum grundsätzlichen Schnitt eines Holunders wissen müssen, lässt sich auf einen kurzen Satz reduzieren:

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Einjährige Äste bleiben dran
Bisschen unpräzise? Sicher, aber ein Holunder ist so schnittverträglich, dass Sie wegschneiden können, was auch immer Sie wollen. Auch die einjährigen Äste, auch den kompletten Holunder, wenn ein Wurzelrest übrig bleibt, wird er wieder austreiben. Dieser Merksatz gibt nur prägnant die Richtung vor, auf die es beim Holunderschnitt ankommt – da alte Äste (bräunlich, gefurcht, rissig, mit Kork-Pickeln) und neue Äste (glatt und hellgrau) beim Holunder gut zu unterscheiden sind, könnten Sie loslegen und es käme ein gut beschnittener Holunder heraus.

Anleitung

  • Holunder wird bis zu 11 Meter hoch und wächst mit starker Verzweigung
  • Pflanze bildet im ersten Jahr mehrere lange, unverzweigte Triebe
    • dürfen stehen bleiben, falls Blick auf hohen Ertrag nicht jetzt schon einen Schnitt erfordert
  • Im zweiten Jahr wachsen an diesen Haupttrieben viele kurze Seitentriebe
    • Seitentriebe setzen im Folgejahr Blüten an, an denen die Früchte entstehen
  • Nach der Ernte in August/September (durch Sie oder durch begeisterte Vögel) ist der Pflegeschnitt dran
  • Wenn es nicht auf Höchstertrag ankommt, können Sie den Holunder ganz nach Wunsch zurückschneiden
  • rundum, wo immer etwas weg muss, das harmonische Form stört
  • Zuerst die abgetragenen Triebe
    • normalerweise um ein Drittel kürzen
  • soll Holunder sehr klein bleiben , können die alten Triebe auch bis zur Hälfte weg
  • Diesen Rückschnitt dann jedes Jahr durchführen, wenn Holunder klein bleiben soll
    • Holunder hat einen starken Überlebenswillen, je kräftiger der Rückschnitt, desto kräftiger der Neuaustrieb
  • Also lieber jedes Jahr ein wenig als alle drei Jahre viel schneiden, wenn der Holunder zierlich bleiben soll
  • im Zweifel eine Sorte für kleine Gärten wählen
  • Der Weg zur harmonischen Strauchform: Der Mitteltrieb ist der längste Trieb, die umgebenden Haupttriebe bleiben kürzer
  • Zu den Seiten hin abfallend, in Richtung Kegel- oder Dreiecksform
  • Wenn eine stärkere Verzweigung gewünscht wird, sollten Sie so viele Triebe wie möglich beschneiden
  • Ist der Holunder genug verzweigt, können Sie auch nur die alten Fruchttriebe kürzen
  • Schnitt kann bis etwa Mitte Oktober geschehen
  • Wenn Ihr Holunder genug Platz zum Wachsen hat, können Sie auch nur alle zwei oder drei Jahre schneiden
  • nur die frischen Äste mit glatter hellgrauer Rinde müssen bleiben, wenn Sie Blüten sehen wollen
  • im Notfall verträgt ein Holunder eigentlich jeden Schnittzeitpunkt
  • Abgebrochene oder angeknabberte Zweige und total verquer wachsender Neuaustrieb sollte man zeitnah entfernen
Schwarzer Hollunder - Vogelschutzhecke

Blüten- und Fruchtschnitt

Viele Blüten und Beeren für die Sirupe, und für die Konfitüre soll auch noch was übrig bleiben. Das klappt nur, wenn man den Holunder regelmäßig schneidet.

Vorausgesetzt, Sie haben den richtigen Holunder, einen ursprünglichen Holunder (Wildform) oder eine der auf Ertrag gezogenen Zuchtsorten. Es gibt auch moderne Zuchtsorten, die nur auf Aussehen gezüchtet werden. Deren Ertrag wird auch beim besten Fruchtschnitt nicht allzu üppig ausfallen, mehr dazu unten bei „Schnitteigenheiten“.

Der Fruchtschnitt funktioniert ganz ähnlich wie der Pflegeschnitt, für hohen Fruchtertrag ist aber unbedingt regelmäßiger Beschnitt erforderlich:

  • Im Herbst möglichst jeden abgeernteten Fruchttrieb stark zurückschneiden
  • Zehn bis zwölf kräftige in dieser Saison gewachsene Triebe werden ausgewählt, um die nächste Ernte zu tragen
  • Wählen Sie die Zweige aus, deren Ansatz der Basis am Nächsten liegt
  • Dann kann der Holunder alle Fruchttriebe gut und gleichmäßig mit Nährstoffen versorgen
  • Durch das Frühjahr hindurch sollten Sie den Neuaustrieb beobachten
  • Wenn sich ein Trieb schwach entwickelt oder ungünstig platziert ist, wird er noch im Frühjahr entfernt
  • Wenn Sie das jedes Jahr wiederholen, haben Sie immer ein Dutzend kräftige Fruchttriebe „am Start“
Schwarze Holunder Sambucus nigra

Holunder zum Hochstamm ziehen

Holunder liegt nicht nur im Hausgarten im Trend. Wegen der großen Nachfrage nach Holunderprodukten in Deutschland baut man ihn auf über 550 Hektar an, in Österreich noch viel mehr. Sie könnten sich vom Profi-Anbau etwas abgucken, wenn Sie wenig Platz haben und trotzdem Holunder ernten möchten:

Die Obstbauer ziehen den Holunder nicht als Strauch, sondern als Baum mit nur einem Stamm. Diese Wuchsform hat mehrere Vorteile:

  • Holunderbaum kann auf ca. 1,5 m Gesamthöhe angesetzt werden, für bequeme Ernte
  • Holunder braucht in dieser Erziehungsform wesentlich weniger Platz
  • Wurzelbereich lässt sich gut pflegen, mulchen etc.
  • Äste im oberen Bereich sind wüchsiger als die Äste an der Basis
  • Holunder mit Krone bildet reichlich Fruchtholz und trägt auch reichlich

Holunder-Hochstämme werden manchmal verkauft; wenn Sie nicht fündig werden, können Sie sich Ihren Hochstamm selber ziehen, bei einem Holunder kein Hexenwerk:

  • Im Winter vom Holunder am Bahndamm oder vom superb tragenden Edel-Holunder der Gartenfreunde einen 1-m-Trieb schneiden
  • Unbewurzelt in die Erde stecken und auf den Austrieb im Frühjahr warten
  • Wenn der erfolgt, werden alle Seitentriebe unterhalb des gewünschten Kronenansatzes entfernt
  • Das bleibt über das ganze Leben des Holunder-Hochstamms Ihre Aufgabe
  • Wenn Sie die Neutriebe eine Weile nicht entfernen, haben Sie bald einen Holunderstrauch.
  • Der senkrechte Leittrieb (Stamm) darf bis auf 1,20 m (oder bis in Ihre Wunschhöhe) wachsen, hier liegt ca. die Mitte des Kronenansatzes
  • In dieser Höhe wird nämlich die Triebspitze gekappt, knapp darunter bilden sich viele Seitentriebe, die zur Krone gezogen werden
  • Die am besten platzierten fünf bis sechs von ihnen werden die Haupttriebe der Krone
  • Die werden in der nächsten Saison kräftig zur Verzweigung angeregt
  • Jeder neue Trieb wird eingekürzt, sobald er kräftig genug ist
  • Das sollten Sie bis kurz vor dem Johannistag (24.06.) durchhalten
  • Zu diesem Termin schließt die „normale mitteleuropäische Pflanze“ Ihren Austrieb ab
Schwarze Holunder Sambucus nigra

Verjüngungsschnitt eines Holunders

Wenn Sie einen Garten mit altem Bestand übernommen haben, könnte es sein, dass Sie einen Holunder vorfinden, dessen Neuaustrieb in einigen Metern Höhe erscheint. Früher kam kaum jemand auf die Idee, einen Holunder zu schneiden; wenn Sie einen Altbau erworben haben, ist der Holunder vielleicht schon lange Zeit unbeschnitten gewachsen, das sieht dann häufig wie eine Art Holunder-Dickicht aus.

Ein solches Dickicht braucht einen kräftigen Verjüngungsschnitt, wenn der Holunder wieder Fruchtholz in erreichbaren Höhen bilden soll. Bei einem Holunder nicht das geringste Problem:

  • Der Verjüngungsschnitt wird im Winter/Vorfrühling durchgeführt, weil das den Austrieb fördert
  • In einer Zeit frostfreier Tage, wenn keine extremen Nachtfröste mehr zu erwarten sind
  • In den meisten Regionen Deutschlands ist das ab Ende Februar der Fall
  • Sie können beim Holunder so viel abschneiden, wie Sie möchten
  • Zum Beispiel jeden zweiten alten, dicken Ast im Inneren und fast alle Fruchttriebe, alte und neue
  • Bis auf das Dutzend Triebe der Saison, das die nächste Ernte zu tragen soll, siehe Fruchtschnitt
  • Sie können den Holunder aber auch einfach bis fast auf den Boden hinunter absäbeln
  • Auch dann wird er unbeeindruckt wieder austreiben
  • Das ist empfehlenswert, wenn er so ineinander gewachsen ist, dass Sie überhaupt nicht mehr sehen, wie Sie auslichten sollen
  • Blüte und Frucht fallen in der dem Radikalschnitt folgenden Saison natürlich aus
  • Sie lassen sich erst in der Saison danach wieder sehen, am Holz der Wachstumsperiode nach dem Schnittjahr (zweijähriges Holz)

Die Schnitteigenheiten der Holundersorten

Unser Holunder, der Gewöhnliche oder Schwarze Holunder Sambucus nigra, ist die bekannteste der über 25 Holunder-Arten der Gattung Holunder (Sambucus) und einer der häufigsten Straucharten in ganz Mitteleuropa. Je beliebter der Holunder in jüngster Zeit wieder wird, desto mehr Zuchtsorten entstehen. Diese Zuchtsorten werden mit unterschiedlichen Zielen selektiert, was sich auch auf die Schnitteigenschaften auswirkt:

Sambucus nigra
  • ‚Albovariegata‘ Sambucus nigra: Nur an recht sonnigen Standorten buntblättrige Sorte, die für eine schöne Ausfärbung des Laubs regelmäßigen Rückschnitt braucht.
  • ‚Black Beauty‘ Sambucus nigra: Schwarzes Laub, rosa Blüten, zitronenartiger Duft, reicher Fruchtansatz, wächst kompakt und muss vergleichsweise wenig beschnitten werden.
  • ‚Black Tower‘ Sambucus nigra: Säulenförmiger Wuchs, Holunder für kleine Gärten und für Kübel, guter Ertrag, profitiert vom Fruchtschnitt.
  • ‚Donau‘ Sambucus nigra: Recht schwaches Wachstum und somit wenig Schnittbedürfnis, Ertragsorte mit Ernte ab Ende August.
  • ‚Haschberg‘ Sambucus nigra: Wächst kräftig und trägt nur bei regelmäßigen Fruchtschnitt die versprochenen dicken saftigen Beeren in reichlicher Menge.
  • ‚Hamburg‘ (‚Schwarzer Diamant‘) Sambucus nigra: Wächst sehr aufrecht und sehr stark, nach nicht sehr üppiger Ernte in der zweiten Septemberhälfte ist ein kräftiger Fruchtschnitt fällig.
  • ‚Laciniata‘ Sambucus nigra: Bildet keine Bodentriebe, wächst auch ohne regelmäßigen Schnitt schön buschig, muss dann nach ein paar Jahren verjüngt werden.
  • ‚Riese aus Voßloch‘ Sambucus nigra: Bekannte Fruchtsorte mit großen nektarreichen Blütendolden (für Holunderblütensirup) und kräftigem Wuchs, der durch Fruchtschnitt in die richtigen Bahnen gelenkt werden muss.
  • Weißer Holunder, Sambucus nigra var. albida: Wird beschnitten wie der gewöhnliche (wilde) Holunder, die hellen, ziemlich süßen Beeren machen aber keine Flecken in Kinderkleidung (Erwachsene bekommen Holunder-Ernte mit einer Schere auch ohne Flecken hin).

Fazit
Der Holunder galt unseren Vorfahren nicht ohne Grund als Lebensbaum. Sein Überlebenswillen taugt zur Legendenbildung, ein Holunder wird auch noch aus dem kleinsten Strunk wieder austreiben, ganz egal wann Sie ihn schneiden (auch wenn es für bestimmte Schnittziele günstige Zeitpunkte gibt).