Gartengestaltung Obstgarten & Obst

Sauerkirsche, Schattenmorelle – Pflege und Schneiden

Sauerkirsche

Welch tiefe Freude verbreitet die Sauerkirsche, wenn sie im Frühling ihre prunkvolle Blüte präsentiert. Die tiefroten, saftig-erfrischenden, säuerlichen Schattenmorellen lassen dann nicht mehr lange auf sich warten. Innerhalb der großen Sortenvielfalt an Sauerkirschen, lassen sich die Schattenmorellen ihre führende Rolle nach wie vor nicht streitig machen. Somit ist klar, warum die Sauerkirsche verehrt wird als Paradebeispiel für den klassischen Obstbaum. Dank des flexiblen Habitus als Strauch oder Baum, passt die Sauerkirsche mit Leichtigkeit in den kleinsten Garten. Mit Leichtigkeit sind zudem Pflege und Schneiden zu bewältigen, sofern Sie der folgenden Anleitung folgen.

Steckbrief

  • Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae)
  • Zählt zu den Steinobstgewächsen (Amygdaleae)
  • Botanischer Name Prunus cerasus
  • Habitus als Strauch oder Baum mit überhängenden Zweigen
  • Höhenwachstum von 1 Meter bis 5 Meter
  • Glatte, rötliche Rinde in der Jugend, später borkig
  • Weiße Blütendolden im April und Mai
  • Erntereife Kirschen in Juli und August
  • Tiefrote, kugelige Steinfrüchte bis 20 mm Durchmesser
  • Sommergrün und winterhart bis -29 Grad Celsius

Kultiviert wird die Sauerkirsche auf der gesamten Nordhalbkugel. Norwegen markiert dabei die nördliche Grenze. In den Alpen finden sich verwilderte Exemplare noch in 1800 Metern Höhe.

Standort und Bodenbeschaffenheit

Kultiviert als Baum, strebt die Sauerkirsche im Durchschnitt nur bis zu 300 cm in die Höhe. Ihre ausladende Krone bedingt dabei einen ausreichenden Abstand zu den anderen Pflanzen des Gartens. Sofern Sie als Hobbygärtner auf eine rationelle Raumnutzung in Ihrem Garten angewiesen sind, kommt eine Sauerkirsche als Strauch dem Platzangebot besser entgegen. In Bezug auf die Ansprüche an den Standort bestehen keine Divergenzen.

  • Sauerkirsche Sonnige bis halbschattige Lage
  • Warm, geschützt und ein wenig luftig
  • Lehmhaltige, frische, nicht zu schwere Erde
  • Humos, nährstoffreich und durchlässig

In einer Kombination aus Lehm und kiesigem Sand fühlt sich die Sauerkirsche besonders wohl. Im kalten, nassen und verdichteten Boden verweigert der Obstbaum dagegen konsequent Blüte und Fruchtbehang. Sollte in Ihrem Pflanzplan nur Platz für eine Schattenmorelle vorhanden sein, stellt dies kein Problem dar für die selbstfruchtende Sauerkirsch-Art. Mithilfe eines weiteren Exemplars verbessern Sie gleichwohl die Ausbeute an vollmundigen Kirschen. Diese muss übrigens nicht zwingend in unmittelbarer Nähe gepflanzt werden. Im Umkreis von 200 bis 300 Metern verbessern Befruchtersorten immer noch den Ertrag Ihrer Sauerkirsche.

Gießen

Unter landläufigen Kulturbedingungen beschränkt sich die Pflege einer Sauerkirsche auf einige wenige Aspekte.

  • Gießen ist nur erforderlich, wenn der natürliche Regen ausbleibt
  • Bevorzugt am frühen Morgen oder nach Sonnenuntergang wässern
  • Nicht Überkopf gießen, sondern unmittelbar auf den Wurzelbereich

Das Erdreich bleibt länger feucht und warm unter einer Schicht aus Mulch. Als Mulchmaterial haben sich Kompost und Grasschnitt bewährt. Rindenmulch ist weniger geeignet, weil er dem Boden Nährstoffe entzieht.

Düngen

Pferdemist Der Trend zum organischen Düngen im Hausgarten hält ungebrochen an. Mit Kompost, Hornspänen, Pferdedung oder Stallmist gibt sich ihre Sauerkirsche zufrieden. Ohne die Gefahr einer Überdüngung, versorgen Sie das Steinobst auf ökologisch verträgliche Weise mit allen wichtigen Nährstoffen, wie Stickstoff, Phosphat und Kalium. Organischer Dünger wird in einer dünnen Schicht auf der Baumscheibe verteilt und mit dem Rechen eingearbeitet. Streuen Sie den Dünger etwas weiter aus, als sich die Krone ausstreckt, denn die wichtigen Feinwurzeln befinden sich jenseits der Kronentraufe. Sofern Ihnen kein Gartenkompost, Dung oder Mist zur Verfügung stehen, düngen Sie mit einem Sud aus Beinwell. Die Pflanzen gedeihen reichlich in freier Natur und sind von Weitem erkennbar an ihren aparten, Glockenblüten in leuchtendem Violett. Die Mixtur ist rasch hergestellt:

  • 1 kg frische Beinwellblätter in einem 10-Liter-Fass mit Regenwasser ansetzen
  • Abdecken und in einer sonnigen Ecke des Gartens platzieren
  • Täglich den Deckel lüften und den gärenden Sud umrühren
  • Nach 10 bis 12 Tagen ist der Beinwell-Dünger fertig

Der gehaltvolle biologische Flüssigdünger wird vor der Anwendung verdünnt mit Regenwasser im Verhältnis 1 : 10. Alle 4 Wochen direkt auf die Baumscheibe der Schattenmorelle versprüht, verleihen Sie dem Obstbaum eine geballte Ladung Lebenskraft.

Hinweis: Beinwellsud nicht auf Blätter, Blüten und Triebe sprühen, weil die scharfen Ingredienzien den oberirdischen Pflanzenteilen nicht gut tun.

Eine Sauerkirsche im Kübel düngen erfahrene Hobbygärtner aus praktischen Gründen vorzugsweise mit Flüssigdünger aus dem Fachhandel. Halten Sie dabei die Dosierungsempfehlung des Herstellers ein, denn eine Überdüngung ist schnell passiert und nur sehr schwer zu revidieren.

Überwintern im Beet

Ein gut etablierter Sauerkirschbaum ist  winterhart bis -29 Grad Celsius. Da die Blüte im Vergleich zu anderen Frühlingsblühern erst später erscheint, stellen Spätfröste eher selten eine Gefahr für diese Steinobstsorte dar. Eine intensive Sonneneinstrahlung kann gleichwohl die dekorative, rötlich-braune Rinde erheblich beeinträchtigen, indem sie Risse und Spalten verursacht. Pilzsporen, Viren und Schädlinge lauern nur auf einen derartigen Zugang zum Inneren des Baumes, um sich hier auszubreiten. So weit muss es nicht kommen, denn mit folgender Maßnahme wehren Sie solche Attacken auf die Gesundheit der Sauerkirsche erfolgreich ab:

  • Den Stamm junger Schattenmorellen in den ersten 2-3 Jahren mit Juteband umwickeln.
  • Wahlweise Bandagen aus Schilfrohr oder Bast herstellen
  • In den dann folgenden Jahren den Stamm mit Kalkmilch streichen

Schattenmorelle Den schützenden Weißanstrich tragen Sie im Herbst auf bis in die Krone. Anwendungsfertige Mixturen hält der Fachhandel bereit. Die einfache Mischung lässt sich ebenfalls mit wenigen Mitteln selbst produzieren. Gelöschter Kalk wird mit Wasser übergossen im Verhältnis 1 : 10 und ausgiebig verrührt. Einige Handvoll Hornmehl reichern die Lösung an und verbessern infolgedessen die Festigkeit. Nach einiger Zeit nimmt die Mischung eine zähflüssige Konsistenz an. Die Wartezeit lässt sich ausgezeichnet nutzen, um die Rinde der Schattenmorelle mit einer Drahtbürste zu reinigen von Moos und loser Borke. Aufgetragen ist der Weißanstrich mit einer Malerquaste im Handumdrehen. Geben Sie jeder Schicht ein wenig Zeit zum Trocknen, bis die nächste Lage folgt. Auf diese Weise fahren Sie fort, bis von der Rinde schließlich nichts mehr durchscheint.

Überwintern im Kübel

Im kleinen Garten kultivieren Hobbygärtner die Sauerkirsche gerne in Säulenform als Kübelpflanze auf Balkon und Terrasse. Im Pflanzgefäß profitiert eine Schattenmorelle leider nur wenig von ihrer natürlichen Winterhärte, denn es besteht höchste Gefahr, dass der nahezu ungeschützte Wurzelballen durchfriert. Folglich ist ein frostfreies Winterquartier ideal für das Obstgehölz. Wo ein solches nicht zur Verfügung steht, sind folgende Schutzvorkehrungen empfehlenswert:

  • Den Kübel auf Holz stellen und mit Luftpolsterfolie umwickeln
  • Umsiedeln in eine geschützte Ecke oder vor die Südwand des Hauses
  • Den Wurzelballen bedecken mit einer dicken Schicht aus Laub und Stroh

Während der ersten 2 bis 3 Lebensjahre schlagen Sie die Triebe einer Sauerkirsche mit einem Jutesack ein, um Erfrierungen vorzubeugen. Pendeln sich im Frühjahr die Temperaturen konstant oberhalb des Gefrierpunktes ein, entfernen Sie den Winterschutz wieder, damit sich unter den ersten wärmenden Sonnenstrahlen kein Schimmel bildet.

Schneiden

Mit einem jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 40 cm, zählt die Sauerkirsche zu den wüchsigsten Obstgehölzen. Ein jährlicher Fruchtholzschnitt ist somit unverzichtbar. Da eine Schattenmorelle grundsätzlich an den einjährigen Trieben fruchtet, bestimmt dieser Umstand wesentlich die Vorgehensweise beim Schneiden.

  • Die Sauerkirsche jedes Jahr nach der Ernte zurück schneiden
  • Späte Sorten besser erst im Februar/März des nächsten Jahres schneiden
  • Einen Tag wählen mit warmer, trockener Witterung ohne pralle Sonne
  • Alle vorjährigen Fruchttriebe um mindestens ein Drittel kürzen
  • Totholz auslichten, schwächelnde Zweige entfernen
  • Von sich kreuzenden Trieben zumindest einen vollständig abschneiden

Zweige, die offensichtlich zu langen Peitschen geraten, kürzen Sie bis auf 2 oder 3 Augen radikal ein. Im Fokus des Schneidens stehen junge, kräftige Triebe. Damit diese in der nächsten Saison einen üppigen Fruchtbehang entwickeln, werden sie schließlich bis auf eine Länge von ca. 30 cm gestutzt.

Bei der Schnittführung konzentrieren Sie sich auf eine leichte Schräghaltung der Schere, die Sie knapp oberhalb einer nach außen gerichteten Knospe ansetzen. Diese Technik ist empfehlenswert, weil Regenwasser zügig von den Schnittwunden abläuft und Fäulnis keine Chance hat. Im gleichen Zug erfährt das schlafende Auge einen Wachstumsschub in der kommenden Saison.

Am Ende eines fachgerechten Schnitts, präsentiert sich Ihnen eine luftige, harmonisch geformte Krone, in der jeder Zweig mit reichlich Licht, Sauerstoff und Sonnenschein verwöhnt wird.

Krankheiten und Schädlinge

Die Schattenmorelle erfreut sich ihrer enormen Popularität übrigens unter anderem dank einer robusten Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Kommt es dessen ungeachtet zu gesundheitlichen Problemen, trägt mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der folgenden Verursacher die Schuld daran.

Monilia Fruchtfäule

Monilia Fruchtfäule

Die Monilia Spitzendürre geht in der Regel Hand in Hand mit der Monilia Fruchtfäule. In diesem Fall befällt der Erreger Monilia fructicola beschädigte Kirschen, sodass sie ungenießbar sind. Machen Sie sich die Mühe, alle paar Tage verletzte Früchte zu entfernen, nehmen Sie den Pilzsporen indes jegliche Angriffsfläche. Zu dieser simplen Bekämpfungsmethode gehört ebenso, die zu Boden gefallenen Kirschen aufzusammeln.

Monilia Spitzendürre

Entfacht wird die Pilzkrankheit durch den Erreger Monilia laxa. Das Schadbild ist gekennzeichnet durch welke Blüten und traurig herabhängendes Laub. Die Pilzsporen haben sich bislang als ausgesprochen hartnäckig erwiesen, weil sie fähig sind, in Fruchtmumien und Zweigen zu überwintern. Auf die jungen Triebe des nächsten Frühjahrs haben die Erreger es abgesehen, während sie mehrjähriges Holz verschonen. So bekämpfen Sie die Monilia Spitzendürre:

  • Resistente Sorten pflanzen, wie ‚Morina‘, ‚Safir‘ und ‚Karnevol‘
  • Streng die erforderlichen Standortbedingungen berücksichtigen
  • Im nass-kalten Frühjahr die Fruchttriebe in isolierendes Vlies hüllen
  • Stets sämtliche Fruchtmumien abpflücken und vom Boden auflesen
  • Den jährlichen Form- und Erhaltungsschnitt nicht ausfallen lassen

Chemische Fungizide sind für den Hausgarten nicht erlaubt und treffen auch nicht die Intention gesundheits- sowie umweltbewusster Gärtner. Verschiedene natürliche Präparate, wirken nachweislich vorbeugend gegen eine Infektion. Steinmehle gehört dazu, wie Ulmasud oder Neudovital, ein biologisches Stärkungsmittel. Biogärtner plädieren für eine Spritzung mit Meerrettichtee oder Pechnelkenextrakt unmittelbar in die Blüten

Kirschfruchtfliege

Die Schädlinge sind 5 mm klein und gut zu erkennen aufgrund eines leuchtend gelben Rückenschildes. Von Mitte Mai bis in den Juli hinein erstreckt sich ihre Flugzeit. Vorzugsweise im Kronenbereich legen die Weibchen ihre Eier ab, unmittelbar in die Kirschen. Die Früchte werden faul und fallen zu Boden. Die Maden fallen gleich mit zur Erde, verpuppen und überwintern dort, um im nächsten Frühjahr erneut zuzuschlagen.

  • Maden Späte Sorten der Schattenmorelle sind besonders gefährdet
  • Die Sauerkirschbäume so früh wie möglich abernten
  • Baumscheiben permanent mulchen bis zur Ernte
  • Klebefallen in die Krone hängen, um die Weibchen zu fangen
  • Von Mai bis Juli engmaschige Insektennetze um die Krone spannen

Fazit
Eine Sauerkirsche im Garten bereitet nur wenig Arbeit. Stattdessen liefert sie im Frühling ein atemberaubendes Blütenspektakel, dem eine üppige Ernte saftiger Schattenmorellen folgt. Um dahin zu gelangen, sollte insbesondere der Standort warm, geschützt und sonnig sein. Gießen ist bei normalem Regenaufkommen überflüssig. Gedüngt wird mit einem organischen Dünger, den Hobbygärtner ohnehin meist griffbereit haben. Zentrales Element der Pflege stellt ein fachgerechter Schnitt dar, der mithilfe einer Anleitung selbst vom Anfänger schließlich problemlos durchführen ist.